Kategorien
Antifaschismus Geschichte & Gedenken

AfD-Königer machte gegen das Holocaust-Mahnmal mobil

INFORIOT Die Rede von Björn Höcke [1] in dieser Woche in Dres­den, in der er das Berlin­er Holo­caust-Mah­n­mal als “Denkmal der Schande” beze­ich­nete, ist nicht der erste Vor­fall dieser Art. Mit der Erin­nerung an nation­al­sozial­is­tis­che Ver­brechen haben so manche, die heute für die AfD Poli­tik machen, so ihre Prob­leme. Ein­er von ihnen ist Stef­fen Königer, der seit den Wahlen 2014 als Abge­ord­neter für die AfD im Land­tag sitzt. Der ehe­ma­lige Junge-Frei­heit-Autor hat ein parteipoli­tis­ches Vor­leben. Unter anderem war er 1999 Mit­glied der recht­spop­ulis­tis­chen Partei Bund Freier Bürg­er (BfB). Im gle­ichen Jahr trat er als Direk­tkan­di­dat für diese Partei bei den Land­tagswahlen an.
Offen­bar war er auch auf der Straße aktiv. Der Bund freier Bürg­er machte — wie zahlre­iche Neon­azis und extrem Rechte, darunter der inzwis­chen wegen Holo­caustleug­nung vielfach verurteilte Neon­azi Horst Mahler — gegen die dop­pelte Staats­bürg­er­schaft und das damals in der Pla­nungsphase befind­liche Denkmal für die ermorde­ten Juden Europas mobil.

öniger demonstriert 1999 in Berlin gegen das Holocaust-Mahnmal. Quelle: apabiz
Stef­fen Königer demon­stri­ert 1999 in Berlin gegen das Holo­caust-Mah­n­mal. Quelle: apabiz

Fotos zeigen Königer, wie er am 19. Juni 1999 vor der Neuen Wache Unter den Lin­den in Berlin bei ein­er BfB-Demon­stra­tion gegen das Mah­n­mal auf­marschiert. Mit von der Par­tie sind auch die Berlin­er Neon­az­i­funk­tionäre René Bethage und Andreas Storr. Es wer­den Schilder hochge­hal­ten mit den Parolen “Damals SA heute Antifa” und “Holo­caust-Denkmal NEIN!!!”.
Die Agi­ta­tion gegen das Holo­caust-Mah­n­mal war ein geschicht­spoli­tis­ch­er Schw­er­punkt von Königers BfB. Auf einem Flug­blatt wurde polemisch gefragt: “Deutsche, wollt ihr ewig zahlen?”. Ein ange­blich­er “Mach­tanspruch jüdis­ch­er US-Organ­i­sa­tio­nen” wurde in der Schrift beklagt.
Auch wenn die Tätigkeit­en von Königer gegen ein Holo­caustge­denken in Berlin einein­halb Jahrzehnte zurück­liegen — das Bild, welche geschicht­spoli­tis­chen Hin­ter­gründe in der AfD zu find­en sind, verdichtet sich durch diese Episode. Von Königers Bran­den­burg­er Frak­tion­skol­le­gen Andreas Kalb­itz sind eben­falls harsche Zitate bekan­nt. In der extrem recht­en Zeitschrift „Fritz“ schrieb Kalb­itz 2003 über einen „Bewußt­sein­seth­nozid in den Köpfen der bun­desre­pub­likanis­chen Jugend“. Die Erin­nerung an Nazi-Ver­brechen sei eine „Ver­ständ­nisim­plan­ta­tion von 12 Jahren als 99% deutsch­er Geschichte“.
Die Neonaziaktivisten René Bethage und Andreas Storr vor der Neuen Wache in Berlin. Quelle: apabiz.
Die Neon­azi­ak­tivis­ten René Bethage und Andreas Storr vor der Neuen Wache in Berlin. Quelle: apabiz.

AfD-Frak­tion­schef Alexan­der Gauland vertei­digt aktuell die Rede Höck­es zum Mah­n­mal. Gegenüber der DPA sagte er: „Björn Höcke hat in kein­er Weise Kri­tik an der Erin­nerung an den Holo­caust geübt.“ Wenn Höcke darauf hin­weise, dass die Leis­tun­gen der deutschen Geschichte im öffentlichen Diskurs oft­mals „unter der Erin­nerung an diese zwölf Jahre“ ver­schwän­den, sei dies für ihn nachvollziehbar.
Gauland zeigte schon im ver­gan­genen Jahr erstaunlich offen, wie er selb­st die nation­al­sozial­is­tis­chen Ver­brechen einord­net; wen oder was er als die eigentlichen Opfer des Nation­al­sozial­is­mus ansieht. Im Inter­view mit der Wochen­zeitung Die Zeit im April 2016 befand er, dass “Auschwitz, auch als Sym­bol, viel in uns zer­stört hat”. Der Redak­teur fragt zurück: “Waren es nicht wir, die da etwas zer­stört haben?”. Gauland: “Richtig, eber es ist dabei viel mehr kaputtge­gan­gen (…) Der Nation­al­stolz (…) ist doch bei uns enorm hin­ter­fragt.” Das deutsche Nation­al­be­wusst­sein ist für Gauland nicht eine lei­t­ende Idee des indus­triellen Juden­mordes. Son­dern das Nation­al­be­wusstein sei dadurch beschädigt wor­den, die Deutschen erscheinen als die eigentlichen Opfer der Nazis: “Hitler hat den Deutschen das Rück­grat gebrochen”.
[1] Eine aus­führliche Analyse der NS-Rhetorik von Höcke find­et sich im Text von Andreas Kem­per im AIB 113 (4.2016)

Eine Antwort auf „AfD-Königer machte gegen das Holocaust-Mahnmal mobil“

Super Recherche! Hat­te selb­st nach sein­er Ver­gan­gen­heit gesucht.. Traf in let­zte Woche bei Rewe spät abends. Er trug einen hässlichen braunen Anzug. Fragte ihn ob er seine Gesin­nung jet­zt nach aussen trägt. Lei­der bewahrte er die Fassung…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Inforiot