Was genau dieser Vergleich beinhaltet und wie die Partei ihn begründet, ist offen. Trotz mehrfacher Anfrage blieb der Landesvorstand der AfD zu dem Thema bislang stumm. Donsch teilte lediglich mit, es habe eine Aussprache stattgefunden, die von beiden Seiten gleichermaßen gesucht worden sei.
Eingeleitet wurde das Parteiordnungsverfahren im Dezember 2018. Donsch, der seit 2012 im Barnim lebt und als Straßenbahnfahrer bei der BVG arbeitet, wurde vom Landesvorstand eine Nähe zu Rechtsextremen unterstellt. Sogar von einem Parteiausschluss war die Rede.
Im Raum standen mehrere Vorwürfe. Unter anderem ging es um eine Demonstration der AfD im Jahr 2018 in Bernau, die Donsch organisiert hatte, und auf der AfD und NPD gemeinsam aufgetreten sein sollen. Außerdem soll Donsch in einem Chat die verbotene SA-Parole “Alles für Deutschland” benutzt haben.
Donsch weist die Vorwürfe zurück. Auf allen Kundgebungen der AfD Barnim, die er angemeldet habe, auch die 2018 in Bernau, seien zu keinem Zeitpunkt Vertreter der AfD und NPD gemeinsam als Redner aufgetreten. Es habe keine gemeinsam angemeldeten oder organisierten Veranstaltungen gegeben. Dass sich unter den Versammlungsteilnehmern Mitglieder oder Sympathisanten der NPD oder anderer Parteien wie zum Beispiel der CDU befunden haben könnten, könne er natürlich nicht ausschließen, so Donsch.
Zu dem anderen Vorwurf teilt er mit: “In einer nicht-öffentlichen, internen WhatsApp-Nachricht schloss ich eine von mir verfasste Nachricht mit den Worten ‚Alles für Deutschland‘.” Den Inhalt dieser Aussage, sich mit aller Kraft für das Land einzusetzen, finde er richtig. Donsch betont, er habe nicht gewusst, dass “Alles für Deutschland” der Wahlspruch der Sturmabteilung im Dritten Reich war. Das habe er erst nach “intensiver Google-Recherche” herausgefunden. “Mit meiner Aussage wollte ich keineswegs willentlich nationalsozialistisches Vokabular verwenden”, schreibt Donsch.
Er verweist zudem auf den AfD-Mann Ulrich Oehme aus Sachsen, der den Spruch im Bundestagswahlkampf auf Plakate drucken ließ. “Er war so wie ich überrascht, dass der Verfassungsschutz diesen Spruch als verboten und extremistisch führt.” Laut Donsch handele es sich um eine “gängige, an sich banale Aussage, die man in der AfD immer noch häufig hört”. Er verwende diesen Spruch aber nicht mehr.
Abspaltung auf Kreisebene
Donsch gilt innerhalb der Partei als umstritten. Als die Kreistagsfraktion im September 2019 in zwei Teile zerfiel, war er eine treibende Kraft. Auf der einen Seite stand plötzlich der Vorsitzende Klaus-Peter Kulack mit fünf Mitgliedern und auf der anderen die “AfD – Der Flügel” mit drei Mitgliedern und Donsch als Spitze. Später nannte man sich in “AfD – Die Konservativen” um. Dennoch sympathisiert Donsch offen mit dem vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften und inzwischen aufgelösten AfD-“Flügel”. Auf einer Demo im März in Bernau sagte er: “Der Flügel steht nicht für Rassismus, er steht dafür, dass in der AfD ein freier Gedankenaustausch besteht.”
Erst in den letzten Wochen ist es ruhiger um Donsch geworden. Er fällt verstärkt mit Beschlussvorlagen auf. Ende Juni wünschte er zudem allen Schülern in einem Post auf der Webseite der Barnimer AfD “erholsame Sommerferien”.
Möglicherweise passiert das nicht grundlos. Immerhin gilt Donsch als ambitioniert. Schon 2019 versuchte er, in den Landtag einzuziehen – ohne Erfolg. Folgt 2023 ein neuer Anlauf? Ausgeschlossen scheint das nicht, auch wenn Donsch fürs erste abwinkt. 2023 sei noch weit weg, betont er. Momentan liege sein Augenmerk auf dem Landkreis Barnim.