Es ist oft sehr schwierig”
Tag der Offenen Tür im
Asylbewerberheim / 80 Menschen aus 19 Ländern
(LR) Das Asylbewerberheim in Spremberg liegt etwas versteckt und abseits an
einem Schotterweg hinter dem Bahnhof. Etwa 80 Menschen aus 19 Nationen
leben dort mehr oder weniger friedlich unter einem Dach zusammen. “Es
ist häufig sehr schwierig”, sagt Heimleiterin Regina Metag. Bei einem
Tag der offenen Tür konnten sich gestern interessierte Bürger über die
Lebensbedingungen der Asylanwärter informieren.
“Ich möchte nicht in der Situation dieser Menschen stecken” , sagt
Monika Wagschal, die Ausländerbeauftragte des Landkreises Spree-Neiße.
Obwohl die Menschen, die zumeist aus Krisenregionen wie Afghanistan,
Irak und aus Afrika stammen, mit Essen und einem Dach über dem Kopf
versorgt sind, kann von komfortabler Lebensweise nicht die Rede sein.
“Die Auflagen, denen diese Menschen unterliegen, werden streng
gehandhabt” , sagt Monika Wagschal. So dürfen die Asylbewerber den
Landkreis nicht verlassen. “Eine Fahrt zur Botschaft nach Berlin muss
beantragt werden” , so die Ausländerbeauftragte.
Derzeit sind etwa hundert, zumeist männliche Asylbewerber im Spremberger
Heim gemeldet. Nicht alle leben ständig in der Unterkunft. Sie werden
jeweils vom zentralen Aufnahmelager in Eisenhüttenstadt zugewiesen.
An Taschengeld stehen den Menschen, die zumeist mehrere Jahre im Heim
verbringen, 40 Euro zu. Darüber hinaus erhalten sie Essensmarken, mit
denen sie einkaufen können. Die Zimmer im Wohnheim sind zumeist sehr
eng. Sechs Quadratmeter pro Person stehen ihnen zu.
Eine Bewohnerin des Spremberger Wohnheimes ist die 29 Jahre alte Biljana
N., sie hat drei Kinder und kommt aus Jugoslawien. Die geschiedene Frau
wohnt seit einem Jahr im Asylbewerberheim. Auf die Frage, ob es ihr dort
gefalle, wippt sie mit dem Kopf hin und her. Die junge Frau würde lieber
in der der Innenstadt wohnen, so wie es bei einigen anderen
Asylbewerber-Familien der Fall ist.
“Es kommt schon mal zu Reibereien im Haus” , sagt Heimleiterin Regina
Metag. Das Wichtigste sei in solchen Situationen, dass man die Ruhe
bewahre. Regina Metag leitet das Heim mittlerweile seit sieben Jahren.
Neben ihr sind in dem Haus noch zwei Sozialarbeiterinnen und ein
Hausmeister beschäftigt. Darüber hinaus gibt es weiteres Personal, das
so genannten Wachdienst macht. Es ist nach Feierabend und an den
Wochenenden da.
“In den letzten Jahren herrschen hier geordnete Verhältnisse” , sagt
Liesa Schutzka, die sich noch an die Anfänge des Asylbewerbeheimes
Anfang der 90er Jahre erinnern kann. “Da hatten wir ständig die Polizei
hier. Da wurde auch schon mal mit einer Axt geworfen” , sagt sie.
Primitivere Unterkünfte und größere Zahlen an Asylbewerbern hatten mit
zur aggressiven Stimmung der damaligen Zeit beigetragen. Auf der anderen
Seite habe es auch Anfeindungen von rechtsgesinnten Jugendlichen
gegeben, sagt Liesa Schutzka. Der damalige Hausmeister habe sich einmal
couragiert “den Glatzen” entgegengestellt.
“Nach der Wende mussten die Leute umdenken” , sagt Regina Metag, “kein
DDR-Bürger kannte Asylbewerber” . Es herrsche mittlerweile ein
akzeptables Klima. “Es bestehen enge Kontakte zu Vereinen und zum Runden
Tisch” , sagt Regina Metag. Anfang der Woche kamen bei einem
Volleyball-Turnier 40 Jugendliche im Asylbewerberheim vorbei. “Das trägt
sehr stark zur Integration bei.”
Forster Fremde unter sich
Wenig Interesse für Tag der offenen
Tür im Asylbewerber- und Aussiedlerheim
(LR) Sie hatten ihre Türen geöffnet. Doch die Forster Asylbewerber und
Aussiedler blieben doch, zumindest in der ersten Tageshälfte, fast unter
sich. Nur Vertreter von Stadt und Landkreis, Sozialamtsleiter Andreas
Kaiser und Monika Wagschal, Ausländerbeauftragte im Spree-Neiße-Kreis,
sowie Susanne Kschenka von der Regionalen Arbeitsstelle für
Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule (RAA) waren zu Gast. Einige
Spätaussiedler besuchten das Asylbewerberheim – im Rahmen ihres
Deutschunterrichts.
Ein bunt geklebtes Schild an der Wand gab darüber Auskunft, dass zurzeit
im Asylbewerberheim an der Gubener Straße Menschen aus 15 Nationen
wohnen. Daneben hingen Informationen und Zahlen zum neuen
Zuwanderungsgesetz. Die Zahlen belegen, dass Deutschland als
Zuwanderungsland von der zweiten auf die dritte Stelle nach
Großbritannien und Frankreich gerutscht ist. Gab es 2003 noch rund 67
850 Asylanträge, waren es in diesem Jahr rund 34 000.
Vormittags nur gegenseitige Besuche
Über das Leben der Asylbewerber und Aussiedler in Forst konnten sich
Einheimische an diesem Tag informieren, schauen, wie sie wohnen,
erfahren, was sie bewegt. Dieses Angebot wurde allerdings kaum genutzt.
So schauten sich nur die Spätaussiedler das Asylbewerberheim an – die
Gemeinschaftsküchen, die Toiletten auf dem Gang. Das war kaum anders als
in dem Aussiedlerheim, ihrem vorübergehenden Zuhause, das sich nur ein
paar Meter weiter befindet.
Burim Gashi, Anfang 20, zeigte sein Zimmer. Er hat es selbst tapeziert.
Der Kosovare hat schwere Kriegstraumata erlitten, wartet nun auf Asyl in
Deutschland. Seit acht Monaten lebt er in Forst. Sein Vater ist seit 15
Jahren in Berlin. Burim zeigt einen Brief, der es ihm erlaubte, vor
einer Woche den Vater für einen Tag zu besuchen. Ohne Genehmigung darf
er den Spree-Neiße-Kreis nicht verlassen. Burim Gashi lernt Deutsch,
trifft sich mit Freunden, die er inzwischen gefunden hat.
Manche schon ein Jahrzehnt hier
“Manche wohnen schon zehn oder elf Jahre hier”, sagt Heimleiter Andreas
Halla. Bei manchen dauere es dagegen nur ein Jahr, bis über den
Asylantrag entschieden wird. Danach gefragt, wie die Integration laufe,
verweist Halla gerne auf die Sportvereine Rot-Weiß Forst und Tanzclub
Rose, bei denen Asylbewerber und Aussiedler trainierten. “Wir bieten den
Heimbewohnern die Möglichkeit, auf dem Sportplatz zu trainieren”, sagt
Andreas Kaiser, der in Vertretung des Bürgermeisters gekommen war. Bei
den Kindern gebe es kaum Probleme, so Halla, die lernten in der Schule
Deutsch und fänden dort Freunde. “Die einheimischen Freunde kommen oft
hierher.”
Doch leicht sei es nicht, als Ausländer, zumal mit dunkler Hautfarbe, in
Forst anzukommen. Das sagten ein paar junge Männer, die sich auf dem
Flur trafen und schauten, wie der “Tag der offenen Tür” läuft. “Die
Leute haben Angst vor dem Kontakt zu uns, vor dem Fremden”, sagte ein
Iraner. “Vor allem machen sie sich Sorgen, was die Nachbarn denken, wenn
sie mit Ausländern gesehen werden”, ergänzte ein anderer. Da sei
Falschheit zu spüren. Zudem habe man als junger Mensch in Forst wenig
Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten.
Die Sprache ist das Hauptproblem
Unter sich blieben auch die Aussiedler, die in ihr Übergangswohnheim
eingeladen und Speisen aus ihrer Heimat vorbereitet hatten. “Es fällt
schwer, sich hier einzugewöhnen”, sagen die Teilnehmer des Deutschkurses
von Marianne Schlagmann. Die Sprache ist das Hauptproblem bei der
Eingewöhnung. Ab 1. Januar muss jeder, der als Aussiedler oder
Angehöriger von Aussiedlern nach Deutschland kommt, Sprachkenntnisse
nachweisen. Das war bisher nicht so.
Nach der Ankunft in Deutschland gibt es weiterhin die Pflicht, Deutsch
zu lernen. Doch Forst hat zu wenige Aussiedler, um die Kurse
entsprechend dem Sprachvermögen zu teilen. “Meist sitzen alle in einem
Kursus. Egal, wie sie sprechen”, merkt Petra Halla von der
Beratungsstelle für Aussiedler an. “Es ist schwer”, sagt Alla,
die aus
Usbekistan nach Deutschland kam, “aber wir bemühen uns, auch im Alltag
Deutsch zu sprechen – im Bus, beim Einkauf”. Wenn ein Aussiedler erst
einmal in einem deutschen Team arbeite, gehe das Sprachenlernen ganz
schnell, weiß Lehrerin Marianne Schlagmann. “Einen meiner früheren
Schüler habe ich kürzlich kaum wiedererkannt, weil er so gut Deutsch
sprach.”
Als Aussiedler Arbeit zu finden, sei die Ausnahme, sagt Andreas Halla.
“Sobald die Aussiedler ins Heim kommen, fragen sie nach Arbeit.” In
ihrer Heimat hätten viele bis kurz vor der Abreise gearbeitet und würden
mit der Situation, hier herumzusitzen, nicht zurechtkommen. “Gerade für
die Männer ist das schlimm. Sie sind traditionell der Ernährer und das
Oberhaupt der Familie”, so Susanne Kschenka. Andererseits kämen viele
junge Leute ohne Ausbildung hier an, weil die Bildungsträger in der
ehemaligen Sowjetunion privatisiert seien und viel Geld kosten, weiß
Petra Halla aus Erzählungen ihrer Klienten.
Mehr Resonanz nur ein Traum?
Der Tag der offenen Tür fand im Rahmen der Woche des ausländischen
Mitbürgers unter dem Motto “Integrieren statt Ignorieren” statt. Doch
für solche Veranstaltungen Einheimische zu interessieren, sei schwer,
gaben Monika Wagschal und Andreas Halla zu. Meist seien es Bekannte der
Asylbewerber, Schulfreunde der jungen Aussiedler oder Sportler aus den
beiden Vereinen, die daran teilnehmen. Einmal das Interesse
außenstehender Einheimischer zu wecken, noch mehr Vereine anzulocken –
“das wär” ein Traum für uns”, sagt Monika Wagschal.
Guben: Afrikaner stellten ihre Länder vor
(LR) Wie schon im letzten Jahr besuchten auch in diesem Jahr wieder
afrikanische Studenten das Gubener Gymnasium, um den Schülern der 12.
Jahrgangsstufe ihr Land und ihre Kultur näher zu bringen.
Was die Jugendlichen an diesem Projekttag lernten, haben einige von
ihnen zu Papier gebracht:
Sehr locker ging es im Musikkurs zu, den ein Student aus Benin leitete.
Zusammen mit einem Mitglied seines Stammes gab uns Parfait einen
Einblick in sein Leben in seinem Land.
Zunächst berichtete er über das Leben in einer Art Großfamilie mit 200
Mitgliedern und über die für Westafrika typische Religion Voodoo. Nach
diesem sehr informativen Vortrag, bei dem unser Referendar durch seine
fröhliche Vortragsweise begeistern konnte, war das Tanzen und Musizieren
an der Reihe. Musik ist in Afrika in jeder Lebenslage präsent.
Dem quirligen Parfait gelang es, Schüler und Lehrer gleichermaßen fürs
Tanzen zu begeistern. Frei improvisiert bewegten sich alle zu den
afrikanischen Klängen, die sofort ins Blut gingen und keinen auf den
Plätzen hielten.
Man kann sich nur wünschen, dass dieses Projekt auch in den nächsten
Jahren noch durchgeführt werden kann.
Samson Huni stellte uns Simbabwe hinsichtlich der allgemeinen Geschichte
ab dem 15. Jahrhundert, der Landwirtschaft, dem Schul- und
Bildungssystem, der Rolle der Frau und Aids vor. Der im südlichen Afrika
liegende Binnenstaat ist zwar flächenmäßig größer als Deutschland, hat
aber eine deutlich geringere Einwohnerzahl (etwa zwölf Millionen). Davon
leben 70 Prozent auf dem Land in einfachen Holz- und Strohhütten. Können
die Familien das Schulgeld aufbringen, dann dürfen Stadtkinder ab fünf
Jahren und Kinder vom Dorf mit sechs bis sieben Jahren zur Schule gehen.
Dabei ähnelt das Schulsystem dem in Großbritannien: Es gibt eine Primar-
und eine Sekundarschule.
Jedoch hat die weibliche Bevölkerung auf dem Land im Gegensatz zu der in
der Stadt weniger Zugang zu Bildung. Hat eine Familie beispielsweise
sechs Kinder, was keine Seltenheit ist, kann sich aber nur die Bildung
von drei Kindern leisten, werden immer die Mädchen benachteiligt. Das
liegt an der untergeordneten Rolle der Frau, die überwiegend nur für den
Haushalt und das Gebären vieler Kinder zuständig ist.
Eine sehr erschreckende Tatsache ist die Zahl der an HIV- und
Aids-Erkrankten: 35 bis 40 Prozent der Bevölkerung. Allein in einer
Woche sterben 4000 Menschen an dieser unheilbaren Krankheit. Ursache
dafür sind die oberflächliche Einstellung vieler Männer zur Verhütung
und die Tatsache, dass ein Mann mehrere Frauen haben darf. Aufgrund
dessen gibt es in Simbabwe schätzungsweise mehr als 800 000 Aids-Waisen.
Alles in allem war dieser etwas andere Schultag zum Kennenlernen einer
fremden Kultur sehr lehrreich und interessant. Abgerundet wurde dieses
Projekt mit der Verkostung afrikanischer Gerichte.
Ein weiterer Student, der im Rahmen des Projekttages unsere Schule
besuchte, war Kontoglo Atiye aus dem Togo. Er hielt einen Vortrag über
die Kolonialisierung und ihre Folgen in Afrika und speziell im Togo, der
kurze Zeit deutsche und später französische Kolonie war.
Zur Veranschaulichung zeigte er uns ein interessantes Video, in dem
unter anderem Szenen der Berliner Konferenz 1885, in der sich die
Weltmächte jener Zeit auf eine “gerechte” Aufteilung Afrikas einigten,
auf eine humorvolle Weise nachgespielt wurden. So wurde uns bewusst, wie
damals ohne Beachtung der Stammesgrenzen und ohne Beteiligung der
Bevölkerung über die heute noch bestehenden Staatsgrenzen entschieden
wurde. So wurden Stämme und Familien auseinandergerissen und mussten
fortan in unterschiedlichen Staaten mit unterschiedlichen Amtssprachen
leben.
Als Beispiel erwähnte Kontoglo Atiye, dass Teile seiner Familie in Ghana
leben. Auf der anderen Seite wurden Mitglieder verschiedener Stämme
gezwungen, in einem Staat zusammenzuleben, was unvermeidlich zu
Konflikten führte und worin Atiye eine Ursache für die vielen
Bürgerkriege sieht.