Mit einer Kundgebung will der Thälmann-Freundeskreis am Samstag gegen den
geplanten Abriss des historischen KPD-Tagungsortes in Ziegenhals
protestieren. Ihren Sprecher Heinz Schmidt befragte Oliver Fischer über die
Zukunft der umstrittenen Gedenkstätte.
Der Abriss der Gedenkstätte scheint beschlossene Sache zu sein. Was
versprechen Sie sich von dieser Demo?
Schmidt: Moment. Die Sache ist noch lange nicht in Sack und Tüten. Es ist
nur eine Abrissgenehmigung mit Auflagen ausgesprochen worden, bei der vom
Eigentümer eine Registrierung und Umlagerung der Ausstellung verlangt wird.
Das ist schon schlimm, aber der Eigentümer hat dagegen Widerspruch
eingelegt. Damit ist der Bescheid aufgehoben. Das Ringen geht also weiter,
nicht zuletzt mit unserer Protestdemonstration.
Was haben Sie geplant?
Schmidt: Wir treffen uns um 10 Uhr in der Königs-Wusterhausener
Bahnhofstraße am Brunnen und marschieren von dort zum Ehrenmal für die
Verfolgten des Naziregimes. Von dort können die Teilnehmer dann nach
Ziegenhals fahren, wo eine zweite Veranstaltung stattfinden wird.
Wen erwarten Sie dort?
Schmidt: Es haben ranghohe Vertreter aller linken Parteien ihr Kommen
zugesagt. Hans Modrow wird wahrscheinlich dort sein, soweit ich informiert
bin, kommt auch der Königs-Wusterhausener Bürgermeister Stefan Ludwig.
Welche Schritte werden Sie darüberhinaus zur Rettung der Gedenkstätte
unternehmen?
Schmidt: Wir haben dem Baudezernenten des Kreises einen neuen Vorschlag
unterbreitet, der gleichzeitig unsere Forderung nach Unantastbarkeit der
Gedenkstätte unterstreicht.
Das heißt im Klartext?
Schmidt: Wir bestehen weiterhin darauf, dass die Gedenkstätte an dem
authentischen Ort bleibt. Dafür haben wir eine Lösung erarbeitet, die den
Eigentümer erheblich billiger kommen würde als eine Auslagerung.
Und wie soll die aussehen?
Schmidt: Die Teile, die unter Denkmalschutz und Umgebungsschutz stehen -
also der Raum selbst sowie der Hof mit der Mauer — befinden sich alle im
vorderen Teil der Anlage. Der muss stehen bleiben, alles andere wäre eine
Vernichtung der Gedenkstätte. Den hinteren Teil, der im Wesentlichen aus der
ehemaligen HO-Gaststätte besteht, könnte der Eigentümer aber abreißen und
dort wie geplant Häuser hinbauen.
Daran dürfte er aber kein Interesse haben …
Schmidt: Das ist wohl richtig. Aber die Entscheidung liegt bei der Politik.
Wir wollen deshalb unseren Standpunkt klarmachen und alles Mögliche für den
Erhalt tun. Dabei wissen wir viele hinter uns.
Wen?
Schmidt: Natürlich führende internationale Antifaschisten. Aber auch
Prominente wie Täve Schur haben bereits ihren Protest über die
Abrissgenehmigung bekundet.
Aber angesichts der Entscheidung, die bereits einmal getroffen wurde:
Glauben Sie wirklich noch an einen Erfolg?
Schmidt: Wir kämpfen bis zuletzt. Die Schande wird jedenfalls nicht auf uns
fallen.