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Antifaschismus

Wittstock/Dosse: Bürgerversammlung zur Aufnahme weiterer Asylsuchender

2015.03.17 Wittstock_Dosse Buergerversammlung zur Aufnahme von Asylsuchenden (2)
Auf­grund der nach wie vor steigen­den Zahlen von in der Bun­desre­pub­lik ank­om­menden Flüchtlin­gen und Asyl­suchen­den, hat sich Wittstock/Dosse auf Bit­ten des Land­kreis­es Ost­prig­nitz-Rup­pin entschlossen noch ein­mal 50 Men­schen aufzunehmen und in der Stadt unterzubrin­gen. Um dieses Vorge­hen trans­par­ent für alle zu gestal­ten, hat­te das Witt­stock­er Bürg­er­bünd­nis heute ab 19.00 Uhr zu ein­er Infor­ma­tionsver­anstal­tung in die Heilig-Geist-Kirche in der nördlichen Alt­stadt geladen. Unge­fähr 50 Bürger_innen nah­men dieses Ange­bot an.
Bewährte Unter­bringung
Eine Mitar­bei­t­erin des Land­kreis­es Ost­prig­nitz-Rup­pin führte zunächst mit einem all­ge­meinen Überblick in die anschließende Fragerunde ein. Gemäß ihren Aus­führun­gen wird der Kreisver­wal­tung mehrmals im Jahr die Zahl der aufzunehmenden Asyl­suchen­den mit­geteilt. Dies geschieht nach einem Quoten­sys­tem, dem­nach 4,6 % aller im Land Bran­den­burg ank­om­menden Flüchtlinge vom Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin aufgenom­men wer­den müssen. In diesem Jahr rech­net die Kreisver­wal­tung unge­fähr mit 400 aufzunehmenden Asyl­suchen­den. Dies sind etwas mehr als 2014, da in großen Teilen der Welt nach wie vor Krieg und Vertrei­bung herrscht, so die Mitar­bei­t­erin des Kreis­es. Bestrebt sei sie bzw. der Land­kreis ansich, diese Men­schen in erster Lin­ie in Woh­nun­gen unterzubrin­gen, weil dies die geeignet­ste Art und Weise für eine erfol­gre­iche Inte­gra­tion ist. Allerd­ings klappt die Anmi­etung von Wohn­raum nicht immer, da manch­mal mehr Asyl­suchende kom­men als Woh­nun­terkün­fte zur Ver­fü­gung ste­hen. Zurzeit sind jeden­falls immer­hin 166 Men­schen in Woh­nun­gen im gesamten Land­kreis unterge­bracht. Des Weit­eren sind im Neu­rup­pin­er Heim für Asyl­suchende 208 Per­so­n­en unterge­bracht und in der seit Jan­u­ar 2015 zur Ver­fü­gung ste­hen­den Heimunterkun­ft in Wusterhausen/Dosse unge­fähr 50. Den­noch wird drin­gend weit­er­er Wohn­raum gesucht. Dies­bezüglich hat sich wiederum Wittstock/Dosse ange­boten, da der Kreis bere­its bei der ersten Unter­bringung von Flüchtlin­gen im Herb­st ver­gan­genen Jahres gute Erfahrun­gen gemacht hat. Damals wur­den die Asyl­suchen­den über­gangsweise zunächst im „B3-Cen­ter“ unterge­bracht, dort auf das Leben in der Stadt eingewöh­nt und dann schließlich auf Woh­nun­gen verteilt. Auf diese Erfahrun­gen soll jet­zt aufge­baut wer­den und zum 1. April 50 weit­ere Flüchtlinge in ähn­lich­er Weise aufgenom­men wer­den. Dies­bezüglich bit­tet auch der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin die Bürger_innen den ank­om­menden Men­schen zu helfen und sie aufzufangen.
Hil­fs­bere­ite Bürger_innen
Inter­es­san­ter Weise stellte dies für den Großteil der auf der Bürg­erver­samm­lung anwe­senden Men­schen auch über­haupt kein Prob­lem da. Die Fra­gen der meis­ten inter­essierten Bürger_innen ziel­ten somit auch eher darauf ab, wie und wo konkret geholfen wer­den kann. Gibt es beispiel­sweise die Möglichkeit die Flüchtlingskinder sofort in die Kitas zu inte­gri­eren? Wie läuft die Inte­gra­tion in der Schule? Gibt es aus­re­ichend Ange­bote für Deutschkurse? Wie sieht es mit Beschäf­ti­gungsmöglichkeit­en aus? Kön­nen Paten­schaften über­nom­men werden?
All diese Fra­gen wur­den ruhig, sach­lich und kom­pe­tent durch die im Podi­um sitzen­den Experten beant­wortet. Schließlich soll­ten alle Zweifel aus­geräumt wer­den, so dass aus etwaigen Missver­ständ­nis­sen keine Vorurteile entste­hen. Auf die konkreten Fra­gen gab es dann auch genaue Antworten. Beispiel­sweise wird die Unter­bringung von Flüchtlingskindern in Kita unbe­d­ingt angestrebt, obwohl hier­für kein Recht­sanspruch beste­ht. Anders ver­hält es sich hinge­gen mit der schulis­chen Aus­bil­dung, hier gilt auch für Kinder von Asyl­suchen­den Schulpflicht, so dass auch hier eine bessere Inte­gra­tion ermöglicht wer­den kann. Zwar gibt es keine so genan­nten „Willkom­men­sklassen“, wie beispiel­sweise in Großstädten, jedoch wird hier­für bere­its nach ein­er entsprechen­den Ersat­zlö­sung gesucht. Gefun­den wur­den inzwis­chen schon Lösun­gen für das Ange­bot zusät­zlich­er Deutschkurse, die zurzeit beispiel­sweise von Lehrer_innen im Ruh­e­s­tand betreut wer­den. Unter­richts­fall durch etwaige Mehrbe­las­tung von in Dienst befind­lichen, lehren­den Men­schen wird so ver­mieden. Deutschkurse sind übri­gens nicht nur Grund­lage für eine gute Inte­gra­tion, son­dern auch für die Auf­nahme ein­er Tätigkeit. Dies­bezüglich wur­den ja die über Jahre gel­tenden, erschw­erten Bedin­gun­gen erhe­blich gelock­ert. Asyl­suchende dür­fen dem­nach jet­zt schon nach drei Monat­en ein­er beru­flichen Tätigkeit nachge­hen, wenn die Stelle nicht mit einem deutschen Staats­bürg­er oder einem Bürg­er aus der EU beset­zt wer­den kann. Kontin­gent­flüchtlinge dür­fen zudem sog­ar sofort arbeiten.
Die beste Art der Inte­gra­tion ist aber immer noch der per­sön­liche Kon­takt zwis­chen den Men­schen. Gelobt wurde deshalb der Vorschlag ein­er Bürg­erin, Patentschaften für Asyl­suchende zu übernehmen.
Asylgegner_innen bleiben wort­los, aber ablehnend
Selb­stver­ständlich waren natür­lich auch Asylgegner_innen im Saal anwe­send. Allerd­ings blieben die sieben Sym­pa­thisan­ten von „Witt­stock sagt nein zur Asylpoli­tik“, darunter auch mehrere bekan­nte Neon­azis, heute erstaunlich ruhig. Desin­ter­essiert spielte sie mit ihren Handys oder schliefen ab und zu ein. Den­noch ist die Ruhe möglicher­weise trügerisch. Denn für den 28. März 2015 ruft „Witt­stock sagt nein zur Asylpoli­tik“ unter dem Mot­to „Nein zu dieser Asylpoli­tik“ zu einem erneuten Auf­marsch in der Stadt auf.
 Fotos: hier

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