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Arbeit & Soziales

Wenn Bildung zum Geschäft wird

Die möglichst beste Bil­dung und Ver­sorgung von Kindern liegt uns allen am Herzen und ist für eine gerechte Gesellschaft eines ihrer erstrebenswertesten Ziele. Es gibt kaum ein anderes The­ma, dass so emo­tion­al beset­zt ist und sich daher so gut zum Stim­men­fang eignet. Nur wie sollte dies umge­set­zt wer­den bzw. wie wird dies in unser­er gewin­nori­en­tierten Gesellschaft bish­er umgesetzt?
Das Prob­lem ist die Pri­vatisierung von (frühkindlich­er) Bil­dung und Betreu­ung von Men­schen im All­ge­meinen. Die öffentliche Hand gibt in Pots­dam ihre Ver­ant­wor­tung in die Hände von pri­vat­en Trägern. Diese nen­nen sich dann z.B. AWO (Arbeit­er Wohlfahrt), EJF (evan­ge­lis­ches Jugend- und Für­sorgew­erk), Frö­bel und Ober­lin­haus. Diese Träger führen zwar häu­fig das kleine g (für gemein­nützig) in ihrem Namen doch bleibt die Frage: in welchem Umfeld agieren sie? Dadurch, dass die Stadt Pots­dam ihre öffentlichen Kindergärten dicht machte, wurde ein Markt geschaf­fen, auf dem es, wie auf jedem anderen Markt, nur um Ange­bot, Nach­frage und Vor­ma­cht­stel­lung geht. Um als einzel­ner Träger auf diesem Markt aus miteinan­der konkur­ri­eren­den Trägern beste­hen zu kön­nen, muss dieser mit den gle­ichen harten Ban­da­gen kämpfen wie jedes andere Unternehmen auch. Und so wie diesen Unternehmen geht es den Trägern der Kitas let­z­tendlich nur um den Gewinn, der am Ende eines Monats übrig bleibt. Denn dieser Gewinn ist die entschei­dende Kom­po­nente von der abhängt, ob das Unternehmen, egal ob mit oder ohne Gemein­nützigkeit, auf dem Markt erfol­gre­ich han­delt und somit in näch­ster Zukun­ft weit­er hand­lungs­fähig ist. Geld muss also in Mar­ket­ing, Wer­bung, Expan­sion, Ver­drän­gung und so weit­er und so fort gesteckt wer­den. Viel Geld. Aber von wo kommt das Geld? Und viel span­nen­der, wo sollte es eigentlich lan­den? Ganz klar – beim Kind! Doch um ganz vorne mit zu mis­chen, brauchen die Träger eine Par­al­lel­struk­tur um auf diesem Markt zu über­leben. Diese Par­al­lel­struk­tur frisst weit mehr Geld als die paar jäm­mer­lichen Euro, die dafür im offiziellen Etat vorge­se­hen sind.
Und so wer­den Posten geschaf­fen und finanziert, die nichts mit frühkindlich­er Bil­dung zu tun haben und dieser auch nicht nutzen. Sie nutzen auss­chließlich dem Unternehmen und dessen Bestre­bun­gen, sich auf dem Markt eine Vor­rang­stel­lung zu sich­ern. Der Stadt Pots­dam ist dies dur­chaus bewusst. Doch auch sie ver­fol­gt Inter­essen, die am Men­schen vor­beige­hen. Möglichst geringe Kosten für möglichst wenig Aufwand. Solange sich nie­mand beschw­ert und auf­muckt oder das ganze Sys­tem ins Stock­en gerät. Dauer­hafte Unter­fi­nanzierung kann nun ein­mal keine her­vor­ra­gende Dien­stleis­tung her­vor­brin­gen. So wird auch gern mal ein Auge zuge­drückt, wenn die eige­nen Vorschriften nicht umge­set­zt wer­den. Das Prob­lem ist uns allen aus unseren eige­nen Erfahrun­gen oder aus Erzäh­lun­gen bekan­nt. Sei es vom Nach­barn, der als Pfleger im Kranken­haus alleine auf zwei Sta­tio­nen arbeit­et, die Lebens­ge­fährtin, die in der Kita zehn Krip­penkinder allein betreut, oder die Fre­undin, die für acht schw­erst trau­ma­tisierte junge Men­schen gle­ichzeit­ig da sein muss. Egal ob in der Kita, im Kranken­haus oder im Betreuten Wohnen, das grundle­gende Sys­tem ist über­all iden­tisch und nen­nt sich: Kapitalismus.
Es ist ein guter, richtiger und wichtiger Schritt, einen besseren Betreu­ungss­chlüs­sel für das eigene Kind zu fordern. Bei dieser Forderung sollte der Protest allerd­ings nicht aufhören:
Lasst uns gemein­sam für ein sol­i­darisches und gerecht­es Bil­dungs- und Betreu­ungssys­tem kämpfen!?
Für das gute Leben für ALLE!

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