Aufruf zu Antifa-Aktionen gegen die Nazidemo in Belzig
Antifaschistische Aktionen
Belzig, 8. Mai, 19 Uhr
Checkt: 0162/6467652
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Der 8. Mai 1945 steht symbolisch
für die Befreiung Europas
von der nationalsozialistischen
Barbarei. Für mehrere Millionen
KZ-Häftlinge, ZwangsarbeiterInnen
und Kriegsgefangene bedeutete dies
Freiheit. Nach jahrelangem
unvergleichbarem Terror in den
Lagern, der Ausbeutung in
Wirtschaft und Kriegsindustrie,
der Euthanasieprogramme und
der rassistischen
Menschenversuche, grenzt es an
ein Wunder, dass sie überlebten,
während über 40 Millionen
Menschen dem kollektiven
Vernichtungswahn der deutschen
Volksgemeinschaft zum
Opfer fielen.
“Deutschland denken, heißt
Auschwitz denken.” (Adorno)
Der Begriff Auschwitz steht
für die Ermordung von
über sechs Millionen
Juden in deutschen
Konzentrationslagern.
Wenn gleich auch in zahlreichen
anderen Ländern antisemitische
Strömungen existierten, die sich
ebenfalls öffentlich und aktionistisch,
wie beispielsweise durch
Pogrome o.ä. äußerten, so kann
man dies doch keineswegs mit
den Zuständen im Dritten Reich
vergleichen bzw. gleichsetzten.
Nur im nationalsozialistischen
Deutschland konnte der
Antisemitismus als Wahnmodell
für die große Masse der
Bevölkerung einer einzelnen
Nation konstitutiv werden und
so das völkische
Vernichtungsprojekt der
Deutschen an den Juden überhaupt
erst ermöglichen. Denn es
war keineswegs bloß eine kleine
NSDAP-Verbrecherbande,
welche die deutsche
Bevölkerung für ihre Interessen
ausnutzte. Hitler war kein
Diktator, der die Deutschen
unterdrückte und ihnen seinen
Willen aufzwang, er war der
Ausdruck des antisemitischen
Wahns und des Bedürfnisses der
Deutschen nach einem reinen,
zusammengeschweißten
Volkskörper. Und auch der industrielle
Massenmord an den
Juden war kein Geheimnis, sondern
wurde von der Bevölkerung
Deutschlands selbst durchgeführt.
Niemand wollte aus dem
Kollektiv ausscheren,
auffällig sein oder “undeutsch”,
denn man wusste was mit jenen
geschah, die nicht ins
Einheitsbild des deutschen
Volkes passten, mit den Juden,
den Homosexuellen und
Kommunisten. Auschwitz passierte
in Deutschland und eben
nicht in Frankreich, England oder
den USA und ist somit als spezifisch
deutsch zu begreifen.
Wenn also die Preußische
Aktionsfront am 8. Mai unter
dem Motto “Schluss mit der
Befreiungslüge” demonstriert,
nehmen sie einen positiven
Bezug auf die nationalsozialistischen
Verbrechen, indem sie die
Verdienste der Alliierten gezielt
verneinen. Dieser
Schulterschluss wird umso deutlicher,
wenn man sich das
Programm der “Bewegung Neue
Ordnung” ansieht, dass von
Belziger Neonazis vor dem
Jugendzentrum Pogo verteilt
wurde. So heißt es in § 3: “Wir
fordern die Wiederherstellung
des deutschen Staatsbürgerschaftsrechts
nach dem Prinzip
der Abstammung. Deutscher ist,
wer deutschen Blutes ist.”
Dieser, sowie weitere Punkte
könnten fast wortwörtlich aus
dem NSDAP — Parteiprogramm
vom Anfang der 20er Jahre übernommen
worden sein. Wer also
am 8. Mai, der für
das Ende des nationalsozialistischen
Terrors steht,
für Deutschland demonstriert,
ordnet sich
unmittelbar in die Reihe
der von den Deutschen
begangenen Verbrechen ein
Als Konsequenz aus dem 2.
Weltkrieg ist es folglich notwendig
den alliierten Soldaten den
größten Dank entgegenbringen.
Sie waren es, die im Dienste
des Humanismus das überrannte
Europa vom nationalsozialistischen
Wahn befreiten und die
deutsche Volksgemeinschaft von
der Vollendung ihrer
“Endlösung”, dem Mord der €päischen
Juden, abhielten.
Gedenken wir also den britischen
Soldaten, die die ersten
waren, die durch ihre Luftangriffe aktive
Kampfhandlungen gegen Nazideutschland
durchführten und so die Grundlage für dessen
Ende legten.
Gedenken wir der französischen Resistance, die
der Menschheit eindrucksvoll bewies, wie sehr
bewaffneter Widerstand gegen das nationalsozialistische
System möglich war. Gedenken wir auch
den französischen Soldaten, die nach ihrer
Befreiung von der Okkupation durch
Hitlerdeutschland dieses weiterhin bekämpften.
Gedenken wir der heldenhaften Roten Armee, die
im großen vaterländischen Krieg mehr als 20
Millionen Opfer zu beklagen hatte und die 1943
in Stalingrad nachhaltig die Unbesiegbarkeit der
deutschen Armee widerlegte und durch ihren
schnellen Vormarsch Millionen von KZ — Häftlingen
vor dem sicheren Tod bewahrte.
Gedenken wir nicht zuletzt den Vereinigten
Staaten von Amerika für ihren Beitrag im antifaschistischen
Befreiungskampf. Sie waren es, die
die Sowjetunion ab 1941 durch Rohstoff und
Warenlieferungen unterstützten. Sie waren es, die
zusammen mit Großbritannien und Kanada den DDay
herbeiführten und so die zweite Front
gegen Hitlerdeutschland eröffneten, was den
Vormarsch der Roten Armee erheblich unterstützte.
Im Schwur von Buchenwald, der traditionellen
Kampfansage an den Faschismus, ist kein “Nie
wieder Krieg” zu finden. Eine Appeasement -
Haltung gegenüber der totalen Unmenschlichkeit
zeugt vom nicht verstandenen Prinzip nationalsozialistischen
Wahns: Die Vernichtung alles
Andersartigem, d.h. von allem was nicht zum
Volkskörper passt.
Am 8. Mai ist ein “Nie wieder Krieg” stets fehl am
Platz, es gilt ein “Kampf dem Faschismus auf allen
Ebenen mit allen Mitteln” als Losung einer ernst
gemeinten, antifaschistischen Überzeugung zu
artikulieren.
Deswegen rufen wir zu einem offensiven Protest
auf die Straße.
Dank an die allierten Befreier!
Erinnern heißt Kämpfen!