WITTSTOCK Wittstocks Superintendent Heinz-Joachim Lohmann hat sich bei einer Tagung des landesweiten Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Potsdam über mangeldes Engagement der Wittstocker gegen rechtsradikale Umtriebe beklagt. „Es ist zwar schön, wenn zu Anti-NPD-Demonstrationen ein paar Hundert Leute kommen, aber schade, dass sich ansonsten nur wenige mit dem Problem auseinander setzen“, sagte Lohmann.
In den vergangenen Wochen und Monaten war Wittstock wegen rechtsextremer Straftaten und mehrere NPD-Demonstrationen immer wieder negativ in Erscheinung geraten. Gefragt wurde Lohmann in Potsdam, warum sich die Rechten ausgerechnet in seiner Stadt sammeln. „Wittstock liegt verkehrsgünstig. Das nahe Autobahndreieck und die nahe Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern machen die Stadt als Demonstrationsort attraktiv“, so Lohmann. Außerdem fehle es in Wittstock an einer Alternativkultur, wie sie es beispielsweise in Neuruppin gebe. „Die Nazis haben hier mehr Platz.“
Brandenburgs Verfassungsschutz Mario Hüllen wies auch darauf hin, dass mit Mario Schulze einer der engagiertesten NPD-Kader in der Stadt lebt. „Sie haben Pech, dass der hier wohnt. Er stellt mehr auf die Beine, als die NPD-Mitglieder in anderen Gegenden.“ Die Neonazi-Szene lebe im Moment vor allem vom Engagement einzelner Protagonisten. Wo die fehlen, sei es ruhig.
Lohmann sieht in der Konzentration rechter Umtriebe aber kein reines Wittstocker Phänomen. „Das ist ein Problem der ganzen Prignitz und der Ostprignitz. Zurzeit stellen wir fest, dass die Szene sich mehr nach Kyritz orientiert“, so Lohmann. Ursache dafür seien die auch lauten Gegendemonstrationen in Wittstock. Einige Male hatte Lohmann die Nazi-Demos mit Glockengeläut aus der Kirche gestört, ein anderes mit einem Posaunenchor. Dieser kreative Widerstand zeige mitunter seine positive Wirkung.