Nach Konzertabsagen in Berlin und München. Rechtsoffenes Black Metal-Konzert findet in Lübbenau statt.
Derzeit befindet sich die polnische Black Metal-Band Mgła, zusammen mit Deus Mortem und der kanadischen Band Revenge auf Deutschland-Tour. Diese verläuft nicht ganz reibungslos, fielen doch Mitglieder der beiden erstgenannten Gruppen in der Vergangenheit immer wieder wegen antisemitischer und neonazistischer Äußerungen auf. In München und Berlin kam es deshalb bereits zu Konzertabsagen. Nun versuchen die Bands und Veranstalter*innen doch noch in der Region aufzutreten. Im Spreewald scheinen sie fündig geworden zu sein.

Am kommenden Dienstag, den 7. Mai, soll das in Berlin abgesagte Konzert im Kulturhof Lübbenau nachgeholt werden. Zumindest die umstrittene Band Deus Mortem scheint nicht mehr dabei zu sein.
Wie Asgaardian Events auf ihrer facebook-Seite hinweisen behalten die Tickets für das abgesagte Konzert in Berlin ihre Gültigkeit. Auch sollen ein Teil der zusätzlichen Einnahmen dem Veranstalter Triple Six Concerts zu gute kommen, die durch die Absage in Berlin einen finanziellen Verlust erlitten haben, wie es weiter zur Ankündigung des Konzerts heißt.
Was sich jedoch nicht in der Ankündigung finden lässt, ist die Auseinandersetzung mit der Kritik von Antifaschistischen Gruppen, die auf die extrem rechten Äußerungen und Kontakte der Bands hingeweisen haben und die schlußendlich zur Absage der Auftritte im Berliner Columbia Theater und Backstage in München führte.
Wie auf der Bühne versuchen die Mitglieder von Mgła sich zu verbergen. Die Biografie von Mikołaj Żentara ist jedoch wohl bekannt.
Zu den Hintergründen von Mgła
Die Vorwürfe, die gegen Mgła erhoben werden sind nicht unbegründet. Wie die Nürnberger Gruppe „das schweigen durchbrechen“ auf ihrer facebook-Seite schreiben, veröffentlicht die Band ihre Tonträger regelmäßig auf dem finnischen Label Northern Heritage, auf dem eine Reihe von bekannten NSBM-Bands ebenfalls ihre CDs veröffentlichen. Auch der Inhaber des Labels, Mikko Aspa, ist bekannt durch seine rassistischen und antisemitischen Äußerungen.1
Die Mitglieder der Band scheint dies nicht zu stören, stehen sie doch selbst in Verbindung zu mehreren NSBM-Bands, wie Internal War (früher Internal-SS), denen sie bei der Produktion ihrer Veröffentlichungen halfen und auf deren letzten Album Axiom (2015) der Mgła-Sänger Mikołaj Żentara als Gastmusiker beteiligt ist.2 Das ist nicht verwunderlich, spielen doch bei Deus Mortem, die scheinbar nicht in Lübbenau dabei werden, mit Marek Lechowski und Pawel Pietrzak zwei (ehemalige) Mitglieder von Internal War/SS mit.
Belege für weitere Co-Produktionen von Mgła lassen sich zu zahlreichen extrem rechten Black Metal-Bands finden. Offenen Antisemitismus äußerte Żentara selbst, der als Sänger die zentrale Figur von Mgła darstellt, bereits vor 20 Jahren, als er mit seinem damaligen Band-Projekt „Leichenhalle“ von „Judenfrei“ und „Jerusalem in Flames“ sang.3

Kulturhof Lübbenau. Vom alternativen Veranstaltungsort zur Heimat von Grauzonenbands?
Der offene Brief des Linkes Bündnis gegen Antisemitismus München hat zur Absage des Auftritts im Club Backstage geführt,4 die stattdessen ein Soli- und Benefizkonzert gegen Antisemitismus am 1. Mai veranstalteten. Auch in Berlin führte die Intervention von Antifaschist*innen zur Konzertabsage von Seiten des Veranstaltungsortes. In Lübbenau scheint dies bislang noch nicht der Fall zu sein.
Das der Kulturhof Lübbenau sich für so ein Konzert hergibt verwundert jedoch zunächst. Noch vor 10 Jahren fanden dort regelmäßig antifaschistische Konzerte und Infoabende statt. Im April 2008 berichtete die Lausitzer Rundschau von einer Infoveranstaltung im Kulturhof, die über extrem rechte Musik und Subkultur im Landkreis Oberspreewald-Lausitz aufklärte.5
Mit dem Weggang von alternativer Subkultur aus der Region scheint sich auch der Fokus des Kulturhofs bei der Ausrichtung der Konzerte verlagert zu haben. Bereits in der Vergangenheit haben dort Bands gespielt, denen Kontakte zu Grauzonenbands nachgesagt wurde. Das der Trägerverein von den Ereignissen um die Band nichts mitbekommen haben soll, ist auszuschließen, sind sie doch nicht nur Veranstaltungsort, sondern auch Kooperationspartner von Asgaardian Events.
Keine Bühne für rechtsoffene Bands
Eine Distanzierung von extrem rechten Kontakten und früheren Bandprojekten findet von Seiten der Bands Mgła und Deus Mortem bislang nicht statt. Stattdessen Schuldzurückweisungen und Selbststilisierung als Opfer einer vermeintlichen Rufmord-Kampgane.
Auch in anderen Städte, wo für die nächsten Tage Konzerte der Bands angekündigt sind, wie etwa in Nürnberg, gibt es derzeit Protest von antifaschistischen Gruppen mit der Forderung die Konzerte abzusagen. Für antisemitische und extrem rechte Bands darf es nirgends eine Bühne geben. Auch nicht in Brandenburg.
1https://www.facebook.com/schweigendurchbrechen/posts/2557451424284204?__xts__%5B0%5D=68.ARDKhxE5aVf0RDsdUw770UrXV0_zi0H7Me5eZn4hnGCOKl8zRNGVbrvB7Nr4ZE8heHItyP8Ja2Zpz_cAM-zfEw1mt6udfqXt25xMZk_9d8zxbT8hmrSNVwr752UYc22aAit-DqhTwHK1Diq9rUXuydqHuH5X9YKFvP9kRGRUvxvwIWMw_UFKoittl4YHRobUgVYucFd2Dq4oAlSt1lHE7MH_wBvxvDQnS3Jl7kW_Iz8etm0dMdSOinpmy0OJmtWH9Gq6_4NuS6LlsDh3BIiFz92bV_j_JHeCzjzuiaE26OkgO6U8re1to-hYa7tlYQ0URBoWnVX0gdE5E1wamAtATR07YdaKlcvSGg&__tn__=K‑R