25. Juni 2014 · Quelle: Vorbereitungskreis Erich-Mühsam-Gedenken
“Sich fügen heißt lügen”
Oranienburg - Aufruf zum Gedenken anlässlich 80. Todestages von Erich Mühsam
Mühsam war Vieles: Revolutionär, Utopist, Freidenker, Anarchist, KPD- und Rote Hilfe-Mitglied, Antikriegsaktivist/Pazifist, Knast- und Wahlkritiker, Antifaschist und Syndikalist, ein Individualist mit chronischem Geldmangel, Lebemann der schriftstellerischen Bohème, Mitbegründer der Münchner Räterepublik 1919, anerkannter Verfasser von Gedichten, Theaterstücken und Herausgeber und Publizist von Sachbüchern, politischen Zeitschriften und Aufsätzen und Humorist.
All diese Lebensbereiche und Facetten Mühsams, die sich noch um einige erweitern ließen, zeichneten seine vielschichtigen Persönlichkeit aus. Für uns als libertäre Antifaschist*innen erscheinen im Hinblick auf ein politisches Gedenken drei Punkte jedoch ganz zentral für dessen Wirken zu stehen: das anarchistische, antifaschistische und freigeistliche Erbe Mühsams. Denn alles was Mühsam ausmachte, sah er selbst als Teil des Weges hin zu einem besseren Leben für alle. Denn so Mühsam: der “Zweck meiner Kunst ist der gleiche, dem mein Leben gilt: Kampf! Revolution! Gleichheit! Freiheit!”
Anarchist: “Sich fügen heißt lügen” bedeutete für Mühsam in erster Linie für eine herrschaftsfreie Gesellschaft einzutreten. In Staat, Kapitalismus, Militarismus und Klassengesellschaft fand er Angriffspunkte um gegen Unterdrückungsmechanismen vorzugehen. Der revolutionäre Kampf sollte nie für die Menschen, sondern immer auf Augenhöhe mit den Menschen geführt werden. Befreiung verstand er immer auch als Leben und nicht bloß als Politik. “Sich fügen heißt lügen” trifft jedoch auch auf Mühsam als undogmatischen Anarchisten zu. So gibt es zwar viele Anarchisten seiner Zeit, auf die er sich bezieht und die ihn beeinflussten, doch ließ er sich nie entgegen seiner eigenen persönlichen Überzeugungen vor einen politischen Karren spannen. “Sich fügen heißt lügen” trifft also Herrschaftsverhältnisse in Form politischer Systeme genauso, wie feste politische Ideologien.
Antifaschist: Bereits 1932 bezeichnete Joseph Goebbels Mühsam als einen “jüdischen Wühler”, mit denen man “kurzen Prozeß” machen werde, sobald die NSDAP an der Macht sei. Der frühe Zeitpunkt der Festnahme und Ermordung Mühsams zeugen davon, wie sehr er den Nazis ein Dorn im Auge war und von von seinem nicht unerheblichen Einfluss in jener Zeit. Sein antifaschistisches Engagement als Publizist und Schriftsteller, welches sich in den Jahren vor der Machtübernahme der Faschisten, verstärkte, weisen zudem auf seine enorme Überzeugung hin. Was er sich im Laufe seines Lebens, als “sich fügen heißt lügen” auf die Fahnen schrieb, sollte sich auch am Ende seine Lebens erfüllen. Bis zuletzt gelang es den Nazis — auch nach 17. Monaten schwere Folter — nicht, seinen Willen zu brechen.
Freigeist: Lesen wir heutzutage diese Aneinaderreihung von Charaktereigenschaften und Betätigungsfeldern, die sich noch um Einiges fortführen lassen ließe, so stutzen wir zumindest für einen Moment. Widersprüche und Ungereimtheiten zeichnen das Leben Mühsams aus. Doch das war es, was die vielschichtige Persönlichkeit Mühsams auszeichnete. Entgegen jedem Trend und jeder Norm blieb er eine Institution für sich, nirgends einzuordnen, niemandem zugehörig, überall dabei, aber immer er selbst. Der berühmte Auspruch “sich fügen heißt lügen” geht also über das Ideal klassischer Herrschaftsfreiheit hinaus und meint zudem, scheinbar Feststehendes stets radikal zu hinterfragen, um der eigenen Meinungs- und Willensbildung wegen. Das praktizierte der Einzelgänger Mühsam bis zur letzten Konsequenz an sich selbst, mit dem Effekt, dass er zeitlebens unbequem blieb – von Zeit zu Zeit auch seinen eigen Leuten gegenüber. Die Akzeptanz seiner eigenen inneren Widersprüche trieben ihn darin an Widersprüche innerhalb sozial-revolutionärer Strömungen von Anarchisten und Kommunisten zu überwinden. Sein Engagement galt keinem ideologischen Dogma, sondern dem gemeinsamen Kampf aller gegen Faschismus und für eine bessere, herrschaftsfreie und solidarische Gesellschaft ohne Kapitalismus und Ausbeutung.
Und rufen wir euch 80 Jahre nach seiner Ermordung dazu auf, dem ganzen Menschen Mühsam, der gelebt hat und dem sein Leben genommen wurde, am Ort seiner Hinrichtung zu gedenken.
Antifaschistische Gedenkdemonstration:
12. Juli 2014 | 13 Uhr | S‑Bhf. Oranienburg
Erich Mühsam Fest
12. Juli 2014 | 15/16 Uhr | ZUKUNFT am Ostkreuz, Laskerstraße 5, Berlin
www.erichmuehsamfest.de
All diese Lebensbereiche und Facetten Mühsams, die sich noch um einige erweitern ließen, zeichneten seine vielschichtigen Persönlichkeit aus. Für uns als libertäre Antifaschist*innen erscheinen im Hinblick auf ein politisches Gedenken drei Punkte jedoch ganz zentral für dessen Wirken zu stehen: das anarchistische, antifaschistische und freigeistliche Erbe Mühsams. Denn alles was Mühsam ausmachte, sah er selbst als Teil des Weges hin zu einem besseren Leben für alle. Denn so Mühsam: der “Zweck meiner Kunst ist der gleiche, dem mein Leben gilt: Kampf! Revolution! Gleichheit! Freiheit!”
Anarchist: “Sich fügen heißt lügen” bedeutete für Mühsam in erster Linie für eine herrschaftsfreie Gesellschaft einzutreten. In Staat, Kapitalismus, Militarismus und Klassengesellschaft fand er Angriffspunkte um gegen Unterdrückungsmechanismen vorzugehen. Der revolutionäre Kampf sollte nie für die Menschen, sondern immer auf Augenhöhe mit den Menschen geführt werden. Befreiung verstand er immer auch als Leben und nicht bloß als Politik. “Sich fügen heißt lügen” trifft jedoch auch auf Mühsam als undogmatischen Anarchisten zu. So gibt es zwar viele Anarchisten seiner Zeit, auf die er sich bezieht und die ihn beeinflussten, doch ließ er sich nie entgegen seiner eigenen persönlichen Überzeugungen vor einen politischen Karren spannen. “Sich fügen heißt lügen” trifft also Herrschaftsverhältnisse in Form politischer Systeme genauso, wie feste politische Ideologien.
Antifaschist: Bereits 1932 bezeichnete Joseph Goebbels Mühsam als einen “jüdischen Wühler”, mit denen man “kurzen Prozeß” machen werde, sobald die NSDAP an der Macht sei. Der frühe Zeitpunkt der Festnahme und Ermordung Mühsams zeugen davon, wie sehr er den Nazis ein Dorn im Auge war und von von seinem nicht unerheblichen Einfluss in jener Zeit. Sein antifaschistisches Engagement als Publizist und Schriftsteller, welches sich in den Jahren vor der Machtübernahme der Faschisten, verstärkte, weisen zudem auf seine enorme Überzeugung hin. Was er sich im Laufe seines Lebens, als “sich fügen heißt lügen” auf die Fahnen schrieb, sollte sich auch am Ende seine Lebens erfüllen. Bis zuletzt gelang es den Nazis — auch nach 17. Monaten schwere Folter — nicht, seinen Willen zu brechen.
Freigeist: Lesen wir heutzutage diese Aneinaderreihung von Charaktereigenschaften und Betätigungsfeldern, die sich noch um Einiges fortführen lassen ließe, so stutzen wir zumindest für einen Moment. Widersprüche und Ungereimtheiten zeichnen das Leben Mühsams aus. Doch das war es, was die vielschichtige Persönlichkeit Mühsams auszeichnete. Entgegen jedem Trend und jeder Norm blieb er eine Institution für sich, nirgends einzuordnen, niemandem zugehörig, überall dabei, aber immer er selbst. Der berühmte Auspruch “sich fügen heißt lügen” geht also über das Ideal klassischer Herrschaftsfreiheit hinaus und meint zudem, scheinbar Feststehendes stets radikal zu hinterfragen, um der eigenen Meinungs- und Willensbildung wegen. Das praktizierte der Einzelgänger Mühsam bis zur letzten Konsequenz an sich selbst, mit dem Effekt, dass er zeitlebens unbequem blieb – von Zeit zu Zeit auch seinen eigen Leuten gegenüber. Die Akzeptanz seiner eigenen inneren Widersprüche trieben ihn darin an Widersprüche innerhalb sozial-revolutionärer Strömungen von Anarchisten und Kommunisten zu überwinden. Sein Engagement galt keinem ideologischen Dogma, sondern dem gemeinsamen Kampf aller gegen Faschismus und für eine bessere, herrschaftsfreie und solidarische Gesellschaft ohne Kapitalismus und Ausbeutung.
Und rufen wir euch 80 Jahre nach seiner Ermordung dazu auf, dem ganzen Menschen Mühsam, der gelebt hat und dem sein Leben genommen wurde, am Ort seiner Hinrichtung zu gedenken.
Antifaschistische Gedenkdemonstration:
12. Juli 2014 | 13 Uhr | S‑Bhf. Oranienburg
Erich Mühsam Fest
12. Juli 2014 | 15/16 Uhr | ZUKUNFT am Ostkreuz, Laskerstraße 5, Berlin
www.erichmuehsamfest.de