69 Jahre nach der Reichspogromnacht. Kein Vergeben, Kein Vergessen!! Gedenkkundgebung mit anschließender Kranzniederlegung vor dem Mahnmal der ehemaligen Synagoge in der Neuen Bergstraße in Bad Freienwalde zum Gedenken an die 1938 stattgefundene Reichspogromnacht.
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten jüdische Synagogen in ganz Deutschland. Angehörige von Sturmabteilung (SA) und Schutzstaffel (SS) zertrümmerten die Schaufenster jüdischer Geschäfte, demolierten die Wohnungen jüdischer BürgerInnen und mißhandelten ihre BewohnerInnen. 91 Tote, 267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte — das war die “offizielle” Bilanz des Terrors. Tatsächlich starben während und unmittelbar in Folge der Ausschreitungen weit mehr als 1.300 Menschen, mit mindestens 1.400 wurden über die Hälfte aller Synagogen oder Gebetshäuser in Deutschland und Österreich stark beschädigt oder ganz zerstört. Weisung zu dem Pogrom war von München ausgegangen, wo sich die Führung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) zum Gedenken an den 15. Jahrestag des Hitler-Putsches versammelt hatte. Am 10. November wurden mehr als 30.000 Juden in Konzentrationslager (KZ) verschleppt. Als Vorwand des von ihnen als angeblich spontanen Akt des “Volkszorns” deklarierten Terrors nutzten die Nationalsozialisten die Ermordung des Legationssekretärs an der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, durch den erst siebzehnjährigen Herschel Grynszpan. Er wollte so auf die Abschiebung von 17.000 polnischen Juden und Jüdinnen, zu denen auch seine Eltern zählten, nach Polen aufmerksam machen. Die aufgrund der zerstörten Schaufensterscheiben bald als “Reichskristallnacht” bekannt gewordenen Ausschreitungen waren bis dahin der Höhepunkt eines staatlichen Antisemitismus, der mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begonnen hatte. Die Reaktionen der Bevökerung während des Pogroms waren zumeist von eingeschüchterter Reserviertheit und einem schockierten Schweigen geprägt. Nur wenige Menschen, die nicht der SA oder SS angehörten, beteiligten sich aktiv an den Zerstörungen und den Brandschatzungen, auch nur wenige allerdings tätigten Hilfe für ihre jüdischen NachbarInnen. Das NS-Regime deklarierte den von der NSDAP gesteuerten Pogrom als “berechtigte und verständliche Empörung des deutschen Volkes”, die nach der weiteren Ausschaltung der Juden und Jüdinnen aus dem deutschen Wirtschaftsleben rief. Zunehmende Entrechtung, Einteignungen und “Zwangsarisierungen” sollten die Juden und Jüdinnen zur Auswanderung zwingen. Nach dem “öffentlichen” Novemberpogrom 1938 erhielt die Verfolgung einen neuen Charakter: Nun begann die “stille” Eliminierung der Juden und Jüdinnen. Auch die Zeugnisse ihrer religiösen Kultur fielen der Vernichtung zum Opfer. Deswegen sollten wir uns gemeinsam dafür einsetzen, dass dieses Geschehen niemals in Vergessenheit gerät. Denn wer, wie viele der damaligen Menschen wegschaut, der/die toleriert das Verhalten der Antisemiten und stimmt diesem mit seinem/ihrem Schweigen zu. Darum versammeln wir uns am Freitag, dem 09.11.2007, um 17.00 Uhr in der Neuen Bergstraße am Mahnmal der ehamligen Synagoge in Bad Freienwalde.