(CityInfoNetz, tol). Auf Veranlassung der Länder übergreifenden Stelle www.jugendschutz.net haben US-amerikanische Hoster wichtige neonazistische Websites geschlossen. Das meldet die “IG4”, eine Interessengemeinschaft für Internetuser (www.ig4.de). Den rechtsextremen Seiten sei eine zentrale Funktion in der internationalen Vernetzung der rechtsextremen Szene zugekommen. Auch Denic, die deutsche Registrierungsstelle für Web-Adressen, sei in der letzten Woche auf Veranlassung von jugendschutz.net gegen die unzulässige Website www.sieg-heil.de vorgegangen und leitet Besucher inzwischen auf das Aufklärungsangebot von www.shoa.de um.
Durch Schließungen der Host-Provider in den USA seien nun ein stark besuchtes mehrsprachiges Szene-Forum und die bekannte Topliste “TOP 100 Nationalist and Revisionist Sites” mit einer Vielzahl von Links auf neonazistische und Holocaust leugnende Websites nicht mehr erreichbar, so “IG4” weiter.
Auch neonazistische Kameradschafts-Sites sowie Seiten des “Anti-Antifa-Netzwerks” seien nicht mehr länger online. Auf ihnen wurden so genannte Hasslisten mit persönlichen Daten von politischen Gegnern verbreitet. Durch kontinuierliche Kooperation, so jugendschutz.net-Projektleiter Stefan Glaser, können “auch ausländische Anbieter für die Problematik rassistischer Propaganda im Internet sensibilisiert und zu Schließungen veranlasst werden.” In den letzten drei Jahren habe www.jugendschutz.net die Schließung von mehr als 350 rechtsextremen Web-Adressen im In- und Ausland erreicht.
Die wirksame Bekämpfung rechtsextremer Angebote im Internet setzt internationale Zusammenarbeit voraus, so Glaser weiter. Daher habe www.jugendschutz.net deshalb vor zwei Jahren das Internationale Netzwerk gegen Cyber-Hate (INACH) mitgegründet. Neben Aktionen gegen unzulässige rechtsextreme Internet-Inhalte ist die Durchführung medienpädagogischer Informations- und Bildungsveranstaltungen mit Jugendlichen und Pädagogen Schwerpunkt der Projektarbeit.
Das Problem mit Domains, die allein schon durch ihren Namen bedenklich sein dürften, ist nicht neu. Im August 2000 hatte ein Strato-Kunde die Domain www.heil-hitler.de registriert. Als das im damaligen Kundenforum zur Sprache kam, hatte der Berliner Hoster binnen kurzer Zeit den Eintrag selbst in der DENIC-Datenbank löschen lassen. Doch die Domain wurde nicht gesperrt, sondern wenige Stunden später erneut über einen anderen Hoster registriert. Heute jedoch wird auch diese Domain auf www.shoa.de umgeleitet (probieren Sies ruhig mal aus).
“Rechtsextremismus im Internet ist kein vorübergehendes und statisches Phänomen”, so der Minister für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, Steffen Reiche, in einem Interview gegenüber der IG4. Nicht zuletzt sei natürlich jeder Internet-User gefordert, neonazistische und menschenverachtende Inhalte an zuständige Stellen zu melden und ihnen entgegen zu treten. Dass dieses engagierte Handeln durchaus kein hoffnungsloses Unterfangen ist, zeigt die durch www.jugendschutz.net erreichte Schließung entsprechender Portale.
INFOwww.jugendschutz.net wurde 1997 als gemeinsame Einrichtung von den Jugendministern der Länder gegründet und ist an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden. Die Länder übergreifende Stelle hat den Auftrag, Jugend gefährdende und entwicklungsbeeinträchtigende Angebote im Internet zu überprüfen und auf deren Veränderung oder Herausnahme zu drängen. Ziel ist ein vergleichbarer Jugendschutz wie in den traditionellen Medien. Die Arbeit von www.jugendschutz.net im Bereich Rechtsextremismus wird seit 2002 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
INFORIOT Die im Artikel erwähnten Seiten vom Anti-Antifa-Netzwerks sind mit Stand von Mittwoch durchaus noch verfügbar, also nicht abgeschaltet. Das Anti-Antifa-Netzwerk wird von Potsdam aus betrieben: Hintergrund-Infos.