(Antifa Erkner) Nach der nunmehr dritten Schändung des Mahnmals für die ermordeten Schöneicher Juden versammelten sich am Donnerstagabend trotz des schlechten Wetters mindestens 100 Menschen um diese Tat nicht unbeantwortet zu lassen. Trotz einer Mobilisierungszeit von nur einem Tag waren es erstaunlich viele Menschen jeden Alters aus Schöneiche, aber auch aus anderen Orten, die an der Kundgebung teilnahmen. Es wurden zwei kurze Ansprachen gehalten und dutzende von Kerzen vor dem Mahnmal entzündet. Viele Menschen drückten am Rande der Kundgebung dem Schöneicher Bürgermeister Jüttner ihre Solidarität aus, nachdem dieser zwei Tage zuvor bedroht wurde (wir berichteten).
Das Motiv der Tat muss eindeutig als antisemitisch bezeichnet werden, was sich aus der Art, wie die Buchstaben entfernt wurden, schließen lässt (siehe Foto). Es ist sicher kein Zufall, dass die Täter das Wort „Ente“ stehen ließen und die Jahreszahl 45 entfernten. Wahrscheinlich steckt dahinter die in rechtsextremen Kreisen verbreitete Idee, der Holocaust hätte nie stattgefunden und sei eine Erfindung der Alliierten und sonstiger „antideutscher“ Kreise. Bei Wikipedia steht zum Begriff Ente (wie Zeitungsente): “Nach dem Zweiten Weltkrieg bekamen viele deutsche Zeitungen ihre Informationen von den amerikanischen und englischen Streitkräften. Diese Informationen konnten aber oft nicht überprüft werden. Daher wurden sie mit dem Zusatz N.T. versehen. Da auch falsche Meldungen dabei waren, entwickelte sich NT in der Umgangssprache zur Ente und damit zur Zeitungsente.”
Die Möglichkeit, das der oder die Täter es eventuell nur auf das Metall abgesehen hatten, wie von der Polizei kolportiert, lässt sich eindeutig ausschließen, da die „Beute“ äußerst gering sein dürfte. Wirkliche Metalldiebe würden sich eher auf lohnendere Ziele konzentrieren. Dass die Täter aus der rechten Szene Schöneiches und Umgebung entstammen, bezweifelte kaum einer der Anwesenden, auch wenn es viele nicht öffentlich aussprechen wollten.
Dafür spricht auch die vorhandene aktionistische rechte Szene in Schöneiche und Umgebung, die vorangegangenen Ereignisse (Störung des Laubhüttenfests, Bedrohung des Bürgermeisters), die Art und Weise wie die Tat begangen wurde (Herausbrechen des Davidsterns, Sinnentfremdung des Textes) sowie die Tatsache, dass dies nun schon bereits der dritte Anschlag auf das Mahnmal war.
Es gilt weiterhin wachsam zu bleiben und den Nazis entgegenzutreten, wie auch immer sie ihre menschenverachtende Propaganda verbreiten wollen, ob mit Worten oder Taten.