Alter AStA der Uni Potsdam wirft Nachfolgern vor, gegen “Projekte von Links” zu sein
(MAZ, 4.12.) POTSDAM — Frühere Mitglieder des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta)
der Universität Potsdam machen ihren Nachfolgern böse Vorwürfe. “Zum Kotzen”
findet der ehemalige Referent für Finanzfragen, Tamás Blénessy, den Umgang
des neuen Asta mit antifaschistischen Projekten. So sei nicht nur die AG
Antirassismus, die bislang im Campus Park Babelsberg einen Raum nutzen
durfte, vor die Tür gesetzt worden. Die Studierendenvertretung, die seit
Ende September im Amt ist, habe auch eine von dem Diplom-Psychologen Norman
Geißler geführte Arbeitsstelle an der Uni zur Beratung von Opfern
rechtsextremer Angriffe abgeschafft. Geißlers Stelle war aus dem
Angestelltentopf des alten Asta finanziert worden. Der Doktorand hatte seit
April diesen Jahres jeden Dienstag zwei Stunden lang eine Sprechstunde
angeboten. Außerdem hatte er angefangen, ein Netzwerk aus Rechtsanwälten und
Psychologen aufzubauen. Für diese Arbeit hatte er 120 Euro im Monat
bekommen.
Blénessy findet, der neue Asta sei skeptisch bei allen Projekten, die
“links” seien, obwohl er sich aus Jusos und Grünen zusammensetze. “Der Name
Jungsozialisten zählt bei denen nicht allzuviel”, so der Ex-Asta-Referent.
Alles falsch, erklärt dagegen der neue Vorsitzende Martin Bär. “Dass Herr
Geißler gekündigt worden ist, ist richtig.” Fakt sei aber, dass er nicht
bereit gewesen sei, für weniger Geld zu arbeiten. “Die Ausgaben des Asta
lagen 70 000 Euro über dem Haushaltsansatz”, erklärt Bär. Man habe entweder
die Ausgaben verringern oder die Einnahmen erhöhen müssen. “Wir haben Herrn
Geißler einen reduzierten Vertrag angeboten”, so Bär. Das habe der
Psychologe ausgeschlagen. “Wir werden die Stelle neu ausschreiben. Wenn er
bereit ist, sich unter diesen Bedingungen dafür zu bewerben, kann er das
tun.” Geißler selbst hatte die Einstellung seiner Arbeit mit dem politischen
Verhalten des neuen Asta begründet. “Wenn sich mich irgendwo engagiere, muss
ich auch der Unterstützung gewiss sein”, so Geißler.
Die AG Antirassismus ist laut Bär nur aus Versehen ausgeschlossen worden.
Weil bei der Schlüsselübergabe der Schlüssel zu deren Raum fehlte, habe der
Asta das Schloss austauschen lassen. Die AG Antirassismus könne auch künftig
den Raum nutzen. Schließlich werde man der von Mitgliedern des
vorhergehenden Asta ins Leben gerufenen AG Antifa entgegen deren Darstellung
sehr wohl erlauben, etwa Computer im Asta-Büro zu nutzen. Dazu müssten sie
nur wie andere Nutzer auch einen formellen Antrag stellen, über den der neue
Asta zu befinden habe.