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Zwischen Olympia und Nirwana

Die aufge­flo­ge­nen VS-Spitzel im Berlin­er Sozial­fo­rum, eben­so wie der jüngst bekan­nt gewor­dene Anwer­bev­er­such in Frank­furt (Oder) zeigen: Die Schlap­phüte der Lan­desämter und des Bun­de­samtes bere­it­en sich auch ihrer­seits auf den bevorste­hen­den G8-Gipfel in Heili­gen­damm vor. Um die Arbeitsweise des VS bei Infor­man­te­nan­wer­bun­gen genauer ken­nen zu ler­nen, ließ man sich zum Schein in der Oder­gren­zs­tadt auf das “Spiel” ein. Seit Som­mer 2006 ver­suchte der Ver­fas­sungss­chutz eine Per­son aus der linken Szene der Stadt für Infor­man­ten­di­en­ste anzuwer­ben. Neben Infor­ma­tio­nen über die lokale Antifa-Szene und deren Verbindun­gen inter­essierten den VS vor allem die Mobil­isierung gegen den G8-Gipfel in Heili­gen­damm. Veröf­fentlicht hat diesen Bericht die Soli­gruppe Frank­furt (Oder). Sie hat sich im Herb­st 2005 gegrün­det, um aktiv und wirk­sam auf das Bedro­hungsszenario eines möglichen §129-Ver­fahrens gegen lokale AntifaschistIn­nen reagieren zu kön­nen. Mehr Infos: www.soligruppe-frankfurt.de

Seit Som­mer 2006 ver­sucht­en Agen­ten des Ver­fas­sungss­chutzes (VS) in Frank­furt (Oder) eine Per­son aus der linken Szene für Infor­man­ten­di­en­ste anzuwer­ben. Infor­ma­tio­nen soll­ten nicht nur über die Autonome Antifa Frank­furt (Oder) und ihre Verbindun­gen in andere Städte gesam­melt wer­den. Auch das dissent!-Netzwerk sollte auss­pi­oniert wer­den, das die G8-Gipfel­proteste mit vor­bere­it­et. Die Per­son wurde aufge­fordert, an Vor­bere­itungstr­e­f­fen des dissent!-Netzwerkes teilzunehmen und sich in Mail­verteil­er einzuschreiben. Ihr Ein­satz sollte sich dabei nicht auf die Region Bran­den­burg beschränken. Die Teil­nahme an Ver­anstal­tun­gen in anderen Bun­deslän­dern war aus­drück­lich vorge­se­hen. Als Gegen­leis­tung wink­ten bis zu 500 Euro monatlich.

Im Fol­gen­den wird der über knapp sechs Monate laufend­en Anwer­bev­er­such detail­liert chro­nol­o­gisch doku­men­tiert. Damit soll nicht nur der sich anfangs als Jour­nal­ist aus­gebende VS-Beamte, der sich offen­sichtlich auch in anderen Städten Bran­den­burgs wie Bernau und Pots­dam vorstellte, aus der Anonymität geholt wer­den, auch soll ver­sucht wer­den, einen Ein­blick in die Arbeitsweise des VS bei Infor­man­te­nan­wer­bun­gen zu geben.

Der rel­a­tiv lange Zeitraum von knapp sechs Monat­en, über den der Kon­takt zu den VS-Beamten bestand, mag zunächst ver­wun­dern, ist es doch emp­fohlen und rat­sam, Anwer­bev­er­suche sofort öffentlich zu machen und damit erfol­g­los zu been­den. Die Entschei­dung, zunächst Inter­esse an ein­er Mitar­beit zu bekun­den und dadurch einen län­geren Kon­takt einzuge­hen, wurde bewusst in Abstim­mung mehrerer Per­so­n­en getrof­fen und hat seine Ursache in den derzeit­i­gen Repres­sio­nen gegen die radikale Linke in Frank­furt (Oder). Vom Tag der ersten Begeg­nung an bis zum Tag dieser Veröf­fentlichung war jedes zwis­chen der Per­son und dem VS gewech­selte Wort trans­par­ent. Jedes Tre­f­fen wurde inten­siv vor- und nach­bere­it­et sowie doku­men­tiert. Der Kon­takt wurde an dem Punkt abge­brochen, an dem das erste Mal Infor­ma­tio­nen an den VS gelangt wären, über die er bis dato noch nicht ver­fügt hatte.

23. Juni 2006: Die erste Kon­tak­tauf­nahme durch den VS. Der junge Aktivist, der vom VS für eine mögliche Zusam­me­nar­beit aus­gewählt wurde, wird an einem Fre­ita­gnach­mit­tag auf offen­er Straße in der Nähe seines Arbeit­splatzes ange­sprochen. Offen­bar haben die Beamten auf seinen Heimweg gewartet. Ein sich als Jour­nal­ist aus­geben­der Mann stellt sich als Björn Klopp­stock aus Berlin vor. Er wolle mit dem Aktivis­ten ein Inter­view machen. The­ma soll die ökonomis­che Glob­al­isierung sein.

Auf die Frage des Aktivis­ten, woher Klopp­stock ihn kenne und warum er ger­ade mit ihm ein Inter­view führen wolle, antwortet Klopp­stock, ein Bekan­nter aus Berlin hätte ihm von ihm erzählt. Klopp­stock möchte gern die Mobil­tele­fon­num­mer oder E‑Mail-Adresse des jun­gen Aktivis­ten haben, um mit ihm in Kon­takt treten zu kön­nen. Er ver­weigert das allerd­ings. Stattdessen lässt er sich die E‑Mail-Adresse des ver­meintlichen Jour­nal­is­ten geben. Sie lautet der_tempelritter@web.de. Der Aktivist sagt, er würde sich melden, falls sein­er­seits Inter­esse an einem Inter­view bestünde. Die bei­den ver­ab­schieden sich.

30. August 2006: Das erste Tre­f­fen. Nach intern­er Rück­sprache mit Fre­un­den schickt der junge Aktivist eine E‑Mail an Klopp­stock. Darin bekun­det er sein Inter­esse an einem Tre­f­fen. Bere­its einige Tage danach meldet sich Björn Klopp­stock per Mail bei dem jun­gen Aktivis­ten und schlägt vor, sich zu einem Gespräch am 30. August um 18.30 Uhr zu tre­f­fen. Tre­ff­punkt: der Ein­gang des Kleist-Muse­ums in der Faber­straße 7. Ein innen­stadt­na­her Ort in Odernähe, der jedoch kaum fre­quen­tiert und sehr ruhig gele­gen ist.

Kaum fre­quen­tiert­er, ruhig gele­gen­er Treffpunkt

Bere­its 20 Minuten vor der vere­in­barten Zeit taucht min­destens ein Mann Mitte 30 mit ins Gesicht gezo­gen­er Kapuze auf, der nun bis 18.30 Uhr die umliegen­den Straßen abläuft und dabei sorgfältig die Umge­bung mustert. Als der Aktivist ein­trifft, greift er zum Mobil­tele­fon und tele­foniert. Keine fünf Minuten später erscheint Klopp­stock zu Fuß. Nach fre­undlich­er Begrüßung fragt er, ob sie sich zu einem griechis­chen Restau­rant begeben wollen, das er ger­ade gese­hen habe. Zu Fuß geht es in das nahe gele­gene Restau­rant “Olympia” in der Großen Schar­rn­straße 60.

Klopp­stock erzählt zunächst von einem Urlaub in Island, von Schaf­sköpfen und Hákarl (Grön­land­hai) als regionale Delikatesse und erkundigt sich nach dem Urlaub des Aktivis­ten. Die Gespräch­sat­mo­sphäre ist sehr lock­er, es wird viel gelacht. Der VS-Mann zeigt sich an dem schulis­chen Werde­gang des Aktivis­ten inter­essiert. Auf die Frage des Aktivis­ten, was er gemacht hätte, erzählt Klopp­stock von seinem Abitur auf dem zweit­en Bil­dungsweg. Er hätte in der DDR die Poly­tech­nis­che Ober­schule besucht, dann kurz eine Lehre gemacht und schließlich auf dem zweit­en Bil­dungsweg Abitur. Danach hätte er Ver­wal­tungswis­senschaften studiert, eine Mis­chung aus Poli­tik, BWL und Jura, wie er meint. Zwis­chen­zeitlich wird bestellt. Klopp­stock wählt einen Bauern­teller. Dazu ein Wass­er mit Sprudel und eine Tasse Kaffee.

Nun wolle er noch mal sein Ansin­nen als Jour­nal­ist erläutern, hob der VS´ler an. Grund­sät­zlich gehe es ihm in sein­er Arbeit, die schw­er­punk­t­mäßig auf den Osten konzen­tri­ert sei, um geis­te­spoli­tis­che Entwick­lun­gen inner­halb der recht­en Szene, beispiel­sweise zum The­ma Glob­al­isierung. Harte Fak­ten wie Mobil­isierungspoten­ziale wären nicht ganz so wichtig, spiel­ten aber auch eine Rolle. Es gin­ge ihm vielmehr um eine Prog­nose in Form ein­er Analyse, um Lage­bilder, die authen­tisch sein soll­ten. Seine weit­ere Spezial­isierung neben dem Recht­sex­trem­is­mus wäre der Nahe Osten, wo er sich ganz gut auskenne. Daher würde ihn inter­essieren, wie sich die radikale Rechte mit dem The­ma auseinan­der set­ze, welche Ansätze sie ver­fol­gen würde und wie ern­sthaft sie seien. Er brauche das für seine Arbeit beim Bun­desmin­is­teri­um des Innern. So weit seine Kurz­darstel­lung. Auf die anschließende Frage, für wen genau er arbeite, das Bun­desmin­is­teri­um des Inneren sei ja groß, erk­lärt er, direkt beim Bun­de­samt für Ver­fas­sungss­chutz ange­siedelt zu sein.

Pi mal Dau­men sind 400 bis 500 Euro drin

Der Aktivist stellt daraufhin die Frage, was Klopp­stock konkret von ihm erwarte, was er von ihm wis­sen wolle. Der ent­geg­net, er müsse erst­mal sehen, ob der Aktivist über­haupt etwas zu sagen habe. Klopp­stock erzählt von Demon­stra­tio­nen der palästi­nen­sis­chen Szene zu den israelis­chen Mil­itärak­tio­nen im Libanon, die er in Berlin beobachtet hätte. Während dabei Recht­sex­trem­is­ten ganz klar Posi­tion für die Palästi­nenserIn­nen beziehen wür­den, was er aus ein­er anti­semi­tis­chen Kom­po­nente für nachvol­lziehbar halte, hätte er auf dem Nebengleis
beobachtet, wie Leute aus der Antifa Prob­leme hät­ten sich zu posi­tion­ieren. Er könne nun nicht ver­ste­hen, wie Leute aus der Linken qua­si aus Reflex zu der Flagge des Staates Israel greifen. Er wolle dem Aktivis­ten nicht zu nahe treten und meine es auch nicht per­sön­lich, aber wären die Recht­en für Israel, wären die Linken dann für die Palästi­nenserIn­nen, nur um nicht zufäl­lig das gle­iche The­ma zu beack­ern? Das ver­stünde er ein­fach nicht und würde sich über eine Erk­lärung freuen. Ob das über­haupt eine Rolle spiele oder The­ma sei, würde ihn inter­essieren. Und habe der Aktivist sich in dieser Auseinan­der­set­zung auch selb­st positioniert?

Mit den schwammi­gen Antworten und der fehlen­den Zuord­nung des Aktivis­ten offen­bar unzufrieden, fragte der VS´ler nach dessen Selb­stver­ständ­nis. Da der Aktivist sich als lib­ertären Men­schen beze­ich­net, inter­essiert Klopp­stock nun, ob er sich mit klas­sis­chen The­men wie Arbeit­er­be­we­gung und Ökonomie befasse. In der Folge kommt es zu einem Gespräch rund um Reich­tum und Hartz IV. Klopp­stock bringt an, das The­ma Hartz IV würde eben­so von links wie von der NPD bear­beit­et und ob man da nicht par­tiell gemein­sam marschiere. Seine Beiträge wer­den zunehmend pro­vokan­ter, er ver­sucht aber immer wieder, seine fre­undliche Absicht her­vorzuheben: Für ihn sei das eine per­sön­liche Debat­te. Auch Antifas könne er nicht so ganz ver­ste­hen. Zwar sei er selb­st Antifaschist, aber er sehe hin­ter jed­er Glatzkopf­fratze auch einen Grun­drecht­sträger. Und was wür­den Antifas über­haupt tun, wenn es keine Neon­azis mehr gebe? Hät­ten sie dann über­haupt noch etwas zu tun?

Nach­dem ihm die Notwendigkeit von Antifa-Arbeit, auch aus eige­nen Erfahrun­gen mit Angrif­f­en, erk­lärt wird, zeigt er sich an der Organ­isierung inter­essiert. Gebe es eine Opfer­hil­fe und was könne man Angrif­f­en ent­ge­genset­zen? Wie sen­si­bil­isiert sei die Bevölkerung? Er will auch wis­sen, ob der Aktivist selb­st in irgen­deinem Ver­band organ­isiert oder eher Einzel­gänger sei. Der Aktivist antwortet mit der Frage, was Klopp­stock für die Infor­ma­tio­nen anzu­bi­eten habe, ob es Dinge gebe, die das Gespräch mit ihm inter­es­san­ter machen kön­nten. Klopp­stock antwortet nach kurzem Schweigen mit ja. Auf die Nach­frage, worum es dabei gehen kön­nte, fordert er den Aktivis­ten auf, einen Vorschlag zu machen. Der fragt nach Geld. Klopp­stock zeigt sich über­rascht und spricht nun langsam und konzen­tri­ert. Er habe ein­fach nicht darüber nachgedacht irgen­det­was anzu­bi­eten, zumal das auch noch nicht die Infor­ma­tio­nen wären, die ihn inter­essieren wür­den. Er wolle mal gle­ich klarstellen, dass er sich ungern linken lasse, indem er jet­zt Stoff biete. Er könne nicht ein­schätzen, wie ernst es dem Aktivis­ten sei, dazu kenne er ihn bish­er zu wenig. Auf den Ein­wurf des Aktivis­ten, sie hät­ten halt bei­de ihre Inter­essen, zeigt sich Klopp­stock jedoch zuver­sichtlich, sie zusam­men­brin­gen zu kön­nen. Das wäre vielle­icht leichter möglich, wenn der Aktivist erläutere, was er so konkret mache und mit welchen The­men er sich beschäftige. Klopp­stock selb­st kenne sich da halt nicht so aus, da er sich mit Glob­al­isierungs­geschicht­en nur in Zusam­men­hang mit Rechts befasst hätte. Sie kom­men nun auf die The­men Anar­chosyn­dikalis­mus, G8 und soziale Gerechtigkeit zu sprechen und disku­tieren über die Arbeits­be­din­gun­gen in Chi­na und die Lebens­be­din­gun­gen im Kongo.

Ross und Reit­er nen­nen: Gewollt sind harte Facts

Nach der Bestel­lung eines Ouzo und nach über einein­halb Stun­den Gespräch macht Klopp­stock ein konkretes Ange­bot: Der Aktivist mache einen pos­i­tiv­en Ein­druck auf ihn, wen­ngle­ich er auch noch ein wenig mis­strauisch auf Grund der Geld­forderung sei. Der Aktivist ent­geg­net, er sei mit dem Gefühl in das Gespräch gegan­gen, ein Inter­view zu geben, und dann habe sich Klopp­stock als Mitar­beit­er ein­er Behörde aus­gegeben. Eine Hand wasche halt die andere. Klopp­stock sichert nun Abklärungs­be­mühun­gen zu, was die Finanzen ange­ht. Der Aktivist müsse es dann aber auch wirk­lich ernst meinen. Zum näch­sten Tre­f­fen würde er dann sagen kön­nen, was er sich erwarte und was der Aktivist erwarten könne. Bei dem Geld komme es darauf an, wie tief er ein­steigen wolle. Pi mal Dau­men wären aber 400 bis 500 Euro im Monat drin.
Auf die Frage des Aktivis­ten, worum es denn dann konkret the­ma­tisch gehen würde, da er nicht zu allen The­men etwas sagen könne, weicht Klopp­stock aus. Er müsse sich selb­st erst­mal sein The­men­feld Recht­sex­trem­is­mus erweit­ern, was aber kein Prob­lem wäre. Um genaueres zu sagen, müsse er sich noch weit­er ein­le­sen und mit Analy­sen befassen. Mit dem The­ma Glob­al­isierung könne man aber sich­er etwas anfan­gen. Allerd­ings müsse es dann auch um Ross und Reit­er gehen. Also auch harte Fak­ts wie Per­so­nen­zahlen, Finanzen, Struk­turen und Gebäude. Der Aktivist solle authen­tis­che Sachen liefern, die man nicht in der Zeitung lesen könne. Seine Auf­gabe würde ein­er jour­nal­is­tis­chen Recherc­hear­beit gle­ichkom­men, die bun­desweit wäre. Und auch seine eigene Mei­n­ung wäre mitunter nicht uninteressant.

Klopp­stock hat Angst, immer noch zu all­ge­mein zu sein und bringt ein Beispiel: Inter­es­sant wäre es beispiel­sweise, wenn sich 100 Leute aus Deutsch­land zu ein­er Kon­ferenz zusam­men­find­en. Was würde dort besprochen und welche Ansätze wür­den ver­fol­gt? Wie ernst schätzte er die Ansätze selb­st ein? Auf die Frage, ob er sich eher für die PDS oder autonome Kreise inter­essiere, spricht Klopp­stock von den unor­gan­isierten Kreisen. Die PDS inter­essiere ihn nicht, obwohl es nicht von Schaden für sie sei, dass sie in den VS-Bericht­en auf­tauche. Eines liegt Klopp­stock dann noch sehr auf dem Herzen. Mit der Polizei wolle er nicht zusam­me­nar­beit­en. Er mei­de die Polizei wie der Teufel das Wei­h­wass­er. Über Kon­tak­te des Aktivis­ten mit der Polizei, gle­ich ob neg­a­tiv­er oder pos­i­tiv­er Art, wolle er alles wis­sen, da dies entschei­dend sei, um die Arbeit abzu­sich­ern. Beste­he eine Art Zusam­me­nar­beit, kämen sie nicht ins Geschäft. Der Aktivist solle sich auch keinen Kopf darüber machen, ob er eventuell nicht in der Lage zu dieser Recherc­hear­beit sei. In die Lage ließe er sich ohne Weit­eres ver­set­zen, wenn der Wille da wäre. Ein biss­chen dürftig sei es nur, wenn er von seinen Hauereien mit Neon­azis erzählen würde. Die inter­essierten weniger.

Grund­satz der Zusam­me­nar­beit wäre absolute Ver­traulichkeit. Die Geschichte gehe nur sie bei­de etwas an. Wed­er das poli­tis­che Umfeld noch Strafver­fol­gungs­be­hör­den sollen etwas mit­bekom­men. Der Aktivist solle sich das nun rei­flich über­legen, während er bis zum näch­sten Tre­f­fen inhaltliche und finanzielle Aspek­te abkläre. Anson­sten würde er gerne im E‑Mail-Kon­takt bleiben. Der Aktivist ent­geg­net unmissver­ständlich, sich bere­its entsch­ieden zu haben. Die Sache wäre ins­ge­samt nichts für ihn. Er wäre nicht der Richtige. Leute verpfeife er nicht. Klopp­stock ent­geg­net sehr über­rascht, der Aktivist habe ihn wohl falsch ver­standen, und fragt, ob er ihn doch noch mal bei all­ge­meinen Fra­gen per E‑Mail kon­tak­tieren könne. Der Aktivist willigt ein.

Bei­de ver­lassen nun den Griechen. Bevor sie sich tren­nen, erkundigt sich Klopp­stock noch im fre­undlichen Smalltalk über die Arbeit des Aktivis­ten. Sie ver­ab­schieden sich nach zweiein­halb Stun­den Gespräch.

Am 25. Sep­tem­ber 2006 geht um 16.33 Uhr wieder eine E‑Mail von Björn Klopp­stock ein. Sie ist kurz. Falls der Aktivist nochmals Zeit und Lust habe, würde er sich gern mit ihm tre­f­fen. Es gebe noch einige The­men, zu denen er gern seine Mei­n­ung erfahren würde. Er schlägt vor, sich Mittwoch oder Don­ner­stag der darauf fol­gen­den Woche zu treffen.
Da keine Reak­tion erfol­gt, meldet sich Klopp­stock am 4. Okto­ber 2006 um 15.25 Uhr noch ein­mal per E‑Mail. Er bedauert, dass der
Aktivist noch nicht reagiert habe, und erkundigt sich, ob er kein Inter­esse an einem weit­eren Gespräch habe oder nur nicht online gewe­sen sei.
Am Dien­stag, dem 10. Okto­ber 2006, taucht Klopp­stock gegen Mit­tag unver­mit­telt auf der Arbeitsstelle des Aktivis­ten auf. Er bit­tet um ein sofor­tiges Gespräch, das der Aktivist allerd­ings aus Zeit­grün­den ablehnt. Sie vere­in­baren, sich zwei Tage später, am 12. Okto­ber 2006, um 18 Uhr wiederum am Kleist-Muse­um zu treffen.

12. Okto­ber 2006: Das zweite Tre­f­fen. Wie besprochen find­et sich der Aktivist am Don­ner­stag um 18 Uhr vor dem Kleist-Muse­um ein. Noch während des Ein­tr­e­f­fens bemerkt er eine männliche Per­son mit­tleren Alters, die die Umge­bung nach Auf­fäl­ligkeit­en über­prüft und dann sin­ngemäß in ihr Mobil­tele­fon spricht: “Alles klar hier unten.” Der Mann hat kurzes Haar, trägt einen Ruck­sack und ist am Ohr verk­a­belt. Der VS hat wiederum nichts dem Zufall über­lassen. Wenig später trifft Klopp­stock zu Fuß ein. Auf die Frage des Aktivis­ten, wo sie sich heute unter­hal­ten wollen, nen­nt Klopp­stock wieder das griechis­che Restau­rant “Olympia” in der Großen Schar­rn­straße. Der Aktivist schlägt zur Abwech­slung das indis­che Restau­rant “Nir­wana” in der­sel­ben Straße und ähn­lich ruhig gele­gen vor. Klopp­stock geht darauf aber nicht ein, offen­bar weil nur das Restau­rant “Olympia” durch den VS in Augen­schein genom­men wurde.

Unin­ter­es­sant: Berichte von Hauereien mit Nazis

Auf dem Weg zum Griechen find­et Smalltalk zwis­chen den bei­den statt. Der Aktivist erzählt von der Frank­furter Kneipen­land­schaft und dem wirtschaftlichen Nieder­gang der Stadt nach dem Zer­fall der Hal­blei­t­erindus­trie. Klopp­stock berichtet im Gegen­zug über das Pro­jekt Car­go Lifter in Brand. Nach vier Minuten sind sie im Restau­rant angekom­men. Klopp­stock stellt weit­er im Smalltalk Fra­gen zur Arbeitsstelle des Aktivis­ten. Die Getränke wer­den bestellt. 

Klopp­stock wählt erneut ein Wass­er und einen Kaf­fee. Sie unter­hal­ten sich darüber, ob man auch Leitungswass­er trinken könne und welche Qual­ität­sun­ter­schiede es dabei gibt. Dann erkundigt sich Klopp­stock nach den unbeant­worteten Mails. Er sei nicht rechtzeit­ig dazu gekom­men, sie zu lesen, da er ver­reist gewe­sen sei, so der Aktivist. Nun inter­essiert Klopp­stock, wo er gewe­sen sei und ob er dort Ver­wandte oder Fre­unde habe.

Der Aktivist macht Klopp­stock deut­lich, dass er ihn nicht mehr auf der Arbeit besuchen solle, da das unan­genehm wer­den könne. Klopp­stock zeigt sich äußerst ver­ständ­nisvoll. Wenn so etwas sei, solle er es ihm immer gle­ich sagen. Zukün­ftig würde wieder der diskrete Weg über E‑Mail benützt. Die Getränke wer­den gebracht. Klopp­stock bestellt den Kro­nos-Teller mit Reis. Es fol­gt ein Gespräch über Veg­e­tari­er und Fleis­ch­pro­duk­tion. Die Atmo­sphäre ist sehr locker.

Nach kurzem Schweigen ergreift Klopp­stock das Wort. Es geht um die Frage des Aktivis­ten, wie Klopp­stock auf ihn gekom­men sei. Der VS´ler meint sehr unscharf, sein Name sei im Zusam­men­hang mit ein­er Haus­be­set­zung in Frank­furt (Oder) im Som­mer 2005 aufge­taucht. Dort sei sein Name in irgen­dein­er Region­alzeitung erwäh­nt gewe­sen, der der Aktivist ein Inter­view gegeben hätte. Als der abstre­it­et, in diesem Zusam­men­hang ein Inter­view gegeben zu haben, meint Klopp­stock, es kön­nte auch eine Pressemit­teilung oder ähn­lich­es gewe­sen sein. Anson­sten könne auch er sich nicht wirk­lich erin­nern, da sein Kol­lege das immer für ihn her­aus­suche und ihm dann nur die Angaben weit­ergebe. Klopp­stock wirkt sehr unsich­er und macht viele Pausen. Der Aktivist erkundigt sich, wie er ihn auf der Straße beim ersten Ansprechen erken­nen kon­nte. Habe Klopp­stock ein Bild von ihm? Woher käme das Bild? Klopp­stock wirkt weit­er verun­sichert. Er meint, vor der Arbeitsstelle des Aktivis­ten gewartet und beobachtet zu haben, wie der Aktivist abschloss. Da könne es sich nur um ihn gehan­delt haben. Sein Name wäre ja auch nicht so weit verbreitet.

Jedes Tre­f­fen ist von VSlern abgesichert

Klopp­stock fragt anschließend nach der Haus­be­set­zung im Som­mer 2005 und gibt sich vol­lkom­men unwis­send. Er will wis­sen, ob die Beset­zung in Frank­furt stattge­fun­den habe, um welch­es Objekt es sich über­haupt gehan­delt habe und wer eigentlich der Eigen­tümer gewe­sen sei. Auch von der Räu­mung wisse er nichts, beze­ich­net es dann als Schwachsinn dazu ein Son­dere­in­satzkom­man­do (SEK) her­anzube­ordern. Und er merkt an, dass es wohl auch in Pots­dam und in der Berlin­er York­straße noch beset­zte Häuser gebe, das habe er aber nur am Rande mitbekommen.

Nun wech­selt Klopp­stock das The­ma. Er stellt die fast philosophis­che Frage, wie Linke eigentlich zu Linken wer­den. Wie sei der Aktivist eigentlich dazu gekom­men, sich mit Poli­tik zu befassen? Der Aktivist erzählt vom Geschicht­sun­ter­richt zum €päis­chen Faschis­mus und Pro­jek­ten während der Schulzeit, die am Anfang sein­er Poli­tisierung ges­tanden haben. Er stellt die Frage, wie sich Klopp­stocks Auseinan­der­set­zung mit dem Recht­sex­trem­is­mus gestalte habe. Der erzählt, er hätte die Gefahr des Recht­sex­trem­is­mus früher noch wesentlich schlim­mer emp­fun­den als heute. Er hätte noch miter­lebt, wie zu Sil­vester durch die Haupt­stadt marschiert und das Horst-Wes­sel-Lied gesun­gen wor­den sei. Heute würde da wenig­stens eingeschrit­ten. Die bei­den kom­men nun auf die Verän­derun­gen, vor allem in Hin­blick auf Klei­dungsstil und Auftreten inner­halb der Neon­azi-Szene zu sprechen, sprin­gen dann zu den frühen Aktiv­itäten des Neon­azi-Kaders und NPD-Funk­tionärs Jörg Häh­nel in Frank­furt (Oder), um schließlich bei unmöglichen Ver­gle­ichen zwis­chen dem Islam und dem NS zu lan­den. Das The­men­hop­ping geht weit­er über den Staats­be­such Putins in Frankre­ich und Deutsch­land, moralis­che Ver­w­er­flichkeit­en bei ein­er Zusam­me­nar­beit mit ver­brecherischen Regimes und die Außen­poli­tik von George W. Bush.

Klopp­stock kehrt anschließend zu seinem Anfangs angeschnit­te­nen The­ma zurück und will wis­sen, wie der Aktivist in die Szene gekom­men sei. Sei er ein­fach reingerutscht oder habe er die richti­gen Leute ken­nen gel­ernt? Der Aktivist erzählt von ein­er schulis­chen Postkarten-Verteilak­tion und von einem Nazi-Über­fall auf ihn und seine Fre­unde. Da das vie­len so ergin­ge, habe sich qua­si automa­tisch eine Art Inter­es­sen­ge­mein­schaft gebildet, da man auf Par­tys und in der Freizeit immer wieder Leute getrof­fen habe, denen es ähn­lich ergan­gen sei. Klopp­stock will wis­sen, ob man sich damals Hil­fe von außer­halb geholt habe, sich beispiel­sweise aus­ge­tauscht habe. Der Aktivist erk­lärt, der Antrieb sei eher der eige­nen Fed­er entsprungen.

Nach einem kurzen Aus­tausch über die Gründe für Antifa-Demon­stra­tio­nen in Frank­furt set­zt Klopp­stock an eine Äußerung des Aktivis­ten vom Ende des ersten Tre­f­fens an. Er stellt auf dessen Aus­sage ab, er ver­rate keine Leute. So wäre das auch gar nicht gemeint gewe­sen. Der VS´ler fühlt sich falsch ver­standen. Er fragt, ob der Aktivist an Aktio­nen gegen Nazidemon­stra­tio­nen teil­nehme und sich vorstellen könne, darüber zu bericht­en, wer da so reden und was da gere­det würde. Und wie er das per­sön­lich finde, wie seine Mei­n­ung dazu sei. Auf die Nach­frage, wie das genau ausse­hen solle, kann Klopp­stock nicht antworten. Wie das konkret ablaufen könne, hätte er sich noch nicht über­legt. Als zweites fragt er, ob es möglich sei, linke Glob­al­isierungskri­tik zum Nach­le­sen zu bekom­men. Vielle­icht könne der Aktivist da ja mal was mit­nehmen oder besor­gen, damit er mal was Konkretes schwarz auf weiß nach­le­sen kön­nte. Der Aktivist sichert zu, die Augen offen zu hal­ten, zeigt sich jedoch trotz­dem unzufrieden. Klopp­stock solle ihm sagen, wie ihm geholfen wer­den könne und was er sich von weit­eren Tre­f­fen erwarte. Ihm gin­ge es erst­mal ein­fach um die Mei­n­ung des Aktivis­ten, so Klopp­stock. Eigentlich st&a
uml;nden bei­de ja auf der gle­ichen Seite, der Weg wäre nur unter­schiedlich gestal­tet. Und genau das inter­essiere ihn. Da Stu­di­en auswiesen, die Jugend im Osten bestünde zu 30 Prozent aus NPD-Sym­pa­thisan­tInnen, wäre es inter­es­sant nach Frank­furt zu gehen und sich das mal anzuschauen.
Die Polizei wird gemieden wie vom­Teufel das Weihwasser
Er sehe aber auch, dass man ihm the­o­retisch und ganz prak­tisch helfen könne, so der VS´ler. Dazu müsse man sich halt auf einen Stun­den­lohn eini­gen. Zehn Euro pro Stunde könne man da dur­chaus ver­an­la­gen, wobei er bei Demon­stra­tio­nen die An- und Abreise nicht unbe­d­ingt in Rech­nung stellen würde. Wenn es aber beispiel­sweise um den Nazi-Auf­marsch in Wun­siedel gin­ge, könne man wegen der Ent­fer­nung sich­er über gewisse Sachen reden. Aber das müsse er alles erst abklären. Er sei sich auch noch nicht im klaren darüber, was der Aktivist neben Demobericht­en zu leis­ten im Stande wäre. Klopp­stock schlägt vor, ein the­o­retis­ches Spiel zu spie­len, in dem Grup­pen­na­men und ähn­lich­es frei erfun­den seien. Angenom­men der Aktivist wäre Mit­glied in der Rev­o­lu­tionären Jugend­vere­ini­gung Frank­furt (Oder), die sich darauf spezial­isiert habe, deutsch­landweit etwas auszus­pi­onieren. Inter­es­sant wäre nun der Auf­bau dieser Truppe, wie sie arbeite, ob ein­fach nur zum Selb­stzweck gear­beit­et würde, sich­er auch wie sie sich finanziere, wie sie sich z.B. Fotoap­pa­rate leis­ten könne. Let­ztere Infor­ma­tion wäre nun vielle­icht schon ver­han­del­bar. Aber solche Infor­ma­tio­nen wären gut. Der Aktivist solle aber wis­sen, das Klopp­stock mit den gewonnenen Erken­nt­nis­sen wed­er etwas für noch gegen ihn tun könne. Wenn er auf Polizeibeamte Hand­granat­en werfe, gin­ge er dafür halt in den Bau. Er wolle klar sagen, dass es ihm nicht um Straftat­en gin­ge. In erster Lin­ie wäre er an ein­er poli­tis­chen Analyse interessiert.

Genaue Recherchean­weisun­gen möchte Klopp­stock erst­mal nicht geben. Er will, dass der Aktivist in Ruhe darüber nach­denke und sich dazu auch mehr als eine Nacht Zeit nehme. Klopp­stock würde sich dann in ein­er Woche per E‑Mail melden und hören, was er sage. Während dessen würde er The­ma­tis­ches abklären. Der Aktivist müsse wis­sen, dass sie — mehr oder weniger — eine Forschungs- und Entwick­lungsabteilung hät­ten, die ein­schätze, was bes­timmte Sachen Wert seien. Nach einem Blick auf die Uhr merkt Klopp­stock an, dass es inzwis­chen spät gewor­den sei. Während sie auf die Rech­nung warten, begin­nt Klopp­stock erneut einen Smalltalk über die Arbeit des Aktivis­ten. Die Rech­nung wird auf einem Teller gebracht und auf dem Tisch gelegt. Die Bedi­enung geht wieder. Der Aktivist weist Klopp­stock darauf hin, dass es üblich wäre, das Geld ein­fach auf den Teller zu leg­en und zu gehen. Dieser find­et, dass sechs Euro Trinkgeld dann doch zu fett seien, und wartet lieber auf das Rückgeld.

Nach der Bezahlung erkundigt sich Klopp­stock im Gehen, ob der Aktivist grund­sät­zlich flex­i­bel sei, also auch reisen könne. Klopp­stock ver­rät noch, dass er pas­sion­iert­er Läufer sei. Nach genau zwei Stun­den tren­nen sich die bei­den vor der Tür des Restau­rants “Olympia”. Der Aktivist läuft in Rich­tung Innen­stadt und wird dabei von min­destens zwei dun­klen Lim­ou­si­nen mit Berlin­er Kennze­ichen ver­fol­gt. Als sie ihn ver­lieren, fahren sie noch eine län­gere Zeit die Karl-Marx-Straße und die Schul­straße ab. Eine der Lim­ou­si­nen hat das Kennze­ichen B‑J 832.

2. Novem­ber 2006: Das dritte Tre­f­fen. Am Don­ner­stag tre­f­fen sich Klopp­stock und der Aktivist wie vere­in­bart zum drit­ten Gespräch. Tre­ff­punkt ist erneut das Frank­furter Kleist-Muse­um. Dies­mal sieht der VS´ler kein Prob­lem darin, in das schon beim let­zten Tre­f­fen vorgeschla­gene Restau­rant “Nir­wana” am Mark­t­platz zu gehen. Auf den ca. zehn Minuten Fußweg dor­thin find­et Smalltalk statt. Nach­dem sie gewählt haben, kreist das Gespräch zunächst um das Rauchen und den Zigaret­ten­schmuggel aus Polen über die Stadt­brücke in Frank­furt (Oder).

Nach­dem die Bestel­lung aufgenom­men wurde, kommt Klopp­stock sofort zum The­ma. Er wäre mit seinen Abklärun­gen so weit durch und habe nun noch mehrere kurze Fra­gen, die ihm sehr wichtig seien. Zuerst erkundigt er sich, wie alt der Aktivist sei. Dann fragt er nach dem Schu­la­b­schluss des Aktivis­ten und danach, was er job­mäßig jet­zt mache, ob er als Stu­dent eingeschrieben sei oder das vor habe. Dann will Klopp­stock wis­sen, wie die Job-Pla­nun­gen des Aktivis­ten ausse­hen, ob er in Frank­furt (Oder) ansäs­sig sei und vor habe hier zu bleiben. Er will wis­sen, wie die finanzielle Sit­u­a­tion des Aktivis­ten aussieht, ob er Schulden habe und wie hoch sein Einkom­men sei. Let­z­tendlich inter­essiert ihn auch, ob der Aktivist liiert sei oder Sin­gle, ob er Verpflich­tun­gen oder son­stige Bindun­gen habe.

Nach­dem Klopp­stock mit den Fra­gen durch ist, berichtet er von seinen Abklärun­gen. Eine Recherc­hear­beit des Aktivis­ten wäre gewollt und Klopp­stock selb­st könne sie auch betreuen. Die Arbeit würde sich auf zwei The­men­felder beziehen, wovon das eine Glob­al­isierung sei. Das andere The­ma wäre Antifa und deren Kap­i­tal­is­muskri­tik. The­ma­tisch wolle er aber noch nicht detail­liert­er wer­den, da für ihn noch immer unklar sei, was genau der Aktivist leis­ten wolle und könne. Für ihn sei immer noch schw­er nachzu­vol­lziehen, wo der Aktivist dabei sei und was er da so machen würde. Vom finanziellen Rah­men wäre grund­sät­zlich alles möglich. 400 Euro wäre so in etwa die Marke, auf die der Aktivist hof­fen könne. Nach oben wäre das aber offen. Da könne er Flex­i­bil­ität ver­sprechen. Wie viel es let­z­tendlich werde, hänge von der Arbeit­szeit und dem Wert der Infor­ma­tio­nen ab. In der Prax­is laufe das unbürokratisch. Das Geld würde er cash bekom­men. So ein­mal im Monat, also nicht bei jedem Tre­f­fen der beiden.
Der Aktivist erkundigt sich noch ein­mal nach den Bew­er­tungskri­te­rien für eine Infor­ma­tion. Daraufhin erk­lärt Klopp­stock, es wären vor allem Infor­ma­tio­nen inter­es­sant, die nicht in der Zeitung zu find­en seien. Er würde im Zweifels­fall immer etwas sauer sein, wenn er fest­stelle, dass der Aktivist Infor­ma­tio­nen als eigene verkaufe, die aber nur abgeschrieben seien. Der Aktivist solle davon aus­ge­hen, dass Klopp­stock auch andere Sachen bekomme, wodurch er so etwas ganz gut ein­schätzen könne. Neben dem Kri­teri­um des Infor­ma­tion­swertes wären der Zeitaufwand und das Risiko, um an die Infor­ma­tion zu gelan­gen, weit­ere Bew­er­tungskri­te­rien. Im Großen und Ganzen müsse für 500 Euro im Monat aber schon etwas But­ter bei die Fis­che kom­men, meint Kloppstock.

Straftat­en inter­essieren nicht, es geht um poli­tis­che Analysen

Auf die Frage des Aktivis­ten, ob poli­tis­che Ein­schätzun­gen nicht auch auf anderem Wege her­aus zu bekom­men wären, beispiel­sweise durch die Veröf­fentlichun­gen der Grup­pen, und der Aktivist stattdessen wirk­lich Brisantes her­aus­find­en solle, mah­nt Klopp­stock zur Vor­sicht. Ihm gin­ge es um den rohen Fakt, darum das ganz nor­male Tages­geschehen in den Grup­pen mehr oder weniger laufend zu erfahren. Das wäre für ihn schon brisant genug.

Der Aktivist unter­bricht und fragt, ob sich Klopp­stock noch mal bei seinem Kol­le­gen erkundigt habe, wie sie auf seinen Namen gekom­men wären. Das wäre beim let­zten Mal noch nicht genau gek­lärt wor­den. Klopp­stock erzählt, sein Kol­lege hätte ihm gesagt, dass der Aktivist in ein­er Zeitung oder im Inter­net namentlich erwäh­nt wor­den sei. Dabei sei es um eine Beset­zung ein­er Vil­la gegan­gen und er sei namentlich als Press­esprech­er oder irgend­was ähn­lich­es in Erschei­n­ung getreten. Klopp­stock selb­st hätte es aber nicht gele­sen. Auf die Bemerkung, Klopp­stock hätte dann ja qua­si jeden zum Gespräch laden kön­nen, stimmt dieser zu, und bemerkt, dass das der Grund wäre, erst­mal unverbindlich Gespräc
he zu führen. Es hätte ja auch sein kön­nen, dass der Aktivist von Aktiv­itäten rund um die Haus­be­set­zung etwas wisse. Es habe ja auch Vor­fälle dort gegeben, bei denen ver­meintliche Nazis Dresche bekom­men hät­ten. Darüber ist dem Aktivis­ten nichts bekan­nt. Das The­ma ist beendet.

Nun sei der Punkt gekom­men, an dem der Aktivist Klopp­stock mal auf den Stand der Dinge in Frank­furt (Oder) brin­gen solle. Der Aktivist erzählt vom prov­inziellen Hauch der Stadt und dass beim The­ma Glob­al­isierung Frank­furt (Oder) wohl nicht das richtige Forschungs­feld sei. Es gebe zwar Einzelper­so­n­en wie ihn, die zu dem The­ma arbeit­en wür­den. Eine Gruppe wäre ihm da aber nicht bekan­nt. Vielle­icht ein paar Kirchen­leute wären bei dem The­ma ansprech­bar. Klopp­stock schreckt auf. Kirchen­leute wür­den ihn nun über­haupt nicht inter­essieren und Gew­erkschaft und PDS sei für ihn kein The­ma. So was wolle er auch gar nicht wis­sen. Dies inter­essiere ihn nicht die Bohne, hätte ihn auch nicht zu interessieren.

Tabu: Kirchen­leute, Gew­erkschaften und PDS

Klop­stock will wis­sen, wo Glob­al­isierung — grund­sät­zlich gese­hen — besprochen werde, in welchen Grup­pen das bere­det werde und welche Kon­tak­te der Aktivist zu diesen Leuten habe. Dieser ent­geg­net, in der Region sehe es eher mau aus. Er selb­st habe aber an einem Vor­bere­itungscamp zum G8-Gipfel teilgenom­men und da bekomme man natür­lich einiges mit. Klopp­stock will wis­sen, ob er allein gefahren und ob daraus etwas ent­standen sei. Dies sei nicht der Fall, so der Aktivist. Und gefahren sei er tat­säch­lich allein, da er gar nicht von Frank­furt (Oder), son­dern von ein­er Urlaub­sreise direkt zum Camp gefahren sei.

Da es, wie der Aktivist meint, nicht so schw­er ist, an solchen Tre­f­fen teilzunehmen, fragt Klopp­stock, ob er sich so etwas vorstellen kön­nte. Mehr wolle Klopp­stock auch gar nicht. Das wäre ihm schon brisant genug. Ihm wäre wichtig, dass der Aktivist Kon­tak­te auf­baue, um bei solchen Tre­f­fen dabei sein zu kön­nen, sich das mal anzuse­hen. Ihm gin­ge es aber nicht darum, nur den äußer­lichen Ablauf zu erfahren. Der Aktivist solle auch mal ein Gespräch führen, um einen Ein­druck zu gewin­nen, was die Teil­nehmer umtreiben und wie sie dazu kom­men wür­den. In Bezug auf Heili­gen­damm sei er einiger­maßen auf dem Stand, erk­lärt Klopp­stock. Er fragt den Aktivis­ten, ob er in Lage wäre, ein­fach auf ein dissent!-Deutschland-Treffen nach XY zu fahren, ohne dass die ihn komisch anguck­en wür­den. Als der Aktivist erk­lärt, dass dies schon prob­lema­tisch sein könne, will Klopp­stock wis­sen, ob er an irgendwelche Mail­inglis­ten angeschlossen wäre. Der Aktivist verneint, meint aber, das wäre sich­er kein Problem.

Klopp­stock inter­essiert, ob er auf solchen Tre­f­fen Einzelper­so­n­en aus Berlin oder anderen Städten kenne. Dies sei ihm noch nicht ganz klar gewor­den. Man wolle mal bei Berlin bleiben, da das ja das Näh­est­gele­gene wäre. Er fragt, ob der Aktivist denn einen Überblick über die Berlin­er Struk­tur habe, was es da für Antifa­grup­pen gebe, wie die aufgestellt seien, was die so machen und wie sie ide­ol­o­gisch einzuor­den wären. Er fragt, ob der Aktivist sich da bewe­gen und das Ganze ein­schätzen könne. Ob er wisse, dass “Kri­tik & Prax­is” und die AANO so ein biss­chen anti­deutsch ori­en­tiert wären und die ALB, dass die mal aus ´ner Spal­tung der AAB her­vorge­gan­gen sei. Das wäre ihm schon bekan­nt, ent­geg­net der Aktivist. Aber konkrete Leute würde er dort nicht ken­nen. Klopp­stock meint, ihn wür­den die Ver­flech­tun­gen inter­essieren, wer dort wen anleite und wer was rum­schicke. Man könne ja den Ein­druck haben, dass viel Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al aus Berlin stamme und in Frank­furt (Oder) nur abge­laden werde. Er könne das zwar schw­er ein­schätzen, aber hier würde das wohl kaum hergestellt. Mobil­isierun­gen zu bes­timmten Anlässen, wie z.B. nach Halbe wür­den doch in Berlin stat­tfind­en. Er will auch wis­sen, ob so ein Blättchen wie die Inter­im in Frank­furt (Oder) über­haupt von Bedeu­tung wäre.

Nun kehrt Klopp­stock wieder zu dem Aktivis­ten zurück. Der sprin­gende Punkt wäre für ihn immer noch, wie dessen poli­tis­che Arbeit ausse­he. Was mache man denn so den ganzen lan­gen Tag und in welch­er Gruppe sei er über­haupt aktiv. Er wolle halt eine leb­hafte Vorstel­lung bekom­men. Das wäre ja dann wahrschein­lich eher auf Antifa bezo­gen. Der Aktivist ent­geg­net, es gebe im Moment kein regelmäßiges Tre­f­fen. Das werde je nach Sach­lage vere­in­bart. Klopp­stock will nun wis­sen, wie die Gruppe hieße, und erhält als Antwort “Antifa Frank­furt (Oder)”. Über deren Arbeit will er mehr wis­sen. Er fragt, ob sie sich mehr oder weniger regelmäßig tre­f­fen wür­den, was es im Klar­text bedeute “Dinge öffentlich zu machen”, was der Aktivist dort für eine Stel­lung inne habe, ob es Hier­ar­chien gebe, ob inhaltliche Diskus­sio­nen geführt wür­den oder es eher eine prak­tis­che Zusam­me­nar­beit wäre und ob das qua­si die Heimat­gruppe des Aktivis­ten sei. Ihm gin­ge es um das Zusam­men­spiel in so ein­er Gruppe, wie so was laufe.

Prak­tisch: Gemein­samer Mailac­count incl. Passwort

Nach kurzem Smalltalk über das Essen will Klopp­stock nun wis­sen, wie der Aktivist über die konkrete Gestal­tung der Recherche denke. Er selb­st habe ja nun seine Vorstel­lun­gen geäußert. Er sei eher an dem über­re­gionalen Bezug inter­essiert. Gle­ich­wohl fände er so eine regionale Gruppe, die sich vor Ort mit dem The­ma Antifa beschäftige, als The­ma Num­mer zwei natür­lich gut. Was halte der Aktivist so grund­sät­zlich davon und was würde er leis­ten wollen? Wäre es für ihn vorstell­bar, mal auf ein dissent!-Plenum zu fahren und sich das anzuguck­en? Der Aktivist erwidert, er könne sich das vorstellen, wenn er da reinkäme. Klopp­stock fragt nach, ob das auch für das gelte, was region­al so laufe. Der Aktivist solle davon aus­ge­hen, dass Klopp­stock mehr wisse, als dieser vielle­icht annehmen würde. Per­so­n­en­pro­file wären ihm jet­zt nicht so wichtig, ihn würde inter­essieren, was besprochen wird, wann man sich tre­ffe, wer anwe­send sei und eine Ein­schätzung darüber, wie real­is­tisch das sei, was sie machen. Auch von großen Ple­na solle er die Infor­ma­tio­nen in der Form eines Ich-Erleb­nis­bericht­es liefern. Das wäre für ihn am ein­fach­sten, um zu sehen wo es reiche und wo nicht und was der Aktivist aus dem Ärmel schüt­tele und daher für ihn gar keine Recherche sei.

Nun kommt Klopp­stock nochmal auf den Bere­ich Glob­al­isierung zu sprechen. Finanziell kön­nte der Rah­men sich­er nochmal durch den G8-Bere­ich aus­geweit­et wer­den. Nicht unin­ter­es­sant wäre es, das in Konkur­renz zu den Recht­en zu sehen. In diese Sache müsse sich der Aktivist dann aber wohl geziel­ter rein­hän­gen, weil er das ja bis­lang aus eigen­em Antrieb nicht mache. Dazu müssten dann Kon­tak­te aufge­baut und hier und da auch mal hinge­fahren wer­den. Ein wenig Flex­i­bil­ität, was die Region der Tre­f­fen dann ange­he, müsse der Aktivist schon mit­brin­gen. Die Gren­zen der Aus­la­gen für Fahrtkosten und ähn­lich­es wäre nach oben offen. Wenn eine Zug­fahrt nach Wien 200 Euro hin und 200 Euro zurück kosten würde, dann sei das eben so. Auch wenn er irgend­wo über­nacht­en müsse oder sich verpflege, sei das so. Auch Kosten für ein Mobil­tele­fon wären Kosten, auf denen er nie sitzen bleiben würde. Natür­lich müsse das alles hieb- und stich­fest sein. Das lasse sich ja auch über­prüfen, was das kosten würde. Klopp­stock bestellt noch einen Espresso.

Der Aktivist erkundigt sich, wie die Infor­ma­tio­nen dann eigentlich ver­ar­beit­et wür­den. Klopp­stock meint, er spe­ichere fast 50 Prozent im Kopf und lasse die anderen 50 Prozent in eine Lagebeschrei­bung, seine nor­male Arbeit, ein­fließen. Alles werde anonymisiert. Er würde auch seine eige­nen Formulieru
ngen ver­wen­den. Der Aktivist solle davon aus­ge­hen, dass er auch noch ein paar andere Sachen bekomme und alles in eine große Lage­analyse, die dauer­haft fort­geschrieben würde, mit rein­set­ze. Gele­sen würde so was dann im Innen­min­is­teri­um. Für den Jahres­bericht arbeite er nicht. Son­dern für die aktuelle, die glaub­hafte Poli­tik. Es gehe darum, dauer­haft Input zu geben, um die Leute zu informieren und ihnen Hin­ter­gründe zu liefern, die natür­lich auch Entschei­dun­gen bee­in­flussen könnten.

Klopp­stock kehrt nochmal zur Zusam­me­nar­beit zwis­chen ihm und dem Aktivis­ten zurück. Er müsse sich daran gewöh­nen, dass Klopp­stock eine gewisse Steuerung vornehme, dass er sage, worauf zu acht­en sei oder wohin er mal fahren solle. Vom Start habe er schon eine konkrete Vorstel­lung. Zunächst wür­den sie mal bei den regionalen Geschicht­en guck­en. Der Aktivist solle ein­fach mal benen­nen, wer das hier von A bis Z bee­in­flusse. Qua­si die fünf Ws. Er solle über das näch­ste Tre­f­fen ein­fach mal einen Erleb­nis­bericht schreiben. Nach der Infor­ma­tion durch den Aktivis­ten, da müsse er erst­mal auf das näch­ste Tre­f­fen warten, springt Klopp­stock über­raschend an. Er habe noch eine konkrete Auf­gabe: Am 10. Novem­ber 2006 finde in Osnabrück ein dissent!-Treffen statt. Mehr wisse er auch nicht. Vielle­icht wäre es auf Grund der Kurzfristigkeit auch nicht möglich daran teilzunehmen. Aber er fragt, ob es zukün­ftig leist­bar wäre, da auch mal nach Osnabrück zu fahren. Dafür wäre dann wegen der hohen Kosten auch eine Vor­fi­nanzierung möglich. Er solle sich ein­fach mal im Inter­net informieren, ob dieses Tre­f­fen für ihn etwas wäre. Ob er da hin könne und wie er dahin komme. Er solle sich ein biss­chen auf den aktuellen Stand brin­gen, so weit das erforder­lich wäre. Klopp­stock emp­fiehlt dem Aktivis­ten, sich inner­halb sein­er regionalen Gruppe als Spezial­ist für Glob­al­isierung zu etablieren, um so Zugang zu bekom­men. Er fragt, ob es ihm möglich wäre, einen Erleb­nis­bericht schriftlich zu ver­fassen und sich­er zu ver­wahren. Der Aktivist schlägt vor, dafür seinen PC zu nutzen, worauf Klopp­stock fragt, ob er den PC als Einziger nutzen würde. Klopp­stock will nun wis­sen, wann das näch­ste Tre­f­fen sein­er Gruppe sei und wie man sich dazu verabrede. Das wäre erst­mal nicht abzuse­hen, meint der Aktivist. Man tele­foniere dann. Klopp­stock schlägt dem Aktivis­ten vor, sich dann erst­mal via Inter­net zum The­ma Glob­al­isierung fit zu machen. Er solle dann ruhig mal auf­schreiben, wie viel Zeit er im Inter­net ver­bringe, um das dann auch zu vergüten.

Nun wolle er noch die Mobil­num­mer des Aktivis­ten, um ihn auch kurzfristig kon­tak­tieren zu kön­nen. Er würde dem Aktivis­ten dann auch seine Num­mer geben. Unter Umstän­den würde auch mal ein biss­chen mehr anliegen und da wäre tele­fonis­che Erre­ich­barkeit schon wichtig. Klopp­stock würde dem Aktivis­ten dann auch nochmal ganz gezielt ein­schlägige Ter­mine raus­suchen. Der Aktivist macht Klopp­stock wenig Hoff­nung, schon am Tre­f­fen am 10. Novem­ber 2006 in Osnabrück teil­nehmen zu kön­nen. Das wäre zu spon­tan. Klopp­stock fragt noch, ob die E‑Mailadresse, über der sie derzeit kom­mu­nizieren, die einzige des Aktivis­ten sei, also ob er sich damit auch bei Mail­verteil­ern ein­schreibe. Als der Aktivist das bestätigt, meint Klopp­stock, das gehe so nicht. Er solle sich für ihre Kom­mu­nika­tion untere­inan­der eine völ­lig neue E‑Mailadresse zule­gen und die alte nur für pri­vate Zwecke nutzen. Der Aktivist solle einen unver­fänglichen Namen wie “Birken­baum” oder “Glass­plit­ter” wählen. Hot­mail sei erfahrungs­gemäß am unsich­er­sten. GMX und WEB.de seien hinge­gen rel­a­tiv sich­er. Wenn er sich mit der neuen E‑Mailadresse bei einem Verteil­er anmelde, solle er das Pass­wort dann ein­fach an ihn weit­ergeben. Mitte der kom­menden Woche werde sich Klopp­stock dann mal per E‑Mail melden. Bis dahin solle der Aktivist seine neue Mailadresse mit Pass­wort an ihn schick­en. Zum Ende fragt Klopp­stock nun nochmal, ob so weit alles mach­bar wäre oder ob es kri­tis­che Anmerkun­gen des Aktivis­ten gebe.

Nach­dem Klopp­stock gezahlt hat, ver­lassen sie nach 1 Stunde und 50 Minuten das Restau­rant “Nir­wana” und gehen getren­nte Wege. Der Aktivist wird jedoch auch nach diesem Tre­f­fen beschat­tet. Eine etwa 40-jährige Frau läuft ihm hin­ter­her. Erst als sich der Aktivist nach langer Zeit umdreht und direkt auf sie zuge­ht, macht auch sie sofort kehrt und verschwindet.

Der Kon­takt wird abge­brochen. Am 8. Novem­ber 2006 um 16.06 Uhr meldet sich der Aktivist per E‑Mail bei Klopp­stock und teilt die absprachegemäß ein­gerichtete neue Mailadresse mit. Er werde sich wieder melden, wenn er etwas zu bericht­en habe. Schon wenige Minuten später um 17.13 Uhr antwortet Klopp­stock und hält den Aktivis­ten an, sich bis dahin zum The­ma Glob­al­isierung im Netz schlau zu machen. Am 17. Novem­ber 2006 meldet sich Klopp­stock erneut per E‑Mail bei dem Aktivis­ten. Er hätte lange nichts mehr von ihm gehört und fragt, ob denn nichts los gewe­sen sei. Es fällt auf, dass Klopp­stock diese E‑Mail mit dem Namen “Jörn” unterschreibt.

Anfang Dezem­ber will Klopp­stock nun einen Ter­min für ein näch­stes Tre­f­fen vere­in­baren. Hier­für benutzt er im E‑Mail-Verkehr die Namen “Björn” und “Jörn”. Dies­mal will sich Klopp­stock jedoch nicht in Frank­furt (Oder) tre­f­fen. Offen­bar scheint ihm das zu unsich­er. Er schlägt als Tre­ff­punkt für das näch­ste Tre­f­fen den Bahn­hof im ca. 30 km südlich von Frank­furt (Oder) gele­ge­nen Eisen­hüt­ten­stadt vor und lässt sich hier­von auch nicht abbrin­gen. Man vere­in­bart schließlich, sich am 13. Dezem­ber 2006 um 15.30 Uhr am Hauptein­gang des Bahn­hofs in Eisen­hüt­ten­stadt zu tre­f­fen. Dieser Ort ist aber­mals mit Bedacht vom VS aus­gewählt, han­delt es sich doch um einen sehr kleinen Bahn­hof mit einem sehr über­schaubaren Vorplatz.

Zum vere­in­barten Ter­min schickt Klopp­stock wieder deut­lich vor der Zeit min­destens drei Per­so­n­en vor, um den Ort abzu­sich­ern. Ein Mit­dreißiger mit auf­fal­l­end sportlich­er Fig­ur wartet im Inneren des Bahn­hofs über eine Stunde lang vergebens auf den Aktivis­ten. Der etwa 1,80 Meter große und mit ein­er dun­klen Jacke bek­lei­dete VS´ler hat die Wollmütze tief ins Gesicht gezo­gen. Ein zweit­er, deut­lich älter­er und etwas dick­lich wirk­ender Mann mit brauner Daunen­jacke hält sich direkt vor dem Bahn­hof auf. Eine dritte Per­son observiert den Bahn­hofsvor­platz mit etwas Abstand zum Bahn­hof­s­ge­bäude. Er bewegt sich großräu­mig vor dem gesamten Bahn­hof. Während Klopp­stock mit seinen Kol­le­gen auch noch nach 16 Uhr am Bahn­hof auf den Aktivis­ten wartet, teilt dieser ihm per E‑Mail mit, dass er an ein­er Zusam­me­nar­beit nicht inter­essiert sei und von Klopp­stock nicht mehr kon­tak­tiert wer­den möchte.

Am näch­sten Vor­mit­tag meldet sich Klopp­stock dann ein let­ztes Mal per E‑Mail. Da die erst kür­zlich ein­gerichtete E‑Mail-Adresse bere­its wieder abgemeldet ist, benutzt er die alte Mailadresse des Aktivis­ten. Er sei einiger­maßen über­rascht ob des Ansin­nens des Aktivis­ten. Natür­lich akzep­tiere er die Entschei­dung. Ihn wür­den aber nichts­destotrotz die Hin­ter­gründe für die ablehnende Hal­tung des Aktivis­ten inter­essieren. Klopp­stock ver­lei­ht sein­er Hoff­nung Aus­druck, nochmals von dem Aktivis­ten zu hören. Vielle­icht liege ja nur ein Missver­ständ­nis vor.

Dieser Text stammt aus der in Ham­burg erscheinen­den Analyse und Kri­tik — Zeitung für linke Debat­te und Prax­is, Num­mer 513 vom 19.1.2007.

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