Am 01. Juni 2010 fanden sich ca. 100 Menschen vor dem ehemaligen „Boumanns“ zu einem spontanen Konzert und Essen zum Selbstkostenpreis zusammen. Das „Boumanns“ in der Kurfürstenstraße 5 wurde vor 10 Jahren, nach einem Zimmerbrand im Seitenflügel, von Stadt und Polizei geräumt. Dies geschah trotz
gegenseitiger Absprache zwischen den Bewohner_innen und dem Besitzer des Hauses.
Das „Boumanns“ hatte sich nach zahlreichen Räumungen etlicher besetzter Häuser in der Innenstadt, Ende der Neunziger Jahre, zu einem Kulturzentrum entwickelt und wurde im Jahr 2000 brutal geräumt. In Folge dessen, kam es in der brandenburgischen Hauptstadt, über einen langen Zeitraum, immer wieder zu ausnahmezustandsähnlichen Szenarien. Damals ging die Polizei rücksichtslos und marzialisch gegen Demonstrant_innen vor. Diese wurden teilweise mit vier Tagen Vorbeugegewahrsam bestraft.
Die Kundgebungsteilnehmer_innen führten unter anderem ein Transparent mit der Aufschrift „10 Jahre Boumannsräumung. Die Polizei – Dein Freund und Schlächter“ mit sich. Dass dieser Satz, damals wie heute passend ist, stellten die anwesenden Beamt_innen umgehend unter Beweis. Nachdem das Konzert so gut wie beendet war, schritt die Polizei ein und wurde handgreiflich. Die Beamt_innen versuchten der Band habhaft zu werden sowie die restlichen Teilnehmer_innen mit Schlägen und Schubsen zu vertreiben.
Eine Frau, die heute in der Kurfürstenstraße 5 wohnt, war von dem Konzert positiv überrascht und tanzte spontan mit. Ihre Kinder klatschten von den Fenstern aus Beifall. Diese Reaktion schlug jedoch in verängstigte “Mama, Mama!”-Rufe um, als die Polizei zur Tat schritt.
Trotz des brachialen Endes der Veranstaltung waren viele Umherstehende zufrieden mit der Aktion. So wurde einhellig festgestellt, dass auf kreative Art und Weise, die Kritik an der kapitalistischen Verwertungslogik und das Opfern einer lebendigen Stadt gegenüber dem Preussendogma rübergebracht wurde. Andere äußerten sich aber auch über die skandalöse Mietpreispolitik der Stadt. Wie z.B. im Falle des als „Schandfleck“ titulierten Babelsberger Karrees, um dessen Sanierung inzwischen eine öffentliche Debatte entbrannt ist. „Wenn das so weiter geht, dann passieren hier noch ganz andere Dinge!“, teilte eine Debattierende ihren Zuhörer_innen mit.