Rechtsextreme bei der elften Einsegnungsfeier auf dem Georgenberg
Die elfte Einbettungs- und Einsegnungsfeier für die sterblichen Überreste
von zehn Kriegstoten fand am vergangenen Samstag auf dem
Georgenberg-Friedhof statt (die RUNDSCHAU berichtete). Unter die normalen
Gästen hatten sich auch Besucher gemischt, die nach ihrem Äußeren deutlich
als zur rechtsextremen Szene zugehörig zu erkennen waren. RUNDSCHAU-Leser
machten die Redaktion später auch auf einen Kranz an den Gräbern der
Kriegstoten aufmerksam, der offensichtlich von einem «Kameradschaftsbund
Cottbus» niedergelegt worden war.
Eine «Kameradschaft Cottbus» ist unter anderem dem Brandenburger
Verfassungsschutz bekannt. In einem Vortrag erwähnt sie der
Verfassungsschutz-Mitarbeiter Michael Hüllen: «Ein aktuelles Beispiel für
diese Vernetzungsbemühungen durch Kameradschaftsverbunde ist der «Märkische
Heimatschutz» (MHS). Laut Eigenaussage ist der MHS ein Verbund von
«Nationalisten» aus den Landkreisen Barnim, Uckermark und Oberhavel.
Kontakte ins südliche Brandenburg, zur Kameradschaft Cottbus, sind ebenfalls
vorhanden.»
Wer sich hinter der «Kameradschaft» beziehungsweise dem «Kameradschaftsbund
Cottbus» verbirgt, dafür hat man auch brandenburgischen Mobilen
Beratungsteam gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt
einige Anhaltspunkte. Dort vermutet man, dass es sich bei dieser Gruppierung
um einen Reorganisationsversuch von jungen Neonazis aus Cottbus Sachsendorf
handelt, die ursprünglich aus dem Dunstkreis der 1992 verbotenen Deutscher
Alternative (DA) und anderer Auffangbecken für rechte Nationalisten stammen.
Übersehen konnte man die mit Bomberjacken, Stiefeln und zum Teil mit
Landser-Mützen bekleideten Besucher auf dem Spremberger Georgenberg nicht.
Auch Bürgermeister Dr. Klaus-Peter Schulze, als Oberhaupt der Stadt bei der
Einsegnungsfeier anwesend, erinnert sich: «Es ist mir aufgefallen, dass
wieder einmal welche da waren, die einen rechtsgesinnten Eindruck machten.
Im vergangenen Jahr war das genauso. Ich habe auch den niedergelegten Kranz
gesehen und werde entsprechende Maßnahmen ergreifen.» Welche Maßnahmen das
sein könnten, darauf wollte der Bürgermeister gestern allerdings noch nicht
genauer eingehen. Er wolle erst mit den verantwortlichen Mitarbeitern in der
Stadtverwaltung Rücksprache halten, ob und wie man solche Auftritte in
Zukunft verhindern könne.
Ruth Barnasch ist ehrenamtliche Geschäftsführerin des Volksbundes Deutsche
Kriegsgräberfürsorge in Spremberg, durch dessen sehr aktive Recherche- und
Umbettungsarbeit in den letzten Jahren zahlreiche Kriegstote eine letzte
Ruhestätte auf der Zentralen Kriegsgräberstätte auf dem Georgenberg gefunden
haben. Auch sie wohnte der Einbettungs- und Einsegnungsfeier am vergangenen
Samstag bei. Weder die rechten Jugendlichen noch der Kranz seien ihr aber
aufgefallen, sagt sie. Über einen Missbrauch solcher Veranstaltungen für
fremde Zwecke sei der Volksbund aber nicht glücklich: «Ich erinnere mich,
dass es bei einer früheren Feier sogar einen Zwischenruf gegeben hat, der
inhaltlich gar nicht in unserem Sinne war und die Veranstaltung gestört
hat.»
Worte der Trauer und des Trostes sprachen während der ökomenischen Feier am
Samstag Pfarrer Norbert Joklitschke von der katholischen Kirchgemeinde St.
Benno und Pfarrer Johann-Jakob Werdin von der evangelischen
Michaelkirchgemeinde. Auch Johann-Jakob Werdin waren die Rechtsextremen am
Rande der Veranstaltung aufgefallen: «Zum Glück waren sie unauffällig. Ich
dachte mir nur: Wenn die hier bestatteten Soldaten wüssten, mit welchen
Einstellungen ihr hier seid, die würden sich im Grabe umdrehen. Für mich war
es schon schwer eine Weihe abzuhalten, wenn Leute anwesend sind, die nur da
sind, um ihre Ideologie zu vertreten. Ich selbst kann so etwas aber nicht
verhindern.»