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Klima & Umwelt Law & Order

Brief #1 von Stanley, Nonta & Vincent

Liebe Men­schen da draußen,

der Kli­mawan­del schre­it­et immer schneller voran. Beson­ders hart trifft er schon jet­zt die Men­schen im Glob­alen Süden, die am wenig­sten zu sein­er Entste­hung beige­tra­gen haben. Doch auch vor Deutsch­land macht der Kli­mawan­del, wie wir am Dür­re­som­mer 2018 gese­hen haben, nicht Halt.

Doch das ist lei­der erst der Anfang. In den kom­menden 20–30 Jahren wer­den wir Kipp­punk­te über­schre­it­en, die nicht mehr rück­gängig zu machen sind. Noch kön­nen wir das Schlimm­ste ver­hin­dern, indem wir sofort han­deln und eine freie und gerechte Gesellschaft erschaf­fen, die nicht nur Wert auf Arbeit und Kon­sum legt, son­dern auf Beziehun­gen zwis­chen Men­schen, einen wahren Kon­takt zur Natur, Kun­st und Liebe.

Aber die Poli­tik schläft und wir bleiben auf einem zer­störerischen Kurs. Die Lösungsvorschläge sind lächer­lich, viel zu langsam und reichen in kein­ster Weise um der Kli­makrise zu begeg­nen. Der „soge­nan­nte Kohlekom­pro­miss der Kohlekom­mis­sion“ (Zitat aus unserem Haft­be­fehl) ist dafür das per­fek­te Beispiel. Jahre­lang gab es Demon­stra­tio­nen, Unter­schrifte­nak­tio­nen und Kundge­bun­gen. Und was ist passiert? Fast nichts!

Darum haben wir uns zusam­mengeschlossen und Kohle­bag­ger beset­zt, weshalb uns jet­zt Haus­friedens­bruch vorge­wor­fen wird – ein Bagatellde­likt in den Worten eines unser­er Haftrichter. Doch da die Poli­tik ins Schwitzen gerät, wird bei uns mit der ganzen Härte des Staates reagiert. Die Unter­suchung­shaft wurde auf­grund unser­er Iden­titätsver­weigerung ange­ord­net. Das Amts­gericht Cot­tbus han­delt hier offen­sichtlich poli­tisch und ver­sucht ein Exem­pel zu sta­tu­ieren. So soll die Klim­agerechtigkeits­be­we­gung eingeschüchtert und fol­gende Aktio­nen ver­hin­dert wer­den. Das ist ein Skan­dal, den wir uns nicht gefall­en lassen!

Denn auch Iden­titätsver­weigerung ist ein poli­tis­ch­er Akt. Natür­lich kön­nten wir ein­fach unsere Iden­tität preis­geben und wären spätestens nach 3 Tagen aus der U‑Haft ent­lassen, doch ein Pass oder Aufen­thaltssta­tus sollte kein Kri­teri­um für poli­tis­che Arbeit sein. Indem viele Men­schen, denen die Preis­gabe der Iden­tität nicht schaden würde, ihre Iden­tität ver­weigern kön­nen auch jene Men­schen mit­machen, deren Iden­tität schützenswert ist, beispiel­sweise Men­schen, die keinen gesicherten Aufen­thalt­sti­tel haben.

Bei Klim­agerechtigkeit geht es um Sol­i­dar­ität mit Men­schen, die weniger für die Kli­makrise ver­ant­wortlich sind, jedoch viel stärk­er unter ihr lei­den. Fakt ist, wir zer­stören die Lebens­grund­lage von Mil­liar­den Men­schen und Tieren. Und unsere Poli­tik stellt dem nichts ent­ge­gen und macht weit­er wie bish­er. Doch langsam knickt die Regierung ein und es ist jet­zt der Moment gekom­men den Druck noch zu erhöhen. Kohleausstieg ist Han­dar­beit und wir brauchen ihn sofort!
Lasst euch nicht ein­schüchtern, beset­zt weit­er Braunkohle­in­fra­struk­tur oder macht was euch son­st so ein­fällt. Gemein­sam schaf­fen wir ein Kli­ma der Gerechtigkeit. Bleibt stark und kämpft weiter!

Sol­i­darische Grüße,
Non­ta, Stan­ley & Vincent

Ps.: Über Briefe zu uns in die JVA Cot­tbus freuen wir uns sehr!

Anmerkung Infori­ot
Adressen der Gefangenen:

Stan­ley: de&en
UMP02/Stanley, 84 Gs 19/19, JVA Cot­tbus-Dissenchen, Ost­straße 2, 03052 Cottbus

Non­ta: de&en
UMP03/Nonta, 84 Gs 20/19, JVA Cot­tbus-Dissenchen, Ost­straße 2, 03052 Cottbus

Vin­cent: de&en
UMP04/Vincent, 84 Gs 21/19, JVA Cot­tbus-Dissenchen, Ost­straße 2, 03052 Cottbus 

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