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Antifaschismus

Nazis wegblockiert

INFORIOT Rund 200 Neon­azis woll­ten am Sam­stag in Neu­rup­pin demon­stri­eren. Ihre Pläne sind gescheit­ert: Eine etwa 400 Per­so­n­en starke Block­ade hielt die Recht­en auf, nach­dem sie nur einen Bruchteil ihrer Route ablaufen konnten.

Viel weniger Neon­azis als angekündigt

Am Rheins­berg­er Tor ver­sam­melten sich die Neon­azis teil­weise mit großer Ver­spä­tung. Bere­its direkt gegenüber des Bahn­hofs wur­den sie mit einem riesi­gen Anti-Naz­i­trans­par­ent begrüßt.

Die Stadt war der­weil von einem Großaufge­bot der Polizei in Beschlag genom­men und viele Durch­fahrtswege mit Absper­r­git­tern eingezäunt. Es waren 800 PolizistIn­nen im Ein­satz.

Erst mit über ein­er Stunde Ver­spä­tung, gegen 13.15 Uhr, machte sich der rechte Aufzug auf den Weg Rich­tung Innen­stadt. So lange hat­ten sie verge­blich auf weit­ere “Kam­er­aden” gewartet. Angemeldet waren 300 Per­so­n­en, ins­ge­heim hat­ten die Ver­anstal­terIn­nen der “Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland” sicher­lich auf noch mehr gehofft — tat­säch­lich kamen trotz über­re­gionaler Mobil­isierung lediglich 200 zusammen.

Protest schon am Vormittag

Schon zuvor, am Vor­mit­tag, hat­te es eine mehrere hun­dert Per­so­n­en starke Anti­nazi-Demon­stra­tion durch die Stadt gegeben. An der Pfar­rkirche, unweit des Nazi-Tre­ff­punk­ts, ver­sam­melten sich dann wiederum mehrere hun­dert Antifas und BürgerInnen.

Zu den Protesten hat­ten neben Antifa­grup­pen das lokale Bünd­nis “Neu­rup­pin bleibt bunt”, das “Net­zw­erk Neu­rup­pin” sowie ver­schiedene Parteien, Organ­i­sa­tio­nen und Einzelper­so­n­en aufgerufen. Ins­ge­samt waren an diesem Tag sicher­lich sechs bis sieben­hun­dert Nazigeg­ner­In­nen auf den Beinen.

Block­ade formiert sich — und hält stand

Kurz vor dem Start der Neon­azide­mo zer­streute sich die vor der Pfar­rkirche ver­sam­melte Menge — und kam am Fontane­denkmal wieder zusam­men. Hier formierte sich eine Block­ade, die schnell auf rund 400 Per­so­n­en anwuchs.

Die Neon­azis kon­nten unter Parolen wie “Israel, inter­na­tionale Völk­er­mordzen­trale!” nur bis rund 150 Meter vor die Block­ade laufen. Schon auf dieser kurzen Strecke wurde ihnen mit­tels ablehnen­den Sprechchören und Plakat­en am Straßen­rand klar gemacht, dass sie nicht willkom­men sind. Dann war für die Recht­en Schluss.

Die Polizei ver­suchte zwar mit mehreren Laut­sprech­er-Durch­sagen, eine Auflö­sung der block­ieren­den Menge zu erre­ichen. Die Leute blieben jedoch sitzen — und waren erfol­gre­ich. Dies­mal kam es nicht — wie bei ein­er ähn­lichen Demo im Vor­jahr — zu ein­er gewalt­samen Räu­mung der Straße durch die Polizei. Die Neon­azis ver­har­rten deshalb rund eine Stunde auf dem Fleck.

Doch ihnen blieb schließlich nichts anderes übrig, als den Rück­weg zum Bahn­hof anzutreten. Ihr Konzept war kläglich gescheit­ert — anstatt einem großen Bogen durch die Stadt kon­nten sie nur wenige hun­dert Meter laufen.

Antifas ziehen jubel­nd durch die Stadt

Auf der Block­ade bran­dete Jubel auf, als diese Nachricht bekan­nt wurde. Vor allem Antifas zogen sodann in ein­er spon­ta­nen Kurzdemon­stra­tion durch die Straßen. Für den Abend war zudem ein Anti­nazi Open Air Konz­ert im Jugend­wohn­pro­jekt Mit­ten­drin angekündigt.

Bis­lang ist nichts über Fes­t­nah­men oder größere Zwis­chen­fälle bekannt.

Vierte Nazide­mo in Neu­rup­pin seit 2007

Der Auf­marschver­such der Neon­azis war der vierte in Neu­rup­pin seit 2007. Hin­ter den Aktio­nen steck­ten jew­eils Neon­azis, die sich mit­tler­weile “Freie Kräfte Neuruppin/Osthavelland” nennen.

An diesem Sam­stag nah­men vor allem Neon­azis aus der Region Berlin-Bran­den­burg teil. Aus Nor­drhein-West­falen war der Neon­azi-Anführer Axel Reitz mit ein­er kleineren Del­e­ga­tion angereist. Er hielt am Brasch­platz eine etwas wirre aber über­aus aggres­sive Hetzrede.

Für ihre diesjährige Demon­stra­tion hat­ten die Neon­azis das kryp­tis­che Mot­to “Vom Schuld­kult zur Mitschuld” gewählt. Mit der Teil­nahme von 200 Recht­en in diesem Jahr ist auch der Zuwachs der Vor­jahre gestoppt: 2007 waren 60 Neon­azis gekom­men, 2009 waren es 200 und 2010 rund 300.

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Antifaschismus

Wir lassen uns nicht einschüchtern“

Am Fre­itag den 8. Juli ver­sam­melten sich gegen 16 Uhr ca. 30 Jugendliche im Stadt­teil Wald­stadt, um gegen die örtliche Neon­aziszene zu protestieren. Anlass dafür waren diverse Aktio­nen seit­ens der Neon­azis gegenüber ver­meintlich linken oder alter­na­tiv­en Jugendlichen. Die Antifaschist_innen trafen sich vor dem Wald­stadt-Cen­ter, hiel­ten Trans­par­ente, appel­lierten per Mega­fon und verteil­ten dort Flug­blät­ter an Passant_innen und Anwohner_innen. Darin informierten sie ein­er­seits über die aktuelle Sit­u­a­tion, das Naziprob­lem im Stadt­teil und die damit ver­bun­de­nen Gewalt- und Pro­pa­gan­dade­lik­te. Ander­er­seits riefen sie zu Sol­i­dar­ität mit den Betrof­fe­nen und aktivem Han­deln gegen Neon­azis auf.
Gipfel der Neon­azi­ak­tiv­itäten sind hier­bei die min­destens 10 „ver­sucht­en als auch direk­ten Angriffe“[1] im ver­gan­genen hal­ben Jahr. Noch nicht mit ein­gerech­net sind dabei die ver­schiede­nen Ver­suche der Neon­azis, vor Ort Wohnende und in ihr Feind­bild Fal­l­ende, Jugendliche einzuschüchtern. So wur­den in mehreren Fällen neon­azis­tis­che Parolen an Wohn­häuser gesprüht, um die dort Wohnen­den zu bedro­hen. Dies berichtete vor kurzem das „Antifaschis­tis­che Pressearchiv Pots­dam“ in ein­er Veröf­fentlichung vom 01.07.11.

Der zulet­zt bekan­nt gewor­dene Über­griff geschah am Abend des 17.06.11. Hier wurde eine Per­son, die ger­ade dabei war im Wohnge­bi­et am Stern einen Nazi­aufk­le­ber zu ent­fer­nen, von ein­er kleinen Gruppe zuerst angepö­belt und anschließend ange­grif­f­en. Davor kam es in der Nacht auf den 22.05.11 zu zwei Angrif­f­en auf ver­meintlich Linke. Erster­er spielte sich in einem Nacht­bus im Schlaatz ab. Hier­bei bekam eine Per­son, von einem Neon­azi, einen Schlag ins Gesicht. Außer­dem zer­störten die Angreifend­en noch eine Scheibe des Busses. Kurze Zeit später kam es in der Nähe noch zu einem ver­sucht­en Angriff ein­er 15-köp­fi­gen Gruppe Ver­mummter auf drei Per­so­n­en. Dabei riefen die teil­weise bewaffneten Angreifend­en: “Da sind sie die scheiß Zeck­en!”.
Auch wenn es bei diesem konkreten Fall nicht mit Sicher­heit gesagt wer­den kann, dass es die „Freie Kräfte Pots­dam“ waren, so sind sie doch für einen Großteil der Aktiv­itäten ver­ant­wortlich zu machen. Zu dieser Neon­azi­grup­pierung gehört seit kurzem auch der ehe­ma­lige NPD-Stadtverord­nete Mar­cel Guse.

Das antifaschis­tis­che Pro­jekt — antifa_united — wird auch in Zukun­ft mit öffentlichen Aktio­nen dem gegen­wär­ti­gen Neon­aziprob­lem in Pots­dam entgegenwirken.

antifa_united, 08.07.2011

[1] http://apap.blogsport.eu/

- Kon­takt zu antifa_united: united‑a@gmx.de

- weit­ere Artikel zum Thema:

22.03.2011 — http://apap.blogsport.eu/2011/04/16/6_uebergriffe_in_kurzer_zeit/
08.04.2011 — http://aalp.blogsport.de/2011/04/08/propagandaaktionen-schlaege-und-flaschenwuerfe/
24.06.2011 — http://aalp.blogsport.de/2011/06/26/weiterhin-nazigewalt-in-potsdam/
30.06.2011 — http://aalp.blogsport.de/2011/06/30/solidaritaet-mit-allen-betroffenen-neonazistischer-gewalt/
01.07.2011 — http://apap.blogsport.eu/2011/07/01/chronik-neonazistischer-aktivitaten-in-potsdam-und-umgebung-fur-den-zeitraum-januar-bis-juni-2011/

- hier noch der Inhalt des verteil­ten Infoflyer:

In den let­zten Wochen und Monat­en kam es in Pots­dam, ins­beson­dere im Stadt­teil Wald­stadt, zu ein­er Rei­he von Pro­pa­gan­daak­tio­nen und ver­sucht­en sowie direk­ten Über­grif­f­en von Neon­azis. Das Ziel hier­bei waren meist ver­meintlich antifaschis­tis­che oder linke Jugendliche. So kam es seit Beginn des Jahres allein zu min­destens 10 solch­er Über­griffe, wie das „Antifaschis­tis­che Pressearchiv Pots­dam“ in der “Chronik neon­azis­tis­ch­er Aktiv­itäten in Pots­dam und Umge­bung für den Zeitraum Jan­u­ar bis Juni 2011” berichtete. Darin wird geschildert wie in mehreren Fällen Jugendliche — vor­rangig im Stadt­teil Wald­stadt — bedro­ht, ver­fol­gt und ange­grif­f­en wur­den. Der let­zte Über­griff geschah am Abend des 17.06.11. Hier wurde eine Per­son, die ger­ade dabei war im Wohnge­bi­et am Stern einen Nazi­aufk­le­ber zu ent­fer­nen, von ein­er kleinen Gruppe zuerst angepö­belt und anschließend ange­grif­f­en. Weit­er­hin
wer­den alter­na­tive Jugendliche auch immer wieder gezielt bedro­ht indem sie zum Beispiel ver­fol­gt oder ihnen ein­schüchternde Parolen an ihre Wohn­blöcke gesprüht wer­den. Dies geschah zulet­zt Anfang April. Wenige Tage später, am 03.04.11, ent­deck­ten Antifaschist_innen min­destens 60 neon­azis­tis­che Sprühere­in in der Wald­stadt. Darunter befan­den sich neben Parolen gegen “die Antifa” auch einige anti­semi­tis­che Schmier­ereien und der Spruch “2011 Sum­mer of Hate Reloaded”. Damit spie­len die Nazis auf den Som­mer im Jahr 2005 an, bei dem es zu ein­er Welle heftiger Nazige­walt kam, der von ihnen mit diesem Slo­gan gefeiert wurde.

Bere­its im Sep­tem­ber let­zten Jahres ver­sucht­en Antifaschist_innen ein Bewusst­sein für diese Prob­lematik zu schaf­fen. Mit ein­er Demon­stra­tion bracht­en sie ihre Befürch­tung ein­er erstark­enden Neon­aziszene zum Aus­druck und informierten über die lokalen Struk­turen der Neon­azis. Schon da schienen wenige Potsdamer_innen diese War­nun­gen ernst zu nehmen. Hierzu tra­gen lei­der auch immer wieder, durch eine ver­harm­losende und rel­a­tivierende Berichter­stat­tung, die Stadt, die Polizei, der Ver­fas­sungss­chutz sowie Teile der Lokal­presse bei.

Die Pots­damer Neon­aziszene kann seit mehreren Jahren als gut organ­isiert beschrieben wer­den. Mit den soge­nan­nten „Freien Kräften Pots­dam“ (FKP) ver­fügt die Szene über eine Grup­pierung, die seit ca. sechs Jahren in Pots­dam aktiv und vor allem auf den Straßen präsent ist. Ihren Ursprung und Schw­er­punkt der ersten Jahre hat­ten die „FKP“ hier in der Wald­stadt. Auch Bran­den­burg­weit sind sie gut in die organ­isierte Naziszene einge­bun­den. Die Pots­damer Neon­azis ver­fü­gen darüber hin­aus noch über die stärk­ste Recht­sRock-Szene im Bun­des­land. Dies sind die Grund­la­gen für die derzeit­ige Sit­u­a­tion in der Wald­stadt und sind auch der Aus­gangspunkt für zukün­ftige men­schen­ver­ach­t­ende Gewalt- und Propagandaexzesse.

Wir wer­den nicht taten­los zuzuse­hen und wer­den es nicht zulassen, dass die Wald­stadt und weit­ere Stadt­teile Pots­dams zu Gegen­den wer­den, in denen Men­schen, die nicht in das nazis­tis­che Welt­bild passen, sich nicht mehr frei bewe­gen kön­nen! Deshalb fordern wir auch Sie auf: Mis­chen Sie sich ein, melden Sie rechte Pro­pa­gan­da oder ent­fer­nen Sie diese selb­st­ständig. Schre­it­en Sie ein oder holen Sie Hil­fe, wenn Sie mit­bekom­men wie Neon­azis ihre Mit­men­schen anpö­beln, ein­schüchtern oder sog­ar angreifen. Egal was – Sie kön­nen immer etwas tun!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Ausländerbeauftragter verlässt Schwedt

Seit dem 30. Juni hat die Stadt Schwedt keinen Aus­län­der­beauf­tragten mehr. Der bish­erige Amtsin­hab­er hat den ehre­namtlichen Posten aufgegeben. Ibrahi­mo Alber­to ist nach Karl­sruhe in Baden-Würt­tem­berg ver­zo­gen. Dort tritt er eine Stelle als Kindergärt­ner an.

Der gebür­tige Mosam­bikan­er lebte seit 1981 in der DDR. 1990 zog er nach Schwedt. Hier kämpfte er viele Jahren um Gle­ich­berech­ti­gung und gegen Ras­sis­mus. Für sein Engage­ment wurde er unter anderem mit dem Preis »Botschafter für Tol­er­anz und Demokratie« aus­geze­ich­net. Zulet­zt arbeit­ete er als ehre­namtlich­er Mitar­beit­er im Jugend­klub »Flash Too«.

Die Opfer­per­spek­tive ken­nt und schätzt Ibrahi­mo Alber­to seit Jahren als wichti­gen Ansprech- und Koop­er­a­tionspart­ner. Sein Weg­gang ist ein großer Ver­lust für die Stadt Schwedt und auch für unsere Organisation.

Sein Umzug nach Baden-Würt­tem­berg ist nicht nur der besseren Sit­u­a­tion auf dem Arbeits­markt in West­deutsch­land geschuldet. Ibrahi­mo Alber­to war vor allem die ständi­gen ras­sis­tis­chen Anfein­dun­gen leid, denen er aus­ge­set­zt war. Immer wieder berichtete er der Opfer­per­spek­tive über ras­sis­tisch motivierte Beschimp­fun­gen und Über­griffe, die er auch bei der Polizei zur Anzeige brachte. Eine grundle­gende Verbesserung der Sit­u­a­tion in Schwedt trat aber nie ein.

Erst am ver­gan­genen Fre­itag, also schon in sein­er Abwe­sen­heit, kam es im Jugend­klub »Flash Too« zu einem bedrohlichen Vor­fall, berichtet Ibrahi­mo Alber­to. Eine pol­nis­chstäm­mige Mitar­bei­t­erin wurde von ein­er Gruppe Jugendlich­er ras­sis­tisch beschimpft und bedrängt. Eine pol­nis­che Fahne wurde von der Wand geris­sen und auf den Boden geworfen.

Jed­er Aufen­thalt in der Öffentlichkeit war für Ibrahi­mo Alber­to und seine Fam­i­lie mit einem Gefühl von poten­zieller Bedro­hung ver­bun­den. Diesen Druck hat er mit dem Umzug nun von sich und sein­er Fam­i­lie genom­men. Wir wis­sen, dass ihm diese Entschei­dung nicht leicht gefall­en ist, ger­ade weil er sich viele Jahre lang in der Stadt gegen ras­sis­tis­che Diskri­m­inierung und Gewalt engagiert hat.

Wir wün­schen Ibrahi­mo Alber­to ganz her­zlich das Beste für die Zukunft.

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Antifaschismus

Chronik neonazistischer Aktivitäten in Potsdam und Umgebung für den Zeitraum Januar bis Juni 2011

Seit Beginn diesen Jahres ver­bre­it­en Neon­azis in Pots­dam und dessen Umland weit­er­hin jeden Monat ihr men­schen­ver­ach­t­en­des Gedankengut durch Inter­net­pub­lika­tio­nen oder verteilte Pro­pa­gan­da auf den Straßen. Diese stetige Aktiv­ität kon­nte auch schon let­ztes Jahr beobachtet wer­den, siehe “Chronik neon­azis­tis­ch­er Aktiv­itäten in Pots­dam und Umge­bung 2010?. In der vor­liegen­den Chronik sind vor allem die Aktiv­itäten der NPD, der «Alter­na­tiv­en Jugend Pots­dam» (AJP) und der «Freie Kräfte Pots­dam» (FKP) aufge­führt und mit Dat­en über neon­azis­tis­che Gewalt in Pots­dam und Umland ergänzt, die im ersten Hal­b­jahr stat­tfan­den.
Diese Chronik kann nicht als voll­ständi­ger Bericht für den angegebe­nen Zeitraum gese­hen wer­den, da sehr oft Betrof­fene von neon­azis­tis­ch­er oder ras­sis­tis­ch­er Gewalt ihre Erfahrun­gen aus Angst nicht äußern und sie somit nicht öffentlich gemacht wer­den. Die Chronik ist ein Ver­such, Neon­azi­ak­tiv­itäten im Raum Pots­dam und Umland zu erfassen. Dabei dienen zahlre­iche Berichte aus der Lokal­presse, der «Opfer­per­spek­tive e.V.», der «[a] antifaschis­tis­che linke pots­dam» (AALP) und dem «Antifaschis­tis­chen Pressearchiv Pots­dam» (APAP) als Daten­grund­lage. Eben­falls sind aber auch Aktio­nen und Berichte der Neon­azis selb­st mit angeführt.

Kurz gefasst: Bedro­hungsszenario und Nazige­walt in Potsdam-Waldstadt

In unser­er let­zten Pressemit­teilung “Neon­azis­tis­che Gewalt in Pots­dam – 6 Über­griffe in kurz­er Zeit” vom 22.03.2011 betra­chteten wir den Stadt­teil Wald­stadt und berichteten von der dor­ti­gen Sit­u­a­tion, welche sich von Beginn des Jahres bis Mitte März zuge­spitzt hat­te [1]. Auch nach unser­er Veröf­fentlichung fol­gten weit­ere Pro­pa­gan­daak­tio­nen wie auch Bedro­hun­gen durch Neon­azis gegenüber dort wohnen­den ver­meintlichen Antifaschist_innen. Die Neon­azis agieren dabei immer wieder unter dem Label “P.A.C.”. Dieses tauchte erst­mals am 23.09.2010 in Kom­bi­na­tion mit diversen Nazi­parolen im Vor­feld der antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion “wake up” vor ein­er Woh­nung mut­maßlich link­er Jugendlich­er in der Wald­stadt II auf. Zwei Tage später fol­gten Sprühereien mit dem “P.A.C.”-Label in Verbindung mit der Parole “sum­mer of hate reloaded”. Diese wur­den großflächig ent­lang der Route der Demon­stra­tion gesprüht und mit Aufk­le­bern der “Anti-Antifa Pots­dam” mit gle­ichem Inhalt ergänzt. Weit­ere iden­tis­che Sprühere­in wur­den dann erneut am 27.03.2011 am Kahle­berg und an der Bib­lio­thek in der Wald­stadt II entdeckt.

 

Let­zte Aktiv­itäten der Pots­damer Neon­azis unter dem Label “P.A.C” zeich­neten sich Anfang April ab. In der Nacht zum 02.04. wur­den erneut Parolen an Häuser­wän­den gesprüht und die Betrof­fe­nen dabei namentlich benan­nt um diese einzuschüchtern. Unterze­ich­net wur­den diese Dro­hun­gen wieder mit dem Label “P.A.C.” und dem Zusatz “watch­ing you”. Einen Tag später ent­deck­ten Antifaschist_innen weit­ere (ca. 60) neon­azis­tis­che Sprühereien im Pots­damer Stadt­teil Wald­stadt II. Darunter befan­den sich neben Parolen, die gegen “die Antifa” gerichtet waren, auch einige anti­semi­tis­che Schmier­ereien sowie Kel­tenkreuze, als auch der Spruch “2011 Sum­mer of Hate Reloaded”. Alle Sprühereien kön­nen den Neon­azis unter dem Label “P.A.C.” zugerech­net wer­den. Bis­lang ist nicht bekan­nt wofür diese Abkürzung ste­ht. Speku­la­tio­nen, ob sich die Neon­azis hier­bei von “R.A.C.” (“Rock Against Com­mu­nism” [2]) inspiri­eren ließen und dadurch auf “P.A.C.” (“Pots­dam Against Com­mun­sim”) kamen, kön­nen noch nicht bestätigt wer­den. Zumin­d­est die “anti-antifaschis­tis­che” Aus­rich­tung ihrer Aktio­nen und Sprüh­sch­ablo­nen sprechen dafür.

Wahrschein­lich aus dem gle­ichen Kreis der Neon­azis stam­men auch Teile der Täter_innen der let­zten drei ver­sucht­en als auch direk­ten Angriffe, welche zwis­chen dem 22.05. und dem 17.06. in der Nähe der Wald­stadt sowie am Stern stat­tfan­den.
Erster­er geschah gegen 2:15 Uhr am 22.05. und richtete sich gegen Besucher_innen des “Ultra­sh” Fes­ti­vals, welche in einem Nacht­bus auf dem Weg nach Hause ange­grif­f­en wur­den. Dabei wurde ein_e Festivalbesucher_in aus ein­er 8‑köpfigen Gruppe Neon­azis her­aus angepö­belt und anschließend ins Gesicht geschla­gen. Ein paar Hal­testellen weit­er wur­den die Neon­azis daraufhin mit Hil­fe ander­er Fahrgäste aus dem Bus her­aus­ge­drängt. Die Neon­azis woll­ten wiederum gewalt­sam in den Bus drän­gen. Mit einem Tis­chbein rammten sie dann von außen eine Scheibe des Busses ein, woraufhin der Bus­fahrer los­fuhr. Dieser ließ alle Insass_innen aber wenige Hal­testellen später, mit­ten im Schlaatz, aussteigen. Aus der Gruppe der Neon­azis, von der eine Per­son einen soge­nan­nten Iroke­sen­haarschnitt trug, fie­len auch die Worte: “Du scheiß Antifafotze, ich zeig dir was Ultra­sh heißt”.
Der zweite Angriff ereignete sich nur unge­fähr eine dreivier­tel Stunde später. Hier­bei kam es glück­licher­weise zu kein­er direk­ten Kon­fronta­tion. Drei Jugendliche hörten in der Wald­stadt plöt­zlich das Geräusch von Eisen­stan­gen, die auf Beton schlu­gen. Kurz darauf ent­deck­ten sie eine Gruppe von ca. 15 teil­weise Ver­mummten, die unter “Da sind sie die scheiß Zeck­en!” Rufen auf sie zu stürmten. Einige der Angreifer_innen hat­ten Knüp­pel bzw. Stan­gen in den Hän­den. Die drei Betrof­fe­nen kon­nten jedoch fliehen.
Der dritte und zum Zeit­punkt der Veröf­fentlichung dieser Chronik jüng­ste Angriff geschah am 17.06., hier wurde eine Per­son, die ger­ade dabei war einen Neon­azi­aufk­le­ber zu ent­fer­nen, von ein­er 4‑köpfigen Gruppe in der Max-Born-Straße im Stern zuerst angepö­belt und dann getreten. Als der Betrof­fene flüchtet, wird er noch kurzzeit­ig von zwei Per­so­n­en aus der Gruppe verfolgt.

FKP” als zen­trale Akteure – NPD schwächelt – “AJP” scheintot

Als zen­trale organ­isierte neon­azis­tis­che Akteure kön­nen in der ersten Hälfte des Jahres die “Freie Kräfte Pots­dam” ihre Stel­lung behaupten, auch wenn sie im Ver­gle­ich zum Vor­jahreszeitraum weniger öffentliche Aktio­nen vorzuweisen haben. Denn sie ver­schliefen sowohl den Todestag von “SA-Shoot­ingstar” Horst Wes­sel (23.02.), die “Nacht von Pots­dam” (14.04.) als auch den Geburt­stag Adolf Hitlers (20.04.) welche in den Vor­jahren feste Dat­en im Aktion­skalen­der der Pots­damer Neon­azis waren.
Dafür waren sie am 17.06. in der Wald­stadt anzutr­e­f­fen. Hier ver­sam­melte sich eine Gruppe von ca. 10 Neon­azis der “FKP” mit einem Trans­par­ent auf dem Park­platz des Wald­stadt-Cen­ter. Dabei tru­gen sie weiße Masken, ver­streuten Schnipsel und hiel­ten mit­tels eines Megaphons einen Rede­beitrag. In diesem, sowie auf ihrem mit­ge­bracht­en Trans­par­ent und den Schnipseln, beschworen sie ein­mal mehr den soge­nan­nten „Volk­stod“. Weit­er­hin wurde auf den Todestag von David Fis­ch­er, eines Jugendlichen der vor 5 Jahren bei ein­er Auseinan­der­set­zung in der Pots­damer Innen­stat starb, Bezug genom­men und in den Kon­text des ras­sis­tis­chen Kon­struk­tes der „Aus­län­derkrim­i­nal­ität“ gesetzt.

Auch die NPD Pots­dam trat im Ver­gle­ich zum Vor­jahreszeitraum mit weit weniger Pro­pa­gan­da öffentlich auf und muss mit dem Aus­tritt von Mar­cel Guse einen her­ben Schlag hin­nehmen. Der Stadtver­bandsvor­sitzende trat Anfang Mai aus der NPD aus und kam damit laut NPD Hav­el-Nuthe einem “Antrag auf Auss­chluss” zuvor [3]. Inwiefern dadurch die generelle Exis­tenz dieser Struk­tur gefährdet ist, bleibt abzuwarten, war doch Guse aktivster und einziger öffentlich­er Akteur des Pots­damer NPD Stadtver­ban­des. Zumin­d­est wird sein Weg­bruch die Pots­damer NPD Struk­tur mas­siv schwächen.

Eben­falls geschwächt scheinen die aktion­sori­en­tierten Jung­nazis der “Alter­na­tive Jugend Pots­dam” zu sein. Diese hat­ten ihren let­zten großen Auftritt bekan­ntlich am 25. Sep­tem­ber let­zten Jahres, als sie die Fach­hochschule in der Pots­damer Innen­stadt großflächig mit der Parole “NS Jet­zt” besprüht­en. In den darauf fol­gen­den neun Monat­en war es sehr ruhig um sie. In dieser Zeit veröf­fentlicht­en sie lediglich zwei soge­nan­nte Aktions­berichte. Den ersten bezüglich des jährlichen Neon­azi­auf­marsches in Magde­burg (16.01.) und den zweit­en über die ver­suchte Teil­nahme an ein­er Tier­rechts- und Umweltschutzdemon­stra­tion in Berlin (22.01.). Zulet­zt marschierten sie dann am 26.03. in der Stadt Bran­den­burg vor der örtlichen Jus­tizvol­lzugsanstalt auf. Mit ihrem Trans­par­ent “Mei­n­ungs­frei­heit durch­set­zen! Frei­heit für Horst Mahler” begaben sie sich auch dies­mal wieder in ein Gemenge aus Nazipro­pa­gan­da, Holo­caustleug­nung und noch immer nicht Ver­stor­be­nen, um zusam­men gegen die Inhaftierung von Horst Mahler zu protestieren. Jenes Trans­par­ent zeigten sie erst­mals im Juni 2009 bei ein­er Fahrt zur Gedenkstätte nach O?wi?cim/Auschwitz. In einem anschließen­den Bericht leugneten die Neon­azis der “AJP” dabei klar die Shoa [4].

Auch wenn das Auftreten der NPD- oder AJP- Struk­turen momen­tan in Pots­dam nicht so präsent ist, kön­nen wir nicht bestäti­gen, dass neon­azis­tis­che Aktiv­itäten im Raum Pots­dam abnehmen. Die fol­gende Chronik zeigt, dass die Aktions­for­men vielfältig, die Pots­damer Neon­azis offen­siv und ihre Struk­turen bran­den­burg­weit und bun­desweit untere­inan­der ver­net­zt sind. Ger­ade das Gewalt­po­ten­tial, welch­es vor allem im Pots­damer Stadt­teil Wald­stadt sicht­bar wird, zeigt die aktuelle Gefahr die von Neon­azis aus­ge­ht.
Auch wenn men­schen­ver­ach­t­ende Über­griffe in regionalen Polizeibericht­en nicht auf­tauchen, heißt es noch lange nicht, dass diese nicht stat­tfind­en. Die Betrof­fe­nen haben größ­ten­teils Angst vor nach­fol­gen­der Gewalt, so dass sie keine Anzeigen machen. Mit dieser Chronik soll ein klein­er Weg bere­it­et wer­den, das Schweigen Stück für Stück zu brechen und die real stat­tfind­ende Neon­azi-Gewalt in Pots­dam aufzuzeigen.

Jan­u­ar

01.01.2011 – Fly­er­ak­tion der “Freie Kräfte Pots­dam” zur “Volk­stod­kam­pagne”, haupt­säch­lich in der Wald­stadt (Quelle: “FKP”, APAP)

07.01.2011 – Jahres­rück­blick der “Freien Kräfte” aus Tel­tow-Fläming, auch Pots­damer Neon­azis sind anwe­send. (Quelle: “FKP”)

08./09.01.2011 – Hauptver­samm­lung des NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe mit Wahl des Kreisver­bands. (Quelle: NPD)

15.01.2011 – Demon­stra­tion in Magde­burg, ca. 15 Neon­azis aus Pots­dam sind anwe­send. (Quelle: “AJP”, APAP)

16.01.2011 – Ein alter­na­tiv­er Jugendlich­er wird am Nach­mit­tag in der Wald­stadt von zwei Neon­azis bedro­ht und geschla­gen. Die bei­den Täter wollen von ihm Namen von “Antifa”-Mitgliedern erpressen. Der alter­na­tive Jugendliche erhält einen Faustschlag gegen die Stirn und ein Ohrring wird ihm abgeris­sen. (Quelle: APAP)

22.01.2011 – “Wir haben es satt!” – Demon­stra­tion in Berlin. Pots­damer (“AJP”) und Berlin­er Neon­azis ver­suchen sich mit einem anti­semi­tis­chen Trans­par­ent, mit der Auf­schrift “Wir haben es satt – Dem schächt­en ein Ende set­zten”, unter die Demonstrant_innen zu mis­chen. Nach kurz­er Zeit wer­den sie der Demo ver­wiesen. (Quelle: APAP)

22./23.01.2011 – Pots­damer Neon­azis aus dem Umfeld der “Freie Kräfte Pots­dam” besuchen das Grab Friedrichs II.
Anlass ist dessen 299. Geburt­stag. Die Neon­azis leg­en das Logo des “Info­por­tal Pots­dam” mit Kartof­feln neben das Grab am Schloss Sanssouci. (Quelle: “FKP”, APAP)

27.01.2011 – Neon­azis brin­gen einen Teil der Schleife des Gedenkkranzes der Partei Die Linke an der Tür ver­meintlich link­er Jugendlich­er in der Wald­stadt an, den sie zuvor vom Platz der Ein­heit ent­fer­nt haben. (Quelle: AALP)

27.01.2011NPD Stammtisch in der Wiesen­baude Pots­dam (Quelle: APAP, PNN vom 09.02.11)

29.01.2011 – Nazi-”Solikonzert bei Polen” (wahrschein­lich bei Klaus Mann in Finow­furt) für die im Feb­ru­ar geplanten Nazi­großaufmärsche in Dres­den. 200–300 Nazis sollen sich die NS-Bands “Exzess” (Bran­den­burg), “Burn Down” (Pots­dam), “Blitzkrieg” (Chem­nitz) und “Legion of Thor“ (Berlin) ange­se­hen haben. (Quelle: Oire Szene)

Feb­ru­ar

02.02.2011 – In der Nacht zum 3. Feb­ru­ar verkleben Neon­azis Mobil­isierungsplakate für den Nazi­auf­marsch am 13. und 19. Feb­ru­ar in Dres­den. (Quelle: APAP)

12.02.2011 – Unbekan­nte haben recht­sex­treme Parolen an die Glienick­er Brücke zwis­chen Pots­dam und Berlin geschmiert. Die Berlin­er und Bran­den­burg­er Polizei wurde am Sam­stag an die gemein­same Lan­des­gren­ze nach Wannsee gerufen. Sie ver­an­lassten, die Schriftzüge an Met­alltüren unter­halb der Brücke zu beseit­i­gen. Die Polizei ermit­telt wegen Volksverhetzung.(Quelle: Polizeibericht, PNN)

19.02.2011 – Neon­azi­auf­marsch in Dres­den. Mit dabei Pots­damer Neon­azis der “FKP” und “AJP”. (Quelle: APAP)

23.02.2011 – Pots­damer Neon­azis nehmen an ein­er Gedenkver­anstal­tung auf dem Nico­laifried­hof in Berlin teil und leis­ten einen “Treueschwur”. Gedacht wird dem am 23. Feb­ru­ar 1930 gestor­be­nen Nation­al­sozial­is­ten Horst Wes­sel. (Quelle: “FKP”, APAP)

26.02.2011 – Am Stern wird ein mut­maßlich­er Antifaschist in ein­er Straßen­bahn von drei Neon­azis belei­digt. Sie ver­suchen die betrof­fene Per­son aus der Straßen­bahn zu ziehen. Durch das Ein­schre­it­en des Straßen­bah­n­fahrers lassen die Täter von der Per­son ab und flücht­en. (Quelle: APAP)

März

05.03.2011 – Ein ver­meintlich link­er Jugendlich­er wird am späten Abend in der Wald­stadt II von ein­er Gruppe Neon­azis ange­grif­f­en und ins Gesicht geschla­gen. Die ca. 8 Neon­azis ver­suchen den Betrof­fe­nen anschließend vom Fahrrad zu ziehen, was jedoch nicht gelingt. Unter “Scheiß Antifa!” Rufen ren­nen ihm einige Neon­azis noch ein Stück hin­ter­her. Der Betrof­fene kann glück­licher­weise entkom­men, trägt aber eine blutige Nase und eine aufge­platzte Lippe davon. (Quelle: AALPAPAP)

05.03.2011 – Ein mut­maßlich­er Antifaschist wird in der Wald­stadt von mehreren Neon­azis angepö­belt und anschließend ver­fol­gt. Der Betrof­fene kann entkom­men. (Quelle: APAP)

08.03.2011 – In der Nähe ein­er Kundge­bung des “Bünd­nis 8. März” auf dem Mag­nus-Zeller-Platz zeigt ein Neon­azis mehrfach den soge­nan­nten Hitler-Gruß. (Quelle: APAP)

08.03.2011 – Ein Antifaschist wird im Caputher Heuweg (Wald­stadt II) von ein­er Gruppe von ca. 10 Neon­azis angepö­belt und ver­fol­gt. Der Betrof­fene kann entkom­men. (Quelle: APAP)

12.03.2011 – Ein ver­meintliche Antifaschist wird in einem Zug kurz vor Pots­dam von einem Neon­azi mit ein­er Glas­flasche ange­grif­f­en und damit ins Gesicht geschla­gen. Der Täter steigt am Bahn­hof Rehbrücke aus und flüchtet in Rich­tung Wald­stadt. Der Betrof­fene muss daraufhin sta­tionär behan­delt wer­den. (Quelle: APAP)

23.03.2011 – Von Babels­berg aus­ge­hend verkleben mehrere Neon­azis eine große Stück­zahl von “Sum­mer of Hate reloaded” Aufk­le­bern. Gek­lebt wird in der Plan­ta­gen­straße über das Rathaus Babels­berg weit­er nach Zen­trum-Ost. Ein Jugendlich­er der die Neon­azis dabei zufäl­lig beobachtet muss anschließend vor ihnen flücht­en. (Quelle: APAP)

26.03.2011 – Die Pots­damer Neon­az­iband “Burn Down” spielt auf einem Sol­i­dar­ität­skonz­ert für den Dort­munder “Antikriegstag”-Naziaufmarsch am 3.09.2011. Mit dabei sind weit­ere Bands der recht­en Szene. Rund 200 Neon­azis sollen anwe­send gewe­sen sein. (Quelle: Oire Szene)

27.03.2011 – Zwei Neon­azis ver­fol­gen einen jun­gen Linken im Kau­fland in der Wald­stadt. Der Betrof­fene kann entkom­men. (Quelle: APAP)

27.03.2011 – In der Wald­stadt II ent­deck­en Antifaschist_innen einige “Sum­mer Of Hate Reloaded” Sprüh­sch­ablo­nen am Kahle­berg und an der Bib­lio­thek. (Quelle: APAP)

30.03.2011 – An die Woh­nungstür eine_r/s mut­maßlich­er Antifaschist_in/en (in der Wald­stadt) wird ein “Sum­mer Of Hate Reloaded” Aufk­le­ber gek­lebt. (Quelle: APAP)

April

01./02.04.2011 – An den Wohn­block eine_r/s in der Wald­stadt wohnen­den ver­meintlichen Antifaschist_in/en wird “*nach­name* watch­ing you pac” gesprüht. (Quelle: APAP)

02.04.2011 – In Pots­dam-West wer­den Fly­er des NPD-Lan­desver­ban­des Bran­den­burg verteilt, im gle­ichen Zeitraum wurde in Pots­dam-West zwis­chen Storm­straße und Kas­tanien­alle mas­siv Nazipro­pa­gan­da geklebt.(Quelle: APAP)

03.04.2011 – In der Wald­stadt II ent­deck­en Antifaschist_innen cir­ca 60 neon­azis­tis­che Sprühereien. Darunter befind­en sich neben Parolen gegen “die Antifa” auch einige anti­semi­tis­che Schmier­ereien sowie Kel­tenkreuze und der Spruch “2011 Sum­mer of Hate Reloaded”. (Quelle: APAP)

16.04.2011 – Die Pots­damer Band “Preussen­stolz” spielt auf einem Neon­azikonz­ert in “West­deutsch­land”. Neben ihnen spie­len noch die Bands “Radikahl” und “Pro­pa­gan­da”. (Quelle: Oire Szene)

Mai

07.05.2011 – In der Voltas­traße in Babels­berg wer­den mehrere neon­azis­tis­che Schmier­ereien ent­deckt. Darunter befind­en sich neben Hak­en- und Kel­tenkreuzen auch Schriftzüge wie “NS-JETZT” oder “Juden SVB”. Unterze­ich­net sind die Parolen mit dem Label “CM”, welch­es für die Fan­grup­pierung “Crimark” des Fußball­clubs Union Berlin ste­ht. (Quelle: APAP)

11.05.2011 – Der Pots­damer NPD Vor­sitzende – Mar­cel Guse – ver­lässt die NPD. Laut dem Kreisver­band Hav­el-Nuthe, traf dieser seine Entschei­dung “wegen unüber­brück­bar­er poli­tis­chen Dif­feren­zen” und soll damit einem “Antrag auf Auss­chluß” zuvor gekom­men sein. (Quelle: NPD)

11.05.2011 – In der Wald­stadt II ent­fer­nen Antifaschist_innen zahlre­iche Neon­azi­aufk­le­ber der soge­nan­nten “Volk­stod­kam­pagne” der “Freie Kräfte Pots­dam”. (Quelle: APAP)

13.05.2011 – In der Wald­stadt II ent­deck­en Antifaschist_innen erneut eine “Sum­mer Of Hate Reloaded” Sprüh­sch­ablone am Kahle­berg. Diese ist wiederum mit dem Label “P.A.C.” unterze­ich­net. (Quelle: APAP)

Mitte Mai find­et laut den “FKP” eine “Red­nerver­anstal­tung in Pots­dam” mit dem Titel “66 Jahre Umerziehungskrieg!” statt. Dabei geht es in geschicht­sre­vi­sion­is­tis­ch­er Manier um den 8. Mai 1945. Der dazuge­hörige Bericht auf dem “Info­por­tal-Pots­dam” schließt mit dem Faz­it: “In let­zter Kon­se­quenz geht es […] um die völkische und großras­sis­che Sub­stanz­er­hal­tung aller europäis­chen Natio­nen.” (Quelle: “FKP”, 20.05.2011)

21.05.2011 – Der bekan­nte Pots­damer Recht­sRock­er Uwe Men­zel spielt bei einem Konz­ert in Sach­sen, welch­es unter dem Mot­to “Früh­lings­fest der Volksmusik” stat­tfind­et. Neben ihm als “Uwocaust und alte Fre­unde” treten auch “Sach­so­nia”, “W.U.T.”, “Devil´s Project” und “Sys­tem Infarkt” auf. (Quelle: Oire Szene)

21.05.2011 – Am Bahn­hof Rehbrücke ent­deck­en Antifaschist_innen eine ca. ein mal ein Meter große Hakenkreuz-Sprüherei.(Quelle: APAP)

22.05.2011 – Gegen 2:15 Uhr nachts wer­den Besucher_innen des “Ultra­sh” Fes­ti­vals in einem Nacht­bus ange­grif­f­en. In dem rel­a­tiv vollen Bus nach Rehbrücke befan­den sich auch ca. 8 Neon­azis. Ein Fes­ti­valbe­such­er wurde dann von den Neon­azis angepö­belt und anschließend ins Gesicht geschla­gen. Ein paar Hal­testellen weit­er wer­den die Neon­azis dann mit Hil­fe ander­er Fahrgäste aus dem Bus her­aus­ge­drängt. Die Neon­azis wollen daraufhin wiederum gewalt­sam in den Bus drän­gen. Mit einem Tis­chbein ram­men sie dann von außen eine Scheibe des Busses ein woraufhin der Bus­fahrer los fährt. Aus der Gruppe der Neon­azis fall­en auch die Worte: “Du scheiß Antifafotze, ich zeig dir was Ultra­sh heißt”. (Quelle: AALPAPAP)

22.05.2011 – Gegen 3 Uhr mor­gens hören drei Jugendliche in der Wald­stadt das Geräusch von Eisen­stan­gen, die auf Beton schla­gen. Kurz darauf ent­deck­en sie eine Gruppe von ca. 15 teil­weise Ver­mummten, die unter “Da sind sie die scheiß Zeck­en!” Rufen auf sie zu stür­men. Einige der Angreifer_innen haben Knüp­pel bzw. Stan­gen in den Hän­den. Die drei Betrof­fen kön­nen jedoch fliehen. (Quelle: AALPAPAP)

Juni

17.06.2011 – Eine Gruppe von ca. 10 Neon­azis der “FKP” ver­sam­melt sich mit einem Trans­par­ent auf dem Park­platz des Wald­stadt-Cen­ters. Sie tra­gen weiße Masken, ver­streuen Schnipsel mit anti­demokratis­ch­er Pro­pa­gan­da und hal­ten mit­tels eines Megaphons einen Rede­beitrag. (Quelle: “FKP”)

17.06.2011 – Eine Per­son, die ger­ade dabei ist Neon­azi­aufk­le­ber zu ent­fer­nen, wird am Abend von ein­er 4‑köpfigen Gruppe auf der Höhe Max-Born-Straße zuerst angepö­belt und dann getreten. Als der Betrof­fene flüchtet wird er noch kurzzeit­ig von zwei Per­so­n­en aus der Gruppe ver­fol­gt. (Quelle: APAP)

20.06.2011 – Im gesamten Stadt­ge­bi­et verkleben Neon­azis Aufk­le­ber der “FKP”. Damit wet­tern sie gegen ver­meintliche “Aus­län­derkrim­i­nal­ität”, im Bezug auf den vor 5 Jahren ver­stor­be­nen David Fis­ch­er. (Quelle: APAP)

25.06.2011 – Die Pots­damer Neon­az­iband “Preussen­stolz” spielt beim NPD „Som­mer­fest“ in der Schorfheide/Finowfurt. Mit ihr treten die NS-Bands „Legion of Thor“, „Exzess“, „Lie­der­ma­ch­er Toralf“ und die „KinderZ­im­merT­er­ror­is­ten“ auf. (Quelle: Antifa Bernau)

28.06.2011 – In der Wald­stadt I ent­deck­en Antifaschist_innen mehrere Sprühereien der “FKP” und zahlre­iche weit­er Neon­azi­stick­er. (Quelle: APAP)

Fußnoten und Bildquellen:
Bild 1 https://inforiot.de/files/3_5.jpg
[1] http://apap.blogsport.eu/2011/04/16/6_uebergriffe_in_kurzer_zeit
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Rock_against_Communism
[3] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=4792
[4] https://inforiot.de/artikel/neonazi-propaganda-geschichtsrevisionismus-gedenkstaette

 

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Antifaschismus

Nazi-Hiphop aus Potsdam

Seit einiger Zeit gibt es Pots­dam (Bran­den­burg) ein NS-Hip Hop Pro­jekt mit dem Namen „Natür­lich“. Dieses Seit­en­pro­jekt der Pots­damer Naz­iband „Cyn­ic“ (Siehe: Neon­azis­tisch-musikalis­ches Treiben in Pots­dam) hat ger­ade auf dem säch­sis­chen Nazi­l­abel PC Records“ unter dem Titel „Lebe jeden Tag“ ihr erstes Album veröf­fentlicht. Auf der Mini-LP befind­en sich ins­ge­samt 5 Stücke mit zum Teil ein­deutig nation­al­sozial­is­tis­chen Inhal­ten. Ein paar Tex­tauszüge aus den Songs bele­gen dies eindeutig:

Gle­ich im ersten Song „Setz Dich zur Wehr“ wird ein­deutig neon­azis­tisch Stel­lung bezo­gen – dort heisst es u.a.:

Hey wir sind Natür­lich und wir sind neu in dein­er Stadt. Und wir haben dir und deinen Leuten eine Botschaft mit­ge­bracht. Jet­zt dreh den Regler auf damit sie aus den Box­en knallt und deine ganze schöne Stadt beschallt.

Nationaler Sozial­is­mus jet­zt jet­zt jet­zt! Auf die Straße deutsches Volk denn es geht dir schlecht. Und sieh nicht zu, denn exem­plar­isch sind ihre Tat­en. Setz dich zur Wehr gegen die Demokrat­en, die dich benutzen jeden Tag willst du weit­er weg sehen? Dann wirst du sehen wie wir unterge­hen. Es wird Zeit, dass man sich wider­set­zt. Nationaler Sozial­is­mus jet­zt jet­zt jetzt!“

Im drit­ten Lied „Keine Gerechtigkeit“ wird ein­mal mehr ver­sucht, den Tod von Kevin in Stol­berg poli­tisch zu instru­men­tal­isieren. Das es in Wahrheit die deutschen Neon­azis sind, die bere­its über 150 Men­schen seit der Wiedervere­ini­gung aus niederen Beweg­grün­den ermordet haben, scheint die Pots­damer Nazi­rap­per nicht zu irritieren.

Im let­zten Lied „Schu, Schu…“ wird u.a. besun­gen, dass die Organ­isatoren von Nazikonz­erten schon öfter mal Ärg­er bei ihren Konz­erten mit der Staats­macht hat­ten: „Und jet­zt woll­test du auch mal ein Konz­ert organ­isieren, wun­der­st dich, dass die Bullen rein marschieren. Es mussten ja die ganzen krassen Bands sein, die ganz viele böse Wörter schrein. Und einen Fly­er fürs Inter­net hast du gemacht, damit viele kom­men hast du dir gedacht. Doch der Feind liest mit, das war dir nicht bewusst und er kam vor­bei und er machte schluß.“ Schön­er wäre es natür­lich, wenn antifaschis­tis­che Struk­turen in Pots­dam dem neon­azis­tis­chen Treiben dieser ekel­haften Band als­bald ein Ende bere­it­en würden.

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(Anti-)Rassismus

Kundgebung gegen das Gutscheinsystem in Hennigsdorf

Der Protest gegen das Gutschein­sys­tem geht in die zweite Runde. Im Juni ist viel passiert: Wochen­lang wur­den die Gutscheine boykot­tiert und eine Alter­na­tivver­sorgung mit Sach- und Geld­spenden auf die Beine gestellt; Es gab eine Rei­he an Kundge­bun­gen, Demon­stra­tio­nen und  Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen; 833 Per­so­n­en haben den Appell gegen das Gutschein­sys­tem des Aktions­bünd­nis Bran­den­burg unter­schrieben; Es gab Sol­i­dar­ität­serk­lärun­gen aus allen Rich­tun­gen; Das Land Bran­den­burg hat in einem Schreiben eine Umstel­lung auf Bargeld emp­fohlen und let­zten Mittwoch hat auch der Kreistag Ober­hav­el eine Empfehlung aus­ge­sprochen auf Bargeld umzustellen.

Aber die Ver­wal­tung stellt sich noch immer quer und ver­steckt sich hin­ter ihrer Recht­sausle­gung, die es ihnen ihrer Mei­n­ung nach ver­bi­etet auf Bargeld umzustellen.

Deshalb geht der Protest weit­er. Auf­takt dazu ist eine Kundge­bung am kom­menden Mittwoch den 6.7. 8 Uhr (mor­gens!!) vor dem Lager Stolpe Süd. An diesem Tag wer­den die Gutscheine für den Monat Juli aus­gegeben. Das soll nicht unkom­men­tiert geschehen.

Mi. 6.7. 8:00 Uhr: Heim Stolpe-Süd, Rup­pin­er Chaussee 19, Hennigsdorf

Tre­ff­punkt für Nich­tort­skundi­ge: 8:00 Uhr S‑Bahnhof Hennigsdorf

Gutschein — abschaffen!!!

Weit­ere Infos unter www.gutscheinboykott.blogsport.eu

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