Potsdam — In der Nacht vom 31.8 zum 1.9.2010 sind im Wohngebiet am Schlaatz mehr als 20 Kreidemalereien mit eindeutig rechtem und antisemitischen Hintergrund aufgetaucht. Die Parolen sind zwischen Magnus-Zeller Platz und Bisamkiez zu finden und auch in unmittelbarer Nähe des Asylbewerber_innenheimes. Unter anderem sind Hakenkreuze und durchgestrichene Davidsterne angebracht, sowie die Schriftzüge „Good night left side“ und „Summer of hate reloaded“. Mittlerweile wurden diese jedoch gänzlich entfernt.
Die Schmierereien sind als eine eindeutige Reaktion auf die vor kurzem angemeldete antifaschistische Demonstration „Wake Up!“ zu verstehen. Am 25.9. will die „Antifaschistische Linke Potsdam“ damit ein klares Zeichen gegen die Neuordnung und das Erstarken rechter Strukturen setzen.
Der Aufruf setzt sich vor allem mit der Entwicklung seit dem von Neonazis ausgerufenen “Summer of hate” vor 5 Jahren auseinander. Den traurigen Höhepunkt nahm die Serie von Übergriffen damals in der Nacht zum 3. Juli 2005 im sogenannten „Tram-Überfall“. Eine ca. 20-köpfige Neonazigruppe griff zwei Student_innen aus einer Straßenbahn heraus an und verletzte diese lebensgefährlich. Dies führte zur Verurteilung und Inhaftierung führender Potsdamer Neonazis und somit zur zeitweisen Schwächung der lokalen Neonaziszene.
Die hierdurch entstandene Lücke wussten jedoch die „Freie Kräfte Potsdam“, eine noch im selben Jahr gegründete rechtsradikale Gruppierung, zu füllen. Diese formten von da an die mehr oder weniger organisierte rechte Struktur in Potsdam. Mittlerweile sind die neu entstandenen Strukturen im Internet präsent und treten bei Aktionen zum
Todestag von Rudolf Hess und Horst Wessel oder zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens in Erscheinung. Mit ihren Aktionen im Wohngebiet am Schlaatz und in der Nähe des Asylbewerber_innenheims versuchen sie unter anderem ein rassistisches Klima zu schaffen und sind in unseren Augen somit auch (mit-) verantwortlich für
zahlreiche Übergriffe und Pöbelein in diesem Zusammenhang.
Johannes Schweigmann, einer der Sprecher_innen der Antifaschistischen Linken Potsdam zu den Schmierereien:
“Dass es rassistische und antisemitische Schmiereien im Wohngebiet am Schlaatz sowie in anderen Gebieten Potsdams gibt, ist beunruhigend aber natürlich nicht neu. In diesem Fall zeigt es einmal mehr die Aktionsfreude und schnelle Reaktionsfähigkeit der Potsdamer Neonaziszene. Das Problem braucht dringend mehr Aufmerksamkeit und offensive Gegenstrategien!”
Die “Antifaschistische Linke Potsdam” lädt alle Potsdamer_innen, die sich gegen dieses Problem zur Wehr setzen wollen ein, am 25. September auf die Straße zu gehen. Beginn ist um 15 Uhr am Hauptbahnhof.