Auf einer Wahlkampfveranstaltung der SPD am Freitag nahm
unter anderem der Ministerpräsident Platzeck teil. Weil vermutlich mit einem
großem Medienaufgebot gerechnet werden konnte dachten sich Neonazis, dies für
sich nutzen zu können. Zwei bislang unbekannte Neonazis erstürmten die Bühne
und breiteten ein Transparent mit der Aufschrift „Die Demokraten bringen uns
den Volkstod“ mit dem Verweis auf eine neonazistische Webseite, die als
Netzwerk für bundesweit agierende Kameradschaften dient, aus.
Hinter dieser Aktion steckt vermutlich eine Gruppe aus dem
südlichen Brandenburg, die dort im Umfeld von Sebastian Richter agiert. Diese
nennt sich Spreelichter und arbeitet länderübergreifend im südlichen
Brandenburg sowie im nördlichen Sachsen. Dabei zeigen sie sich häufig mit
weißen Hemden und schwarzen Hosen oder in Skelett-Verkleidung um so eine Hetze
gegen Demokratie, Demokraten und Parteien zur Schau zu stellen. Dies wurde in den
meisten Fällen als Straßentheater verkauft. Der zentrale Slogan dabei ist, dass
die Demokratie der Tod des „deutschen Volkes“ sei. Eine klare verfassungs- und
demokratiefeindliche Haltung, die allerdings die Machtmonopolisten noch nicht
auf den Plan gerufen hat.
In Luckenwalde marschierten am 23.05.2009 mehr als ein
Dutzend Neonazis hinter dem auch in Oranienburg gezeigten Transparent. Drei der
Personen trugen schwarze Fahnen, einer davon war der Oranienburger Markus
Schmidt. Dieser ist im Kreisvorstand der NPD Oberhavel und Leiter des
JN-Stützpunkts Oranienburg. Darüber hinaus ist er Mitglied in der seit dem
31.03.2009 verbotenen Heimattreuen deutschen Jugend(HDJ) gewesen, weshalb die
Staatsanwaltschaft unter anderem gegen ihn ermittelte und zwei Hausdurchsuchungen
anordnete. Bereits vorher war er Mitglied des gewaltbereiten Märkischen
Heimatschutzes, welcher in den Jahren 2004 und 2005 zwei antifaschistische
Veranstaltungen in Oranienburg zum Teil gewaltätig störte.
Die Neonazidemonstration war am Tag des Grundgesetztes
veranstaltet und richtete sich gegen die BRD. Mehrfach kam es zu
verfassungsfeindlichen Sprechchören, dennoch agierte die Polizei ausschließlich
gegen die Gegenprotestler_Innen.
Auch am Freitag in Oranienburg wurden die Neonazis nur kurz
abgedrängt und konnten dann den Ort verlassen. Eine halbe Stunde später wurde
die NPD aktiv, in dem sie mit ihrem Wahlmobil an der Kundgebung teilnahm und
mit Lautsprechern versuchte die SPD-Veranstaltung zu stören. Die Polizei
unterband die Aktion der NPD, woraufhin diese durch das Oranienburger
Stadtgebiet fuhr und Flyer verteilte. Auch am Samstag tourte der NPD-Bus durch
Oranienburg und konnte ungestört rassistische und nationalistische Propaganda
an die Oranienburger Bürger verteilen.
Die NPD hat bei der letzten Kommunalwahl in Brandenburg
allein im Kreis Oberhavel ihre Stimmen von 5800 auf 10000 fast verdoppeln.
Dabei erreichte sie knapp 5 Mandate im Kreistag und in Gemeindeparlamenten und
konnte stellenweise sogar die 10% Grenze durchbrechen. Doch auch auf der Straße
zeigt sie und ihr neonazistischer Anhang sich immer wieder präsent. In den
vergangen Monaten kam es immer wieder zu Aufkleber und Sprühaktionen, die sich
gegen die örtliche Antifa richteten oder NS-Verherrlichung beinhielten. Auch
konnten häufiger rassistische Beleidigungen, sowie Nazirufe registriert werden.
Gegen einen möglichen Einzug der NPD in den Landtag von
Brandenburg, sowie gegen jegliche Form von Rassismus, Antisemitismus und
Neonazismus richtet sich am kommenden Wochenende(19.September ab 15 Uhr auf dem
Schlossplatz Oranienburg) eine Aktion der örtlichen Zivilgesellschaft. Bei dem
Festiwahl wird es neben migrantischen Musikern und lokalen Bands auch
Fragerunden an Direktkandidaten aus Oberhavel geben. Neben vielen
Informationsständen wird die Antifa Gruppe Oranienburg auch einen Infostand
haben, bei dem sie das Rechercheheft „Blickpunkt“ vorstellen und verteilen
werden. In diesem wird über die aktuelle Neonaziszene Oranienburgs und dem
südlichen Oberhavel informiert. Die Broschüre wird von der „Antifaschistischen
Recherchegruppe Oberhavel Süd“(ARSO) herausgegeben, welche ein Zusammenschluss
von engagierten Bürger_Innen, Antifas und Journalist_Innen darstellt.
Verweise zu den Vorfällen in Oranienburg:
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ziel/604050/DE?search=normal&suchbegriff=Oranienburg+&zeitraum=Alle+Jahre&datum_eingabe=kreuz&tag_eins=11&monat_eins=9&jahr_eins=2009&tag_zwei=13&monat_zwei=9&jahr_zwei=2009&id=1938718
http://www.die-mark-online.de/oranienburgstart/00_20090911221503_Oranienburg_Platzeck_kaempft.html
http://de.indymedia.org/2009/09/260718.shtml
Demonstration in Luckenwalde:
http://infothek.wordpress.com/2009/05/24/23-mai-2009-luckenwalde/
Auswertung der letzten Wahl in Oberhavel:
http://antifagruppeoranienburg.blogsport.de/2008/10/14/kommunalwahl-2008/
Bericht mit Bildern:http://de.indymedia.org/2009/09/260918.shtml