Als Plattform der Kriegsgegner gründete sich schon Ende letzten Jahres das „Frankfurter Friedensnetz“ welches sich mehr als Aktions- denn Diskussionsplattform etablierte. Die von diesem Netz organisierten Friedensdemos an jeden Montag fanden überraschenderweise eine Rege Beteiligung, die selbst mit den Erfolgen der Invasionsarmeen im Irak nicht abflaute.
Positiv festzuhalten bleibt mit Sicherheit die Stimmung auf den Kundgebungen und Demos. So war ein plumper Antiamerikanismus oder gar Antisemitismus in Frankfurt (Oder) nicht zu finden. Auch Nazis begingen nicht einmal den Versuch dieses Thema für sich zu besetzen. Lediglich am Auftritt der NPD um Udo Voigt in Fürstenwalde am 04.04. beteiligten sich einige Frankfurter Nazis.
Mit einem Redebeitrag unabhängiger Antifas auf der Demo am 07.04. wurde dennoch versucht, kritisch die (derzeitige) Friedensbewegung zu beleuchten. (Der Beitrag ist hier nachzulesen).
Erfreulich aktiv in der Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg zeigte sich das Frankfurter Friedrichsgymnasium. Die oft auch von Vertretern der Schülerräte kritisierte Ausblendung des Themas aus dem Unterricht fand hier nicht statt. Noch am 15.04. zogen 90 SchülerInnen und Schüler vor das Einkaufszentrum Oderturm um dort im Rahmen des Kunstunterrichtes Ideen zur Zukunft des Irak mittels Kreide auf dem Boden zu skizzieren.
Wo das Engagement der Lehrerschaft fehlte, handelten die SchülerInnen aber auch selbst. So zogen am 03.04. nach einer Mahnwache am Karl-Liebknecht-Gymnasium SchülerInnen auch anderer Schulen zum Friedrichsgymnasium, an dem spontan eine Kundgebung auf dem Schulhof abgehalten wurde. Dort beschlossen die ca. 500 SchulschwänzerInnen dann gemeinsam und auf der Strasse (selbstverständlich unangemeldet) zum Rathaus zu ziehen. Die herbeigerufene Bürgermeisterin Katja Wolle, Stadtverordnetenvorsteher Frank Ploß und der PDS Abgeordnete Frank Hammer begrüßten in spontanen Reden so viel Eigenengagement.
Parallel dazu sammelte die Initiative “Schüler für den Frieden” vom Liebknecht Gymnasium unter dem Motto: “Macht Euch stark — denkt nach” Spenden an den Frankfurter Gymnasien. Dabei kamen über 1000 Euro zusammen.
Insgesamt wurde der Irak Krieg sehr breit thematisiert. So befasste sich einerseits ein Kindergarten mit dem Thema Frieden und bastelte Friedenstauben. Andererseits pflanzte der Lions Club mit Oberbürgermeister Patzelt (CDU) eine Friedeneiche unter der die FrankfurterInnen zukünftig bei entsprechenden Anlässen ihren Friedenswillen artikulieren sollen.
Einen denkbar schlechten Zeitpunkt wählte die deutsche Marine, die mit ihrer gleichnamigen Ausstellung vom 09.–10.04. in Frankfurt weilte. So war es sicher auch der weltpolitischen Situation geschuldet das sich das Friedensnetz zu einer Kundgebung gegen das Werben fürs Sterben am Oderturm aufraffte. Unerwartet schwach blieb dann doch der Zustrom zu den Uniformierten, für deren Verlosungen sich immer nur höchstens 15 Leute vor ihrer Bühne versammelten. Als sehr gelungen darf sicherlich die Beschallung der Marine mit Kriegslärm bezeichnet werden. Der anhaltende Flugalarm mit schwerem Beschuss gehört jedenfalls ebenso zur Marine wie auf Hochglanz polierte Fregatten.
In guter Erinnerung wird die Marine sicher auch dem Frankfurter Rathaussprecher bleiben. Er hatte in der lokalen MOZ die Arbeit der Blaumänner als “segensreich” bezeichnet und ihnen angesichts der Proteste der Friedensnetzes zugesichert, die Stadt stehe zur Bundeswehr. Offenbar aus diesem Anlass landeten daraufhin Fäkalien mit der Botschaft “Frankfurt scheißt aus die Bundeswehr — für Herrn Heinz-Dieter Walter” in den Räumlichkeiten des Rathauses (siehe hierzu: Presseberichte).
(Inforiot) Ergänzend siehe beispielsweise die Presseberichte zur Menschenkette von Frankfurt nach Slubice ende März, zur von 800 Frankfurtern unterzecihneten Antikriegsresolution, sowie weitere Antikriegs-Impressionen von Frankfurter Antifas im Februar.