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NPD-WM-Planer Beier “traurig” über “Instrumentalisierung des Sports”

Der NPD-Funk­tionär Klaus Beier ist Ende April zu ein­er Bewährungsstrafe verurteilt wor­den. Grund: Er und zwei weit­ere NPD-Spitzen­funk­tionäre hat­ten zur Fußball-Welt­meis­ter­schaft 2006 einen ras­sis­tis­chen “WM-Plan­er” veröf­fentlicht — und damit den schwarzen Fußball­profi und Ex-Nation­al­spiel­er Patrick Owom­oyela diskri­m­iniert und belei­digt.  Owom­oyela, der als Neben­kläger auf­trat, hat­te aus­ge­sagt, die ras­sis­tis­chen Attack­en hät­ten ihn ver­let­zt und beschämt. Durch den “WM-Plan­er” der NPD sei er erst­mals per­sön­lich und direkt mit dem The­ma Ras­sis­mus kon­fron­tiert wor­den”, so Owom­oyela. “Das war eine Kam­pagne gegen mich und meine Haut­farbe. Das wollte ich nicht dulden.” Die NPD miss­brauchte den Fußball, um ihre völkische Ide­olo­gie zu propagieren.

Für Tol­er­anz” lässt Beier erschrecken

Nur etwa zwei Wochen nach diesem Urteil, am 09. Mai 2009, schrieb Beier einen offe­nen Brief an den Fußbal­lvere­in Ger­ma­nia Storkow. Darin heißt es, am 04. Juli 2009 gastiere der Fußball-Bun­desligist Energie Cot­tbus im Rah­men eines Fre­und­schaftsspiel in Storkow (Mark). Dies habe Beier erfreut.

Mit “Erschreck­en” habe der “Fußball­fre­und” Beier dann allerd­ings fest­stellen müssen, dass “dieser sportliche Ver­gle­ich im Jahr der 800-Jahr-Feier zwis­chen Ger­ma­nia Storkow und Energie Cot­tbus poli­tisch mißbraucht wer­den soll”. Der Vere­in will das Spiel unter das Mot­to „Mit Energie für Tol­er­anz“ stellen, um nach Angaben der Märkischen All­ge­meinen ein Zeichen gegen Recht­sex­trem­is­mus zu set­zen. “Wer damit gemeint ist, dürfte nach den über­durch­schnit­tlichen NPD-Ergeb­nis­sen bei der Kom­mu­nal­wahl 2008 im Bere­ich Storkow auf der Hand liegen”, fühlt sich Beier ange­sprochen. Nach dem offiziellen Ergeb­nis der Wahlen am 28. Sep­tem­ber 2008 im Land­kreis Oder-Spree hat­te die NPD in Storkow 7,3 Prozent, das sind 837 Stim­men, erreicht.

Instru­men­tal­isierung macht NPD “trau­rig”

Diese poli­tis­che Instru­men­tal­isierung ein­er Sportver­anstal­tung wird der NPD-Lan­desver­band nicht taten­los hin­nehmen”, schreibt der NPD-Funk­tionär weit­er. Denn: Es sei “trau­rig, daß ein Fre­und­schaftsspiel für poli­tis­che Zwecke instru­men­tal­isiert wer­den soll, um dann noch als Neben­ef­fekt angesichts des Mot­tos gegen „Recht­sex­trem­is­mus“ einen Zuschuß durch das Land Bran­den­burg zu erbet­teln.” Vielle­icht sollte die NPD in Bran­den­burg auch ein­mal über eine Spende für einen klam­men Fußbal­lvere­in nach­denken; in NRW hat­te die NPD im Som­mer 2007 die Sport­büch­sen aus und Spendier­ho­sen ange­zo­gen und über­wies der SG Wat­ten­scheid 09 sat­te elf Euro.

Was allerd­ings die ange­bliche “Bet­telei” von Ger­ma­nia Storkow ange­ht: Ein­er Partei wie der NPD, die ohne öffentliche Gelder längst pleite wäre, ste­ht es beson­ders schlecht zu Gesicht, solche Unter­stel­lun­gen her­auszuhauen. Dem NPD-Chef in Bran­den­burg ist‘s offen­bar egal, er dro­ht stattdessen:

Der NPD-Lan­desver­band wird der­ar­ti­gen demokratiefeindlichen Aktio­nen kün­ftig die rote Karte zeigen und dort Gesicht zeigen, wo man glaubt, nationale Men­schen dif­famieren zu kön­nen. Wer meint, Sportver­anstal­tun­gen poli­tisch mißbrauchen zu kön­nen, der muß eben damit rech­nen, daß Nation­aldemokrat­en dann vor Ort aufk­lärend wirken wer­den. Daher hat die Bran­den­burg­er NPD eine Demon­stra­tion für den 04. Juli 2009 in Storkow angemeldet. Da unsere deutschfre­undlichen Ver­anstal­tun­gen lei­der oft linkskrim­inelle Gewalt­täter auf den Plan rufen, ist zu befürcht­en, daß in Storkow an diesem Woch­enende nicht nur der Rasen „grün“ sein wird.”

Damit aber nie­mand behaupten kann, die NPD set­ze nur auf den “Kampf um die Straße”, um den Storkow­ern den Tag zu ver­miesen, erk­lärt sich Beier als Chef des NPD-Lan­desver­ban­des Bran­den­burg, der nicht ger­ade als auf­strebend gilt, doch noch zu Ver­hand­lun­gen bere­it und set­zt dem Vere­in ein Ultimatum (!):

Sollte sich der Vor­stand von Ger­ma­nia Storkow noch zeit­nah dazu entschließen kön­nen, ein dem sportlichen Anlaß angemessenes Mot­to zu wählen, dann ist der Lan­desvor­stand der Bran­den­burg­er Nation­aldemokrat­en gerne gesprächs­bere­it, damit das Fußballfest doch noch auf der rein sportlichen Ebene zele­bri­ert wer­den kann. Bitte nehmen Sie mit mir bis zum 31. Mai 2009 Kon­takt auf, damit die Fans von Energie und Ger­ma­nia einen har­monis­chen Tag in Storkow erleben können.”

Diese Frist ist nun abge­laufen, über eine Kon­tak­tauf­nahme zu Her­rn Beier ist indes nichts bekan­nt geworden.

Die Weißen kommen”

Die NPD in Bran­den­burg hat­te bere­its im Jahr 2006 öffentlich gegen eine Ver­anstal­tung gedro­ht, die ihr nicht passte. Dabei ging es um ein Anti-Ras­sis­mus-Sem­i­nar für schwarze Jugendliche. Hin­ter der NPD-Veröf­fentlichung unter dem Mot­to “Die Weißen kom­men!” stand eben­falls NPD-Bun­de­spress­esprech­er und Lan­deschef Beier. Dieser ließ der Ankündi­gung auch Tat­en fol­gen und rück­te zu später Stunde mit Kam­er­aden bei dem Sem­i­nar an. Die NPD Fürsten­walde hat­te zuvor im Inter­net angekündigt, das Anti-Ras­sis­mus-Sem­i­nar “aufmerk­sam begleit­en und besuchen” zu wollen.

Diese Veröf­fentlichung der NPD ver­an­lasste die Betreiber der in einem Wald gele­ge­nen Begeg­nungsstätte — in Absprache mit dem Land­kreis — einen pri­vat­en Sicher­heits­di­enst mit dem Schutz des Gebäudes zu beauf­tra­gen. Zusät­zlich sagte die Polizei zu, min­destens ein­mal stündlich Streife zu fahren, außer­dem beobachteten Beamte in ziv­il die Umgebung.

Deutschfeindlich­es Seminar”

Dass diese Vor­sichts­maß­nah­men ange­bracht waren, zeigte sich am ersten Abend des Sem­i­nars. Gegen 23.00 Uhr fuhren mehrere Pkw auf das Grund­stück der Bil­dungsstätte. Die unge­beteten Besuch­er waren NPD-Bun­de­spress­esprech­er Beier sowie min­destens zwei Begleit­er, laut Augen­zeu­gen sog­ar sechs weit­ere Per­so­n­en. Der Partei-Funk­tionär ver­langte vor Ort nach Infor­ma­tio­nen über die Kosten des Sem­i­nars und nach per­sön­lichen Dat­en der Teil­nehmer. Außer­dem wollte man das “Gespräch mit den Sem­i­nar-Teil­nehmern” suchen, so Beier auf Anfrage. Einen bedrohlichen Charak­ter kon­nte er in diesem Vorge­hen nicht erken­nen, schließlich habe man diesen Besuch zuvor im Inter­net angekündigt. Beier erk­lärte, dass das Sem­i­nar “deutschfeindlich” sei, weil Deutsche nur weiß sein könnten.

Schließlich nutzten die Betreiber der Begeg­nungsstätte ihr Haus­recht und forderten den NPD-Press­esprech­er sowie seine Kam­er­aden auf, das Grund­stück zu ver­lassen. Der Schutzbere­ich­sleit­er der Polizei in Fürsten­walde, Burghard Neu­mann, sagte zu dem Vor­fall, man habe die Veröf­fentlichung der NPD als eine bes­timmte Dro­hung werten müssen. Sie sei auch eine Auf­forderung an andere Per­so­n­en gewe­sen, das Sem­i­nar “zu besuchen” — also zu stören. Im aktuellen Fall in Storkow dürfte die Sache wohl ähn­lich liegen.

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