Potsdam — Militarisierung war gestern; heute ist ebenso unverfänglich wie vornehm von „zivil-militärischer Zusammenarbeit“ die Rede. Gemeint ist stets ein und dasselbe – die Indienstnahme ziviler Experten für militärische Zwecke und die Einflußnahme der Bundeswehr auf zivile Institutionen. Zu beobachten ist dieser mehr oder weniger schleichende Prozeß auf dem Gebiet des Katastrophenschutzes, der sogenannten Entwicklungshilfe und im Gesundheitswesen. Das ist insofern nicht weiter verwunderlich, als die in den genannten Bereichen tätigen Organisationen und Unternehmen für die deutschen Streitkräfte von strategischer Bedeutung sind: Maßnahmen der Katastrophenhilfe ermöglichen den Einsatz der Truppe im Inland; die Zusammenarbeit mit Krankenhäusern bei der Versorgung von Schwerverletzten steigert die Kriegführungsfähigkeit; „Entwicklungshilfe“ gilt Militärplanern längst als Pendant erfolgreicher Aufstandsbekämpfung.
Allerdings macht die beschriebene Entwicklung auch vor Einrichtungen, die formal lediglich der „Freiheit von Forschung und Lehre“ verpflichtet sind, nicht halt: An der Universität Potsdam etwa findet sie ihren Ausdruck in der Implementierung des Masterstudiengangs „Military Studies“. Angeleitet von Mitarbeitern des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr, des Militärgeschichtlichen Forschungsamts und der streitkräfteeigenen „Akademie für Information und Kommunikation“ (vormals „Schule für psychologische Verteidigung“) erfahren Interessierte hier alles Wissenswerte über die „Themenfelder Militär, Krieg und organisierte Gewalt“. Der Studiengang ist den Fakultäten für Philosophie sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zugeordnet; Ziel ist es laut Prüfungsordnung, die Absolventen zu befähigen, „in Politik, Medien und Kultureinrichtungen militärhistorische und militärsoziologische Zusammenhänge zu vermitteln“.
In seinem Vortrag wird sich Peer Heinelt sowohl mit der „zivil-militärischen Zusammenarbeit“ im Allgemeinen als auch mit dem Studiengang „Military Studies“ im Besonderen befassen. Der Referent ist promovierter Politologe und lebt als freier Autor (konkret, german-foreign-policy.com) in Frankfurt am Main.
Dienstag, 24.11.09, 18.00 Uhr, Universität Potsdam-Griebnitzsee, Haus 6, Raum S16