“Gegenseitige Vorurteile abbauen, miteinander reden und handeln”, so lautet
das Ziel der Woche des ausländischen Mitbürgers. Einhellig stellten die
Mitglieder des Netzwerkes für Migranten fest, dass Senftenberg seine
Potenziale als weltoffener Hochschulstandort weiter sichern und
kommunizieren muss.
“Ich freue mich, dass wir Vertreter von Behörden, Institutionen und Vereinen
sowie Privatpersonen begrüßen können”, so die Verantwortliche der Stadt
Senftenberg, Gleichstellungsbeauftragte Monika Auer. Ende vergangenen Jahres
haben sich engagierte Personen zusammengeschlossen und ein Netzwerk für
Migranten gegründet. Mit dabei sind Vertreter der Schulen, des
Kinderschutzbundes, des Vereins «Unsere Welt, eine Welt» , der
Seniorenbeirat, die Kirchen und viele weitere lokale Akteure, die sich dem
Integrationsgedanken verpflichtet sehen.
Immerhin 500 Ausländer und etwa 400 Spätaussiedler leben in der Kreisstadt.
Das sind etwa drei Prozent der Senftenberger Einwohner. Einen besonders
großen Anteil stellen dabei internationale Studenten, die Senftenberg zu
ihrem Wohnsitz auf Zeit wählen, um an der Fachhochschule Lausitz (FHL) ihre
Ausbildung zu absolvieren, wie Thomas Reif, Leiter des Akademischen
Auslandsamtes der FHL ausführte. Grundtenor des Senftenberger Netzwerkes: Es
muss noch mehr dafür getan werden, dass Senftenberg eine weltoffene Stadt
wird, in der ausländische Studenten und Bürger willkommen sind.
Denn, so der Sachgebietsleiter der Ausländerbehörde, Michael Laurisch,
langfristig wird die Wirtschaft zunehmend qualifizierte internationale
Fachkräfte benötigen. Schon jetzt deckten Mediziner aus dem östlichen Europa
den Ärztemangel in der Region — auch im Klinikum Niederlausitz. Aufklärung
ist nach Meinung des Experten erforderlich. Ausländer, die zum Arbeiten oder
Studieren nach Deutschland einreisen, müssen die Mittel zum Bestreiten ihres
Lebensunterhaltes selbst erwirtschaften und bekommen nur eine
Arbeitserlaubnis, wenn sich kein Deutscher für die angestrebte Tätigkeit
findet.
Gemeinsam möchten die Vertreter des Netzwerkes dafür Sorge tragen, dass die
Kreisstadt den Standort der Fachhochschule und die damit verbundene
Internationalität mehr in den Vordergrund stellt. Dabei seien Vorfälle, wie
die gezielt angezündeten Kinderwagen im Treppenhaus des Wohnhauses
libanesischer Studentenfamilien am 31. Dezember vergangenen Jahres, über
alle Maßen schädlich für den Ruf der Stadt und der Hochschule, erklärte
Reif. Die Studenten, wohlhabende Familien, die alle Auflagen der
Ausländerbehörde erfüllen, und sich für die Dauer ihrer Ausbildung in
Deutschland aufhalten, seien stark verunsichert. Zur Verstimmung führte
nicht nur die Straftat an sich, sondern die Tatsache, dass der oder die
Täter bislang nicht ermittelt werden konnten und der Fall eingestellt wurde.
Hier seien die Ermittlungsbehörden gefragt, ihrerseits Schritte zur
gegenseitigen Verständigung zu unternehmen und den Geschädigten die Sachlage
zu schildern.
Nicht nur derartige Vorfälle wollen die Netzwerker ausschließen, indem sie
gemeinsam anpacken. Sie wollen noch mehr Entscheidungsträger in ihr Netzwerk
integrieren. Im Kleinen wird es allerdings konkret. Neue ausländische
Studenten sollen bei ihren ersten Ausflügen in die Senftenberger Innenstadt
durch Senftenberger begleitet werden. Integration praktisch.