Kategorien
(Anti-)Rassismus

Rassismus erkennen und überwinden

Am 6. Dezem­ber 2008 jährt sich der 18. Todestag von Amadeu Anto­nio. Aus diesem Anlass ver­anstal­tet die Barn­imer Kam­pagne „Light me Amadeu“ zum zweit­en mal eine anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion in Eber­swalde. Zum einen um an Amadeu zu erin­nern, zum anderen um Forderun­gen wie „Res­i­den­zpflicht und Gutschein­sys­tem abschaf­fen“ in die Öffentlichkeit zu tra­gen. Im let­zten Jahr beteiligten sich etwa 230 Men­schen aller Alters­grup­pen an der Demon­stra­tion. Auch wir, die Antifaschis­tis­che Aktion Bernau, unter­stützen in diesem Jahr die Aktion und wollen auf die Missstände in der Gesellschaft aufmerk­sam machen.

Wer war Amadeu Antonio?

Amadeu Anto­nio lebte als Ver­tragsar­beit­er in Eber­swalde. In der Nacht vom 24. auf den 25. Novem­ber 1990 zog eine Gruppe von etwa 50 Recht­sex­trem­is­ten mit Base­ballschlägern durch die Stadt, um Jagd auf „Schwarze“ zu machen. In ein­er Gast­stätte trafen sie auf drei Men­schen mit dun­kler Haut­farbe, die sie bru­tal ver­prügel­ten. Während zwei der Opfer teils schw­er ver­let­zt flücht­en kon­nten, erwachte der 28-jährige Amadeu nicht mehr aus dem Koma. Er starb zwei Wochen später an den Fol­gen des ras­sis­tis­chen Überfalls.

Nach der Wiedervere­ini­gung war er eines der ersten Todes­opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt. Fünf der rech­tex­tremen Täter wur­den im Sep­tem­ber 1992 vom Bezirks­gericht Frankfurt/Oder zu Bewährungs- und max­i­mal vier­jähri­gen Haft­strafen verurteilt. Wer genau die tödlichen Schläge aus­führte, war nicht nachzuweisen.

Zur Erin­nerung an diese Tat und zum Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus wurde 1998 die Amadeu Anto­nio Stiftung gegründet.

Ras­sis­mus eine Erfind­ung von der extremen Rechten? 

Dass Ras­sis­mus ein gesamt­ge­sellschaftlich­es Prob­lem ist und es sich nicht in die rechte Ecke abschieben lässt, sollte jedem und jed­er klar sein. Ger­ade am Beispiel Bran­den­burg wird das sichtbar.

Das Land Bran­den­burg ist nicht nur unter den ersten fünf wenn es um rechte Gewalt­tat­en geht. In Sachen Ras­sis­mus führt das Land Bran­den­burg die Tabelle an. 49,7 % der Bevölkerung ab 14 Jahren befür­worten Aus­sagen wie „Die Bun­desre­pub­lik ist durch die vie­len Ausländer_innen in einem gefährlichen Maß über­fremdet.“ oder „Wenn Arbeit­splätze knapp wer­den, sollte man die Ausländer_innen wieder in ihre Heimat zurückschick­en.“ (Decker/Brähler: Vom Rand zur Mitte, 2006).

Doch bei einem „Ausländer_innenanteil“ von durch­schnit­tlich 1,9 % in Bran­den­burg klin­gen solche Aus­sagen absurd. Ger­ade in ländlichen Regio­nen des Bun­des­lan­des ist der Anteil noch viel geringer, doch die ras­sis­tis­chen Vorurteile viel ausgeprägter.

Gren­zen auf für alle – auch inner­halb der BRD 

Immer dann wenn Flüchtlinge z.B. Freund_innen und Ver­wandte außer­halb „ihres Land­kreis­es“ besuchen sowie zu Ärzten oder Recht­san­wäl­ten fahren wollen, kann ihnen das zum Ver­häng­nis wer­den. Seit 1982 unter­liegen Asyl­suchende, deren Anträge noch bear­beit­et wer­den, ein­er Aufen­thalts­beschränkung nach dem Asylver­fahrens­ge­setz §56 – der soge­nan­nte Residenzpflicht.

Sie dür­fen den Bezirk/Landkreis der Aus­län­der­be­hörde, in dem sie gemeldet sind, nicht ver­lassen. Unter Umstän­den kann sich ein Asylver­fahren über einen sehr lan­gen Zeitraum erstreck­en, was im Extrem­fall dazu führt, dass ein Flüchtling bis zu zehn Jahren an diesem Gesetz gebun­den bleibt.

Eine soge­nan­nte „Ver­lassenser­laub­nis“ für eine kleine Reise zu erhal­ten ist oft sehr aufwändig, und die Genehmi­gung hängt vom Wohlwollen der Aus­län­der­be­hörde ab. Wird man dann ohne eine Genehmi­gung außer­halb seines gemelde­ten Gebi­etes polizeilich kon­trol­liert, so lan­det man als Flüchtling im Wieder­hol­ungs­fall vor Gericht. Zur Folge hat dies eine hohe Geld­buße oder einen Gefäng­nisaufen­thalt bis zu 2 Jahren.

Zu guter Let­zt wird man als „vorbe­straft“ im polizeilichem Führungszeug­nis geführt. Damit ist die Anerken­nung als Asylsuchende/r fast automa­tisch ver­hin­dert wor­den. Beson­ders Men­schen mit ver­muteter afrikanis­ch­er, asi­atis­ch­er oder lateinamerikanis­ch­er Herkun­ft wer­den viel öfter kontrolliert.

Die speziellen Geset­ze für Flüchtlinge führen dazu, dass Jurist_innen oder Polizist_innen, oft am Sinn dieser Geset­ze zweifeln. „Über deren Sinn oder Unsinn habe ich nicht zu befind­en, aber ich muss Sie (lei­der) bestrafen / kon­trol­lieren / anders behandeln.“

Die offizielle Begrün­dung für die Res­i­den­zpflicht: Sich­er­stel­lung der öffentlichen Sicher­heit und Ord­nung, bessere erteilung der öffentlichen Las­ten und schnellere Erre­ich­barkeit im Asylverfahren.

Und nu? 

Uns ist bewusst dass sich an den ras­sis­tis­chen Ver­hält­nis­sen von heute auf mor­gen nicht viel ändern wird, erst recht nicht durch eine einzelne Demon­stra­tion. Doch dabei soll es auch nicht bleiben. Es gilt sich weit­er­hin gegen Ras­sis­mus stark zu machen. Sei es in der Schule, auf der Arbeit, in der S‑Bahn oder bei behördlichen Ein­rich­tun­gen. Immer dort wo Ras­sis­mus auf­taucht ist es wichtig ihm was ent­ge­gen zuset­zten. Sol­i­darisiert euch mit Flüchtlin­gen und macht auf die Prob­lematik in eurem Umfeld aufmerksam.

In diesem Sinne: Für eine sol­i­darische und gren­zen­lose Gesellschaft.

Anti­ras­sis­tis­che Demo der Kam­pagne “Light me Amadeu”
6.Dezember 08 // 14 Uhr // Kreishaus Eber­swalde (Am Markt)

Infos zur Kam­pagne unter: www.light-me-amadeu.de

Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Aus Nachbarn wurden Juden”

Am 24.11.2008 fand im Jugend‑, Kultur‑, Bil­dung- und Bügerzen­trum “Offi” die Eröff­nung der noch bis zum 5. Dezem­ber gastieren­den Ausstel­lung “Aus Nach­barn wur­den Juden — Aus­gren­zung und Selb­st­be­haup­tung zwis­chen 1933 und 1942” des LAP (Lokaler Aktion­s­plan Märkisch-Oder­land) zum Gedenken an die Opfer der Reich­s­pogrom­nacht 1938 statt.

Die Eröff­nung bein­hal­tete einen Vor­trag mit anschließen­der Diskus­sion und wurde mit dem The­ater­stück “Die Ermit­tlung”, welch­es auf Zeu­ge­naus­sagen des Frank­furter Auschwitz-Prozess­es, der zwis­chen 1963 und 1965 stat­tfand am heuti­gen Vor­mit­tag fort­ge­führt, bei dem ca. 150 BesucherIn­nen teilnahmen.

Das The­ater­stück “Chi­ka” wird am 27.11.2008 um 10.00 Uhr vor­ge­tra­gen. Sie zeigt die Geschichte eines fün­fjähri­gen jüdis­chen Jun­gen zur Zeit des Zweit­en Weltkrieges in einem pol­nis­chen Ghet­to. Ein Kind erlebt, wie hart, ungerecht, schmerzhaft Krieg und Juden­ver­fol­gung sind.

Die Ausstel­lung find­et vom 24.11.2008 bis 05.12.2008 im Jugend‑, Kultur‑, Bil­dung- und Bügerzen­trum “Offi” in der Berlin­er Straße 75 statt, wozu weit­er­hin alle Inter­essierten ein­ge­laden sind.

Öff­nungszeit­en: Mon­tag: 09.00 Uhr — 18.00 Uhr und Dien­stag — Fre­itag: 09.00 Uhr — 21.00 Uhr

Bilder der Ver­anstal­tung gibt es auf http://www.frw.antifanews.de/

Kategorien
Arbeit & Soziales Law & Order

Der Staat zielt auf die Köpfe, wir zielen auf Solidarität

Königs Wuster­hausen — Die Rote Hil­fe organ­isiert nach ihren Möglichkeit­en Sol­i­dar­ität für alle unab­hängig von Parteizuge­hörigkeit und Weltan­schau­ung, die in der BRD auf Grund ihrer poli­tis­chen Betä­ti­gung ver­fol­gt wer­den. Poli­tis­che Betä­ti­gung in diesen Sinne ist z.B. das Ein­treten für die Ziele der Arbei­t­erIn­nen­be­we­gung, der antifaschis­tis­che, anti­sex­is­tis­che, anti­ras­sis­tis­che, demokratis­che oder gew­erkschaftliche Kampf und der Kampf gegen die Kriegs­ge­fahr. (§2Abs. 1 u 2 der Satzung)

Darüber hin­aus gilt unsere Sol­i­dar­ität den von der Reak­tion poli­tisch Ver­fol­gten in allen Län­dern der Erde.

Hier in Königs Wuster­hausen (KW), wo herrschende Hier­ar­chien in Form von Parteien sich demokratisch nen­nen, die Faschis­ten dulden oder ignori­eren, lieber Feste feiern als Sozialbedürfti­gen zu helfen oder Ausstel­lun­gen gegen Faschis­mus nicht zulassen, haben wir uns zusam­mengeschlossen, um für Gerechtigkeit zu kämpfen und gegen stat­tliche Repres­sion ein zutreten.

Deshalb hat sich am 24. Sep­tem­ber 2008 in KW eine Orts­gruppe der Roten Hil­fe e.V., ein­er parteiun­ab­hängi­gen, strö­mungsüber­greifend­en linken Schutz- und Sol­i­dar­ität­sor­gan­i­sa­tion, gegründet.

Wir kom­men aus unter­schiedlichen linken Grup­pierun­gen und Strö­mungen und wollen hier in KW den­jeni­gen helfen, die auf­grund ihrer poli­tis­chen Aktiv­itäten Hil­fe in Form von rechtlich­er, finanzieller oder son­stiger Unter­stützung brauchen.

Wir nehmen eure Prob­leme sehr ernst, ver­suchen euch zu helfen, wenn ihr in Not seid. Zu diesem Zweck haben wir eine E‑Mailadresse und ein Notruftele­fon ein­gerichtet. Zur eige­nen Sicher­heit gebt am Tele­fon nur eure Tele­fon­num­mer und euren Namen durch, sagt nichts zur Sache. Wir rufen euch zurück und vere­in­baren einen Tre­ff­punkt. Schreibt nicht alle eure Prob­leme auf, denn Post und Mail wer­den heute durch­leuchtet und gespeichert.

Des Weit­eren wer­den wir Infor­ma­tions- und Sol­i­dar­itätsver­anstal­tun­gen durch­führen, um das Anliegen der Rote Hil­fe e.V. in der Region bekan­nt zu machen und auch, um Spenden zur finanziellen Unter­stützung von Betrof­fe­nen zu sammeln.

Kon­tak:
Rote Hil­fe e.V.
Orts­gruppe Königs Wuster­hausen
c/o Shia e.V.
Bahn­hof­s­traße 4
15711 Königs Wusterhausen

Tel:0177/7420920
E‑Mail:kw[ät]rote-hilfe.de
Web: www.rotehilfekw.blogsport.de

Kategorien
Uncategorized

Erklärung des Bundes der Antifaschisten

Mit Bestürzung und Empörung haben wir zur Ken­nt­nis nehmen müssen, dass in der Nacht vom 8. zum 9. Novem­ber 2008 erneut von Per­so­n­en aus dem recht­sex­trem­istis­chen Umfeld des Fußbal­lvere­ins FFC Vik­to­ria das Haus Berlin­er Straße 24 über­fall­en wurde. In diesem Hause befind­en sich Räum­lichkeit­en des Vere­ins Utopia e.V. und dessen Kon­tak­t­laden. Mit Bil­lardqueues bewaffnet, grif­f­en die Recht­sex­tremen Bewohn­er des Haus­es an, ver­let­zten drei von ihnen und verur­sacht­en Sachschäden. 

Dieser Über­fall war eine Zeitungsno­tiz wert, in der der Ein­druck ver­mit­telt wurde, es hätte sich um eine Schlägerei rival­isieren­der Jugendlich­er gehan­delt. Zur Beruhi­gung der Bürg­erin­nen und Bürg­er wurde, wie in solchen Fällen üblich, mit­geteilt, der Staatschutz ermittle.

Es ist hoch an der Zeit, dass in Frank­furt (Oder) zur Ken­nt­nis genom­men wird: Nicht irgendwelche Prügeleien find­en statt. Eine gewalt­bere­ite recht­sex­trem­istis­che Szene ist vorhan­den, hand­lungs­fähig und sie bemüht sich um gesellschaftliche Dominanz. 

Auch dieser Über­fall beweist: Die Atmo­sphäre in unser­er Stadt ist anges­pan­nt und entspricht keines­falls dem sug­gerierten Bild eines „fre­undlichen Frank­furt“, in dem man friedlich „miteinan­der leben“ kann.
Recht­sex­trem­istis­che Pöbeleien sind keine Aus­nah­meer­schei­n­un­gen und wenn auch ver­mut­lich kein unmit­tel­bar­er Zusam­men­hang zu beste­hen scheint, sie gehören zu Denkmalschän­dun­gen, zu Schän­dun­gen von Kunst­werken, sie gehören zu Verun­reini­gun­gen in der Stadt, sie gehören zu den täglichen Rück­sicht­slosigkeit­en, mit denen die Men­schen kon­fron­tiert werden.

Wie soll Achtung vor dem Leben, vor dem Anderen, auch vor der Kun­st entste­hen, bei sink­en­dem Bil­dungsniveau, bei täglich vorge­führter Ver­nich­tung von Wohn­raum, bei geziel­ter Ver­hin­derung der Schaf­fung ger­ing­sten sozialen Besitzstandes?

Wir appel­lieren an die Bürg­erin­nen und Bürg­er der Stadt, an die poli­tis­chen Ver­ant­wor­tungsträger, an die Parteien, die Gew­erkschaften, die vielfältig­sten demokratis­chen Initiativen:

Über­lassen wir recht­sex­trem­istis­chen, vielfach neo­faschis­tisch motivierten Gewalt­täti­gen, nicht das Feld. Wie sich immer wieder zeigt, kann Auseinan­der­set­zung mit diesen Erschei­n­un­gen gesellschaftlich­er Wirk­lichkeit keine polizeiliche Auf­gabe sein, sie kann nur durch kon­tinuier­lich­es, bre­ites bürg­er­schaftlich­es Engage­ment und Zivil­courage erfol­gen. Die Men­schen dazu zu befähi­gen, ist dringliche Auf­gabe der Poli­tik, der poli­tis­chen Verantwortungsträger.

Der Bund der Antifaschis­ten wird sich mit seinen Aktiv­itäten und seinem Engage­ment in der Plat­tform gegen Rechts weit­er in diesen Prozess ein­brin­gen und erk­lärt sich sol­i­darisch mit dem Vere­in Utopia e.V. sowie allen, die Wil­lens sind, Ewiggestri­gen Wider­stand zu leisten.

www.vvn-bda-ffo.de

Kategorien
Uncategorized

Neonazis marschieren durch den Spreewald

Neon­azis marschieren durch den Spreewald
Unbe­merkt hat­te sich eine große Gruppe Neon­azis ver­sam­melt, um des Nachts ihrer Kam­er­aden zu Gedenken. Mit Fack­eln zogen sie durch den Spree­wald — bis die Polizei kam.

Burg/Halbe — Recht­sex­trem­is­ten aus Sach­sen und Bran­den­burg sind am späten Fre­itagabend mit Fack­eln durch Burg/Spreewald gezo­gen. Die durch Kol­le­gen aus Sach­sen und von Anwohn­ern alarmierte Polizei löste den Auf­marsch auf, wie ein Polizeis­prech­er am Sam­stag mit­teilte. Dabei wur­den 44 Per­so­n­en über Nacht in Gewahrsam genom­men. Sie seien am Sam­stag­mor­gen nach und nach wieder ent­lassen und in ihre Heima­torte zurück­geschickt wor­den. Es wur­den Ermit­tlun­gen wegen Ver­stoßes gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz aufgenom­men. Die Polizei ver­mutet, dass der Aufzug im Zusam­men­hang mit dem Volk­strauertag am Woch­enende stand.

Vor dem Wald­fried­hof in Halbe blieb es dage­gen nach Angaben des Polizeis­prech­ers am Sam­stag ruhig. Der Ort war in der Ver­gan­gen­heit am Vortag des Volk­strauertags wieder­holt als Auf­marsch­platz von Neon­azis miss­braucht wor­den. Es seien dort wed­er Recht­sex­trem­is­ten noch andere Demon­stran­ten gesichtet wor­den. Die Polizei war mit “starken Kräften” vertreten, wie es hieß.

Im let­zten Jahr nur fünf Platzverweise

In diesem Jahr war erst­mals kein Auf­marsch angemeldet wor­den. Schon 2007 war ein angemelde­ter Neon­azi-Aufzug abge­sagt wor­den, da das damals in Kraft getretene neue Gräber­stät­tenge­setz Ver­samm­lun­gen im Umfeld der Kriegs­gräber­stätte unter­sagt. Damals waren lediglich fünf Platzver­weise gegen Recht­sex­trem­is­ten aus­ge­sprochen worden.

Auf dem Wald­fried­hof sind rund 23.000 Men­schen begraben. Neben Wehrma­cht­sange­höri­gen, die in der let­zten großen Kesselschlacht des Zweit­en Weltkriegs im Früh­jahr 1945 fie­len, liegen dort Zivilis­ten, hin­gerichtete Deser­teure und Zwangsarbeiter.

Kategorien
Uncategorized

Tatort Rüstung und Militärstudien

(Vom 15.11.2008)

Peter Nowak

Vor den Toren der MAN-Fil­iale im Bran­den­burg­er Indus­triege­bi­et spiel­ten sich am
Don­ner­sta­gnach­mit­tag selt­same Szenen ab. Men­schen mit weißen Over­all hantierten mit
Mess­geräten. Auf einem Absper­rband klebten Schilder mit der Auf­schrift“ Bitte Tatort
nicht betreten“.
Hier waren Aktivis­ten der „anti­mil­i­taris­tis­chen Tatortin­spek­tion“ bei der Arbeit.
Anti­mil­i­taris­ten aus Berlin und Bran­den­burg haben am Don­ner­stag Orte besucht, die
mit Krieg und Mil­i­taris­mus in Verbindung ste­hen. Der Besuch der MAN-Fil­iale hatte
mehrere Gründe. Es han­delt sich um einen weltweit agieren­den Rüs­tungskonz­ern. Hinzu
kommt ein aktueller Grund. Am 31.7.2007 sind drei Män­ner ver­haftet wor­den, denen von
der Polizei vorge­wor­fen wird, Brand­sätze unter auf dem MAN-Gelände geparkte
Mil­itär­fahrzeuge gelegt zu haben. Zur Zeit wird gegen die Män­ner vor dem Berliner
Amts­gericht nicht nur wegen ver­suchter Brand­s­tiftung ver­han­delt. Die Anklage wirft
ihnen auch Mit­glied­schaft in der mil­i­tan­ten gruppe (mg) vor. Die antimilitaristische
Tour begann am Don­ner­stag­mit­tag vor dem Amts­gericht. Zuvor wurde auf einer
Kundge­bung kri­tisiert, dass in dem Ver­fahren die Tren­nung zwis­chen Polizei und
Ver­fas­sungss­chutz zunehmend aufge­hoben werde. „Die Akten wer­den zwis­chen den
eigentlich aus guten Grund getren­nten Instanzen hin- und hergeschoben“, kritisierte
eine Red­ner­in. Prozess­be­such­er berichteten über schikanöse Ein­lasskon­trollen. Selbst
die Mit­nahme von Kugelschreiber und Notizblock sei oft nicht möglich. Mit der
anti­mil­i­taris­tis­chen Tour wolle man die Angeklagten unter­stützen, erk­lärte ein
Red­ner. Dabei wolle man nicht über Schuld oder Unschuld spekulieren son­dern betone
generell Berech­ti­gung von anti­mil­i­taris­tis­chen Wider­stand. Der sei nicht auf
Mil­itärein­rich­tun­gen beschränkt.
Deswe­gen hat­ten die Aktivis­ten vor der MAN-Fil­iale den Cam­pus der Potsdamer
Uni­ver­sität einen ein­stündi­gen Besuch abges­tat­tet. Mit ein­er Spontankundgebung
wurde über den Stu­di­en­gang Mil­i­tary Stud­ies informiert. Nach Ansicht ein­er Rednerin
wird dort unter dem Deck­man­tel von Sicher­heits- und Konfliktforschung
Kriegsakzep­tanz betrieben. Allerd­ings waren nur wenige Kom­mili­to­nen bere­it, mit den
Aktivis­ten zu disku­tieren. Einige beschw­erten sich, dass sie durch die Kundgebung
beim Essen gestört werden.
Allerd­ings hat­te es in der Ver­gan­gen­heit auch uni­ver­sitätsin­tern schon Kri­tik an den
Stu­di­en­gang Mil­i­tary Stud­ies gegeben“ . Die let­zte Sta­tion der Tour führte vor die
Hen­ning von Treschkow-Kaserne in Gel­tow. Dort werde ein Ein­satzkom­man­do der
Bun­deswehr aufge­baut, kri­tisierten Kriegs­geg­n­er auf ein­er Kundge­bung. Damit sollen
die weltweit­en Ein­sätze der Bun­deswehr koor­diniert werden.
Am Ende der Tour zeigten sich die Aktivis­ten mit der Aktion. Nur über die geringe
Res­o­nanz an der Uni­ver­sität und die Abwe­sen­heit von Arbeit­ern in der MAN-Fil­iale sei
man etwas ent­täuscht gewesen.

Kategorien
Arbeit & Soziales

Häuser besetzen immer wieder? Eine kleine Polemik zur Besetzung der „Villa Wildwuchs“

Grund­sät­zlich ist es eine tolle Sache, sich Dinge, die men­sch gerne hätte, ein­fach anzueignen, beson­ders wenn und weil sie unter gegebe­nen kap­i­tal­is­tis­chen Besitzver­hält­nis­sen nicht für eine_n gedacht sind. Eine Haus­be­set­zung kann ein Beispiel dafür sein, sich einen Raum schaf­fen um die eige­nen Bedürfnisse zu erfüllen und vielle­icht neue zu find­en, um sich am Ende gar zusam­men mit Anderen weit­er zu entwick­eln und sein_ihr Leben selb­st­bes­timmter zu gestal­ten. So wird eben in Pots­dam spätestens seit Schließung des Spar­ta­cus viel davon gesprochen, dass es ein bre­ites Bedürf­nis nach soge­nan­nten „Freiräu­men“ gibt. Wovon diese genau frei sein sollen und wie men­sch sie frei bekommt, darüber wird sel­ten gere­det. Und so sind auch alle Pots­damer „Freiräume“ bish­er immer noch recht voll von Dom­i­nanzen, diversen –Ismen und aller­lei gesellschaftlichem All­t­ags­gedöns. Das ist auch nicht weit­er über­raschend, wenn wir davon aus­ge­hen, dass wir immer ein Teil „der Gesellschaft“ bleiben und, genau­so wie der Rest um uns herum,  Geld ver­di­enen müssen, an die Zukun­ft denken und sozialen Zwän­gen unter­wor­fen sind. Was wäre also nahe­liegen­der als uns erst­mal mit uns, inner- und außer­halb von unseren „Freiräu­men“ auseinan­derzuset­zen. Das ist es, was uns fehlt, nicht ein neuer Raum für Altbewährtes. 

Im zuge der Pots­damer „Freiraum“-“Kampagne” wurde nun der ehe­ma­lige Jugend­klub „Vil­la Wild­wuchs“ beset­zt. Und auch hier heißt es im Text der Besetzer_innen:
Das Haus kann ein Ort der Ver­net­zung und des Aus­tausch wer­den und Raum bieten für Pro­jek­te, die an­derswo noch nicht ges­tartet wer­den kon­nten. Ein Ort fernab der gängi­gen Event- und Par­tykul­tur . Die große Res­o­nanz der let­zten Tage auf die Aktion bestätigt das Inter­esse und den Bedarf von vie­len unter­schiedlichen Men­schen für einen unab­hängi­gen, selb­stor­gan­isierten und unkommerzi­ellen Pro­jekt- und Begeg­nung­sort.
Wofür dieser genau genutzt wer­den soll, bleibt bish­er lei­der unklar. Die bish­eri­gen Ver­anstal­tun­gen dort wur­den alle eigentlich an anderen Orten geplant, was zeigt, dass es in Pots­dam schon Raum dafür gibt. Wir haben Räume für Lesun­gen, Par­tys, Sem­i­nare, Konzerte…Wir haben mehrere selb­stver­wal­tete Kneipen, eine Freie Bib­lio­thek, einen eige­nen Buch­laden, etc. Und alle diese vorhan­den Räume haben im Grunde das selbe Prob­lem: wenige Schul­tern für die viele Arbeit, die so ein Pro­jekt über län­gere Zeit verur­sacht, (zu) wenig Besucher_innen zum Büch­er lesen/kaufen oder Bier trinken, zu wenig Kohle, zu wenig Leute die Bock haben in den beste­hen­den Räu­men was zu reißen und ggf etwas Inno­va­tion here­inzubrin­gen. Warum wer­den eigentlich in unseren Szenekneipen so sel­ten Infover­anstal­tun­gen organ­isiert, warum keine Nach­mit­tagscafé darin eröffnet? Warum gibt es nicht auf dem Hof beste­hen­der Pro­jek­te schon eine DIY- Fahrrad­w­erk­statt? Und wo kom­men denn eigen­lich plöt­zlich so viele Leute mit so viel Enthu­si­as­mus, Energie und Bedürfnis­sen her, die vorher schein­bar nicht existierten? Nicht, dass die Nutzungsideen fürs „LaDatscha“(alte Vil­la Wild­wuchs) nicht nett wären, aber warum man­gelt es eben außer­halb des tollen neuen und dadurch wohl ger­ade so span­nen­den Pro­jek­tes an Moti­va­tion dafür? Scheint nicht der Enthu­si­as­mus vor­rangig daher zu rühren, dass das Ganze eben „neu“ ist und so schön im Old­school-90er-Jahre-Beset­zer-Style? Allerd­ings waren die 90er in Pots­dam cool, weil es die let­zte größere soziale Bewe­gung war, in der ein Haufen Men­schen ihr Leben auf den Kopf gestellt haben, ihr bish­eriges riskiert und wirk­lich Neues aus­pro­biert haben. Fragt sich nun wie radikal eine Haus­be­set­zung ist, wenn men­sch sich vorn­immt bei Bul­len­stress zu gehen, jede_r Besetzer_in zuhause seine_ihre Kuschel-WG oder 1‑Z­im­mer-Woh­nung hat und auch son­st die Ideen zum Füllen des neuen Raumes erst hin­ter­her gefun­den wer­den müssen. Damit soll nicht gesagt sein, dass die Bere­itschaft zum wilden Straßenkampf ein Qual­itätsmerk­mal für eine poli­tis­che Aktio­nen sei. Auch nicht, dass es nicht für einge Leute total span­nend und erken­nt­nis­er­weit­ernd sein kann, so eine Beset­zung mitzu­machen. Grund­sät­zlich etwas in Frage stellen, wie unsere Lebens­gestal­tung, all­ge­meine Eigen­tumsver­hält­nisse oder unsere Sicht auf uns und die Welt, wird diese Beset­zung aber nicht.

Gut, so eine Beset­zung kann eine Zeichen sein, ein Druck­mit­tel um eine eigentliche Forderung, in diesem Fall vielle­icht die, nach einem Raum für den Spar­ta­cus. Dafür allerd­ings liegt das gewählte Pro­jekt etwas sehr unschein­bar im Nir­gend­wo und ist auch son­st von so geringem Inter­esse, dass es der Stadt leicht fall­en dürfte, sich zu sagen „Lassen wir die Kinder erst­mal ein biss­chen im Wald spie­len, bald müssen die eh wieder zur Uni.“ An sich scheint es, zumin­d­est für uns, etwas selt­sam, ein Haus, was nicht wirk­lich gebraucht wird,  eher aus tak­tis­chen Grün­den zu beset­zen und beim ersten rev­o­lu­tionär gekocht­en Kaf­fee das Gespräch mit dem Ober­bürg­er­meis­ter zu pla­nen. Generell scheinen sich in Pots­dam, und wahrschein­lich auch ander­swo, „alter­na­tive“ Pro­jek­te vor allem dadurch auszuze­ich­nen, dass sie irgend­wie auch in den Sozialar­beit­er_in­nen-Lebenslauf der Mitwirk­enden passen, ein großes Maß an Kohle und Resourcen ver­schlin­gen (bei der EU beantragt natür­lich) und der son­st so ver­has­sten bürg­er­lichen Öffentlichkeit erst­mal als tolle demokratis­che Jugen­dar­beit verkauft wer­den können.

Im Anbe­tra­cht der Düm­pellei der let­zten Jahre, ist es auf der anderen Seite schon erst­mal ermuti­gend, dass sich Leute über­haupt wieder etwas trauen. Und ist es sich­er auch nicht schlecht, sich szene-über­greifend mal wieder zu tre­f­fen und ein gemein­sames Ziel zu ver­fol­gen. Deswe­gen freuen wir uns natür­lich, dass so viele Leute sich begeis­tert und sol­i­darisch gegenüber dem „LaDatscha“ zeigen. Es wäre aber auch längst wieder Zeit, uns zu über­legen, ob wir eigentlich nur ver­lernt haben Klar­text zu reden oder wirk­lich nur noch das wollen, was wir dem Ober­bürg­er­meis­ter und den Geldgeber_innen gegenüber behaupten. Also was wollen wir? Ne tolle Par­ty, mehr Geld für Sozialar­beit und mehr Spielplätze für die Kinder? Oder doch lieber ein besseres Leben für alle und den Lebenslauf samt Mietver­trag ins Klo spülen?

Unter uns“ Folge 1, oder war es doch „Gute Zeit­en, Schlechte Zeiten“?

Kategorien
Arbeit & Soziales

Freiräume in Potsdam

Es gibt Städte, wo richtig was los ist und es gibt Potsdam.

Freizeit hat geschlossen. So kann man die Sit­u­a­tion in unser­er Lan­deshaupt­stadt wohl am Besten auf den Punkt brin­gen. Ger­ade im let­zten Jahr sind Dank steigen­der Mieten und der Kom­merzial­isierung von Plätzen die Freiräume für Jugendliche mehr und mehr beschnit­ten worden.

Es sind ger­ade diese Freiräume, die uns die Möglichkeit bieten uns frei zu ent­fal­ten. Orte wie Parks, Plätze oder der Jugend­club an der Ecke, der es dir ermöglicht, deine Freizeit kreativ und ohne Zwang zu genießen. Ein Platz, wo nicht die Schule bes­timmt was du ler­nen sollst oder wo Eltern sagen, wann etwas gemacht wird. Nicht zu let­zt sind es diese Freiräume in der Gesellschaft, in denen du nicht dem Kon­sumzwang fol­gen musst oder dich dem Main­stream anpassen sollst, son­dern ein­fach mal “Du” sein kannst.

Pots­dam — aus­geze­ich­net als “die fam­i­lien­fre­undlich­ste Stadt Deutsch­lands”, nach dem Prog­nos-Fam­i­lien­at­las von 2007, das jedoch gilt nur für Kinder. Anscheinend hat sich nie­mand die Sit­u­a­tion dieser Kinder angeschaut, wenn sie älter wer­den. Die Plätze wo sich Jugendliche tre­f­fen kön­nen sind spär­lich gesät. So zum Beispiel die Fre­und­schaftsin­sel, die bei Ein­bruch der Dunkel­heit ihre Pforten schließt, oder andere Parks, wo es selb­st unter­sagt ist sein Fahrrad zu schieben, und auch son­st sind Diskotheken und Clubs für Jugendliche bis 18 Jahren oder mit schmalen Geld­beu­tel so gut wie nicht vorhan­den. Was bleibt, ist das Abhän­gen auf der Straße, in nahe gele­ge­nen Einkauf­szen­tren oder der Weg mit der S‑Bahn nach Berlin.

In diesem Früh­jahr musste auch der let­zte Jugend­club der Innen­stadt, das “S13” dicht machen. Mit ihm ver­schwand auch das “Spar­takus”. Und warum das Ganze? Die Miete in der Nähe des geplanten Stadtschloss­es war für die Betreiber_Innen nicht mehr zu bezahlen. Mit großen Worten ver­sprach unser Ober­bürg­er­meis­ter sich für einen Ersatz der Räume einzuset­zen, passiert war nix, bis der Druck durch die Öffentlichkeit und den Betreiber_Innen des “Spar­takus” wuchs. Bis heute ist jedoch keine angemessene Alter­na­tive in Sicht.

Somit verkommt die Innen­stadt immer mehr zu Museeum und Touris­te­nat­trak­tion. Eine Stadt lebt jedoch nicht nur von den Ein­nah­men, son­dern auch von den Bürger_Innen, die dieses Stadt­bild prä­gen, der Kul­tur, welche sie erschaf­fen und nicht allein von preußis­chen Prunk­baut­en. Der Kul­tur geht es jet­zt wieder an den Kra­gen. Durch den Weg­fall von Lin­den­park und Waschhaus, fällt ein Stück Pots­dam weg, wo es jun­gen Bands möglich war ihre ersten Schritte in die Musik­welt zu wagen und die Bret­ter die die Welt bedeuten zu erklimmen.

Doch erst Ende let­zten Monats beset­zten unab­hängige, junge Men­schen die ehe­ma­lige “Vil­la Wild­wuchs”. Das Haus am Babels­berg­er Park wurde wieder­belebt. Dort find­en nun Dia­vorträge, Infoabende, Lesun­gen sowie Konz­erte oder Par­tys statt. Dieses Gebäude wurde von Men­schen wieder­belebt, die keine Lust auf “preußisch Dis­ney­land” haben und nun ihre Bedürfnisse durch solche Aktio­nen nach außen tra­gen. Der Freiraum, welch­er hier erobert wurde, kön­nte als Ort der Ver­net­zung ver­schieden­ster Grup­pen oder Ini­tia­tiv­en ste­hen. Men­schen soll hier die Möglichkeit geboten wer­den, Pro­jek­te zu starten die ander­swo nicht möglich sind. Ein Ort fernab der gängi­gen Par­tykul­tur und Kon­sum­meilen dieser Stadt.

Sel­ber machen ist die Devise. Die Res­o­nanz der let­zten Tage zeigt, dass solch ein Freiraum für Soziokul­tur benötigt und genutzt wird. Selb­stver­wal­tet, unkom­merziell und autonom wer­den Pro­jek­te und Ver­anstal­tun­gen organ­isiert und zum Erfolg geführt. Das seit Monat­en leer­ste­hende, sog­ar zum Abriss angedachte Gebäude und die dazuge­höri­gen Grün­flächen sind im Besitz der Stadt. Diese zog sich in der Diskus­sion der ver­gan­genen Monate um fehlende (Frei-)Räume auf die Posi­tion zurück, dass es keinen kostengün­sti­gen und geeigneten Stan­dort in Pots­dam für Jugend­kul­tur gibt. Mit der Beset­zung kon­nte das Gegen­teil bewiesen wer­den. Das Gebäude wurde durch Eigenini­tia­tive wieder nutzbar gemacht.
Täglich find­en Arbeit­en am Haus, im Garten oder Repara­turen auf dem Dach statt, um diesem Ort Charak­ter und Leben einzuhauchen. In den näch­sten Monat­en wer­den Aktio­nen und Ver­anstal­tun­gen stat­tfind­en. An der Hav­el ist nun ein Ort der lebendi­gen Kul­tur ent­standen und dieser wird vertei­digt. Doch muss es viele solch­er Orte geben um eine Alter­na­tive
zur Kon­sumge­sellschaft zu leben. Da reichen ein, zwei oder sog­ar drei einzelne Freiräume nicht aus.

Wir schaf­fen uns Freiraum und hal­ten nicht mehr still, wenn die Stadt uns die Luft zum Atmen, ja die Möglichkeit ein­er freien Ent­fal­tung und selb­st­ständi­gen Entwick­lung von Jugend­kul­tur nimmt. Irgend­wann hat die Geduld ein Ende. Wir lassen uns nicht mehr alles weg­nehmen, denn auch wir gestal­ten Pots­dam mit.Sicherlich erin­nert sich der eine oder die andere an die 90er Jahre. Da wurde hier gezeigt, am Beispiel des “Archivs” wie man sich Freiräume zurücker­obert. Wir wer­den laut stre­it­en und dafür kämpfen, das Freiräume erhal­ten bleiben und aus­ge­baut wer­den. Jet­zt ist Schluss mit still halten.

Barb & J0pe

Kategorien
Uncategorized

Wer Hinz & Kunz nicht Ken(n)t

Pin­now (ipr) Am 4. Novem­ber 2008 wurde auf den Seit­en des “Nationalen Net­z­tage­buch­es” der NPD Barn­im-Uck­er­mark für einen Trick­film mit dem Titel “Gib mir die Welt plus 5 Prozent” des Vere­ins “Neue Impulse” gewor­ben. Passend zur aktuellen Finanz­mark­tkrise gibt der Film vor, “das unent­deck­te Geheim­nis des Banken- und Geld­we­sens” zu lüften.

Grund­lage des Trick­films ist eine Geschichte des Aus­traliers Lar­ry Han­ni­gan von 1971, die als Basiswis­sen über unser Geld- und Zins-Sys­tem ange­priesen wird. Über­set­zt, redak­tionell bear­beit­et und ver­trieben wurde diese Geschichte vom Gold­schmied Fabi­an im Jahre 2006 von Michael Kent. Sie richtete sich an Tauschringe und Ini­tia­toren von Regionalwährungen.

Die Ver­schwörung der Illuminati

Was die Geschichte für die Anti­semiten der NPD inter­es­sant macht, ist die Fig­ur des Gold­schmieds Fabi­an, was lediglich als ein Syn­onym für Jude zu ver­ste­hen ist. Lar­ry Han­ni­gan selb­st bezieht sich mit sein­er Geschichte auf die Rolle der Lon­don­er Gold­schmiede als Kred­it­ge­ber englis­ch­er Könige im 16. und 17. Jahrhun­dert. In die Ide­olo­gie der NPD passt auch eine kurze Pas­sage, die das Banken­we­sen als eine Ver­schwörung von Gold­schmieden beschreibt:

“Gold­schmiede aus anderen Teilen des Lan­des waren inter­essiert an seinem Erfolg, und Fabi­an berief ein Tre­f­fen der Gold­schmiede ein, das bere­its unter Geheimhal­tung stattzufind­en hat­te. Schließlich durfte der Schwindel nicht an die Öffentlichkeit gelan­gen, wenn die Sache weit­er­hin funk­tion­ieren sollte. Nach etlichem Abwä­gen wurde eine Logen­brud­er­schaft gegrün­det und die Mit­glieder auf absolutes Stillschweigen verei­digt. Sie nan­nten sich die ´Erleuchteten´ – und die neu ´erleuchteten´ Gold­schmiede began­nen nun in allen Teilen des Lan­des nach Fabi­ans Anweisun­gen Geld zu verleihen.”

Die Geschichte erre­ichte vor zwei Jahren die Uck­er­mark per E‑Mail-Verteil­er eines Tauschrings. Es gehört zum Konzept von Michael Kent, ihm wichtige Inhalte über die unter­schiedlich­sten E‑Mail-Verteil­er unter die Leute zu bringen.

“Wir laden Sie her­zlich ein, diesen Text bre­it­flächig zu verteilen. Min­destens eine Mil­lion Men­schen im deutschsprachi­gen Raum sollen in Ken­nt­nis dieses Artikels kom­men. Zielset­zung dieser Aktion ist, einen Bewusst­seinss­chub in der Bevölkerung in Gang zu set­zen, der nicht nur unsere gegen­wär­tige Zin­swirtschaft als Kon­trol­linstru­ment weniger “Auser­wählter” erkennbar wer­den lässt, son­dern die Weichen für ein men­schen­fre­undlich­es, gerecht­es Geldsys­tem stellen soll.”


Kent alias Hinz


Michael Kent, der eigentlich Hinz heißt, ist der Her­aus­ge­ber der “Kent-Depesche”, die wöchentlich erscheint und in der alter­na­tiv-eso­ter­ischen Szene der Uck­er­mark grassiert.

Her­aus­gegeben wird die “Kent Depesche”, die auch als Mag­a­zin “mehr wis­sen — bess­er leben” bekan­nt ist, im Sabine Hinz Ver­lag. Unter den Schlag­worten “mehr wis­sen — bess­er leben, Büch­er, Nahrungsergänzun­gen, Sem­i­nare, Wohlfühl­pro­duk­te” vertreibt seine Frau Sabine Hinz Pro­duk­te, die Prob­leme lösen helfen, die Michel Kent mit seinen Tex­ten schafft.

Bere­its 1994 berichtete die Wochen­zeitschrift “Die Zeit” über die Aktiv­itäten von Michael Hinz. Damals soll er der Ini­tia­tor zahlre­ich­er Prowofi-Fir­men gewe­sen sein. Prowofi ste­ht für “Pro­fes­sionelle Woh­nungs­find­er”. Über Hinz schrieb “Die Zeit”:

“Woh­nungs­ber­atung nach dem Muster Prowofi gibt es bun­desweit, und über­all wächst der Arg­wohn. Die Geschäfts­führerin des Mieter­vere­ins Stuttgart und Umge­bung, Ange­li­ka Braut­meier, beobachtet das pro­fes­sionelle Woh­nungs­find­en in ihrer Stadt schon seit vier Jahren.

Die Prowofi-Idee stammt von einem Mann namens Michael Hinz. Er hat in Stuttgart, so behauptet er in sein­er Wer­be­broschüre, drei Jahre lang den Woh­nungs­markt erforscht. Hinz stellt darin auch fest, daß es kein Prob­lem sei, Woh­nungsange­bote zu erhal­ten, son­dern umgekehrt, daß es ´die schwierig­ste Auf­gabe´ für den Ver­mi­eter sei, ´gute Inter­essen­ten zu finden´.

Von Stuttgart aus zog diese Idee Kreise. Den Angaben Ange­li­ka Braut­meiers zufolge verkauft Hinz die Lizenz für die Anwen­dung seines Knowhow für jew­eils 15 000 Mark an Prowofi-Büros in anderen Städten. Diese arbeit­en dann selb­ständig als Einzelun­ternehmen. Hinz selb­st hat sich nach Angaben des Mieter­vere­ins aus der Leitung des Stuttgarter Prowofi-Büros zurückgezogen. …

Der Stuttgarter Mieter­vere­in und andere Mieter­schützer spekulieren auf­grund all ihrer Erfahrun­gen seit langem, es han­dle sich bei Prowofi um eine Tarnor­gan­i­sa­tion der Sci­en­tol­ogy-Sek­te. So sei etwa der Prowofi-Erfind­er Michael Hinz Kassen­wart bei Sci­en­tol­ogy, sagt die Mieter­ber­a­terin Braut­meier. Auch die Arbeits­gruppe Sci­en­tol­ogy des Ham­burg­er Sen­ats hat bere­its mehrere mit Prowofi-Unter­la­gen gefüllte Aktenord­ner angelegt.”

Heute spricht er mit seinen Schriften und seinen Web­seit­en (www.psychopolitik.de) gezielt Kri­tik­er der Schul­medi­zin ins­beson­dere aus den Bere­ichen Psy­chi­a­triekri­tik, Ritalinkri­tik und Impfkri­tik sowie Kri­tik­er des staatlichen Schul- und Erziehungswe­sens und Selb­sthil­fe­grup­pen mit unter­schiedlich­er Zielset­zung an. Er förderte zwis­chen­zeitlich auch die soge­nan­nte “Neue Medi­zin” heute “Neue Ger­man­is­che Medi­zin” des Dr. Geerd Hamer, dem in der BRD schon vor Jahren die Appro­ba­tion als Arzt ent­zo­gen wurde.

Ver­fas­sungss­chutz

Der Baden-Würt­tem­ber­gis­che Ver­fas­sungss­chutz beobachtet schon seit Jahren die Aktiv­itäten des Ehep­aares Hinz. So heißt es im Baden-Würt­tem­ber­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzbericht des Jahres 2005 unter der Über­schrift “Son­stige Anwer­bev­er­suche” der Sci­en­tol­ogy Organ­i­sa­tion (SO), das Ver­schiedene SO-Anhänger aus dem Raum Stuttgart sowie die KVPM Stuttgart das Net­zw­erk “Neue Impulse” nutzten, das sich vor­wiegend mit Alter­na­tivmedi­zin und Ver­schwörungs­the­o­rien beschäftigt, um für sci­en­tol­o­gis­che Ideen zu wer­ben. Und weit­er heißt es:

“Dabei wur­den über das Inter­net, durch Ver­anstal­tun­gen und über die Pub­lika­tion mit dem Titel “Mehr wis­sen bess­er leben” (´Kent-Depesche´) unter­schiedliche The­men im Bere­ich Alter­na­tivmedi­zin und Poli­tik aufge­grif­f­en, um Kon­tak­te zu knüpfen. Anschließend wur­den diese genutzt, um teils offen für Sci­en­tol­ogy zu werben.

Die ´Kent-Depesche´ wird von Sci­en­tolo­gen im Eigen­ver­lag her­aus­gegeben. Ihre Her­aus­ge­ber unter­hal­ten auch Kon­tak­te in das recht­sex­trem­istis­che Milieu. In der Online-Fas­sung der ´Kent-Depesche´ befind­en sich Links zu ´befre­un­de­ten Mag­a­zi­nen´, unter denen sich die recht­sex­trem­istis­chen ´Unab­hängi­gen Nachricht­en´ (UN) befinden.”

Der Link zu den befre­un­de­ten “Unab­hängi­gen Nachricht­en” existiert allerd­ings heute nicht mehr. Dafür taucht die Michael Kent-Pro­duk­tion “Gib mir die Welt plus 5 Prozent” im “Nationalen Net­z­tage­buch” auf und junge diskus­sions­freudi­ge Recht­sex­trem­is­ten aus Tem­plin, die von der NPD als V‑Mann-Partei sprechen, erk­lären einem die Finanzwelt anhand dieses Zeichentrickfilms.

Die Textvor­lage zum Film find­et sich hier.

Kategorien
Uncategorized

Oberbürgermeister Jann Jakobs erklärt Protest als Nazimethode

Anlässlich der Protes­tak­tion von 40 Jugendlichen in der Potsdamer
Stadtverord­neten­ver­samm­lung gegen den bru­tal­en Polizeiein­satz in der
Skater­halle erk­lärte der Pots­damer Ober­bürg­er­meis­ter Jann Jakobs, dass
es sich bei dem Protest im Stadthaus um Nazimeth­o­d­en han­dele. Jann Jakobs
ver­harm­lost mit dieser Bemerkung den SA-Ter­ror Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre. 

Im Fall der poli­tis­chen Debat­te um die Pots­damer Alternativkultur
demon­stri­eren Men­schen, die mehr und mehr von der politischen
Entschei­dungs­find­ung aus­geschlossen wer­den und die in ihren
Ent­fal­tungsmöglichkeit­en zunehmend beschränkt wer­den für ihre Rechte.
Wenn dabei bes­timmte for­male Spiel­regeln nicht einge­hal­ten werden,
haben sich dies let­ztlich jene zuzuschreiben, die die Betrof­fe­nen aus
den Entschei­dungs­find­ung­sprozessen ausgrenzen. 

Das ist in jed­er Hin­sicht — und das müsste Herr Jakobs wis­sen — unvergleichbar
mit dem Mordter­ror, den die SA Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre
gegen poli­tis­che Geg­n­er und aus anti­semi­tis­chen Motiv­en verübte! Wir
fordern Jann Jakobs hier­mit auf, diesen Ver­gle­ich sofort zurückzuziehen!

Besonders
pein­lich, aber das muss Herr Jakobs mit sich selb­st aus­machen, ist aus
unser­er Sicht, dass er sich zu der­ar­ti­gen 4ußerungen hin­geris­sen sieht,
wenn der ruhige und gle­ich­mäßige Ablauf einer
Stadtverord­neten­ver­samm­lung für kurze Zeit unter­brochen wird, aber
keine öffentliche Stel­lung­nahme abgibt, wenn Polizis­ten mit den Worten
„Heute ist doch Kristall­nacht!“ Men­schen schikanieren, belei­di­gen und
verletzen.

Inforiot