Inforiot – Am Samstag, den 16. Mai fand eine Nazi-Veranstaltung in Wietstock nähe Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) statt. Eingeladen war ein ehemaliges Mitglied der SS, das über seine Tätigkeiten während des Nationalsozialismus berichten sollte. Geplant war außerdem die Vorstellung eines Buches mit dem Titel „Alles nur getürkt“, in dem die „Lügen“ von Mölln, Solingen und Rostock Lichtenhagen „enttarnt“ werden sollten. In diesen Städten fanden Anfang der 90er Jahre Pogrome und Brandanschläge auf Wohnungen von Migrant_innen und so genannte Asylbewerberheime statt, wobei mehrere Menschen starben.
Aus Angst vor Repression und Gegenprotesten, wurde die Veranstaltung nicht öffentlich beworben: Es wurde stattdessen zu einem internen Schleusungspunkt nach Blankenfelde, dem Wohnort des Organisators Dirk Reinecke, geladen. Geschniegelt in Anzug und mit blauem VW-Bus nahm Reinecke diejenigen in Empang, die sich an den Ausführung des Altnazis interessiert zeigten. Von Blankenfelde aus, ging es dann in eine Gaststätte im ca. 12 km entfernten Wietstock. Der Wirt der Gaststätte „Stixx Wietstock“ soll nach Aussage Reineckes „einer von uns“ – also ein Nazi — sein.
Etwa 60 bis 80 Teilnehmer kamen schließlich um den SS-Veteran zu erleben: Viele aus Teltow Fläming, u.a. Denis Härtel von den Freien Kräfte Teltow Fläming, aber auch aus Berlin und weiten Teilen Brandenburgs: Brandenburg/Havel und den Landkreisen Dahme-Spreewald, Oder-Spree, Potsdam-Mittelmarkt, Barnim und Havelland. Bei der Veranstaltung war auch Alfred Zutt aus Waren an der Müritz (Mecklenburg Vorpommern). Er betreibt dort gemeinsam mit seiner Frau Doris den Naziladen „Zutts Patriotentreff“. Die NPD´lerin Doris Zutt trat in Waren bereits vor Jahren zur Wahl der Oberbürgermeisterin an. Auch der Landeschef der Berliner NPD, Jörg Hähnel, nahm an der Veranstaltung teil. Bereits im März 2009 sollte im „Stixx Wietstock“ ein Liederabend mit Hähnel stattfinden.
Auch die Polizei war heute vor Ort und nahm die Personalien aller Anwesenden auf, ohne die Veranstaltung jedoch zu beenden.
Organisator Dirk Reinecke ist bekannt als so genannter Reichsbürger und Holocaustleugner u.a. durch Prozesse in Bernau. Hier hatte Reinecke 2004 zusammen mit Gerd Walter, Rainer Link und Wolfgang Hackert vor einer Schule in Bernau Flugblätter verteilt und darin den Holocaust geleugnet. Unterstützt wurden sie während der Prozesse durch den bekannten Holocaustleugner Horst Mahler und Sylvia Stolz, die vor kurzem den Hitlergruß zeigte, als sie zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Die Reichsbürger sehen sich als „kommisarische Reichsregierung“, des für sie noch existenten deutschen Reiches. 2008 wurden Reinecke und co für die Leugnung des Holocaust zu Geldstrafen und Bewährungsstrafen verurteilt.
Härtel, Aktivist der Freien Kräfte Teltow Fläming, ist Anmelder einer geplanten Neonazi-Demonstration am kommenden Samstag in Luckenwalde. Ein Bündnis aus linken Gruppen plant mit diversen Aktionen und einer Gegendemonstration am 23. Mai gegen den rechten Aufzug vorzugehen. Weitere Informationen unter www.linker-flaeming.de.vu