Einladung zum Internationalen Antifaschistischen und Feministischen Bau- und Begegnungscamp auf dem Gelände des ehemaligen KZ für Mädchen und junge Frauen und späterem Vernichtungslager Uckermark in Himmelfort bei Fürstenberg, 9–23.8.2011
Das ehem. JugendKZ Uckermark liegt im Norden Brandenburg in der Nähe von Fürstenberg. Es wurde 1942 speziell für Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren errichtet. Insgesamt wurden zwischen 1942 und
Anfang 1945 etwa 1.200 Mädchen und junge Frauen sowie einige Jungen inhaftiert.
Anfang 1945 wurden die meisten Häftlinge in das nahe gelegene Frauenkonzentrationslager Ravensbrück überstellt. Auf einem Teil des Uckermark- Geländes entstand nun ein Vernichtungslager für Frauen des
Konzentrationslagers Ravensbrück. Im April 1945 wurde das Vernichtungslager aufgelöst, die überlebenden Frauen kamen in das KZ Ravensbrück und wurden von dort aus auf die Todesmärsche geschickt. Bis zur Befreiung durch die Rote Armee Ende April 1945 wurden insgesamt 5.000 bis 6.000 Häftlinge ermordet.
Trotz seiner – sowohl historischen funktionalen als auch zeitlosen lokalen – Nähe zum Frauen-KZ Ravensbrück bzw. der dortigen Mahn- und Gedenkstätte, gehört das ehemalige Mädchen-KZ und spätere Vernichtungslager Uckermark bisher keiner Gedenkstätte an und wird nur auf Basis ehrenamtlicher Arbeit in engem Kontakt mit Überlebenden als Gedenkort gestaltet. Die Inhaftierten — sogenannte “asoziale” und “sexuell verwahrloste” Mädchen und junge Frauen — gehörten lange Zeit zu den “vergessenen” Opfern des NS.
Seit 1997 finden hier regelmäßige feministische antifaschistische Bau- und Begegnungscamps statt. Diese werden organisiert von der „Initiative für einen Gedenkort Uckermark“ e.V., welche damals aus einem von jüngeren
Frauen aus der Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V. (LGRF), der Interessenvertretung von Überlebenden des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück, entstand. Bis heute hat die Berücksichtigung von
Überlebendeninteressen einen hohen Stellenwert für das Camp. In den Camps fanden bisher jedes Mal Gespräche mit Uckermark- oder Ravensbrück-Überlebenden statt und die Einladung von Überlebenden ist auch
weiterhin ein besonders wichtiger „Programmpunkt“ innerhalb des Bau- und Begegnungscamps.
Die Camps sind gemeinschaftlich selbstorganisiert von Teilnehmenden der_s vorherigen Jahre_s und obwohl natürlich einige Dinge – wie Überlebendenbegegnungen — schon vorgeplant sind, richtet sich ein Großteil
des Ablaufs nach den jeweiligen Bedürfnissen und Interessen der Teilnehmenden und entsteht aus gemeinsamer Eigeninitiative vor Ort.
Die Arbeit der Camps besteht in der Gestaltung des Geländes als würdigem Gedenkort durch Hinweisschilder und Informationstafeln sowie verschiedene Gestaltungsarbeiten. Weiterhin wird Öffentlichkeitsarbeit über die
Bedeutung und Geschichte des Geländes geleistet, durch öffentliche Geländerundgänge, öffentliche Zeitzeug_innengespräche, Ausstellungen und die für dieses Jahr geplante Erstellung eines Audioguides. Inhaltlich
verstehen die Camps sich als feministisch und antifaschistisch, wobei beides nicht getrennt voneinander, sondern gemeinsam gedacht werden soll.
Daher beschäftigen sich inhaltliche Auseinandersetzungen auf den Camps besonders mit der Bedeutung von Geschlechterideologie im NS und deren Kontinuitäten. Themen sind oder könnten z.B. sein: die Bedeutung des
Stigmas „sexuelle Verwahrlosung“ und „asozial“, Familien- und Geschlechterbilder im NS, Zwang-Sexarbeit in KZs, die Rolle von Frauen_ im Widerstand, etc.
Zudem könnte dieses Jahr die aktuelle Gedenkstättenpolitik ein zentrales Thema werden, da über die Zukunft des Uckermarkgeländes gerade verschiedene Verhandlungen und Planungen zwischen Bund, Land und Gedenkstättenstiftung stattfinden.
Neben all dem gibt es aber auch genug Raum fürs im-See-baden, Waldspaziergänge, Bootstouren und eine gute Zeit zusammen haben.
Wir laden herzlich alle Frauen_Lesben_Trans*_ ein, am diesjährigen Camp vom 9.–23.August teilzunehmen. Anfang Juli würden wir gern ein Vorbereitungstreffen zumindest mit allen Interessierten aus dem Raum Berlin machen. Meldet euch also bald an unter uckermarkcamp(at)riseup.net
Mehr Infos gibt’s auf:
www.maedchen-kz-uckermark.de und unter uckermarkcamp/at)riseup.net