Inforiot — Am Samstag, den 18.April, marschierten ca. 140 Neonazis von NPD und Freien Kräften durch Rathenow (Havelland), anlässlich der Bombardierung der Stadt 1944 . Aufgerufen hatte die NPD Havel- Nuthe unter dem Motto “65 Jahre in Tränen — Gedenken an den alliierten Bombenterror” . Seit 2005 findet jedes Jahr ein ähnlicher Aufmarsch statt, in Anlehnung an Nazigedenken wie in Magdeburg, Dresden und Lübeck.
Während einige Nazis schon über eine Stunde warteten, störten nur die lauten ICEs und Fans des Fußballvereins Tennis Borussia (TeBe) die Ruhe. Zur gleichen Zeit spielte das TeBe Team gegen den örtlichen Verein. Doch nicht nur akustisch wurden die wartenden Nazis gestört, auch visuell. So hing in Sichtweite der Nazis gegenüber des Bahnhofes ein Transparent mit der Aufschrift „Betteln und Hausieren verboten! Nazis raus!“
Nach und nach erreichten immer mehr Nazis den Dunkerplatz am Bahnhof, darunter viele aus den umliegenden Regionen wie Premnitz, Brandenburg/Havel und dem Landkreis Ostprignitz- Ruppin, aber auch Nazis aus Sachsen- Anhalt und Berlin. Mit einer Liste von Bombardierungen deutscher Städte beginnt eine NPD- Aktivistin ihre Eröffnungsrede. „Am 18. April“, so spricht sie, „fiel Rathenow ins Visier der Befreier“ (!). Pünktlich um 14.30 Uhr zogen die Nazis dann mit jediglich drei Musiktracks und den gleichen Transparenten wie auf vergangenen Aufmärschen vom Bahnhof in die Innenstadt. Voran gingen Aktivisten mit schwarzen Fahnen, beschriftet mit Premnitz, Altmark/ Stendal, Klötze, AG Meteritz, Potsdam, Teltow Fläming, Brandenburg, Westhavelland und Frontbann 24.
Bei zwei Zwischenkundgebungen redet neben dem lokalen NPD-Kreistagsabgeordneter Dieter Brose, ein Aktivist der “Freien Kräfte Teltow Fläming” sowie der NPD-Kreischef der Lausitz Ronny Zasowk. Letzter ist außerdem stellvertretender Landesvorsitzender der NPD Brandenburg und tritt für die NPD zur Bundestagswahl in diesem Jahr an. Er und seine Kameraden beschränkten sich in ihren Redebeiträgen auf revisionistische Parolen und trauerten um die „wahren Opfer“ des zweiten Weltkrieges, welches ihrer Meinung nach ausschließlich die Deutschen seien. So forderte der Redner der Freien Kräfte Teltow Fläming zum Ende „Ruhm und Ehre der deutschen Nation“.
Die Stadt Rathenow war den „Farben auf der Spur“: Plakate mit dem gängigen Slogan „Bunt statt Braun“ hingen an der Route des Aufmarsches. Viele Anti-Nazi Plakate und Transparente des zivilgesellschaftlichen Bündnisses „Rathenow zeigt Flagge“ begleiteten die Nazis. Am Märkischen Platz, unmittelbar in Nähe der Zwischenkundgebung der Nazis am Postplatz, organisierte das Bündnis eine Gegenkundgebung mit ca. 150 Menschen. Allerdings wurde der Protest durch Absperrgitter der Polizei eingeschränkt. Zum Ende des Aufmarsches zeigten noch einmal ca. 50 Antifaschist_innen ihren Protest gegen den Geschichtsrevisionismus von NPD und Freien Kräften.
Bereits am Freitag legte der „Bund Volkstreuer Mädel Westhavelland“ einen Kranz an der Gedenkstätte der Opfer der beiden Weltkriege (Mehr dazu hier). Den Friedhof durften die Nazis während des Aufmarsches nicht betreten.
Weitere Texte der Antifa Westhavelland zum Aufmarsch hier und auf http://westhavelland.antifa.net/
Weiteres zum Bündnis „Rathenow zeigt Flagge“ hier