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Antifaschismus

[Aufruf] Der Hetze ein Ende setzen – rassistische Großdemo in Rathenow stoppen!

Für Sam­stag, den 5. März 2016, plant das ras­sis­tis­che und nation­al­is­tis­che „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ eine Großde­mo im havel­ländis­chen Rathenow (Bran­den­burg). Die Rassist*innen wollen sich zunächst ab 14.00 Uhr auf dem Märkischen Platz im Rathenow­er Zen­trum ver­sam­meln und dann durch die Neustadt marschieren. Der Ver­anstal­ter erwartet min­destens 800 Teilnehmer*innen – eine Zahl die dur­chaus reell erscheint.
Periph­er­er Auf­marsch als Strategie
Denn während in den nahen Mit­tel- und Großstädten, wie Bran­den­burg an der Hav­el, Pots­dam oder Berlin ras­sis­tis­che Aufmärsche nur wenige Sympathisant*innen anlock­en oder den Rassist*innen durch starke Proteste ein eiskalter Wind ent­ge­gen­we­ht, sind kleinere, zivilge­sellschaftlich oder antifaschis­tisch eher schwach struk­turi­erte Städte, wie Oranien­burg, Lübben oder eben auch Rathenow, mit den kon­tinuier­lichen und vor allem deut­lich mas­siv­eren Auftrit­ten  der Men­schen­feinde deut­lich über­fordert. PEGI­DA-Ableger, „Abendspaziergänger“ oder eben auch ver­meintliche „Bürg­er­bünd­nisse“ haben diese Chance erkan­nt und überziehen deshalb die gesamte Region mit Dauer­aufmärschen und ähn­lichen Pro­pa­gan­da-Shit­storms. Neu dabei ist, dass diese Grup­pen sich auch untere­inan­der immer weit­er ver­net­zen, um noch weit­er auszus­trahlen und let­z­tendlich noch größere Aufmärsche zu forcieren.
Nation­al­is­tis­ches Net­zw­erk will marschieren
Eine dieser Ver­net­zun­gen ist beispiel­sweise das „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“, welch­es sich aus dem seit Okto­ber 2015 aktiv­en „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ sowie dessen Kon­tak­te entwick­elt hat. Es ver­ste­ht sich als Net­zw­erk von ähn­lich gesin­nten Ini­tia­tiv­en und Einzelper­so­n­en aus Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt und Berlin. Eine klare Abgren­zung zur extremen Recht­en gibt es dabei nicht. Auch nicht zum mil­i­tan­ten Neon­az­im­i­lieu. Nahezu allen im Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land ver­net­zten Ini­tia­tiv­en kön­nen so beispiel­sweise Verbindun­gen zu extrem recht­en Organ­i­sa­tio­nen, von der AfD, über NPD, bis zu DIE.RECHTE und dem III. Weg nachgewiesen wer­den. Selb­st die „Freien Kräfte Neu­rup­pin /Osthavelland“, eine bun­desweit ver­net­zte Neon­azivere­ini­gung, und die ver­botene „Wider­stands­be­we­gung Süd­bran­den­burg“ („Spreelichter“) sind durch Stel­lvertreter- oder Ersatzini­tia­tiv­en vertreten. Dazu kommt noch die so genan­nte Ein­Prozent Kam­pagne mit der noch eine viel größere, bun­desweite Ver­net­zung der extremen Recht­en angestrebt wird.
Stammtis­chred­ner emp­fiehlt sich als Bundes-Führer
Als Anführer des Bürg­er­bünd­niss­es Deutsch­lands gilt der Immo­bilien­mak­ler Nico Tews aus der Gemeinde Kotzen (Ort­steil Landin) bei Rathenow. Das ehe­ma­lige CDU Mit­glied, das bis Okto­ber 2015 keine nen­nenswerte Rolle in der havel­ländis­chen Kom­mu­nalpoli­tik spielte, hat sich mit­tler­weile durch seine Aktiv­itäten beim „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ in der regionalen PEGIDA-Sympathisant*innenszene pro­fil­iert. Selb­st­ge­fäl­lig ver­sucht der Ego­mane aus dieser Posi­tion die regionale Poli­tik zu dik­tieren. Dies­bezüglich ist auch ein stetiger Radikalisierungstrend zu erken­nen. Wurde anfangs immer wieder die strick­te Bürg­er­lichkeit des von ihm und ein­er weit­eren Per­son geführten Volksmobs beschworen, lassen sich die heute immer offen­er auftre­tenden ras­sis­tis­chen und faschis­toiden Wesens­merk­male dieser Bewe­gung kaum noch leug­nen. Tews sel­ber hat­te außer­dem während ein­er Kundge­bung der PEGIDA Havel­land betont, dass es ihm mit­tler­weile egal sei, ob er als „Frem­den­has­s­er“ beze­ich­net werde, so lange es Deutsch­land diene.
Das Prob­lem heißt Rassismus
Das Ras­sis­mus aber längst kein Phänomen von eini­gen weni­gen größen­wahnsin­ni­gen Stammtisch-Apolo­geten ist, son­dern wieder als bre­ites gesellschaftlich­es Prob­lem hin­ter der bröck­eln Fas­sade eines ver­meintlich weltof­fe­nen und tol­er­an­ten Lan­des zum Vorschein kommt, beweisen die ständi­gen Ver­samm­lun­gen dieser so genan­nten besorgten Bürger*innen, Über­griffe auf Geflüchtete oder Bran­dan­schläge auf deren Unterkün­fte im gesamten Bun­des­ge­bi­et. Auch in Rathenow ist diese Entwick­lung deut­lich erkennbar. Seit Okto­ber 2015 nah­men an den bish­er zehn Ver­samm­lun­gen kon­tinuier­lich zwis­chen 300 und 600 Per­so­n­en, darunter einige Neon­azis, aber eben auch viele zuvor kaum poli­tisch aktive Bürger*innen, teil. Trotz­dem gelang es den führen­den Köpfen dieses Bürg­er­bünd­niss­es über Wochen hin­weg durch per­ma­nente Hass-Pro­pa­gan­da im Inter­net, dem­a­gogis­chen Reden auf den Kundge­bun­gen und aggres­sive Märsche in Rathenow nicht nur ein Kli­ma der Hys­terie zu erzeu­gen, son­dern eben auch die ten­den­z­iös geführte Debat­te tief in die vielbeschworene Mitte der Gesellschaft zu tra­gen. Ein Vorstoß, welch­er der NPD oder anderen in Bran­den­burg oder speziell in Rathenow aktiv­en extrem recht­en bzw. neon­azis­tis­chen Organ­i­sa­tion im Vor­feld bish­er nicht gelang. Ver­schwun­den sind diese Struk­turen jedoch deshalb bei weit­em nicht, sie haben sich vielmehr unter diese neuen Volks­be­we­gung gemis­cht und ver­suchen dort, teils ver­bor­gen, teils ganz offen, vor allem völkische oder ras­sis­tis­che Ver­satzstücke in die Debat­te einzu­flecht­en. Bisweilen wer­den die bünd­lerischen Aufzüge auch für neon­azis­tis­che Pro­pa­gan­daak­tio­nen genutzt. Auch die Gewalt gegen Geflüchtete hat in den let­zten Wochen im Kon­text der Asylde­bat­te, nach Jahren der Ruhe, wieder deut­lich zugenom­men. Erst am 12. Und 13. Feb­ru­ar diesen Jahres reg­istri­erte die Polizei zwei mut­maßlich ras­sis­tisch motivierte Gewalt­de­lik­te gegen Men­schen, die in Rathenow Schutz vor Ver­fol­gung in ihren Heimatlän­dern gesucht hatten.
Sol­i­dar­ität statt Hass
Diese kon­tinuier­liche Ent­fal­tung von Men­schen­feindlichkeit gilt es zeit­nah ent­ge­gen zu wirken. Dass dies nur in einem sol­i­darischen Miteinan­der geschehen kann, sollte sich dabei von selb­st ver­ste­hen. Dem bish­eri­gen Ell­bo­gen­prinzip, in dem die Men­schen (wirtschafts)systembedingt zu einem Konkur­ren­zkampf um Ressourcen vere­inzelt, mith­il­fe willkür­liche Grenzziehun­gen voneinan­der getren­nt und ent­fremdet oder durch geschlechtsspez­i­fis­che Rol­len­mod­elle als Ungle­iche unter Gle­ichen isoliert wer­den, wollen wir kün­ftig die Kraft der Sol­i­dar­ität ent­ge­genset­zen und gemein­sam die Her­aus­forderun­gen unser­er Zeit annehmen.
Aktio­nen am 5. März
Als erstes eigenes Zeichen wollen wir deshalb am 5. März 2016 gemein­sam und mit vielfälti­gen Aktio­nen dem geplanten ras­sis­tis­chen Großauf­marsch ent­ge­gen­treten. Dabei wollen wir zunächst, in Anlehnung an die anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion im Jan­u­ar diesen Jahres, eigene Akzente set­zen. Wir rufen deshalb alle engagierten Men­schen dazu auf, ab 12.00 Uhr am Dunck­er­platz, direkt vor dem Rathenow­er Bahn­hof, zu erscheinen. Von dort aus wer­den wir als Demon­stra­tionszug durch die Stadt, bis ins Zen­trum, in die Nähe des Auf­marschort­es des Bürg­er­bünd­niss­es Deutsch­land, gehen. Das „Bürg­er­bünd­nis“ hat seine Ver­anstal­tung von 14.00 bis 21.00 Uhr auf dem Märkischen Platz in Rathenow angemeldet. Dieser Ort markiert das Stadtzen­trum und ist im Wesentlichen über drei Zugangspunk­te erre­ich­bar. Der west­liche Zugang erfol­gt über die Berlin­er Straße Ecke Wil­helm Külz Straße. In diesem Bere­ich, genauer gesagt am August Bebel Platz, hat das Aktions­bünd­nis Rathenow: Miteinan­der Füreinan­der die zen­trale Gegen­ver­anstal­tung der Zivilge­sellschaft angemeldet. Die Kundge­bung wird ab 14.00 Uhr durchge­führt und befind­et sich in unmit­tel­bar­er Nähe des End­punk­tes der antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion. Weit­ere Zugänge zum Märkischen Platz gibt es über die Berlin­er Straße Ecke Puschkin­straße über die Goethes­traße Ecke Forststraße. In let­zt­ge­nan­ntem Bere­ich starteten bish­er auch die Abendspaziergänge des „Bürg­er­bünd­niss­es Havelland“.
Genauere Infos wer­den in den näch­sten Tagen noch folgen!
Ras­sis­tis­che Großde­mo stoppen!
Für eine sol­i­darische Gesellschaft, gegen Het­ze und Ausgrenzung!

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Rathenow?: Nutzten ?Neonazis? ?Bürgerbündnis?-Marsch für Horst ?Wessel? Gedenken?

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Der 23. Feb­ru­ar mag in Rathenow kein ungewöhn­lich­er Tag mehr zum demon­stri­eren zu sein. Nahezu alle zwei Wochen hat die havel­ländis­che Kreis­stadt ja mit­tler­weile mit Aufmärschen des recht­sof­fe­nen „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ zu rech­nen. Eben­so ist es inzwis­chen nor­mal das Neon­azis auf diesen Aufzü­gen nicht nur geduldet, son­dern sich auch teil­weise recht freizügig ent­fal­ten kön­nen. Eine Ein­ladung, die das aktion­sori­en­tierte Neon­az­im­i­lieu offen­bar gerne annimmt, zumal dieser 23. Feb­ru­ar für sie auch eine ganz beson­dere Bedeu­tung hat. Es ist näm­lich der Todestag von Horst Wes­sel, ein Tag den Neon­azis gerne zum Andenken an den 1930 getöteten SA Sturm­führer nutzen. Offen­bar auch an diesem Dien­stagabend. Mehrere Neon­azis aus Prem­nitz und Pots­dam, darunter Mit­glieder und Sympathisant_innen der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaft Hauptvolk sowie der Sänger Recht­srock-Band „Preussen­stolz“, tru­gen während des „Abendspazier­gangs“ näm­lich mehrere auf­fäl­lige Holzkreuze und Grablichter, die offen­sichtlich an einen Ver­stor­be­nen erin­nern soll­ten. Das damit tat­säch­lich Horst Wes­sel gemeint war ist natür­lich reine Speku­la­tion, würde aber zur typ­is­chen Vorge­hensweise dieses Per­so­n­enkreis­es passen. Erst vor drei Monat­en nutzten beispiel­sweise Rathenow­er und Prem­nitzer Neon­azis eine Ver­samm­lung des Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land, die in zeitlich­er Nähe zum nation­al­sozial­is­tis­chen „Gedenk­tag für die Gefal­l­enen der Bewe­gung“ (9. Novem­ber 1923) lag, bzw. den anschließen­den „Abendspazier­gang“ durch die Goethes­traße (bis 1945 „Straße des SA“), um dem Aufzug den Charak­ter eines nazis­tis­chen „Fack­el­marsches“ zu geben.
Neon­azis wer­den offensichtlicher
Diese offen­sichtliche Sym­bo­l­ik scheint auch immer mehr Bürger_innen abzuschreck­en, die Anfangs mit der ver­meintlich bürg­er­lichen Protest­be­we­gung sym­pa­thisiert haben. Den­noch ist die Teilnehmer_innenzahl der gesamten Ver­samm­lung wieder auf bis zu 350, nach einem ersten Abwärt­strend von 550 (am 12.01) auf 400 (am 26.01.) und 300 (am 09.02.), wieder leicht angestiegen zu sein. Eine Ver­stärkung des bürg­er­lichen Klien­tels kon­nte jedoch nicht beobachtet wer­den. Es scheint eher so, dass die extreme Rechte auf dem Platz stärken gewor­den ist bzw. diese bewusst mehr wahrnehm­bar ist. Ins­beson­dere der Rathenow­er NPD Stadtverord­nete Michel Müller scheint sich dabei als Strip­pen­zieher im Hin­ter­grund zu bestäti­gen, wie einige Fotos offen­baren. Die Rolle des Chris­t­ian Kaiser, der als presserechtlich Ver­ant­wortliche auch de fac­to Chef des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ ist, liegt dage­gen offen­bar haupt­säch­lich nur darin, die Ver­anstal­tun­gen anzumelden und gegebe­nen­falls ein paar Stammtis­chre­den zu schwin­gen. Das Kaiser in seinen Rede­beiträ­gen aber oft auch sehr direkt und per­sön­lich gegen ver­meintliche „Volksver­räter“ und „Medi­en“ wird, kommt der extremen Recht­en dabei noch zusät­zlich zu Gute, genau wie seine per­ma­nente Het­ze gegen Flüchtlinge oder die Regierung Merkel, die offen­bar vor allem wegen der Auf­nahme von Flüchtlin­gen ange­fein­det wird.
Über­griffe auf Flüchtlinge in Rathenow
Das diese Rhetorik in Rathenow anscheinend nun auch hand­festen Dimen­sio­nen annimmt, dürfte dage­gen abse­hbar gewe­sen sein. Wie die Polizei bere­its in der ver­gan­genen Woche berichtete, sollen näm­lich an zwei aufeinan­der fol­gen­den Tagen in Rathenow mehrere Flüchtlinge von Unbekan­nten attack­iert wor­den sein.
Am Abend des 12. Feb­ru­ars 2016 sollen zunächst zwei Syr­er von drei Män­nern am Rathenow­er Bahn­hof ver­fol­gt und anschließend mit einem Gegen­stand bewor­fen wor­den sein. Das gewor­fene Objekt soll die Flüchtlinge allerd­ings ver­fehlt haben und bei der späteren Unter­suchung des Falls durch die Polizei nicht mehr auffind­bar gewe­sen sein, eben­so wie die drei Männer.
Ähn­lich erfol­g­los blieb bish­er anscheinend auch die Fah­n­dung nach drei weit­eren Män­nern, die am Mor­gen des 13. Feb­ru­ars 2016 zwei Albaner in der Berlin­er Straße attack­iert haben sollen. Die unbekan­nten Täter schlu­gen, gemäß Polizeiangaben, dabei auf einen der Betrof­fe­nen ein und besprüht­en Bei­de anschließend mit Reizgas.Bei der Flucht vor den aggres­siv­en Män­nern sollen die Ange­grif­f­e­nen ein mit­ge­führtes Fahrrad zurück­ge­lassen haben. Als sie dieses einige Zeit später holen woll­ten, war das Zweirad verschwunden.
Ob zwis­chen den bei­den Fällen ein Zusam­men­hang beste­ht, teilte die Polizei nicht mit.
Blenduten­sil auf Ver­samm­lung beschlagnahmt
Weit­ere Ermit­tlun­gen hat die Polizei offen­bar auch während der heuti­gen Ver­anstal­tung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ gegen einen Ver­samm­lung­steil­nehmer aufgenom­men. Der Mann soll im Ver­dacht ste­hen einen Fotografen mehrfach mit einem gebün­del­ten Licht­strahl geblendet zu haben. Geprüft soll in diesem Zusam­men­hang auch wer­den, ob der­ar­tige Tech­nik über­haupt in der Bun­desre­pub­lik zuläs­sig sei. Das Gerät wurde als Beweis­stück sichergestellt.
Gegendemonstrant_innen bere­it­en sich auf 5. März vor
Neben dem „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ hat­te sich heute übri­gens auch die Rathenow­er Zivilge­sellschaft zu ihrer stillen Protestkundge­bung auf dem August-Bebel-Platz ver­sam­melt. Dabei kamen unge­fähr 80 Men­schen zusam­men. Zu ein­er direk­ten Kon­fronta­tion mit dem „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ kam es jedoch nicht. Als let­zt genan­ntes am Bebelplatz vor­beizog, war die Kundge­bung der Zivilge­sellschaft schon längst been­det. Mit dem frem­den­feindlichen und recht­sof­fe­nen Ver­samm­lun­gen abfind­en möchte sich das zivilge­sellschaftliche Aktions­bünd­nis in Rathenow jedoch anscheinend nicht. Es konzen­triere sich momen­tan eher auf die Organ­isierung von Protesten gegen eine geplante und über­re­gion­al bewor­bene Großde­mo des recht­sof­fe­nen „Bürg­er­bünd­niss­es Deutsch­land“ am Sam­stag, den 5. März 2016, um 14.00 Uhr. Zu dieser Ver­samm­lung wer­den, gemäß Ver­anstal­ter, bis zu 800 Per­so­n­en plus x erwartet.
Fotos:
Press­eser­vice Rathenow
Sören Kohlhu­ber

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Antifaschismus

Neuruppin?: Bunte ?Proteste? gegen ?AfD?-Kundgebung

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Anlässlich ein­er ersten Kundge­bung der recht­spop­ulis­tis­chen AfD in Neu­rup­pin haben am frühen Abend mehrere hun­dert Men­schen für die Unter­stützung von Flüchtlin­gen protestiert. Gle­ichzeit­ig wur­den Hass und Ras­sis­mus eine Absage erteilt. Die Protestver­anstal­tung wurde haupt­säch­lich von zivilge­sellschaftlichen Ini­tia­tiv­en aus Neu­rup­pin, Fehrbellin und Wittstock/Dosse getra­gen und zog unge­fähr 300 Men­schen, darunter auch viele Flüchtlinge an. Neben klaren State­ments gegen die flüchtlings­feindliche Abschot­tungspolemik AfD wurde hier aber auch ein kul­turelles Begleit­pro­gramm mit viel Musik und Tanz geboten.
Die Alter­na­tive für Deutsch­land führte ihre Ver­samm­lung dage­gen eher wie einen öffentlichen Stammtisch durch. Von ein­er auf einem Lkw aufge­baut­en Bühne polemisierten mehrere Funk­tionäre der Partei zu Flüchtlin­gen, dem Islam, der Dis­tanz zu „Links“ und „Rechts“, expliz­it dann noch ein­mal gegen ver­meintlichen „Links­faschis­mus“ und ähn­lichen The­men, die so auch bei PEGI­DA-Ver­anstal­tun­gen ange­sprochen gewor­den wären. Allerd­ings scheinen der­ar­tige Ver­samm­lun­gen im Nor­den Bran­den­burgs momen­tan nicht wirk­lich zu ziehen. Ger­ade ein­mal rund 100 Sympathisant_innen waren zu der heuti­gen Ver­anstal­tung in Neu­rup­pin erschienen. Mehrere ähn­liche Ver­samm­lun­gen in Pritzwalk (Land­kreis Prig­nitz) hat­ten zuvor eben­falls kaum mehr Men­schen angelockt.
Aufmerk­sam begleit­et wurde die heutige AfD-Kundge­bung in Neu­rup­pin jedoch von einzel­nen Funk­tionären und Sympathisant_innen der regionalen NPD, darunter der Neu­rup­pin­er Stadtverord­nete Dave Trick und Pierre B. aus Nauen, die sich unter die Versammlungsteilnehmer_innen gemis­cht hat­ten. Bei­de saßen unlängst auf der Anklage­bank, weil sie im Jahr 2014 einen linken Wahlhelfer ange­grif­f­en haben sollen. Sowohl Trick als auch B. wur­den in erster Instanz zu Bewährungsstrafen verurteilt, legten jedoch Rechtsmit­tel gegen den Rechtsspruch ein. 

Fotos: hier

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?Brandenburg? an der Havel: ?Antifa?-Gedenkdemo zum 20. Todestag von Sven ?Beuter?

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Anlässlich des 20. Todestages von Sven Beuter erin­nerten antifaschis­tis­che Grup­pen und Ini­tia­tiv­en aus Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt und Berlin heute gemein­sam im Rah­men ein­er Gedenkdemon­stra­tion an den durch Naziskins Getöteten. Die Ver­anstal­tung begann am Bran­den­burg­er Haupt­bahn­hof und fre­quen­tierte bes­timmte Orte im Stadt­ge­bi­ete, die in Verbindung mit dem Leben des Punks standen. Unter anderem ging es durch sein ehe­ma­liges Wohnge­bi­et in der Alt­stadt und den Bere­ich des tödlichen Über­griffs in der Neustadt vor­bei. An let­zt genan­ntem Ort fand auch eine größere Zwis­chenkundge­bung mit Gedenkz­er­e­monie statt. Ins­ge­samt beteiligten unge­fähr 300 Men­schen an der Antifa-Demonstration.
Sven Beuter wurde am 15. Feb­ru­ar 1996 von mut­maßlich mehreren Per­so­n­en über­fall­en und bru­tal zusam­mengeschla­gen und getreten. Er erlag wenig später seinen schw­eren Ver­let­zun­gen im Bran­den­burg­er Kranken­haus. Als Haupt­täter wurde der Naziskin Sascha L. ermit­telt und recht­skräftig verurteilt. Trotz jahre­langer Inhaftierung ist dieser auch heute noch dem neon­azis­tis­chen Milieu treu ergeben und oft bei ein­schlägi­gen Aufmärschen zu sehen. Im let­zten Jahr provozierte L. sog­ar beim Gedenkspazier­gang anlässlich des 19. Todestag von Sven Beuter.

Fotos:
Press­eser­vice Rathenow
PM Che­ung
Michael Eulen­brink
Ney Som­mer­feld

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Antifaschismus

Brück? (Mittelmark): Spontane Proteste gegen NPD Kundgebung

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Gegen eine Kundge­bung der NPD haben mehrere Men­schen am Sam­stagvor­mit­tag in Brück (Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark) spon­tan protestiert. Mit Trom­meln und Trillerpfeifen wurde die Ver­anstal­tung laut­stark begleitet.
Die NPD hat­te ihre Ver­samm­lung zunächst für 12.00 Uhr als Marsch von der Bahn­hal­testelle zum örtlichen Kriegerehren­mal angemeldet, jedoch nicht öffentlich bewor­ben. Nach­dem der Ter­min den­noch der Öffentlichkeit bekan­nt wurde, hat­ten Gegner_innen der Partei Plakate mit der Auf­schrift „Schön­er Leben ohne Nazis“ u.Ä. ange­bracht, das Keno­taph ver­hüllt und zu Protesten aufgerufen. Die NPD ver­legte daraufhin ihre Ver­anstal­tung, in Absprache mit der Polizei, um zwei Stun­den nach vorne, auf 10.00 Uhr. Den Protest ver­hin­dern, kon­nte die Partei damit jedoch nicht.
An der NPD Ver­samm­lung beteiligten sich unge­fähr 20–30 Per­so­n­en aus den Land­kreisen Pots­dam-Mit­tel­mark und Dahme-Spree­wald. Der­selbe Per­so­n­enkreis führte anschließend auch eine Kundge­bung in der mit­telmärkischen Kreis­stadt Bad Belzig durch.

Fotos: hier

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Glöwen? (??Prignitz?): Erneute Proteste gegen Neonazis

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Am Vor­mit­tag haben erneut dutzende Men­schen gegen einen wieder­holten Auf­marsch von Neon­azis im Plat­ten­burg­er Ort­steil Glöwen protestiert.
Zweit­er Aufmarsch

Erst vor zwei Wochen waren so genan­nte „Freie Kräfte“ in der Prig­nitzer Gemeinde auf­marschiert, um den Fall eines jugendlichen Flüchtlings poli­tisch zu instru­men­tal­isieren, dem sex­ueller Miss­brauch an Min­der­jähri­gen vorge­wor­fen wird. Gegen den mut­maßlichen Täter strebte die Staat­san­waltschaft zwar zwis­chen­zeitlich die Voll­streck­ung des Haft­be­fehls an, scheit­erte damit aber, laut MAZ, vor dem Landgericht Neu­rup­pin. Der jugendliche Flüchtling soll allerd­ings mit­tler­weile in ein­er anderen Stadt unterge­bracht wor­den sein und dort unter Beobach­tung der Polizei ste­hen. Für die „Freien Kräften“ schien dies aber längst nicht auszure­ichen. Bere­its bei ihrer ersten Kundge­bung am 6. Feb­ru­ar 2016 wurde dem mut­maßlichen Täter in einem Rede­beitrag mit Gewalt gedro­ht. Das Mot­to „friedlich ist nicht wer schweigt (…)“ kön­nte eben­so ver­standen wer­den. Über­haupt scheint der erneute Aufzug in Glöwen eher eine gezielte Drohkulisse bzw. Pro­voka­tion zu sein – und zwar mit Ankündi­gung. Bere­its bei ihrer ersten Kundge­bung, also zu einem Zeit­punkt als über Beschw­erde des Staat­san­waltschaft noch gar nicht entsch­ieden war, hat­ten die Neon­azis, angesichts der bre­it­en Proteste gegen ihre dama­lige Ver­anstal­tung, lau­thals verkün­det noch ein­mal wiederzukommen.
Über­re­gionale Neonaziaktion
Ins­ge­samt beteiligten sich unge­fähr 80 Sympathisant_innen des neon­azis­tis­chen Milieus aus Bran­den­burg (Prig­nitz, Ost­prig­nitz-Rup­pin, Havel­land, Bran­den­burg an der Hav­el) und Sach­sen-Anhalt (Sten­dal) an der gemein­samen Ver­samm­lung von „Freien Kräfte Neu­rup­pin“ und „Freie Kräfte Prignitz“.
Bre­ites zivilge­sellschaftlich­es Protestbündnis
Gegen die Ver­anstal­tung hat­te sich wieder ein bre­ites zivilge­sellschaftlich­es Bünd­nis mit Vertreter_innen von LINKE, SPD, Grüne, CDU sowie die Bürg­er­meis­terin­nen von Per­leberg und Plat­ten­burg und auch dem Lan­drat der Prig­nitz aufgestellt. An dieser Ver­samm­lung beteiligten sich eben­falls bis zu 80 Menschen.
Fotos: hier
 
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Leegebruch? (Oberhavel): Zivilgesellschaft demonstrierte mit mehreren hundert Menschen gegen flüchtlingsfeindlichen „Abendspaziergang“

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Am frühen Abend haben in Leege­bruch (Land­kreis Ober­hav­el) unge­fähr 320 Men­schen gegen Ras­sis­mus und für die Sol­i­dar­ität mit Flüchtlin­gen demon­stri­ert. Zu der Ver­samm­lung hat­ten u.a. der DGB, DIE.LINKE, die SPD und die Grü­nen aufgerufen.
Anlass der zivilge­sellschaftlichen Demon­stra­tion war ein so genan­nter Abendspazier­gang von Flüchtlings­geg­n­ern, Rassist_innen und Neon­azis. An dieser Ver­anstal­tung beteiligten sich ca. 230 Per­so­n­en aus den Land­kreisen Ober­hav­el und Ost­prig­nitz-Rup­pin. Es wur­den mehrere Rede­beiträge gehal­ten und ein kurz­er Marsch durch den Ort durchgeführt.
Der „Abendspazier­gang“ ist das Aus­drucksmit­tel für PEGI­DA-Sym­pa­thisan­t_in­nen im Land­kreis Ober­hav­el. Aus­ge­hend von der Kreis­stadt Oranien­burg ver­bre­it­ete sich dieses Konzept seit 2014 im gesamten Kreis, u.a. auch in Zehdenick und Vel­ten, und sog­ar darüber hin­aus, beispiel­sweise in Rheins­berg (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin). Hin­ter diesen Abendspaziergän­gen find­et sich jedoch stets dieselbe Organ­i­sa­tion­sstruk­tur. Diese ste­ht offen­sichtlich mit der NPD und ihr nah­este­hen­den Ini­tia­tiv­en in Verbindung. Eine Schlüs­sel­rolle fällt dabei regelmäßig dem Vel­tener Stadtverord­neten Robert Wolin­s­ki (NPD) zu.

Fotos:
Press­eser­vice Rathenow
Sören Kohlhu­ber
 

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Rathenow: Hass-Versammlung verliert weitere Sympathisant_innen

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Die per­son­elle Tal­fahrt des recht­sof­fe­nen „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ hat sich auch am heuti­gen Ver­anstal­tungstag fort­ge­set­zt. Nah­men vor zwei Wochen unge­fähr 400 Per­so­n­en an der Bündler-Ver­samm­lung teil, waren es heute max­i­mal noch 300. Vor vier Wochen waren es noch 550. An ein­er Ver­anstal­tung des zivilge­sellschaftlichen Aktions­bünd­niss­es „Rathenow zeigt Flagge“, die sich gegen Frem­den­hass aussprach, beteiligten unge­fähr 100 Menschen.
Zivilge­sellschaft: Feuer­tonne etabliert sich
Auch wenn die Ver­samm­lun­gen der Rathenow­er Zivilge­sellschaft auf dem August-Bebel-Platz nach wie vor deut­lich weniger Men­schen fre­quen­tieren als die des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“, hat sich dort doch ein klein­er, entschlossen­er Kern von Men­schen gebildet, der fest entschlossen scheint auch weit­er­hin für „Tol­er­anz, Men­schlichkeit und Näch­sten­liebe“ zu wer­ben. Sym­bol­isch dafür ste­ht u.a. die wär­mende Feuer­tonne, die statt plat­ter Het­ze zu gemütlichen Gesprächen ein­lud. Den­noch wurde aber auch heut nicht davor zurück­gescheut, mit Plakat­en und Trans­par­enten etwas deut­lich­er gegen Frem­den­hass zu protestieren. Eine direk­te, ver­bale Kon­fronta­tion mit Sympathisant_innen des „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ gab es jedoch nicht, da deren Aufzug weitab vom Bebelplatz, durch die Alt­stadt zog.
Vor­getäuschter Cyberan­griff auf Bürgerbündnis
Für Heit­erkeit sorgte hinge­gen bere­its am Nach­mit­tag ein schein­bar­er „Cyberan­griff“ auf zwei ver­meintliche Inter­net­do­mains des „Bürg­er­bünd­niss­es Deutsch­land“. Die anonym han­del­nden „Fre­unde der toten Kinder“ hat­ten sich um die Mit­tagszeit via Email dazu bekan­nt. Dem­nach seien die „Inter­net-Domains
bürgerbündnis-deutschland.de undbuergerbuendnisdeutschland.de […] dauer­haft auf die Web­seite der Tageszeitung Neues Deutsch­land ver­linkt“ wor­den. In dem „Beken­ner­schreiben“ heißt es als Recht­fer­ti­gung, dass der „anmaßende Name“ [Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land] den „recht­en Has­spredi­gern nicht wider­stand­s­los“ über­lassen werde. „Das wirk­liche deutsche Volk“habe nämlich„Herz und Ver­stand“ und sei „angesichts der human­itären Katas­tro­phe an Europas Außen­gren­zen für rechte Het­ze nicht zu haben“, so die „Fre­unde der toten Kinder“. Einen tat­säch­lichen Hack­eran­griff auf das „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ hat es allerd­ings nie gegeben. Die von den „Fre­un­den der toten Kinder“ benan­nten Domain­swur­den­bere­its am 1. Feb­ru­ar 2016 von der Tageszeitung „Neues Deutsch­land“ ord­nungs­gemäß angemeldet. Die Adressen sehen­der Orig­i­nal-URL lediglich in der Schreib­weise zum Ver­wech­seln ähn­lich. Auch das „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ hat inzwis­chen in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk bestrit­ten, Opfer eines „Cyberan­griffs“ gewor­den zu sein. Den­noch scheint die Spaßgueril­la-Aktion der „Fre­unde der toten Kinder“ seine Wirkung nicht ver­fehlt zu haben. Das „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“, das bish­er mit Hys­terie und Desin­for­ma­tion für Unruhe in Rathenow und Umge­bung sorgte, war nun erst­mals sel­ber in die Defen­sive und damit unter Recht­fer­ti­gungs­druck geraten.
Bürg­er­bünd­nis: Weniger Bürger_innen, mehr Hass
Das „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ scheint momen­tan ohne­hin geschwächt. Zwis­chen dessen Betreiber Nico Tews und dem Anführer des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“, Chris­t­ian Kaiser, soll es näm­lich zum Bruch gekom­men sein. Tat­säch­lich fehlte heute sowohl Tews als auch dessen Büh­nenkon­struk­tion. Stattdessen hat­te Kaiser ein neues Podi­um organ­isiert und maßge­blich durch die heutige Ver­anstal­tung geführt. Qual­i­ta­tiv blieb er allerd­ings unter dem ohne­hin schon niedri­gen Niveau. Seine Rede­beiträge wirk­ten dies­mal sog­ar noch plumper und unüber­legter als die von ver­gan­genen Ver­anstal­tun­gen. So stimmte er wieder Het­zti­raden gegen Flüchtlinge und Medi­en an und warb zudem offen für die extrem recht­en Zeitschriften „Com­pact“ und „Junge Frei­heit“. Der an den Anfang seines Rede­beitrages vor­ge­tra­gene Vor­satz wieder bürg­er­lich­er zu wer­den, um wieder mehr Bürger_innen zu ziehen, war damit schon kurze Zeit später obso­let. Auch der nächst Red­ner, ein Dr. Erler, machte aus seinen Sym­pa­thien zu recht­en Kreisen keinen Hehl. „Er wolle hier keine Wer­bung für die AfD machen“, so Erler, aber Frauke Petry, Björn Höcke und Alexan­der Gauland wür­den ihm schon sehr gut gefall­en. Auch die anderen bei­den Red­ner Ralf Maasch und Mar­tin Knaak aus Sten­dal sucht­en auch eher die Nähe zu recht­en und recht­sange­haucht­en, ver­schwörungs­the­o­retis­chen The­sen. Dem Bündler-Anhang kon­nte dies indes nur recht sein. Nicht weil jet­zt unbe­d­ingt mehr Rechte kom­men, son­dern weil sich die bürg­er­lichen Rei­hen immer weit­er licht­en. Gle­ich­bleibend hoch bleibt hinge­gen der Anteil bekan­nter Neon­azis aus Rathenow, Prem­nitz, Nauen, Ketzin/Havel, Pots­dam und Havel­berg sowie Abor­d­nun­gen recht­sof­fen­er, PEGI­DA-ähn­lich­er Ini­tia­tiv­en wie die „Bürg­er­be­we­gung Alt­mark“ oder „PO-GI-DA“.
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Glöwen (Prignitz): Proteste gegen Neonazis und sexuellem Missbrauch

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Am Vor­mit­tag protestierten unge­fähr 160 Men­schen im Plat­ten­burg­er Ort­steil Glöwen (Land­kreis Prig­nitz) gegen eine Ver­samm­lung von ca. 90 Neon­azis. Die über­parteiliche Protestver­anstal­tung wurde vom Land­tagsab­ge­ord­neten Thomas Dom­res (DIE.LINKE) angemeldet. An einem so genan­nten Bürg­er­früh­stück der Gemeinde beteiligten sich zuvor zu dem unge­fähr 50 Men­schen, darunter auch viele im Ort unterge­brachte Flüchtlinge.
Über­re­gionaler Neonaziauflauf
Die neon­azis­tis­che Ver­samm­lung zog hinge­gen vor allem auswär­tige Sympathisant_innen. Der Großteil der Neon­azis reiste aus fast großen Teilen Bran­den­burgs (Prig­nitz, Ost­prig­nitz-Rup­pin, Havel­land, Bran­den­burg an der Hav­el, Pots­dam, Oder-Spree), aus Sach­sen-Anhalt (Sten­dal) und Meck­len­burg-Vor­pom­mern (Lud­wigslust-Parchim) an. Selb­st die ver­anstal­tenden Organ­i­sa­tio­nen, die „Freien Kräfte Neu­rup­pin“ (FKN) und die „Freien Kräfte Prig­nitz“, waren aus dem Raum Wit­ten­berge bzw. Neu­rup­pin und Nauen-Ket­z­in/Hav­el haupt­säch­lich mit dem Zug angereist. In ein­er 50-köp­fi­gen Per­so­n­en­gruppe zogen die Neon­azis dann von der Bahn­hal­testelle zunächst die Bahn­hof­sstraße hoch, Rich­tung „Bürg­er­früh­stück“. Dort wur­den sie aber dann von der Polizei gestoppt und zu ihrem Kundge­bung­sort, ein­er Seit­en­straße in einem Plat­ten­bau­vier­tel, zurück­geschickt. Hier fand dann, zwis­chen zwei Mehrfam­i­lien­häusern die eigentlich angemeldete Kundge­bung statt. Als Ver­samm­lungsleit­er für neon­azis­tis­che Zusam­menkun­ft und presserechtlich Ver­ant­wortlich­er für im Ort verteilte Flug­blät­ter war ab da an Christoph Mei­necke aus Nauen ver­ant­wortlich. Mei­necke hielt auch den ersten Rede­beitrag, gefol­gt von Manuela Kokott (NPD), Mar­vin Koch (FKN) und Nick Zschirnt (FKN/“Asylhütte in Ket­zin? Kannste knicken“).
Verge­wal­ti­gungsvor­würfe als Anlass
Vorge­blich­er Anlass der neon­azis­tis­chen Ver­samm­lung war eine Serie mut­maßlich­er sex­ueller Über­griffe in Glöwen, die einem jugendlichen Flüchtling aus Afghanistan ange­lastet wird. Der 16 Jährige soll sich min­destens dreimal an zwei Min­der­jähri­gen im Alter von 9 bis 11 Jahren ver­gan­gen haben. Gegen den Jugendlichen wird inzwis­chen polizeilich ermit­telt. Ein Haft­be­fehl gegen den 16 Jähri­gen sei aber momen­tan noch, unter Aufla­gen, außer Vol­lzug. Die Staat­san­waltschaft soll, laut Infor­ma­tio­nen der MAZ, aber indes bestrebt sein eine Unter­suchung­shaft für den mut­maßlichen Sex­u­al­straftäter durchzusetzen.
Poli­tis­che Instru­men­tal­isierung durch die extreme Rechte
Unter dem Mot­to: „Friedlich ist nicht, wer schweigt, son­dern wer das Unrecht beim Namen nen­nt“, einem Zitat der in die Schweiz emi­gri­erten deutschen Lyrik­erin Anke Mag­gauer-Kirsche, ver­sucht­en die Neon­azis nun aus der mut­maßlichen Straftat poli­tis­ches Kap­i­tal zu schla­gen und gegen Flüchtlinge sowie Aus­län­der im All­ge­meinen zu het­zen. Manuela Kokott sprach in ihrem Rede­beitrag so beispiel­sweise von „unzivil­isierten Asylschmarotzern“ und „Inva­soren“, wenn sie bezug auf Flüchtlinge nahm, und vom Import „ille­galer Ein­wan­der­er“ sowie „Asy­lanten­hal­tung“, wenn sie gegen die Regierung zu ausholte. Zudem seien die Regieren­den ohne­hin „Volksver­räter“ und Krim­inelle. Damit lag Kokotts Rede­beitrag auf ein­er Welle mit dem bere­its in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk ver­bre­it­etem Aufruf der „Freien Kräfte“, in dem die anlass­gebende Tat als „Kon­se­quenz ver­fehlter Poli­tik“ dargestellt wurde. Expliz­it wurde dies­bezüglich die Bun­deskan­z­lerin als Ver­ant­wortliche genan­nt. Diese ist momen­tan ohne­hin The­ma zahlre­ich­er Ver­samm­lun­gen ver­meintlich­er „Bürg­er­bünd­nisse“ nach dem Vor­bild der recht­sof­fe­nen bis extrem recht­en PEGI­DA-Bewe­gung. Die Anknüp­fung an der­ar­tige Ini­tia­tiv­en bzw. ihre Gewin­nung als Bünd­nis­part­ner scheint deshalb von den ver­anstal­tenden, neon­azis­tis­chen Organ­i­sa­tio­nen beabsichtigt.
Ver­suche zur Ini­ti­ierung ein­er extrem recht­en Volksbewegung
Die regionalen „Freie Kräfte“ ver­suchen schon seit Jahren mit ver­schiede­nen The­men und zum Teil skur­rilen Leitgedanken eine rechte Volks­be­we­gung zu ini­ti­ieren. Mal ging es gegen einen ver­meintlichen „Kap­i­tal­faschis­mus“ in Neu­rup­pin (2010) oder gegen den „Volk­stod“ in Wit­ten­berge (2014). Ver­suche durch der­ar­tige Ver­samm­lun­gen gesellschaftliche Schicht­en außer­halb des eige­nen Milieus zu erre­ichen schlu­gen jedoch bish­er stets fehl oder wur­den, wie anlässlich des „Tages der deutschen Arbeit“ in Wittstock/Dosse (2012) oder des „Tages der deutschen Zukun­ft“ in Neu­rup­pin (2015) durch Aktiv­itäten über­parteilich­er Bünd­nisse ver­hin­dert. Lediglich im havel­ländis­chen Nauen gelang es Aktivist_innen aus den „Freien Kräften Neu­rup­pin“ sowie der mit ihnen ver­wobe­nen, regionalen NPD Struk­tur mit ras­sis­tis­chen Ressen­ti­ments, ver­packt als ver­meintliche Kri­tik an der „Asylpoli­tik“, Teile des örtlichen Bürg­er­tums zu erre­ichen. Bere­its bei ein­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung im Feb­ru­ar 2015 führte dies zur Eskala­tion. Wenige Monate später wurde sog­ar eine als Notun­terkun­ft gedachte Sporthalle durch einen Bran­dan­schlag zerstört.
Anknüp­fungsver­suche an die „bürg­er­liche“ Rechte
Trotz der offen­sichtlich men­schen­feindlichen Pro­pa­gan­da und den mut­maßlich daraus resul­tieren­den Tat­en gelingt es der extremen Recht­en aber den­noch immer wieder mit speziell gegen Flüchtlinge aus­gelegte Het­ze bzw. durch die tägliche Hys­terie in den sozialen Inter­net­net­zw­erke­nan in Teilen der Bevölkerung beste­hende Ressen­ti­ments gegen Fremde anzuknüpfen und aktive Sympathisant_innen zu gewin­nen. Aktuell­stes Beispiel ist hier­für das recht­sof­fene „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“, das bei seinen Ver­anstal­tun­gen regelmäßig mehrere hun­dert Men­schen aus Bran­den­burg, Sach­sen-Anhalt und Berlin mobil­isiert und dabei auch keine Prob­leme hat mit organ­isierten Neon­azis gemein­sam zu marschieren oder sich gar als „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ offiziell mit deren Tarnini­tia­tiv­en zu vernetzen.
Tarnini­tia­tive „Asyl­hütte in Ketzin?“
Eine dieser im „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ ver­net­zten Ini­tia­tiv­en ist beispiel­sweise die Social­me­dia-Seite „Asyl­hütte in Ket­zin? Kannste knick­en 2.0“, hin­ter der sich offen­sichtlich Akteure der „Freien Kräfte Neu­rup­pin“ aus dem Osthavel­land ver­ber­gen. Zumin­d­est zeigten zwei bekan­nte Aktivist_innen der FKN während ein­er PEGI­DA-Kundge­bung am 23. Jan­u­ar 2016 in Schön­walde-Glien ein Ban­ner der Ket­zin­er Ini­tia­tive. Ein drit­ter Aktivist der „Freien Kräfte Neu­rup­pin“ fotografierte das Ganze und stellte die Auf­nahme dem Social­me­dia-Auftritt „Asyl­hütte in Ket­zin? Kannste knick­en 2.0“ zur Ver­fü­gung. Insofern ver­wun­dert es auch wenig, das diese Tarnini­tia­tive eben­falls bere­its im Vor­feld für die heutige Ver­samm­lung der FKN in Glöwen warb und dann auch tat­säch­lich im Ort erschien. Aber­mals wurde das Ban­ner mit der markan­ten Auf­schrift: „Asyl­hütte in Ket­zin? Kannste knick­en“ gezeigt. Die Per­son, die es in Schön­walde-Glien fotografierte hat­te es heute aus dem Ruck­sack geholt, an einem Git­ter anbrin­gen lassen und wiederum abgelichtet. Später hielt dieser Fotograf, bei dem es sich um Nick Zschirnt aus Ketzin/Havel han­delte, auch einen Redebeitrag.
Ziel: „Nationaler Sozialismus“
Die Ver­net­zung zwis­chen dem „Bürg­er­bünd­nis Deutsch­land“ und „Freien Kräften“ ist insofern erwäh­nenswert, weil die „Freien Kräfte“ neben dumpfer, flüchtlings­feindlich­er Het­ze eben auch eine expliz­it neon­azis­tis­che Weltan­schau­ung vertreten. So lautete bere­its das voll­ständi­ge Mot­to des Neu­rup­pin­er Marsches der FKN im Jahr 2010: „Nationaler Sozial­is­mus statt Kap­i­tal­faschis­mus“. Der Begriff „Nationaler Sozial­is­mus“, der im neon­azis­tis­chen Milieu dur­chaus als Ersatz­wort­gruppe für „Nation­al­sozial­is­mus“ ver­standen wird, wurde danach zu einem Leit­slo­gan auf Ver­anstal­tun­gen der „Freien Kräfte Neu­rup­pin“. 2014 stand er groß auf einem Hochtrans­par­ent in Wit­ten­berge, bei anderen Ver­anstal­tun­gen, so auch in Wittstock/Dosse und Nauen, wurde er immer wieder von führen­den Köpfen der FKN als Parole her­aus­gegeben und Sympathisant_innen mitskandiert.
Über­parteiliche Gegenveranstaltung
An ein­er der­ar­ti­gen Entwick­lung hat­te die Gemeinde Plat­ten­burg mit ihrem Ort­steil Glöwen jedoch ganz offen­sichtlich kein Inter­esse. Hier wird auch nach dem Miss­brauchsvor­wurf gegen einen Flüchtling sach­lich disku­tiert. Deut­lich zum Aus­druck bracht­en sowohl Thomas Dom­res, als auch Plat­ten­burgs Bürg­er­meis­terin Anja Kramer, das die regionale Poli­tik sich sowohl für den Schutz von Kindern ein­set­zt, als auch Flüchtlinge weit­er­hin willkom­men heißt. Sym­bol­isch dafür stand heute ab 9.30 Uhr das gemein­same Bürg­er­früh­stück an einem Kinder­spielplatz an der örtlichen Kita. Flüchtlinge und Flüchtlings­fam­i­lien kamen hier unter dem Mot­to: „Gemein­sam für unsere Kinder – Kindeswohl geht alle an“ mit Ein­heimis­chen zusam­men und tauscht­en sich aus. Anschließend zogen sie gemein­sam zur über­parteilichen Protestkundge­bung in Hör- und Sichtweite zur Neon­azikundge­bung weit­er. Unter dem Mot­to „Gemein­sam für ein friedlich­es Miteinan­der“ hat­ten Vertreter_innen von Bünd­nis 90/Die Grü­nen, DIE.LINKE, SPD und CDU, dem VVN/BdA sowie der Gemein­de­v­ertre­tung Plat­ten­burg bere­its im Vor­feld dazu aufgerufen der neon­azis­tis­chen Ver­samm­lung kraftvoll die Stimme entgegenzusetzen.
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Potsdam?: ??POGIDA? zog durch den ??Schlaatz?


Ein mas­sives Polizeiaufge­bot, beste­hend aus mehreren Hun­dertschaften sowie min­destens zwei Wasser­w­er­fern und zwei Räumpanz­ern, hat auch am Mittwochabend, ähn­lich wie in der ver­gan­genen Woche, eine Ver­samm­lung des Pots­damer PEGI­DA-Ablegers PO-GI-DA, durchgesetzt.
Der Aufzug zog, nach ein­er kurzen Auf­tak­tkundge­bung mit zwei Rede­beiträ­gen, mit unge­fähr 130 Teilnehmer_innen von der Tram-Hal­testelle „Bisamkiez“, über die Straßen „Am Nuthetal“ und „an der Alten Zauche“ unge­fähr 1.300m bis Höhe Falken­horst. Dort fol­gte die Abschlusskundge­bung mit weit­eren Rede­beiträ­gen. Unter anderem ergriff dabei auch Sebas­tiano Graziani, der zuvor bere­its bei ähn­lichen Ver­samm­lun­gen in Sten­dal, Rathenow, Burg bei Magde­burg und anderen Orten gesprochen hat­te, das Wort. Neben seinen üblichen The­men, die Dämon­isierung des Islam und die Forderung des Rück­tritts der Regierung Merkel, forderte er dies­mal aber auch die Ein­set­zung eines Tri­bunals „Nürn­berg 2.0“, um dort ver­meintliche „Volksver­räter“ abzu­urteilen. Für eine ähn­liche Forderung bei der let­zten PO-GI-DA-Ver­samm­lung in der ver­gan­genen Woche erhielt Ver­samm­lung­sor­gan­isator Chris­t­ian Müller inzwis­chen eine Anzeige wegen Volksverhetzung.
Nach Beendi­gung der Kundge­bung löste Müller die Ver­samm­lung nach dem Abspie­len des „Deutsch­land­liedes“ auf. Die Versammlungsteilnehmer_innen zogen daraufhin unter Polizeis­chutz bis zur Hein­rich-Mann-Allee und vere­inzel­ten sich dann.
Begleit­et wurde PO-GI-DA von erhe­blichen Protesten von Anwohner_innen und mehreren hun­dert Gegendemonstrant_innen. Schw­er­punkt der Proteste war der Bere­ich „An der alten Zauche“ Ecke Falken­horst, dem End­punkt des Aufzuges des Pots­damer PEGI­DA-Ablegers. Zuvor sollen bis zu 400 Men­schen an ein­er am S‑Bahnhof Babels­berg ges­tarteten Demon­stra­tion unter dem Mot­to: „Refugees Wel­come-Pogi­da stop­pen!“ teilgenom­men haben.

Fotos:
Press­eser­vice Rathenow
Anton Lom­mon

Inforiot