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Zwiespältiges Gedenken

Zahlre­iche Son­newalder und Gäste hat­ten sich am Son­ntag zu einer
Festver­anstal­tung anlässlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes im Schloss
einge­fun­den. Ein­ge­laden hat­te der Heimatvere­in, der mit ein­er neuen
Ausstel­lung die Son­newalder Ereignisse von 1945 in den Blick­punkt rückt.
Außer­dem wurde die Son­der­aus­gabe der Son­newalder Heimat­blät­ter “Erlebt -
erlit­ten” mit Zeitzeu­gen­bericht­en von den Ereignis­sen um den 20. April 1945
als Tag des Kriegsendes für Son­newalde vorgestellt. Als Zeichen der
Ver­söh­nung wurde im Schloss­park eine Frieden­se­iche gepflanzt. Der
Festver­anstal­tung, musikalisch ein­geleit­et vom Chor Sonnewalde/Großbahren,
war ein fes­tlich­er Gottes­di­enst voraus gegangen. 

Während am gle­ichen Tag Bun­de­spräsi­dent Köh­ler, die christlichen Kirchen und
zahlre­iche Vertreter von Staat und Organ­i­sa­tio­nen den 8. Mai als Tag der
Befreiung würdigten, hat­te er es während der Son­newalder Festveranstaltung
schw­er. Zunächst erin­nerte Kon­rad Ziegler, spir­i­tus rec­tor des Sonnewalder
Heimatvere­ins, an die Ursachen für die schlim­men Ereignisse vom 20. April
′45 in Son­newalde. Das Leid sei auf den Erober­er Deutsch­land und nach
Son­newalde im beson­derem Maße zurück­gekom­men, da sich die Stadt auf Befehl
“gewis­senlos­er Ein­peitsch­er” mas­siv vertei­digt hat­te. Ziegler äußerte den
Wun­sch nach Versöhnung. 

Bürg­er­meis­terin Silke Neiss­er wollte den 8. Mai allerd­ings “bewusst nicht
als Tag der Befreiung” ver­standen wis­sen. Es gäbe zwar unterschiedliche
Sichtweisen, aber keinen Bürg­er, der den Ein­marsch, der “so genannten
Befreier” in Son­newalde bejubelt hätte. Evilis Heiße, Ini­tia­torin und Mither
aus­ge­berin der Zeitzeu­gen­berichte, sprach aus der Sicht vielfältiger
Gespräche gar davon, dass Son­newalde am 20. April “vom Bolschewismus
über­rollt” wor­den sei, “gegen den die Väter kämpfen woll­ten” . Sie erinnerte
an Inhaftierun­gen Son­newalder nach dem 20. April in sowjetischen
Internierungslagern. Kein Wun­der, so Heiße, dass sie viele motivieren
musste, von den Ereignis­sen im April ′45 zu sprechen, denn “wer will schon
von dem kleinen Son­newalde und seinem zer­schosse­nen Führerge­burt­stag hören”
, habe sie gesagt bekommen. 

Nie wieder Waf­fenge­walt gegen ein anderes Volk dürfe angewen­det wer­den, zog
Pfar­rer Has­ka ein Faz­it aus dem Gedenken an die Lei­den, “die Men­schen in
unser­er Heimat erlit­ten haben” . Auf­fäl­lig war, dass zwar vielfältig das
erlit­tene Leid von zahlre­ichen Son­newaldern in den Mit­telpunkt gestellt
wurde, aber die Frage nach Schuld von Son­newaldern während des
Nation­al­sozial­is­mus und in Bezug auf die Ereignisse vom 20. April keine
Rolle spielte. Als “ziem­lich daneben” beze­ich­nete denn auch der ehemalige
Son­newalder Bürg­er­meis­ter Gün­ter Lorenz im anschließen­den Gespräch die
Ver­anstal­tung, die sein­er Mei­n­ung nach ein verz­er­rtes Geschichtsbild
ver­mit­telt habe. Dabei bezog er sich beson­ders auf Bürg­er­meis­terin Silke
Neiss­er und Evilis Heiße. 

Das Son­der­heft der Son­newalder Heimat­blät­ter doku­men­tiert aus der Sicht von
sechzig Jahren Abstand Erin­nerun­gen von damals noch sehr jun­gen Zeitzeugen
über die Ereignisse von 1945 in Son­newalde und den umliegen­den Dör­fern, die
von Evilis Heiße “schriftlich for­muliert” wor­den sind. Hier kön­nte, so
Kon­rad Ziegler, der Wun­sch nach Ver­söh­nung und ehrlich­er Aufar­beitung der
regionalen Geschichte einen Anfang find­en. Geplant ist ein zweites
Son­der­heft im näch­sten Jahr. Um ein real­is­tis­ches Geschichts­bild bemüht sich
die unter Zieglers Regie von Brigitte Lehmann und Jörg Lehmann erarbeitete
Ausstel­lung im Schloss. Das Kriegsende in Son­newalde wird dargestellt,
begonnen bei den geschlosse­nen Panz­ersper­ren über die Vertei­di­gung des Ortes
durch den Volkssturm bis hin zu den Vergel­tungs­maß­nah­men der Roten Armee.
Einge­bet­tet wird das Geschehen in den his­torischen Zusammenhang.

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