INFORIOT Der jährliche Aufmarsch der NPD zum Jahrestag der Bombardierung der Stadt Cottbus im 15. Februar 1945 wurde in diesem Jahr zum ersten Mal erfolgreich blockiert. In den Vorjahren hatten Antifaschist_innen die NPD-Demonstrationen immer wieder gestört. Diesmal endete der Demonstrationszug am Freitagabend nach nur 800 Metern. Teilgenommen hatten 200 Neonazis.
Es kam nach Polizeiangaben zu einer Gewahrsamnahme, als am Bahnhof ein Rechter mit zwei Schreckschusspistolen bewaffnet und einer Hakenkreuztätowierung aufgefallen war.
Blockaden an mehreren Punkten
Mehrere hundert Menschen folgten dem Aufruf des Bündnis “Cottbus Nazifrei” und verstellten durch eine ganze Reihe von Blockaden an verschiedenen Stellen die Route der Neonazis.
Zuvor protestierten “Cottbus Nazifrei” und das Bündnis “Cottbuser Aufbruch” zusammen mit vielen weiteren Antifaschist_innen unter dem Motto “Cottbus bekennt Farbe” gegen die Nazidemonstration. Insgesamt beteiligten sich an den Protestaktionen 2500 Menschen, teilten die Veranstalter_innen mit. An den eigentlichen Blockaden waren etliche hundert Menschen beteiligt.
Weniger Gedenken, mehr Hetze
Angemeldet hatte die NPD-Demonstration der Cottbuser Neonazi Ronny Zasowk, Vizechef der Brandenburger NPD und Vorsitzender des Kreisverbandes Lausitz. Er wurde begleitet durch andere NPDler der Region wie Alexander Bode (dem Haupttäter der tödlichen Hetzjagd von Guben 1999), Markus Noack (Kreistagsabgeordneter) und Pierre Dornbrach (JN-Landesbeauftragter).
Bereits im Vorfeld hatte Ronny Zaswok versucht, den Gedenkmarsch auf der NPD-Internetseite als Erfolg zu verkaufen. Durch die mediale Berichterstattung sei das Datum der Bombardierung in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt.
NPD fühlt sich versklavt
Während der Demonstration schwankte er und verkaufte den Abend mal als Erfolg (man habe “Deutungshoheit” erlangt), mal als Niederlage. Er lamentierte über die “linksradikale Presse”, die “Linksextremisten” und die “Kriminellen” in Politik und Verwaltung — er fühle sich als “Sklave”, der zur “Baumwollplantage geführt werde”. Die Stilisierung als “Opfer”, “Verfolgte” und “Geächtete” eines “totalitären Regimes” aus Staat und Medien zog sich durch sämtliche Redebeiträge.
Rechte Wut über die Blockaden
Aufgrund der Blockaden endete die Route der Neonazis nach vier Stunden an der Kreuzung Karl-Liebknecht-Straße Ecke Friedrich-Engels-Straße. Die Teilnehmenden stellten sich im Kreis auf. In der Mitte wurden Fackeln hochgehalten, solange die Redebeiträge verlesen wurden. Zuvor waren die Neonazis schweigend, begleitet von klassischer Musik durch die Straßen gelaufen.
Die Demonstration wurde von Ronny Zasowk, sichtlich wütend wegen der erfolgreichen Blockaden, aufgelöst. Im gleichem Atemzug meldete er eine Spontandemonstration an, die zurück zum Bahnhof führte.
Unterstützung aus Sachsen
Bereits zwei Tage zuvor hatten 800 Neonazis in der Sächsischen Hauptstadt Dresden einen Gedenkmarsch anlässlich des 68. Jahrestages der Bombardierung der Stadt Dresden durchführen wollen. Auch dort: Blockaden verhinderten den Naziplan.
Unterstützung bekamen die Cottbuser Neonazis dann auch aus Sachsen: Angereist war Maik Scheffler, Vizevorsitzender der NPD Sachsen und Chef des Neonazinetzwerkes “Freies Netz”, der zum Ende des Aufmarsches einen Redebeitrag beisteuerte.
Er hetzte gegen “das System”, das ihn und seine “Kameraden” zu Unrecht als “Terroristen” betiteln würde, gegen die alliierten und sowjetischen Armeen sowie “die Linkskriminellen”. Kein System bestehe auf Dauer, so Schefflers viel sagende Ankündigung zum Abschluss.
Ebenso wurde ein Grußwort von Maik Müller, Anmelder des Dresden-Gedenkens, verlesen, auch die Kameradschaft Leipzig-Möckern war mit einem Transparent vertreten.