(MAZ) POTSDAM Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hat gegen einen Zeitsoldaten der Bundeswehr
Anklage wegen versuchten Mordes erhoben. Der 26 Jahre alte Oberfeldwebel
solle am 18. Juli in Brandenburg/Havel einen kenianischen Asylbewerber
schwer verletzt haben. Laut Staatsanwaltschaft hat der Täter den Afrikaner
mit einer abgebrochenen Bierflasche angegriffen und ihm einen Stich in den
Hals versetzt. Der bislang unbescholtene Zeitsoldat habe aus
“fremdenfeindlich motivierter Wut” gehandelt, hieß es bei der
Staatsanwaltschaft. Er wurde am Abend des 18. Juli in einer Kaserne in
Niedersachsen festgenommen und befindet sich in Untersuchungshaft. Die
Staatsanwaltschaft erhob auch Anklage gegen einen mutmaßlichen Mittäter. Die
Behörde wirft dem 30-Jährigen gefährliche Körperverletzung, Nötigung und
Beleidigung vor.
Bundeswehr-Soldat wegen Angriffs auf Kenianer angeklagt
(Tagesspiegel) Potsdam — Es war offenbar nur ein glücklicher Zufall, dass der Afrikaner mit
dem Leben davonkam. Am frühen Morgen des 18. Juli 2004 stach in
Brandenburg/Havel ein Mann dem Kenianer eine abgebrochene Bierflasche in den
Hals; die Schlagader wurde knapp verfehlt. Die Staatsanwaltschaft Potsdam
hält den Angriff für versuchten Mord — und hat jetzt eine entsprechende
Anklage gegen den Tatverdächtigen erhoben. Der 26 Jahre alte Torsten Z. war
zur Tatzeit Oberfeldwebel der Bundeswehr und wurde noch am Abend des 18.
Juli in seiner Kaserne in Niedersachsen festgenommen. Die Staatsanwaltschaft
geht davon aus, dass Torsten Z. nach der Tat von Brandenburg nach
Niedersachsen fuhr, als sei nichts geschehen. Den Angriff auf den
28-jährigen Flüchtling habe Z. “aus fremdenfeindlich motivierter Wut”
verübt.
Eine zweite Anklage richtet sich gegen einen Bekannten von Z., den 30 Jahre
alten Arbeitslosen Andreas R. Ihm hält die Staatsanwaltschaft gefährliche
Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung vor. Warum die beiden
Tatverdächtigen mit dem Asylbewerber und einem kenianischen Landsmann in der
Diskothek “Piephahn” aneinander gerieten, ist unklar. Andreas R. wurde erst
mehrere Wochen nach der Tat ermittelt und befindet sich auf freiem Fuß. Wie
Familienvater Torsten Z. war auch R. der Polizei vor den Ermittlungen zu der
Attacke gegen den Afrikaner nicht aufgefallen.
Die Tat vom 18. Juli ist nur ein Beispiel für die weitere Zunahme
ausländerfeindlicher und sonstiger rechter Gewalt. In den ersten neun
Monaten 2004 hat die Polizei bereits 75 einschlägige Gewaltdelikte
registriert (2003 insgesamt: 87). 111 Personen seien von Januar bis
September verletzt worden, antwortete Innenminister Jörg Schönbohm (CDU)
kürzlich auf eine parlamentarische Anfrage.
Die Gesamtzahl aller rechten Straftaten vom Januar bis September war mit 720
so hoch, dass für das komplette Jahr 2004 eine ähnlich harte Bilanz wie 2003
zu befürchten ist: Damals meldete die Polizei 993 rechte Delikte.