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Schwere Körperverletzung unter Aufsicht des Sicherheitsdienstes

Am frühen Neu­jahrsmor­gen ver­let­zte eine zehnköp­fige Gruppe drei Flüchtlinge schw­er. Eines der Opfer kommt mit gebroch­en­em Kiefer ins Kranken­haus. Die Wach­leute des ver­ant­wortlichen Sicher­heit­sun­ternehmens grif­f­en nicht ein. „Ist der Sicher­heits­di­enst von Recht­sex­tremen unter­wan­dert?“, fragt die Bürg­erini­tia­tive Cot­tbus schaut hin.
 
Eine Gruppe von drei afghanis­chen Flüchtlin­gen ist in den Mor­gen­stun­den des neuen Jahres in Cot­tbus auf ihrem Heimweg in Sach­sendorf. Als sie gegen 1:30 Uhr am Gelsenkirch­en­er Platz in Sach­sendorf ankom­men, begin­nt eine etwa zehnköp­fige Gruppe von jun­gen Deutschen sie als „Scheiß Aus­län­der“ zu beschimpfen und zu ver­fol­gen. So erzählt es ein­er der drei Betrof­fe­nen des Angriff der Bürg­erini­tia­tive Cot­tbus schaut hin.
 
Die drei Opfer ver­sucht­en die Täter zu ignori­eren und schnell­st­möglich in ihre Unterkun­ft in der Zielona-Gora-Straße 17 und 19 zu gelan­gen. Schon auf dem Weg seien sie mit Schla­grin­gen und Bier­flaschen mal­trätiert wor­den. An der Unterkun­ft angekom­men, dann aber der Schock.
 
Die zwei dien­sthaben­den Wach­leute ließen die drei Bewohn­er zwar in den Ein­gangs­bere­ich, kurz darauf aber auch die Angreifer.
Wir haben mehrmals zu den Wach­män­nern gesagt, dass sie die Polizei anrufen sollen. Aber sie haben nicht reagiert und ein­fach 20–25 Minuten zugeschaut, wie wir von über zehn Deutschen im Flur und Trep­pen­bere­ich geschla­gen wurden.
Nach ca. 25 Minuten haben die Wach­män­ner die Tür für die Deutschen geöffnet und zu ihnen gesagt, dass sie raus gehen müssen, weil jet­zt die Polizei kommt.
 
Der zehn Minuten später ein­tr­e­f­fend­en Polizei habe ein­er der Wach­leute danach noch eine falsche Rich­tungsangabe darüber gemacht, wohin die Täter geflo­hen seien.
Alle drei Opfer des Angriff tru­gen mas­sive Ver­let­zun­gen im Gesicht davon. Ein­er von ihnen wird immer noch mit gebroch­en­em Kiefer im Carl-Thiem-Klinikum behan­delt. Die drei jun­gen Afgha­nen fordern die Bestra­fung der Täter und des Wach­per­son­als, Polizei und Sozialamt haben sie bere­its informiert.
 
Dis­telkam Dien­stleis­tungs­gruppe – Neon­azis im Dien­ste der Stadt?
Die Ini­tia­tive „Cot­tbus schaut hin“ richtet fol­gende Fra­gen an die Stadt Cot­tbus: Ist Ihnen bekan­nt, was für ein Sicher­heit­sun­ternehmen in den Unterkün­ften der Zielona-Gora-Straße tätig ist? Wur­den die Sicher­heit­sleute auf diesem speziellen und hochsen­si­blen Arbeits­feld aus­re­ichend über­prüft? Gab es schon vorher Beschw­er­den? Welche Auf­gabe hat dieses Sicher­heit­sun­ternehmen in den einzel­nen Objek­ten: Schutz der Bewohn­er vor Angrif­f­en von außen oder Hil­festel­lung bei Angrif­f­en von außen?
 
Nach Recherchen der Bürg­erini­tia­tive han­delt es sich bei dem vor Ort zuständi­gen Sicher­heit­sun­ternehmen um die Dis­telkam Dien­stleis­tungs­gruppe aus Chem­nitz. Eine Analyse des Face­book-Auftritts von Unternehmer Kai Dis­tel­mann (facebook.com/kai.distelmann) zeige, dass er alles andere als ein unbeschriebenes Blatt sei, so die Press­esprecherin Maria Koch von Cot­tbus schaut hin.
In Dis­telkams „Gefällt-mir-Angaben“ fän­den sich mehrere ein­schlägige Seit­en, die auf eine recht­spop­ulis­tis­che bis recht­sex­treme Gesin­nung schließen ließen. Unter anderem find­en sich dort Seit­en mit fol­gen­den Titeln: Das Rit­terkreuz and the Rit­terkreuzträger Wehrma­cht (eine Wehrma­cht­stra­di­tion­s­seite), Frank Ren­nicke (ein recht­sex­tremer Lie­der­ma­ch­er), Unbe­queme Jugend Cot­tbus (Jugend­gruppe von Infer­no Cot­tbus), Sach­sen stellt sich quer: Asylmiss­brauch stop­pen; Chem­nitz, Sach­sen, Deutsch­land gegen Scheina­sy­lanten und mehrere Face­book­seit­en der AfD.
 
Dis­telkam teilt Nachricht­en von „Heimat und Tra­di­tion Chem­nitz Erzge­birge“ unter anderem einen Aufruf unter dem Titel „Ein­siedel sagt Nein zur Erstauf­nahme-Ein­rich­tung“. Im Mai spekuliert er, der Tod von Michèle Kiesewet­ter sei gar nicht auf Neon­azis, son­dern auf Islamis­ten zurück­zuführen und ein Fre­und rät ihm die ver­schwörungs­the­o­retis­che Doku­men­ta­tion mit dem viel­sagen­den Titel „Das NSU Märchen“ anzusehen.
 
Dis­telkams Unternehmen wird von Fre­un­den bewor­ben, die sich wenig Mühe geben ihr neon­azis­tis­ches Gedankengut zu ver­ber­gen. Ein­er der Beschäftigten nimmt seinen Arbeit­ge­ber gegen den Vor­wurf, Löhne nicht auszuzahlen in Schutz; er sei stolz dort beschäftigt zu sein. Seine eigenes Face­bookpro­fil wird der­weil von sein­er „Wei­h­nachts­deko“ geschmückt im Nazi-Stil samt Hakenkreuz.
 
Die Ini­tia­tive bew­ertet ihre Ergeb­nisse wie fol­gt: „Der Vor­fall in Cot­tbus und die im Inter­net sicht­baren Net­zw­erk­struk­turen lassen nur einen Schluss zu: Dis­telkam will weniger Aus­län­der in sein­er Heimat, während sein Unternehmen davon lebt Aus­län­der zu „bewachen“. Seine Gesin­nungsgenossen wer­ben unter­dessen dafür, sich genau bei diesem Sicher­heits­di­enst zu bewer­ben. Dass das nicht lange gut gehen würde, hätte man ahnen können.“
 
Cot­tbus schaut hinschließt sich den Forderun­gen der Opfer des Angriffs aus der Sil­vester­nacht an: „Die Täter und Mit­täter müssen zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den – das ist klar. Aus mein­er Sicht ist es aber auch völ­lig indiskutabel, dass dieses Unternehmen weit­er­hin von der Stadt Aufträge erhält.“, so Maria Koch weiter.
 
Der Vor­fall habe eine beson­dere und auch über­re­gionale Bedeu­tung, da Dis­telkams Unternehmen nicht nur für zahlre­iche weit­ere Flüchtling­sun­terkün­fte, son­dern auch für den Schutz des Landgerichts in Chem­nitz zuständig sei.
 

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