(BM) Wittstock — Hunderte Gegner des Bombenabwurfplatzes bei Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) haben am Sonntag gegen die militärische Nutzung des riesigen Geländes durch die Bundeswehr demonstriert. An der 86. Protestwanderung der Bürgerinitiative Freie Heide beteiligen sich nach Angaben ihres Vorsitzenden Helmut Schönberg zur Stunde rund 400 Menschen zu Fuß, zu Pferde, per Fahrrad oder Kremser. Sie trafen sich am ehemaligen Standort einer Mahnsäule gegen das Bombodrom, die von der Bundeswehr abgerissen wurde. Die Initiative will die militärische Nutzung des 12 000 Hektar großen Geländes verhindern, auf dem die Bundeswehr jährlich bis zu 1700 Einsätze von Tieffliegern mit Bombenabwürfen plant.
Schönbohm: Bürger werden hingehalten
400 Protestwanderer im “Bombodrom”
(MAZ, Alexander Engels) RHEINSBERG/ROSSOW Nördlich und südlich der Kyritz-Ruppiner Heide stand gestern der von der Bundeswehr geplante Luft-Boden-Schießplatz in der Diskussion. Auf der einen Seite unternahmen rund 400 Menschen einen Protestmarsch mit der Bürgerinitiative (BI) “Freie Heide” von Rossow nach Gadow. Auf der anderen Seite trat CDU-Landeschef Jörg Schönbohm als erklärter Schießplatz-Befürworter bei einem Wahlkampfforum der CDU-Rheinsberg auf, die das so genannte Bombodrom entschieden ablehnt.
Das betonte auch Bürgermeisterkandidat Erich Kuhne. Ein Luft-Boden-Schießplatz sei für die Region schädlich: “Sie kann in ein Desaster umkippen, das wir uns nicht vorstellen können.” Er habe “große Sorge um alle, die Gewerbe und Tourismus betreiben”. Kuhne vermied es, dabei Schönbohm anzusprechen — ebenso wie alle Lokalpolitiker.
Der CDU-Landeschef weiß aber aus seiner Militärzeit, dass Angriff oft die beste Verteidigung ist. “Das ist ein Punkt”, leitete er das schwierige Thema vor den knapp hundert Zuhörern ein, “wo wir unterschiedlicher Meinung sind, aber ich kann mich nicht mehr ändern”. Er unterstütze die Pläne der Bundeswehr, da mit einem Luft-Boden-Schießplatz “die Belastung im Westen” abgebaut werden könne. Außerdem sei längst nicht klar, wie viele Flugzeuge über der Heide üben würden. Schönbohm betonte stärker die Gemeinsamkeiten: “Mich stört, dass die Bürger in dieser Region seit fünf, sechs Jahren hingehalten werden. Es muss eine Entscheidung her.” Dafür bekam er Applaus. Und damit er nicht doch noch Ziel verbaler Attacken würde, verwies er zur Bundesregierung nach Berlin: “Wir in der Landesregierung sind nicht gefragt.”
Schon vor Schönbohms Auftritt in Rheinsberg war die 86. Protestwanderung der BI “Freie Heide” unterwegs. Umstritten war bis zuletzt die Route. Die BI wollte ursprünglich auf Wegen im Besitz der umliegenden Dörfer tiefer in den Schießplatz hineinlaufen. Die Strecke hätte laut Bundeswehr aber durch Gebiete mit munitionsbelasteten Böden geführt. Beide Seiten einigten sich auf Druck des Potsdamer Verwaltungsgerichts auf eine Ausweichstrecke. “Wir können damit leben”, sagte BI-Sprecher Benedikt Schirge.
Bei Kundgebungen kritisierten Redner die jüngsten Ermittlungen gegen eine 51-jährige “Bombodrom”-Gegnerin, die Flugblätter verteilt haben soll, die mit dem Namen von Verteidigungsminister Peter Struck unterzeichnet sind. Die Redner sprachen von “Diskriminierung und Kriminalisierung” ihrer Bürgerinitiative.