In der gestrigen Nacht zeigte sich wiedereinmal ein Beispiel für die fehlende
Lernfähigkeit der Potsdamer Polizei im Umgang mit Rechtsextremismus. Gegen 2.30 Uhr
zog eine Gruppe von vier offensichtlichen Neonazis laut grölend durch die
Innenstadt. Dabei riefen sie, permanent mitten auf der Straße laufend, Parolen wie:
“Hier marschiert der nationale Widerstand” und “Frei, Sozial und National”. Ein im
Schritttempo vorbeifahrendes Polizeifahrzeug sah darin kein Grund zu handeln, obwohl
sich die Gruppe auch gegenüber der Polizei äußerst aggressiv gebärdete. Die Neonazis
zogen unbehelligt weiter und riefen dann in Höhe der Bibliothek “Sieg Heil” und
schmissen kurze Zeit später einen Mülleimer auf die Straße und randalierten dabei an
einer Baustelle. Dabei wurden sie von drei jugendlichen Passanten beobachtet, die
dieses Geschehen schon länger mit ansahen und die Polizei riefen. Diese war zu dem
Zeitpunkt abwesend. Einige Zeit später wurden im Hauptbahnhof lediglich die
Personalien der Neonazis aufgenommen. Von den am Alten Markt wartenden Zeuginnen
wurden ebenfalls die Personalien aufgenommen. Währenddessen bewegte sich die Gruppe
der Neonazis auf die ZeugInnen zu, dabei riefen sie “Dumm, Dümmer, Antifa”, sowie” 9
Millimeter für Zeckenschweine”. Auf Bitten der Jugendlichen mit dem Streifenwagen
aus Reichweite der Nazis gefahren zu werden, sagten diese nur zu, den Teil der
Zeugen, die auf ihrem Nachhauseweg, zwangsläufig an den Nazis vorbei mussten, durch
das Hinterfahren zu “schützen”. Während zwei der Zeugen also an den wild drohenden
Nazis vorbeiliefen, blieben die Polizisten weit zurück. Eine weitere Zeugin, die
Richtung Innenstadt lief wurde gar nicht geschützt. Was die Nazis ausnutzten um ihr,
mit dem Ruf “Antifa wir kriegen dich” hinterher zurennen. Nur ein Sprint verhinderte
in diesem Moment die direkte Konfrontation mit dem Nazimob.
Dazu sagt einer der Zeugen:” Wenn sich Linke derart verhalten hätten, wären diese
schon bei der ersten Begegnung mit der Polizei einer Personalienkontrolle unterzogen
worden und wären spätestens beim Grölen von Morddrohungen in Gewahrsam genommen
worden”.
Das Verhalten der Potsdamer Polizei, bestätigt einmal mehr unseren Eindruck, dass
die stetig gemachten Zusagen der Stadt Potsdam im Kampf gegen den Rechtsextremismus,
zumindest teilweise angezweifelt werden muss, da der Wille zur Umsetzung in dieser
Nacht offensichtlich fehlte.