Potsdam — Marcel Guse, die ideologische Führungsfigur der Potsdamer Neonaziszene, ist mittlerweile bei der neonazistischen Gruppierung „Freie Kräfte Potsdam“ (FKP) aktiv.
Anfang Mai trat dieser, laut eigenen Angaben „wegen unüberbrückbarer politische[r] Differenzen“ [1], aus der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) aus. Laut dem NPD Kreisverband Havel-Nuthe, kam er damit einem „Antrag auf Ausschluß“ zuvor [2]. Grund dafür waren Guses Aussagen und Standpunkte, die offen rassistisch, antisemitisch und den Nationalsozialismus verherrlichend waren, wodurch er nicht nur Freund_innen innerhalb der Brandenburger NPD hatte [3]. Besonders mit dem Landesvorstand lag dieser deshalb im Clinch.
So veröffentlichte der Kreisverband Havel-Nuthe am 11.05. eine kurze Pressemitteilung zu Guses Austritt formuliert in zwei Sätzen. Darin wird seine eineinhalbjährige Tätigkeit für die NPD damit kommentiert und eher heruntergespielt, dass Guse „zwischenzeitlich auch der NPD beigetreten war“ [4].
Durch seinen Ausstieg aus der NPD kann Marcel Guse nun vermehrt tiefere Kontakte in der neonazistischen Szene, und damit ebenfalls in den organisierten, militanten und gewalttätigen Kreisen der Potsdamer Neonaziszene, pflegen. In dieser verkehrte er bereits vor seinem Austritt und förderte Verknüpfungen zwischen ihnen und der Partei. Auch seinen Sitz in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung hat Guse weiterhin inne.
Zuletzt trat Guse am 15.07.11 in Babelsberg und am 17.06.11 in Waldstadt zusammen mit den „Freie Kräfte Potsdam (FKP)“ auf. Diese Aktionen, die Guse mit einem Megafon in der Hand anführte, fanden im Rahmen der so genannten „werde-unsterblich“ Kampagne statt. Ihr Auftritt bestand daraus, Parolen rufend über den jeweiligen Parkplatz zu schreiten und dabei Werbeschnipsel für die Kampagne zu verstreuen. Dabei trugen sie die gleichen weißen Masken, die sie bereits am 19.09.2010 bei einer Aktion in der Waldstadt trugen und welche auch das Markenzeichen der Neonazis dieser Kampagne ist. [5]
Im Potsdamer Stadtteil Waldstadt (Parkplatz des Waldstadt-Centers) trat Guse bei der Aktion das erste Mal für die „FKP“ auf. Anwesend waren des weiteren u.a. der 25-jährige Tom S., der seit mehr als sieben Jahren in der Potsdamer Neonaziszene aktiv und diesbezüglich auch mehrfach einschlägig vorbestraft ist.
Schlussendlich ergibt sich, ergänzend mit einem Blick in die aktuelle „Chronik neonazistischer Aktivitäten in Potsdam und Umgebung für den Zeitraum Januar bis Juni 2011“[6] des „Antifaschistischen Pressearchiv Potsdam“ (APAP), ein Bild einer organisierten, aktionsorientierten und äußerst gewalttätigen Neonaziszene, welche in letzter Zeit schwerpunktmäßig im Potsdamer Stadtteil Waldstadt aktiv ist. Dies ist nicht verwunderlich, da es ebenfalls der Wohnort von Marcel Guse und weiteren Akteur_innen der „FKP“ ist.
Fußnoten und Bildquellen:
[1] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=4792
[2] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=4792
[3] http://npd-blog.info/2010/08/20/hitler-spricht-beim-npd-kreisverband/ und https://inforiot.de/artikel/npd-von-innen
[4] hxxp://www.npd-havel-nuthe.de/?p=4792
[5] http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/exit/popkultur-fuer-neonazis/
[6] http://apap.blogsport.eu/2011/07/01/chronik-neonazistischer-aktivitaten-in-potsdam-und-umgebung-fur-den-zeitraum-januar-bis-juni-2011/
Bild 1: hxxp://npd-brandenburg.de/runterladen/cat/guse.jpg
Bild 2: http://arpu.blogsport.eu/files/2011/04/19.09.2010_FKP_Volkstod_Transparent.png
Bild 3: hxxp://www.infoportal-potsdam.net/picture/flashmob002.jpg