Kategorien
Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Zerstörungen auf ehemaligem KZ-Gelände

Ein oder mehrere Unbekan­nte hat­ten gegen Mit­tag an dem Gedenko­rt offen­sichtlich mit einem Mess­er die Plane des Son­nen- und Regen­schutzes mehrmals aufgeschlitzt und die Beton­füße ein­er Bank zertrüm­mert. Sie waren erst am Vortag auf dem frei zugänglichen Gelände von der „Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark“ errichtet worden.

Ver­e­na Har­tung von der Ini­tia­tive erk­lärt: „Vorgestern, als alles fer­tig gebaut war, haben wir mit zwei KZ-Über­leben­den hier auf der Bank gesessen, haben auf den Gedenkstein geschaut und hat­ten Schutz vor den ersten fal­l­en­den Regen­tropfen.“ Die KZ-Über­lebende Ilse Hein­rich sagt zu der Zer­störung: „Wir sind wahnsin­nig trau­rig und wütend.“ Char­lotte Kroll, Über­lebende des KZ Ravens­brück, sagt: „Es läuft mir eiskalt den Rück­en runter.“ Seit gut 15 Jahren arbeit­et die „Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark“ daran, den Ort dem Vergessen zu entreißen.

Am 14. August 2013 endete das 10-tägige antifaschis­tis­che fem­i­nis­tis­che Bau- und Begeg­nungscamp der Ini­tia­tive, bei dem jedes Jahr zwis­chen 15 und 25 Engagierte das his­torische Lagergelände und die selb­st­ge­baut­en Infor­ma­tion­stafeln instand­set­zen, sich mit Über­leben­den tre­f­fen und sich inhaltlich aus­tauschen. Ziel der haupt­säch­lich durch Spenden finanzierten Arbeit ist es, am his­torischen Ort die Geschichte des Jugend-KZ und des späteren Ver­nich­tungslagers sicht­bar zu machen und die Öffentlichkeit zu informieren.

Die Gestal­tung des Gelän­des soll auch zum Ver­weilen und Offe­nen Gedenken ein­laden. Die freie Zugänglichkeit des Ortes unab­hängig vom insti­tu­tion­al­isierten Gedenken ist ein großes Anliegen der Ini­tia­tive. „Nein, wir wer­den hier nicht wieder Zäune und Mauern erricht­en!“ sagt Ver­e­na Har­tung. „Wir sind entset­zt über die Respek­t­losigkeit gegenüber den hier Ermorde­ten und gegenüber den Über­leben­den, die hier­her kom­men, um zu gedenken. Aber wir wer­den weit­er an unserem Konzept des Offe­nen Gedenkens fes­thal­ten. Wir lassen uns nicht ein­schüchtern und wir wer­den weit­er für einen würdi­gen Gedenko­rt Uck­er­mark kämpfen. “

Für die notwendi­gen Repara­turen und ein neues Segel bit­ten wir drin­gend um Spenden an:
Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark e.V.
Spendenkon­to 468 579 106
Post­bank Berlin 100 100 10

Das Jugend­konzen­tra­tionslager für Mäd­chen und junge Frauen in der Uck­er­mark wurde im Früh­jahr 1942 von Häftlin­gen des nahegele­ge­nen Frauenkonzen­tra­tionslagers Ravens­brück errichtet. 1945 zählte das Lager ca. 1000 Mäd­chen und junge Frauen. Ein Erlass von 1937 über die “vor­beu­gende Ver­brechens­bekämp­fung” hat­te die Inhaftierung von als “asozial” krim­i­nal­isierten Mäd­chen möglich gemacht. Im Jan­u­ar 1945 wurde auf dem Gelände ein Ver­nich­tungslager für Häftlinge aus Ravens­brück und anderen Konzen­tra­tionslagern gebaut. Bis April 1945 wur­den dort ca. 5000 Frauen umge­bracht. Bis heute ist wenig über die Geschichte dieses Konzen­tra­tionslagers bekan­nt. Die dort Inhaftierten zählten lange Zeit zu den “vergesse­nen Ver­fol­gten” des Nation­al­sozial­is­mus und haben keine öffentliche Anerken­nung erfahren.
Mehr Infor­ma­tio­nen auf www.gedenkort-kz-uckermark.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Inforiot