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Wie man Touristen vertreibt

(REYK GRUNOW & ANDREAS VOGEL, MAZ) NEURUPPIN Auf die Leute im Neu­rup­pin­er Rathaus ist Hol­ger Wiz­isk nicht gut zu sprechen. Vor allem vom Ord­nungsamt fühlt sich der Wirt der Gast­stätte “Rosen­garten” am Schulplatz allein gelassen. Allein mit Trinkern und Recht­en, die pöbeln, ran­dalieren und Gäste vertreiben. 

Völ­lig betrunk­en tobte ein Mann gestern stun­den­lang auf den OdF-Platz. Dass immer mehr Trinker den Rosen­garten zur öffentlichen Toi­lette erk­lären, sei fast schon nor­mal. Dass jemand mit voller Wucht mit bei­den Beinen gegen das Denkmal springt, einen anderen Mann zusam­men­schlägt, den Hit­ler­gruß skandiert und dann ein fremdes Fahrrad demoliert, hat­te Wiz­isk noch nicht erlebt. 

“Das hat schon am Mor­gen ange­fan­gen”, sagt der Rosen­garten-Wirt. Zweimal hat er die Polizei gerufen. Dort ist der Geschäfts­mann bekan­nt; schon im ver­gan­genen Jahr hat­te er wegen der Stören­friede andauernd Alarm geschla­gen. Sechs­mal war er als Zeuge vor Gericht geladen. Gebracht hat es ihm unter anderem eine eingeschla­gene Fen­ster­scheibe — wohl aus Rache. 

Trotz­dem ruft Wiz­isk immer wieder bei der Polizei an, etwas anderes bleibt ihm kaum übrig. Die pöbel­nden Män­ner vertreiben nicht nur seine Gäste. “Das kriegen die Leute über­all auf dem Schulplatz mit.” Immer wieder kämen Besuch­er, die in let­zter Minute vor dem Rosen­garten abdrehen, wenn sie die Trinker sehen. “Was sollen Touris­ten denken? Die kom­men doch nie wieder. Das kann sich die Stadt nicht leisten.” 

Die Polizei kam gestern zweimal zum Rosen­garten. Das erste Mal endete mit einem Gespräch — “und dann ist die Sache eskaliert, als die wieder weg waren”. 

Auf Hil­fe vom Ord­nungsamt hat der Wirt vergebens gewartet. Erhard Schwierz von der AG Innen­stadt hat­te zwar Ord­nungs­dez­er­nen­ten Thomas Fen­gler angerufen. Der ver­sprach, einen Mitar­beit­er vor­beizuschick­en, der laut Fen­gler auch am Rosen­garten war. Mit­bekom­men haben das aber weden Wiz­isk noch Schwierz. Als sich nach ein­er Stunde keine Hil­fe blick­en ließ, rief Wiz­isk erneut die Polizei. Dies­mal kamen acht Beamte und nah­men den Schläger mit. 

Auch Gäste von Eri­ka Bäuer­le, die am Boll­w­erk eine Zim­merver­mi­etung betreibt, haben in den ver­gan­genen Tagen über Pöbeleien geklagt. “Zwei ältere Damen, 85 und 72 Jahre, wur­den am Son­ntagabend am Boll­w­erk von Betrunk­e­nen belästigt”, sagt Bäuer­le. Ihre Gäste, die seit mehr als zehn Jahren kom­men, sind ent­täuscht. “Fast täglich gibt es Krach bis in die Nacht. Es ist schade um die schöne Ecke”, find­et Bäuer­le. Früher sei wenig­stens immer mal die Polizei gekom­men. Die Pen­sion­swirtin befürchtet, dass es auch durch Ord­nungskräfte auf Ein-Euro-Basis kaum ruhiger wird. “Für ein Euro die Stunde würde ich mich nicht ver­prügeln lassen.” 

Von den Ein-Euro-Auf­passern hält auch Wiz­isk wenig, eben­so von Sicher­heitspart­ner­schaften. “Was sollen die brin­gen, wenn das Ord­nungsamt sich nicht kümmert?”

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