Carmen Lange als neue Leiterin des Todesmarschmuseums eingeführt
WITTSTOCK (MAZ, Herbert Jeske) Aufmärsche und kahle Schädel sind nur die sichtbaren Zeichen des Problems,
sagt Carmen Lange. Sie erinnerte gestern im Belower Wald auch an den
Brandanschlag auf das Museum des Todesmarsches: “Gedenkstätten können nicht
immunisieren, spielen aber eine wichtige Rolle bei der Prävention.” Carmen
Lange ist neue Museumsleiterin im Belower Wald. Gestern wurde sie offiziell
ins neue Amt eingeführt.
Dabei soll Aufklärungsarbeit künftig Schwerpunkt im Museum sein. Günter
Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, wies auf die
besonderen Bedingungen im Belower Wald hin. Seines Wissens sei das Museum
das einzige in Europa, das sich mit Todesmärschen als Einzelpunkt
beschäftigt. Das Drama und tatsächliche Ausmaß der Märsche sei erst in
letzter Zeit bekannt geworden. Tausende kamen bei den Märschen kurz vor Ende
des Zweiten Weltkrieges ums Leben und wurden Opfer der Nazi-Verbrechen.
Dass das Museum auch in der Region als wichtige Einrichtung angenommen
werde, hätten die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus nach dem
Brandanschlag eindringlich gezeigt. Auch der im vergangenen Jahr gegründete
Förderverein stütze die Museumsarbeit: Morsch versicherte, die Einrichtung
zu erhalten und die Bildungsarbeit zu erweitern. Dafür sei die Stelle der
Museumsleitung mit Historikerin und Pädagogin Lange gut besetzt.
Carmen Lange (46), verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes war in
der KZ-Gedenkstätte Neuengamme unter anderem als Pädagogin und Mitarbeiterin
bei Ausstellungsprojekten tätig, zuletzt im benachbarten
Mecklenburg-Vorpommern, wo sie zurzeit lebt. Sie arbeitete mit Schülern,
Lehrern, organisierte unter anderem Studienreisen in die Gedenkstätte
Auschwitz, Begegnungen mit Zeitzeugen und Ausstellungen.
“Wir müssen wachsam sein”, warnte sie gestern. Das Museum im Belower Wald
sei besonders geeignet für pädagogische Aufklärungsarbeit. Die, betonte
Carmen Lange, könne früh einsetzen: “Nicht erst bei Schülern von 15 oder 16
Jahren.” Aber auch Erwachsene sollten einbezogen werden: “Und ich werde mich
vor keiner Diskussion scheuen.”
Die erste größere Veranstaltung ist bereits am 3. September geplant. Über
100 Schüler aus Wittstock, Pritzwalk und Mecklenburg werden in einer
Sternfahrt zum Museum radeln, um sich vor Ort mit der Geschichte des
Todesmarsches zu beschäftigen. Zwei Zeitzeugen aus Israel werden erwartet.
Zur Einführung ins Amt waren gestern auch Dezernentin Inge Scharnweber als
Vertreterin des Landkreises und der Wittstocker Bürgermeister Lutz
Scheidemann gekommen. “Dies ist auch Wittstocker Wald. Die Stadt fühlt sich
zuständig”, sagte Scheidemann. Es gehe darum, Rechtsextremismus entschieden
entgegen zu treten. Er kündigte an, sobald finanziell möglich, auch die
Pflasterstraße zum Museum instand zu setzen.