Das Konzentrationslager für Mädchen und junge Frauen und spätere Vernichtungslager Uckermark war lange – trotz seiner unmittelbaren Nähe zur Mahn und Gedenkstätte Ravensbrück – eines von vielen der so genannten “vergessenen Lager” des Nationalsozialismus. Nach 1945 wurde das ehemalige Lagergelände militärisch genutzt, geblieben sind die Ruinen der ehemaligen Panzerhallen, die das heutige Erscheinungsbild maßgeblich prägen. Auch seit der Übernahme des Geländes durch den Bund (1992) waren von offizieller Seite kaum Bemühungen zur Einrichtung eines Gedenkortes erkennbar. Erst als EUGelder für so genannte Konversionsmaßnahmen (d.h. für den Rückbau der maroden Panzerhallen) in Aussicht gestellt wurden, schien 2008 etwas in Bewegung zu kommen.
Doch der anfängliche Schwung war schnell wieder verebbt – obwohl die Zeit drängt, da die Frist für die Geldervergabe bis Jahresende 2010 ausläuft. Damit die Konversion als Voraussetzung zur Schaffung eines würdigen Gedenkortes auf dem ehemaligen Lagergelände doch noch realisiert wird, macht die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V zusammen mit Überlebenden und anderen NS-Opferverbänden sowie politischen Initiativen und Einzelpersonen aus dem In und Ausland Druck.
Das Hauptproblem scheint zu sein, dass die BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben), die das Gelände für den Bund verwaltet, der Konversion nur unter der Voraussetzung eines anschließenden Besitzer_innenwechsels zustimmt. Obwohl immer wieder verschiedene Landeseinrichtungen für eine Trägerschaft im Gespräch waren, gibt es bis heute keine konkreten Ergebnisse beziehungsweise nur Vertröstungen, geplatzte Termine oder vage Aussagen – und vor allem ein Hin und Herschieben von Verantwortlichkeiten.
Die Initiative Für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. arbeitet bereits seit über 10 Jahren zur Geschichte des Ortes, hat Kontakt zu Überlebenden gesucht, mithilfe von Spenden und ehrenamtlichem Engagement die Errichtung eines Gedenksteins auf dem Gelände möglich gemacht und das Thema verschiedentlich in die Öffentlichkeit getragen. Seit langem fordert sie, die politischen Verantwortlichkeiten endlich zu klären und konkrete Lösungen für einen würdigen Gedenkort zu verfolgen. Zum 24. Februar 2010 rief die Initiative zu einer Kundgebung vor dem Potsdamer Landtag auf, um die Entwicklungen, die einer Konversion, wie oben beschrieben, vorausgehen müssen, zu beschleunigen. Dies blieb nicht folgenlos: Noch im Dezember 2009 hatte die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Frau Dr. Martina Münch in einem Schreiben an die Initiative im Dezember 2009 zwar eine baldige Lösung befürwortet, die Verantwortung dafür aber an den Bund abgegeben. Bei der Kundgebung am 24. Februar 2010 traf sie dann überraschend die Zusage, sich nun doch für die notwendigen Schritte einzusetzen.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist das angekündigte Engagement seitens des Ministeriums allerdings ausgeblieben. Vielleicht ist es auch nur der Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark verborgen geblieben?
Wir fordern dringend dazu auf, die Initiative und die Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V. (LGRF) in Gespräche über mögliche Zukunftsszenarien mit einzubeziehen, stehen als Ansprechpartner_innen jederzeit zur Verfügung und weisen auf weitere öffentlichkeitswirksame Aktionen hin. Bereits am 24. Februar war in der Pressemitteilung der Initiative1 zu lesen: „Es ist für mich wie ein Schlag ins Gesicht (…). Ich kann nur sagen, wir in der Uckermark wurden immer vergessen. Wie lange hat man gebraucht bis man es anerkannt hat, dass dort genau wie in Ravensbrück gefoltert und getötet wurde. Ich kam 1942 mit 15 Jahren zuerst nach Ravensbrück dann nach Uckermark. Dort hat man mich an Leib und Seele vernichtet. Ich lebe noch heute mit 82 unter Angst und Panikattacken. (…) Ich bin ganz traurig und verletzt, dass man den Toten und den Überlebenden keine Achtung gewährt.“ (Zitat einer Überlebenden, als sie davon erfuhr, dass immer wieder die Informationstafeln und sonstigen Kennzeichnungen der UckermarkInitiative, die vor Ort auf das ehemalige Lager hinweisen, das Ziel von Randalierer_innen sind.)
„Sich bei diesem Thema hinter Formalitäten zu verschanzen und nur ab und zu ein paar schöne Worte zu verlieren, das ist doch peinlich. Die ständig aufgeworfene Frage nach der Zuständigkeit ist letztendlich doch keine formale, sondern eine des politischen Willens!“ (Kathrin Schmitz von der Initiative)
Ein erster Schritt wäre die Umsetzung der Konversion. Ob Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Rede auf der Gedenkveranstaltung zum 65. Jahrestag der Befreiung am 18. April 2010 in der Mahn und Gedenkstätte Ravensbrück etwas zum Thema zu sagen hat, bleibt abzuwarten.
Seien Sie herzlich zur Befreiungsfeier am 18. April 2010 um 14 Uhr auf dem Uckermark-Gelände eingeladen!
Weitere Informationen finden Sie unter www.maedchenkzuckermark.de oder schreiben Sie uns eine EMail: info@maedchenkzuckermark.de.
Sie erreichen uns auch unter der Telefonnummer 015787276513
Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V., Postfach 360227, 10972 Berlin