In den letzten Monaten war es hier zu Morddrohungen und Sachbeschädigungen gegen ortsansässige Antifaschist_innen und Brandanschlägen unter anderem auf das „Haus der Demokratie“ gekommen.
Das Aktionswochenende begann mit einer Veranstaltung des Politikwissenschaftlers Rolf Gössner, Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte, zum Thema „Staatlicher Umgang mit Neonazis“, an der 70 Menschen teilnahmen. Er kritisierte die Tätigkeit von Geheimdiensten und das Verbot von Nazi-Organisationen als antidemokratisch und politisch nicht zielführend. Stattdessen forderte er ein stärkeres Engagement der Bürger_innen gegen Nazis, wie beispielsweise Sitzblockaden von Nazidemonstrationen. LFU-Sprecher Nathan Rosenthal: „ Uns freute besonders die rege Teilnahme von Zossener Bürger_innen.“
Am Samstagnachmittag folgte eine bunte und friedliche Demonstration unter dem Motto „NS-Verherrlichung und Verharmlosung den Boden entziehen!“, mit der 180 Personen, darunter viele Zossener_innen, ihren Protest gegen die braunen Umtriebe in Zossen und Umgebung auf die Straße trugen. In Redebeiträgen wurde auf Nazistrukturen in Brandenburg, die menschenrechtswidrige Residenzpflicht für Asylbewerber_innen und staatliche Folter von Abschiebehäftlingen durch wiederholte stundenlange Fesselungen eingegangen.
Während der Demo gab es mehrere Aktionen ortsansässiger Neonazis. So fotografierte unter anderem Michael Brumme aus einer Wohnung in der Berliner Straße Teilnehmer_innen der Demonstration mit einer hoch auflösenden Kamera ab. LFU-Sprecher Nathan Rosenthal dazu: „Dies ist ein weiterer Versuch, Antifaschist_innen einzuschüchtern. In der Vergangenheit tauchten derartige Fotos oft auf Schwarzen Listen der Neonazis auf und es wurde zu Gewalt aufgerufen.“
Der Höhepunkt des Wochenendes war das Open Air-Konzert mit den bekannten Bands „Turbostaat“, „Antilopengang“ und dem „Tocotronic“-Sänger Dirk von Lowtzow, zu dem 300 Besucher_innen vor allem aus Zossen und Umgebung kamen. Nathan Rosenthal: „ Wir waren ein wenig überrascht, dass trotz des schlechten Wetters so viele Menschen mit uns feierten.“ Viele der Konzertbesucher_innen blieben in bereitgestellten Zelten über Nacht.
Gegen Mitternacht kam es zu einem Zwischenfall auf der Berliner Straße in unmittelbarer Nähe des Campgeländes. Dort hielt die Polizei eine Gruppe von etwa 15 Rechtsradikalen auf und erteilte Platzverweise. Diese hatten sich zuvor auf einer Privatparty des Zossener Neonazis Christoph Schack aufgehalten. LFU-Sprecherin Melanie Pätzoldt: „Da antifaschistische Veranstaltungen in der Vergangenheit immer wieder Ziel der Zossener Neonazibande waren, gehen wir davon aus, dass auch hier mindestens Störversuche geplant waren.“ Schon 2006 griffen bewaffnete Zossener Neonazis eine Veranstaltung zu Rechtsradikalismus in Teltow-Fläming an. Zuletzt wurde das Shoa-Gedenken am 27. Januar 2010 massiv durch „Lüge! Lüge!“-Rufe gestört.
LFU-Sprecherin Melanie Pätzoldt: „ Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Aktionswochenende ein voller politischer Erfolg war. Den Neonazis konnte ein Wochenende lang der öffentliche Raum weitgehend entzogen werden. Besonders freute uns die Teilnahme von Zossener Bürger_innen an den Veranstaltungen. Entgegen der absurden Panikmache durch Bürgermeisterin Schreiber verlief das Wochenende friedlich. Es wurde gezeigt, dass es auch in Zossen möglich ist, ein solidarisches, unkommerzielles Festival zu veranstalten, auf dem sich alle Anwesenden wohl fühlten und ein entschlossenes Zeichen gegen Neonazis setzten.“
Nathan Rosenthal, Melanie Pätzoldt (Sprecher_innen des Linken Fläming United)