An einer Versammlung des neonazistischen Milieu in Wittstock/Dosse nahmen am Sonntagnachmittag bis zu 90 Personen teil, die hauptsächlich aus den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin und Prignitz stammten. Einzelpersonen sollen aber auch aus den Bundesländern Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt angereist sein.
„Fackelmarsch“ ohne Fackeln
Die Versammlung war zuvor als „Fackelmarsch“ beworben worden, zog aber bedeutend weniger Menschen, als eine ähnliche Veranstaltung vor einem Jahr. Damals marschierten mindestens 150 Neonazis und so genannte „besorgte“ Bürger_innen im Fackelschein durch die nordbrandenburgische Kleinstadt. Eine derartige Illustrierung der Versammlung war heute jedoch nicht gestattet. Die Polizei hatte dies in ihren Auflagen durchgesetzt. Dagegen geklagt wurde seitens des Veranstalters nicht. So schlängelte sich der Demonstrationszug, oftmals nur durch das Blaulicht der Polizei beleuchtet durch das Stadtgebiet von Wittstock/Dosse.
Neonazistische Organisierung deutlich erkennbar
Dass es sich bei dieser Veranstaltung klar um einen Neonaziaufmarsch handelt, verdeutlichten schließlich Parolen, wie „Autonom und militant – Nationaler Widerstand“, „Nationaler Sozialismus jetzt“ oder „Hier marschiert der nationale Widerstand“. Außerdem hatte sich an der Spitze des Demonstrationszuges ein „schwarzer Block“ so genannter „Autonomer Nationalisten“ gebildet.
Des Weiteren wurden die Redebeiträge fast ausschließlich von einschlägigen Funktionären aus dem neonazistischen Spektrum, wie Michael Zeise aus Weißenfels, dem Neuruppiner NPD Stadtrat Dave Trick oder dem Neu-Eisenhüttenstädter Pascal Stolle vom „dritten Weg“ gehalten.
Der Lautsprecherwagen wurde von Peer Koss, Neonazi-Sympathisant und Veranstalter von rassistischen Aufmärschen in Frankfurt (Oder), zur Verfügung gestellt.
Proteste und Spendenaktion
Gegen den Aufmarsch gab es nur verbale Proteste von Einzelpersonen und kleineren Gruppen am Rande. Allerdings wurde die gesamte Versammlung vom lokalen zivilgesellschaftlichen Bündnis auch als so genannter „Spendenlauf“ gestaltet. Entsprechend gab es am Anfangs- und Endpunkt „Start“ und „Ziel“ Transparente.
Vereinzelt wurde die Versammlungsteilnehmer_innen des „Fackelmarsches“ von Aktivist_innen der Zivilgesellschaft aus auch ermutigt weiter zu laufen, um mehr Spenden für Flüchtlinge zusammeln. Insgesamt sollen mindestens 2.000,- € zu Gunsten von „Pro Asyl“ zusammengekommen sein.
Weiterhin gab es heute auch einen Infostand des zivilgesellschaftlichen Aktionsbündnisses „Wittstock bekennt Farbe“ auf dem Wittstocker Weihnachtsmarkt.
Fotos: hier
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Eine Antwort auf „Wittstock/Dosse: „Fackelmarsch“ ohne Fackeln, aber mit Spendenaktion“
1 Tag später:
60 Naziaufkleber die ich in Wittstock mit größtem Vergnügen zerstört habe.
Und noch etwas:
Der Alltag ist in Wittstock eingekehrt und wieder mal kann man es erleben, dass Nazis mit ihrem Propagandaaoufit in aller Öffenlichkeit ungestört auftreten können.
Vor mir fuhr ein etwa Anfang 30 ‑er Fastglatze auf dem Fahrrad. Sein Rücken “geschmückt” mit dem Portrait von Rudolf Hess und am rechten schwarzen Ärmel konnte ich die Aufschrift lesen: “Ich bereue nichts”,- eben das, was Hess noch kurz vor seinem Tod von sich gegeben hatte.
Niemand störte sich daran auch nicht im Netto, wo er dann seinen Einkauf tätigte.….….