Antifaschistische Gruppen aus der Uckermark unterstützen die für den 30.11.2002 in Potzlow, Strehlow und Prenzlau geplanten Kundgebungen und Demonstrationen.
Mit Trauer und Entsetzen haben wir vom grausamen Tod des 16 — jährigen Marinus Schöberl aus Gerswalde erfahren müssen. Unsere Anteilnahme gilt den Freunden und Angehörigen.
In unsere Trauer mischt sich aber auch Wut!
Wut über eine erneute rechtsextreme Gewalttat in der Uckermark. Es hätte jeden treffen können und es hat schon viel zu viele getroffen, die nicht in das Weltbild der selbsternannten Herrenmenschen passen.
Wir sind wütend darüber wie wenig in der Uckermark bis heute die Normalität rechtsextremer Dominanz wahrgenommen, geschweige denn in Frage gestellt wird. Der Ort des Geschehens ist beliebig auswechselbar — Dedelow, Warnitz, Gollmitz, Grünow, Pinnow, Brüssow, … Potzlow. Es wundert uns auch nicht, daß wieder einmal ein Dorffest Ausgangspunkt der schrecklichen Gewalttat war. Solche Dorf- und Stadtfeste sind in der Uckermark fast überall „No go areas“ für Fremde, Flüchtlinge oder linke Jugendliche, ohne das dies die Verantwortlichen interessiert.
Es macht uns wütend, wenn in der gleichen Woche, in der diese Tat bekannt wurde, der Innenminister des Landes Brandenburg, Schönbohm, in einem Interview mit der rechtsextremen „Jungen Freiheit“ von einem Zusammenhang zwischen „Dem Kampf gegen Rechts“ und der Zahl rechtsextremer Gewalttaten faselt — Engagement gegen Rechtsextremismus befördert also solche Taten!? Es ist dieses gesellschaftliche Klima von Ignoranz, Verharmlosung, Intoleranz und Rassismus, in dem immer neue Tätergenerationen überall in der Uckermark aufwachsen und sich als Teil des gesellschaftlichen Konsens fühlen können.
Nicht zuletzt fragen wir uns, was noch passieren soll, damit Jugendpolitik in der Uckermark endlich aufhört, „die Jungs von der Strasse holen zu wollen“ und sie zu akzeptieren, statt sich mit ihnen auseinanderzusetzen und jugendkulturelle Alternativen zu fördern.
Wenn wir also zu dieser Demonstration aufrufen, dann geht es uns nicht um die Stigmatisierung eines Ortes. Potzlow ist leider überall. Viele Flüchtlinge, nicht- rechte Jugendliche, Obdachlose oder AussiedlerInnen aus der Uckermark haben in den letzten Jahren Gewalt, Diskriminierung uns Ausgrenzung erfahren müssen. Ihre Trauer, ihr Entsetzen und ihre Wut muß einen Raum bekommen. Die ist für uns ein ganz wichtiger Grund für den Aufruf zu dieser Demonstration. Potzlow war und ist kein Einzelfall! Das was dort passiert ist, muß in den Kontext des gesellschaftlichen Klimas in dieser Region gestellt werden. Und wenn nicht endlich eine ernsthafte Auseinandersetzung über das gesellschaftliche Klima hier, über Rassismus und Vorurteile, über die Ignoranz und Verharmlosung des Problems und über Jugendpolitik geführt wird, wird Potzlow sich wiederholen!
Potzlow ist überall! Dem rechten Konsens entgegentreten!
Für eine antifaschistische, alternative Jugendkultur!
Antifa Uckermark
(tel) 0172.394.21.47