Erneute Angriffe auf Familie in Basdorf
Seit einem Jahr gibt es immer wieder Attacken
(Märkische Allgemeine) Eine deutsch-türkische Familie in Basdorf (Barnim) ist erneut von vermutlich ausländerfeindlichen Tätern bedroht worden. Ein Autofahrer und ein Motorradfahrer hätten die Mutter und die drei Töchter gefährdet, hieß es gestern. Der Autofahrer fuhr vor einem Geschäft bewusst auf die Frauen zu und kam erst kurz vor der Schaufensterscheibe zum Stehen. Wenig später steuerte ein Motorradfahrer die Mutter an, die zur Seite springen musste. Die Familie lebt seit einem Jahr in Basdorf und wird immer wieder attackiert.
Fremdenfeindliche Attacke in Basdorf
BASDORF (Berliner Morgenpost) Wie die Polizei gestern mitteilte, haben am Dienstagabend ein Auto- und ein Motorradfahrer die Mutter und ihre drei Töchter vermutlich vorsätzlich angegriffen. Zunächst war nach Angaben der Frau ein Autofahrer auf sie und ihre Kinder zugefahren. Frau und Kinder retteten sich durch einen Sprung zur Seite. Wenig später fuhr ein Motorrad von hinten auf die Familie zu. Wiederum konnte die Frau sich nur durch einen Sprung retten.
Die Polizei ermittelte einen 17-jährigen Basdorfer als mutmaßlichen Motorradfahrer. Das Auto gehört einem 22-jährigen Berliner, der bisher ebenfalls nicht polizeilich in Erscheinung getreten ist. Die Polizei schließt ausländerfeindliche Hintergründe für die Anschläge nicht aus. Die Familie mit insgesamt fünf Kindern lebt seit etwa einem Jahr in Basdorf. Seither ist sie immer wieder Opfer von Anfeindungen geworden.
“Wir stecken eure Bude an”
Eine deutsch-türkische Familie wird bedroht — obwohl die Polizei bereits Sonderstreifen einsetzte
BASDORF (Jens Blankennagel/Berliner Zeitung) Immer wieder wurde eine siebenköpfige deutsch-türkische Familie in den vergangenen Monaten in Basdorf (Barnim) beschimpft und bedroht. Nachdem die ausländerfeindlichen Übergriffe jetzt ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben, steht die Familie unter permanentem Polizeischutz: Am Dienstag hatte die Mutter, Martina C., bei der Polizei gemeldet, dass sie und drei ihrer Töchter am Vorabend an einem Geschäft vorbeigegangen waren, als ein Ford auf sie zugerast sei. “Der Wagen kam erst kurz vor dem Schaufenster zum Stehen”, sagte der Eberswalder Polizeisprecher Toralf Reinhardt. “Die vier mussten zur Seite springen, um nicht angefahren zu werden.”
Tempo bewusst erhöht
Die Mutter und ihre Kinder waren geschockt und liefen nach Hause. Auf der Straße vor ihrem Haus kam von hinten ein Motorrad angefahren. “Der Fahrer hat offenbar bewusst das Tempo erhöht, als er auf sie zufuhr”, sagte Reinhardt. Wieder konnten sich die vier nur durch einen Sprung zur Seite retten.
Durch die Aussagen von Opfern und Zeugen konnte die Polizei die Täter ermitteln. Es handelt sich um einen 22-jährigen Berliner und einen 17-jährigen Basdorfer. Beide sind weder vorbestraft noch polizeibekannt. “Wir werfen ihnen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor”, sagte Michael Neff von der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder). Bereits kommende Woche will er gegen sie Verfahren einleiten. “Nichts ist wirksamer als eine schnelle Strafe nach der Tat.”
Obwohl die Täter sich noch nicht geäußert haben, gehen die Ermittler auch diesmal von einem fremdenfeindlichen Motiv aus. Erst am Sonntag hatten zwei Täter das Haus der Familie angegriffen und die Rollläden beschädigt. Als die Mutter den Vorfall anzeigte, berichtete sie auch, dass eine ihrer Töchter im Februar auf einer Skaterbahn beschimpft worden war. Als die Mutter ihr zu Hilfe eilte, sagte ein Mann laut Polizeibericht, dass bald eine Party mit vielen “rechtsgerichteten Leuten” stattfinden und dass dies der “letzte gemeinsame Tag für die Familie” sein werde.
“Wir nehmen diese Vorfälle sehr ernst”, sagte Reinhardt. Deshalb der erhöhte Polizeischutz. Schon vorher patrouillierten zur Abschreckung Polizisten in der Nähe des Hauses. “Das darf aber kein Normalzustand in einer demokratischen Gesellschaft sein”, sagte er.
Kurz nachdem die Familie im vergangenen Sommer nach Basdorf gezogen war, hatten sich die ausländerfeindlichen Straftaten im Ort gehäuft. Sechs Anzeigen wurden erstattet: wegen Bedrohung, Nötigung, Sachbeschädigung und Verwendung von Nazi-Symbolen. So wurden Hakenkreuze in den Lack des Familienautos geritzt. Immer wieder wurde die Familie mit Sprüchen wie “Wenn ihr nicht wegzieht, stecken wir euch die Bude an” angepöbelt. Einmal ging ein Jugendlicher mit seinem Hund an Martina C. und einer Tochter vorbei. Der Mann sagte: “Der Hund hat heute schon genug Türken gefressen, aber Türken haben sowieso nichts im Hirn.” Er wurde wegen Volksverhetzung und Beleidigung verurteilt.
“Wir sind gerade bei solchen Fällen sensibilisiert”, sagte Staatsanwalt Neff. Allerdings mussten drei Verfahren eingestellt werden. Ein Täter war ein strafunmündiges Kind, in den anderen Fällen reichten die Beweise nicht aus.
Schon im Herbst zeigten sich viele Basdorfer in einer öffentlichen Diskusssionsrunde betroffen. In den Schulen redeten die Lehrer über Gewalt und Ausländerfeindlichkeit. “Es hatte geholfen”, sagte Reinhardt. “Scheinbar nur vorläufig. Nur bis zum Wochenende.”