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Sport soll Aussiedlern helfen, in Forst Fuß zu fassen

(LR, 29.08.03 for) Mehr als 500 Men­schen, die derzeit in Forst leben, haben hier eine neue
Heimat oder eine Heimat auf Zeit gefun­den. Wie sie am besten eingebunden
wer­den kön­nen, ist das The­ma, das sich die Arbeits­gruppe «Net­zw­erk
Inte­gra­tion» auf die Fah­nen geschrieben hat. Als eine der besten
Möglichkeit­en gilt der Sport. 

All­monatlich tre­f­fen sich Vertreter aus Vere­inen sowie kom­mu­nalen und
sozialen Ein­rich­tun­gen. Ihr Ziel: Wie ist eine bessere Ein­bindung von
Aussiedlern und Asyl­be­wer­bern möglich? Ger­ade im Sport wer­den dabei
beson­dere Ansatzpunk­te gese­hen. Aktuelles Beispiel ist der 24-Stunden-Lauf
für mehr Tol­er­anz, der vom 11. bis 12. Sep­tem­ber auch in Forst stattfinden
soll. Neben solchen medi­en­wirk­sam angelegten Aktio­nen ist es allerd­ings die
dauer­hafte Arbeit in den Vere­inen, die mit­tel- und langfristig eher Erfolg
verspricht. 

Dabei helfen sollen beispiel­sweise so genan­nte Schw­er­punk­tvere­ine, von denen
es in Forst zwei gibt: den Sportvere­in Rot-Weiß sowie den Tanzsportklub
Rose. Die besten Erfahrun­gen wer­den dabei im Jugend­bere­ich gemacht,
bestätigt Rose-Vor­sitzende Lil­ia Wolf. Darum werde man bald auch mit einer
Kinder­gruppe in Guben begin­nen, wo von den 15 Kindern in der Anfangsphase
sechs aus Aussiedler­fam­i­lien kom­men. Das deckt sich in etwa mit dem Schnitt
der Nach­wuchs­grup­pen in Forst. Aus dem Freizeit­sport ist mit­tler­weile auch
ein Paar her­vorge­gan­gen, das in den Bun­deskad­er berufen wurde. Allerdings
fehlt es dem Tanzs­portk­lub, wie anderen Vere­inen, an Spon­soren. Während es
für das Sport­train­ing Räum­lichkeit­en gibt, fehlen diese aber für
Freizeitak­tiv­itäten des Vere­ins. Ins­beson­dere die älteren Jugendlichen, so
Lil­ia Wolf, wür­den anson­sten auch mehr Ange­bote selb­st organisieren. 

Prob­lema­tisch erweise sich aber oft die Hemm­schwelle, an einen Verein
her­anzutreten, meinte Dr. Wolf­gang Bautz von der Faz­it, einem
Fach­ber­atungs­di­enst für Zuwanderungs‑, Inte gra­tions- und Toleranzfragen,
der beim deutschen Par­itätis­chen Wohlfahrtsver­band in Pots­dam angesiedelt
ist. Die Erfahrun­gen aus anderen Orten zeigten, dass es bei ausländischen
Fam­i­lien oft Berührungsäng­ste gebe, auf Vere­ine zuzuge­hen. Ein Abholen vor
Ort sei bei ehre­namtlichen Helfern vor allem ein zeitlich­es Prob­lem, meinte
Roland Nuhs, der Jugendleit­er beim Forster Fußbal­lvere­in SV Süden ist. Nuhs
bot aber an, bei Inter­esse die Kon­tak­te zu den jew­eili­gen Train­ern des
Vere­ins zu ver­mit­teln und erste Tre­f­fen zu begleit­en. Ein Prob­lem, das es
dabei manch­mal gibt: Aus­ländis­che Spiel­er kön­nen zwar mit trainieren, müssen
aber erst eine Freiga­be von ihren Heimatver­bän­den haben. Manch­mal scheitert
eine Teil­nahme am Punk­t­spiel­be­trieb auch am Asylver­fahren, weiß Jeton Cikaj
aus eigen­er Erfahrung. Er spielt in Keune Fußball, darf allerd­ings nicht zu
Punk­t­spie­len antreten. Näch­ste Woche entschei­det sich, ob seine Familie
aus­gewiesen wird (die RUNDSCHAU berichtete). 

Wegen dieser Hemm­schwelle, an Vere­ine her­anzutreten, wurde von der RAA Forst
eine neues Pro­jekt ins Leben gerufen. In offe­nen Grup­pen kön­nen einheimische
und zuge­zo­gene Freizeit­sportler sich tre­f­fen (siehe Hin­ter­grund). Oft kommen
dann Fre­unde zusam­men. Andreas Hal­la von der Betreiber­fir­ma des
Asyl­be­wer­ber- und des Aussiedler­wohn­heims in Forst würde auf jeden Fall auch
andere Ini­tia­tiv­en von Vere­inen begrüßen, ihre sportlichen Aktivitäten
inte­gra­tiv zu nutzen. 

Der Sportvere­in Rot-Weiß Forst gilt dabei als ein Vorzeige­beispiel. Der
Vere­in ist auf die Fam­i­lien zuge­gan­gen — und hat einige neue
Nach­wuchsspiel­er in den Reihen.

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Wischnath tritt zurück

(MAZ, 29.08.03) POTSDAM Rolf Wis­chnath ist aus Gesund­heits­grün­den von seinem Amt als
Vor­sitzen­der des Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und
Frem­den­feindlichkeit zurück­ge­treten. “Die Fort­dauer mein­er Krankheit macht
es notwendig, dass ich das Amt des Vor­sitzen­den zur Ver­fü­gung stelle”, hieß
es in einem gestern in Pots­dam veröf­fentlicht­en Brief Wis­chnaths an den
Vor­stand des Aktions­bünd­niss­es. Die bei­den stel­lvertre­tenden Vorsitzenden
des Aktions­bünd­niss­es, Almuth Berg­er und Detlef Baer, beton­ten, das
Engage­ment von Wis­chnath im Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus und
Frem­den­feindlichkeit sei von “her­aus­ra­gen­der Bedeu­tung für einen
Bewusst­sein­swan­del in Bran­den­burg” gewe­sen. Sein “couragiertes und
offen­sives Auftreten” sei zudem ein Sig­nal für viele weit­ere Men­schen, die
sich gegen Frem­den­hass einsetzen. 

Aktions­bünd­nis gegen Rechts ohne Vorstand

Der Vor­stand des Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und
Frem­den­feindlichkeit ist gestern zurückgetreten.

(LR, 29.08.03)Er reagierte damit auf die Mit­teilung seines Vorsitzenden,
Gen­er­al­su­per­in­ten­dent Rolf Wis­chnath, dass er das Amt aus gesundheitlichen
Grün­den zur Ver­fü­gung stelle. Der Ter­min für Neuwahlen des Vor­standes werde
vom Mai 2004 auf den Herb­st vorver­legt, hieß es. 

Zuvor hat­te der Vor­stand des Bünd­niss­es Rolf Wis­chnath für sein Engagement
gedankt. Sein “couragiertes und offen­sives Auftreten ins­beson­dere gegen den
All­t­agsras­sis­mus war ein Sig­nal für viele”, sagten die stellvertretenden
Vor­sitzen­den, Al muth Berg­er und Detlef Baer. 

Vor­stand des Aktions­bünd­niss­es tritt zurück

(BM, 29.08.03) Pots­dam — Der Vor­stand des bran­den­bur­gis­chen Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt,
Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit ist gestern geschlossen
zurück­ge­treten. Er reagierte damit auf die Ankündi­gung seines Vorsitzenden,
Gen­er­al­su­per­in­ten­dent Rolf Wis­chnath, das Amt aus gesund­heitlichen Gründen
abgeben zu müssen. 

Die Vize-Vor­sitzen­den Almuth Berg­er und Detlef Baer sagten, der Vorstand
bedauere Wis­chnaths Entschei­dung sehr. Sein Engage­ment im Kampf gegen
Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit sei von her­aus­ra­gen­der Bedeutung
für einen Bewusst­sein­swan­del in Bran­den­burg gewe­sen. “Wis­chnath hat die
Wahrheit nicht gescheut und gegen eine Gewöh­nung an eine Sit­u­a­tion gekämpft,
an die wir uns nicht gewöh­nen dürfen.”

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Ehemalige Rechtsradikale wird Beamtin

(BM, 29.08.03) Pots­dam — Im Bran­den­burg­er Jus­tizvol­lzug wird eine 33-Jährige zur Beamtin
aus­ge­bildet, die 1993 wegen eines Bran­dan­schlags auf das Asyl­be­wer­ber­heim in
Lübbe­nau im Spree­wald zu zweiein­halb Jahren Gefäng­nis verurteilt wurde. Ihr
war gemein­schaftliche Brand­s­tiftung und Ver­stoß gegen das Waffengesetz
vorge­wor­fen wor­den. Bei dem Anschlag, an dem zwei weit­ere junge Frauen
beteiligt waren, war nie­mand ver­let­zt wor­den. Begonnen hat die Frau ihre
Aus­bil­dung im April 2002. Von ihrer Vorstrafe und ihrer vormals
recht­sex­tremen Gesin­nung war beim Ein­stel­lungs­ge­spräch nicht die Rede
gewe­sen. Nach Angaben von Petra Marx, Sprecherin des Jus­tizmin­is­teri­ums, war
die Bewer­berin allerd­ings auch nicht verpflichtet, darauf hinzuweisen.
Bekan­nt wurde die Vorgeschichte erst, als ehe­ma­lige Bedi­en­stete der JVA
Bran­den­burg die Frau als frühere Insassin wieder erkan­nt hatten. 

Aus dem polizeilichen Führungszeug­nis der Frau, das vor­lag, war die
aus­län­der­feindlich motivierte Tat vom 24. Juli 1992 wie üblich nach fünf
Jahren gelöscht wor­den. Erst seit Anfang 2003 wird bei Ein­stel­lun­gen ein
Auszug aus dem Bun­deszen­tral­reg­is­ter herange­zo­gen, das Straftat­en der
ver­gan­genen 15 Jahre auf­führt. “Unter den heute gel­tenden Voraussetzungen
wäre diese Ein­stel­lung nicht passiert”, sagte Marx. Sie stellte aber auch
klar: “Die Frau hat nicht gelogen.” 

In der Aus­bil­dung habe sie sich bis­lang als engagiert und zuverlässig
erwiesen. Es gebe keinen Grund für eine Ent­las­sung aus dem Beamtenverhältnis
auf Wider­ruf. Es han­dle sich um einen gelun­genen Fall von Resozialisierung.
Zurzeit absolviert die Anwär­terin, mit­tler­weile Mut­ter von drei Kindern, ein
Prak­tikum in der Jus­tizvol­lzugsanstalt Sprem­berg (Spree-Neiße). Nach Angaben
von Jus­tiz-Sprecherin Marx wird sie die Aus­bil­dung 2004 abschließen. Dann
müsse die Über­nahme als Beamtin auf Probe entsch­ieden werden.

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Ex-Nazi bewacht Häftlinge

Sie steck­te ein Asy­lanten­heim an, jet­zt will sie im Sprem­berg­er Gefängnis
Beamtin werden

(LR, 28.8.) Schließt Wär­terin Clau­dia (Name geän­dert) in der Justizvollzugsanstalt
Sprem­berg die Zel­len­türen, weiß sie, was die Häftlinge dahin­ter fühlen. Die
33-jährige Beamtin auf Wider­ruf saß näm­lich selb­st schon hin­ter Gittern -
weil sie in Lübbe­nau Brand­sätze auf ein Asyl­be­wer­ber­heim gewor­fen hatte.
Eine ehe­ma­lige Recht­sex­treme, die 20 Monate absaß, soll jet­zt selb­st im
Gefäng­nis für Recht sor­gen. Ein Skan­dal? Das brandenburgische
Jus­tizmin­is­teri­um spricht von «ein­er gelun­genen Resozialisierung» . 

Lübbe­nau im Som­mer 1992: Clau­dia ist 22. Die gel­ernte Zoo-Technikerin,
ver­heiratet, ein Kind, ist arbeit­s­los. An einem öden Nach­mit­tag in der
West­stadt besorgt sie sich eine Flasche Wod­ka und ein paar Horrorstreifen.
Am Abend leert sie am Hafen gemein­sam mit zwei anderen jun­gen Frauen zwei
Liter-Flaschen San­gria. Sie lang­weilen sich und beschließen, es an diesem
Tag zu tun. 

Gegen Mit­ter­nacht stellen sie sich zu dritt nebeneinan­der vor das
Asyl­be­wer­ber­heim. «1–2‑3» , zählt Clau­dia. Dann schleud­ern sie die
Molo­tow-Cock­tails. Ihr eigen­er entzün­det sich vor den Plat­ten am Eingang,
die bei­den anderen fack­eln die Türen an. Die 130 Heim­be­wohn­er, darunter 45
Kinder, sitzen in der Falle. Der Brand kann ger­ade noch gelöscht werden.
Doch die Brand­s­tifterin­nen flücht­en nicht, son­dern prä­pari­eren vor dem Heim
in «aller See­len­ruhe» weit­ere drei Molo­tow-Cock­tails, wie ihnen der
Ober­staat­san­walt später vor Gericht nach­weisen wird. Die leeren
Bier­flaschen, ein in Streifen geris­senes T‑Shirt und ein Moped, aus dem sie
das Ben­zin abzapften, standen bere­it. Der Staat­san­walt spricht von einem
«ziel­gerichteten und plan­vollen Vorgehen» . 

Clau­dia selb­st erscheint vor Gericht in Springer­stiefeln, trägt ein
schwarz-weiß-rotes T‑Shirt — die Far­ben des Deutschen Reich­es. Kurz vor der
Tat war sie der «Deutschen Alter­na­tive» beige­treten, ein­er rechtsextremen
Partei, die später ver­boten wurde. Regelmäßig ging sie zu deren
Kam­er­ad­schaftsaben­den in ein­er Dor­fkneipe bei Cot­tbus, tauchte mehr und mehr
im recht­sex­tremen Milieu ab, verkehrte mit West-Berlin­er Skins, ideologisch
geschul­ten West-Nazis, Lübbe­nauer Alt-Nazis und gle­ich gesin­nten Lübbenauer
Jugendlichen. 

In die laufend­en Kam­eras sagt Clau­dia während des Prozess­es: «Ich finde das
ungerecht, dass das jet­zt so hochge­spielt wird. Weil die Medi­en dabei sind,
wollen jet­zt alle, dass ich in den Knast komme.» Dass sie wegen eines
Ver­brechens angeklagt ist, will sie nicht ver­ste­hen. «Wir woll­ten uns
ein­fach mal abreagieren» , recht­fer­tigt sie sich. «Das Asy­lanten­heim hat
sich ange­boten, die Molis auszuprobieren.» 

Rechte Gesin­nung nicht verhehlt

Mitleid mit den Asyl­be­wer­bern hat sie nicht. «Wenn denen was passiert, das
stört mich nicht, das sind für mich keine Men­schen» , dik­tiert Clau­dia in
die Blöcke. «Die Deutschen kön­nten die Arbeit der Asyl­be­wer­ber genauso
machen. Und das ist die Schuld der Asyl­be­wer­ber, dass die Deutschen nicht in
deren Woh­nun­gen wohnen kön­nen» , sagt sie in die Kam­eras. Der
Ober­staat­san­walt beze­ich­net Clau­dia in seinem Plä­doy­er als einen
«unverbesser­lichen Aus­län­der­feind ohne Rechts­be­wusst­sein und Schuldgefühl» .

Clau­dia wirkt davon unbeein­druckt. Sie ist sich sich­er, dass sie mit einer
Bewährungsstrafe davonkommt. Auch ihr Vater erwartet einen Freispruch. 

Vater wertete Urteil als «Betrug»

Als das Gericht Clau­dia zu zweiein­halb Jahren Haft ohne Bewährung
verurteilt, begrün­det, dass sie keine Reue gezeigt habe, spricht der Vater
von «Betrug» . «Weil meine Tochter härter bestraft wor­den ist als die Täter,
die das Asy­lanten­heim in Schwarze Pumpe bis zu den Grund­mauern abgefackelt
haben» , wie er erklärt. 

Selb­st während der Haft macht Clau­dia aus ihrer Gesin­nung keinen Hehl. Als
Neon­azi sieht sie sich zwar nicht. Im gle­ichen Atemzug begeis­tert sie sich
aber für die Nazi-Herrschaft. «Das ganze Volk stand hin­ter Hitler» , sagt
sie dem «Tagesspiegel» . Ver­brechen der Nazis wie den Völk­er­mord an den
Juden leugnet sie. «Ich würde Hitler nie zutrauen, dass er so etwas gemacht
hat.» Für Linke, Les­ben, Schwule ist in Clau­dias Deutsch­land kein Platz.
Fremde dürften nur als Touris­ten kom­men. Und nach ihrer Haft, kündigt sie im
«Tagesspiegel» an, wolle sie sich selb­stver­ständlich mit ihren «Kam­er­aden»
treffen. 

Zwei Drit­tel ihrer Strafe sitzt Clau­dia ab. In Frei­heit soll sie
weit­erge­het­zt haben, wie der «Berlin­er Kuri­er» berichtet. Zum Beispiel gegen
die «Rassen­mis­chung» . «In der Natur paart sich der Spatz mit nem Spatz und
die Kuh mit ner Kuh. Die machen das nicht durcheinander.» 

Lübbe­nau im Som­mer 2003: Heute ist Clau­dia S. 33 Jahre alt, hat drei Kinder.
Mit der recht­en Szene will sie nach eige­nen Angaben nichts mehr zu tun
haben. Dabei ist es ihre Auf­gabe als ange­hende Jus­tizvol­lzugs­be­di­en­stete im
Sprem­berg­er Gefäng­nis, zu ver­hin­dern, dass jugendliche Straftäter hinter
Git­tern zu Nazis werden. 

Ihre eigene recht­sex­treme Ver­gan­gen­heit tut sie offen­sichtlich nicht mehr
jedem gerne kund. Dem bran­den­bur­gis­chen Jus­tizmin­is­teri­um war vor ihrer
Ein­stel­lung zumin­d­est davon nichts bekan­nt. Sagt Sprecherin Petra Marx. Und
der von Clau­dia ein­gere­ichte Lebenslauf? «Der ist doch heute nur noch
stich­punk­tar­tig» , erk­lärt Marx lapidar. 

Beamte, so ste­ht es im Grundge­setz, müssen jed­erzeit die freiheitlich
demokratis­che Grun­dord­nung vertreten. Erste Hin­weise, dass es daran bei der
ange­hen­den Beamtin Clau­dia möglicher­weise Zweifel geben kön­nte, erhielt das
Min­is­teri­um nach eige­nen Angaben aber erst nach deren Einstellung. 

Dabei hat­te Clau­dia zuvor erfol­gre­ich das Ein­stel­lung­sprozedere für eine
kün­ftige Jus­tizvol­lzugs­beamtin durch­laufen. Nie­mand in der
Auswahlkom­mis­sion, die Clau­dias «beson­dere geistige und charakterliche
Eig­nung» für den Strafvol­lzug fest­stellte, hat­te aber offen­bar bei dem
zweitägi­gen Auswahlver­fahren deren Lebenslauf genau unter die Lupe genommen. 

«Das Führungszeug­nis, das einge­holt wor­den ist, wies keine Vorstrafe aus» ,
erk­lärt Jus­tizsprecherin Petra Marx. «Die ver­schwindet nach fünf Jahren
wieder aus dem Zeug­nis. Und wegen der Fris­ten durfte sich die Bewerberin
auch als nicht vorbe­straft beze­ich­nen.» Eine unbeschränk­te Auskun­ft aus dem
Bun­deszen­tral­reg­is­ter, die auch getil­gte Vorstrafen umfasst und Claudias
Ver­gan­gen­heit ans Tages­licht befördert hätte, dür­fen sich die Behör­den erst
seit diesem Jahr einholen. 

Einen Vor­wurf macht Petra Marx der ange­hen­den Beamtin deshalb nicht.
«Grund­sät­zlich kann auch ein Vorbe­strafter Beamter wer­den» , sagt sie. Die
Bewer­berin habe sich «regelkon­form» ver­hal­ten und «allen Anforderungen
entsprochen» . «Auch alle Per­sön­lichkeit­stests hat­ten ergeben, dass hier ein
gelun­gener Fall von Resozial­isierung vorliegt.» 

«Keinen Grund für eine Entlassung»

Einen Grund, die Frau mit der recht­en Ver­gan­gen­heit zu ent­lassen, sieht im
Jus­tizmin­is­teri­um deshalb nie­mand. «In dem Fall ist bere­its kurz nach der
Ein­stel­lung erneut alles über­prüft wor­den» , sagt Petra Marx. «Die Dame wird
weit­er bei uns beschäftigt.» In der Sprem­berg­er Jus­tizvol­lzugsanstalt bleibt
alles beim Alten: Wenn die Zel­len­türen schließen, wird Wär­terin Claudia
nachempfind­en kön­nen, was die Häftlinge in d
iesem Moment fühlen. Im nächsten
Jahr muss sich Clau­dia dann selb­st wieder ein­er Über­prü­fung stellen. Dann
erst wird entsch­ieden wer­den, ob Clau­dia als Beamtin auf Probe übernommen
wird. «Da kann also nichts anbren­nen» , macht Petra Marx deutlich.

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