Aufgrund diverser faschistischer und rassistischer Straftaten, wie z.B. der Mord am 16-jährigen Schüler Marinus Schöberl, riefen am Samstag (30.11.02) die AAB und die Antifa Uckermark zu Demonstrationen in und um Potzlow auf. Rund 150 AntifaschistInnen erschienen zur Kundgebung in Potzlow, die dann in eine Demo zum Jugendzentrum in Strehlow überging und dort in einer weiteren Kundgebung endete. Die EinwohnerInnen beteiligten sich an der Aktion nicht. Zuvor hatten viele von ihnen geäußert, unbedingt keine Antifademo in ihrem Ort haben zu wollen. Eine immer wieder auftauchende Begründung lautete: “Wir haben kein Problem mit Rechts. Die sind ja alle im Knast.”
Dazu kommt noch, dass es Anfangs zu einer kleinen Auseinandersetzung zwischen einem Demoangehörigen und einem Ausländerberater kam, da der Ausländerberater der Meinung war das dies weder der richtige Zeitpunkt, noch die richtige Art und Weise für die Aktionen sei.
Diesen Meinungskonflikt ordnete das ORB später in einem Fernsehbeitrag, und anderen Berichten ihrerseits, der AAB und der Antifa Uckermark zu, was natürlich falsch ist. Denn bereits die Vorbereitungen zu den Kundgebungen und Demonstrationen in Potzlow, Strehlow und Prenzlau verliefen in einem äußerst kooperativen und antifaschistischen Geiste.
Später, in einem Redebeitrag, äußerte unter Anderem eine Sprecherin der Antifa Uckermark Kritik an der akzeptierenden, offenbar konzeptlosen Jugendarbeit im nur wenige hundert Meter entfernten Strehlow. Dort verkehrten auch die Mörder. Auch die Antifa Aktion Berlin hielt einen Redebeitrag gegen akzeptierende Jugendarbeit mit Rechten.
Als weitere Richtigstellung ist zu sagen, dass die Veranstalter und Beteiligten der Aktionen niemals die harte Arbeit der Sozialarbeiter des Jugendzentrums, in Strehlow allein kritisierten oder ihnen die Schuld an dem Mord zugeschoben wird. Die Kritik ging an die misslungene Jugendpolitik der Uckermark insgesamt, die man sehr verkürzt mit folgenden Worten zusammenfassen kann: kein Geld, keine Politik, keine antirassistische Bildung, keine Förderung für emanzipatorische Projekte, sowie Akzeptanz und Toleranz gegenüber Neonazis.
Weiter ging es dann mit einer Demo in Prenzlau. Durch viele hinzukommende einheimische Jugendliche verdoppelte sich die Anzahl der DemonstrantInnen auf rund 300. Gerüchteweise versuchten einige Nazis die Demo zu fotografieren, zu größeren Zwischenfällen kam es jedoch nicht. Außer das 2 Neonazis nach zeigen eines Hitlergrußes, durch die Polizei, im vorbeugenden Sinne in Polizeigewahrsam genommen wurden. Eine Rednerin der Brandenburger Flüchtlingsinitiative erklärte auf englisch, dass Flüchtlinge im Land Brandenburg ständig rassistischer Diskriminierung und faschistischer Gewalt ausgesetzt seien. Sie wüssten, dass die Gründe dafür, die dahinter stehenden Ideen, dieselben seien, die auch die Mörder von Marinus Schöberl zu ihrem Handeln motivierten. Auch auf der Bahnfahrt zur Demo wurden die Brandenburger Flüchtlinge Opfer von rassistischen Beschimpfungen, wurden mit Bier beschüttet und gedemütigt. Glücklicherweise ging dies nicht in körperliche Gewalt über. Doch mit erreichen des Bahnhofes in Prenzlau stießen die Flüchtlinge auf Hilfe seitens der Polizei, wofür sie sich in ihrem Redebeitrag, während der Demo ausdrücklich bedankten. Diese Danksagung kann der Polizei offensichtlich hoch angerechnet werden, denn wie später in einem anderen Redebeitrag, auf der Demo gesagt wurde, ist die Angst der Flüchtlinge vor Polizisten mit der vor Neonazis zu vergleichen. Ein Grund dafür ist, dass auch einige Polizisten gegenüber den Flüchtlingen rassistische und unmenschliche Beleidigungen äußern bzw. als Druckmittel benutzen.
Auffallend war, dass unter den Demonstrations-TeilnehmerInnen unterschiedliche Standpunkte zum Verhältnis zur Bevölkerung auszumachen waren. Einige sprachen von einer “Odyssee in eine trostlose, braune Gegend” in der nichts zu erreichen sei, andere riefen PassantInnen Parolen zu, wie zum Beispiel “Leute, lasst das glotzen sein, reiht euch in die Demo ein”. Das Verhältnis von angereisten Antifas zu denen, die aus der Uckermark kommen lag schätzungsweise bei 50:50.
Fotos von den Aktionen gibt es auf www.pukk.org.