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Antifa-Gedenken in Halbe verboten

(„Ini­tia­tive gegen Heldenge­denken in Halbe”, Pressemit­teilung 3.11.) Das zuständi­ge Ord­nungsamt des Lan­des Schenken­länd­chen hat die geplante Mahn- und Gedenkver­anstal­tung zu Ehren der ukrainis­chen Zwangsar­beit­erlnnen am 15. Novem­ber 2003 auf dem Wald­fried­hof in Halbe verboten. 

In der Begrün­dung heißt es, die Ver­anstal­tung zum Gedenken an die Zwangsar­bei­t­erIn­nen sei eine poli­tis­che Ver­anstal­tung und somit „nicht mit dem Ziel und Zweck des Fried­hofs vere­in­bar, im Gegen­teil, sie laufe diesem ger­adezu zuwider”. 

Die Exis­tenz von Gräbern ukrainis­ch­er Zwangsar­bei­t­erIn­nen auf dem Wald­fried­hof in Halbe ist das Ergeb­nis von Poli­tik, und zwar deutsch­er Poli­tik während der NS-Zeit. Und somit muss das Gedenken an die Opfer des deutschen Faschis­mus zwangsläu­fig poli­tisch sein. 

Den Hin­weis in der Ablehnungs­be­grün­dung des Ord­nungsamts „… Weit­ere Besuch­er des Fried­hofs wären an diesem Tag durch diese Ver­anstal­tung in ihrer Trauer und in ihrem stillen Gedenken an die Toten gestört …“, hal­ten wir für sehr mak­aber, da sich ger­ade Alt- und Neon­azis für diesen Tag als Besuch­er ankündi­gen, um die gefal­l­enen SS-Divi­sio­nen, die bei der Kesselschlacht von Halbe umgekom­men sind, zu ehren. 

Alt- und Neon­azis wollen am 15. Novem­ber an das nation­al­sozial­is­tis­che „Heldenge­denken” zwis­chen 1933 bis 1945 anknüpfen. Neben den 57 als Deser­teure verurteilte und hin­gerichtete Sol­dat­en und ukrainis­che Zwangsar­bei­t­erIn­nen, die während des Krieges in den umliegen­den Gemein­den und Fir­men aus­ge­beutet wur­den und an den Fol­gen von Hunger und Entkräf­tung star­ben liegen auf dem Fried­hof haupt­säch­lich im Krieg gefal­l­ene deutsche Wehrmachtsoldaten. 

Zu dem geplanten Auf­marsch und Heldenge­denken rufen ein­schlägige recht­ster­ror­is­tis­che Grup­pierun­gen aus dem Kam­er­ad­schaftsspek­trum der Freien Nation­al­is­ten sowie der „Fre­un­deskreis Halbe e. V.” und das „Ehrenkomi­tee 8. Mai” unter dem Mot­to „Ruhm und Ehre dem deutschen Frontsol­dat­en“ auf. Mit dieser revi­sion­is­tis­che Parole ver­her­rlichen sie ein­deutig die Ver­brechen der Wehrma­cht und des Nationalsozialismus. 

Ein Bünd­nis von Antifaschis­tis­chen Grup­pen aus Berlin/Brandenburg und VVN-BdA Berlin rufen zur massen­haften Beteili­gung an den antifaschis­tis­chen Gegen­ver­anstal­tun­gen in Halbe am 15.11.2003 ab 11°° Uhr am Wald­fried­hof Halbe und zur Mahn- und Gedenkver­anstal­tung zu Ehren der ukrainis­chen Zwangsar­bei­t­erIn­nen ab 12°° Uhr auf dem Wald­fried­hof auf. 

Es ist eine Brüskierung der Opfer, wenn auf dem Fried­hof in Halbe Neon­azis im Angesicht der
Gräber der Opfer ein „Heldenge­denken” für die deutschen Täter durch­führen wollen. Dies gilt es am
15.11.2003 zu ver­hin­dern. Die größte Ehrung der Opfer des deutschen Faschis­mus ist die
Bekämp­fung von Neon­azis und deren Aufmärsche.
Weit­ere Infor­ma­tio­nen unter: 

Mehr Infos auf der Infori­ot-Son­der­seite und unter www.redhalbe.de.vu.

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Nazis spuken an Halloween durch Neuruppin

Am Abend des 31. Okto­ber zogen ca. 10 als KuK­luxK­lan- Anhänger verklei­dete Glatzen durch den Neu­rup­pin­er Ort­steil Treskow ( Vorort- Sied­lung). Mit KKK- Fahne und Holzkreuz bewaffnet zogen die Nach­wuch­snazis von Haus zu Haus und ver­langten nach Süßigkeit­en. Wer nichts geben wollte, bekam die Dro­hung dann später ein bren­nen­des Holzkreuz im Vor­garten zu finden.
Ca. zwei Stun­den kon­nten sie ungestört durch den besagten Ort­steil ziehen, bevor sie sich ver­mut­lich zum Weit­er­feiern in eine Bun­ga­low- Sied­lung zurückzogen. 

 

Eben­so wider­liche Dinge spiel­ten sich in der sel­ben Nacht am Boll­w­erk ( seit langem beliebter Naz­itr­e­ff­punkt am Rup­pin­er See/ Nähe Innen­stadt) ab. Mehrere Betrunk­en „Volk­shelden“ standen am dor­ti­gen Spielplatz. Schein­bar war die Gruppe dabei sich aufzulösen, als in mil­itärischem Ton „ Stillge­s­tanden! Und Abtreten mit eine Sieg Heil…“ gebrüllt wurde. Daraufhin riefen mehrere Per­so­n­en laut­stark ein paar Mal hin­tere­inan­der „Sieg Heil“ und zeigten den Hitlergruß.
Erst als Men­sch auf­forderte das Maul zu hal­ten und andro­hte die Polizei zu rufen, liefen sie eiligst davon.
Pas­san­ten die sich eben­falls am Boll­w­erk aufhiel­ten, reagierten darauf gar nicht. 

 

Bei bei­den Vor­fällen han­delte es sich um 14- 17-jährige Jugendliche mit diversen äußer­lich erkennbaren Nazi- Sym­bol­en („White- Pow­er“- Aufnäher, Fascho- Skin­head- Outfit). 

 

Hal­tet die Augen offen! Ver­hin­dert faschis­tis­che und ras­sis­tis­che Übergriffe!!!
Kein Fußbre­it den Faschis­ten!!! Schlagt zu wo ihr sie trefft!!! 

 

Auch vor dein­er Haustür!

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«Das ist wie ein plötzlicher Tod in der Familie»

(LR, 01.11.) Die seit Jahren in Deutsch­land lebende Fam­i­lie Cikaj aus dem Koso­vo wird am
5. Novem­ber defin­i­tiv nach Pristi­na abgeschoben. Das hat die
Aus­län­der­be­hörde des Land­kreis­es Spree-Neiße der im Forster Asylbewerberheim
unterge­bracht­en Fam­i­lie am Don­ner­stag mit­geteilt. Der Ter­min war seit
Sep­tem­ber mehrfach ver­schoben wor­den. Cika­js müssen nun zurück in ein Land,
das die Kinder kaum kennen. 

Vater Iljaz Cikaj (42) floh vor zehn Jahren vor dem Krieg auf dem Balkan.
Drei Jahre später fol­gten ihm Ehe­frau Dusha (40) mit ihren damals drei
Kindern Jeton (18), Mir­lin­da (14) und Rexh (10) nach Berlin. In der
Haupt­stadt kam Jet­mir (6) zur Welt. Seit gut zwei Jahren lebt die
sech­sköp­fige Fam­i­lie in Forst. Die drei jün­geren Kinder besuchen die Schule.
Der 18-Jährige hat in diesem Jahr die 10. Klasse abgeschlossen. 

«Zur Aus­reise ab Berlin-Schöne­feld» habe sich die Fam­i­lie am 5. Novem­ber um
7 Uhr «mit Reisegepäck» in der Aus­län­der­be­hörde einzufind­en, wurde Cikajs
vorgestern erk­lärt. Ein Dien­st­fahrzeug des Land­kreis­es werde sie zum
Flughafen bringen. 

«Wir kön­nen es nicht fassen» , ringt der älteste Sohn nach Worten. Doch er
weiß: «Alle rechtlichen Mit­tel sind aus­geschöpft.» Das Verwaltungsgericht
sieht keinen Anspruch auf Dul­dung der Fam­i­lie in Deutsch­land. Auch ein neues
psy­chol­o­gis­ches Gutacht­en änderte nichts an der Auf­fas­sung des Gerichts. 

«Für uns ist das eine Katas­tro­phe» , sagt Jeton Cikaj. «Das ist wie ein
plöt­zlich­er Tod in der Fam­i­lie, den kein­er begreifen kann.» Wed­er seine
Fre­unde und Sportkam­er­aden im Forster Fußbal­lvere­in noch die Mitschüler
sein­er Geschwis­ter wür­den die Entschei­dung ver­ste­hen. Wenn Jeton mit seinen
Eltern und Geschwis­tern näch­sten Mittwoch in Pristi­na lan­den wird, «dann
ste­hen wir vor dem Nichts» , fürchtet der 18-Jährige. «Wir wis­sen nicht,
wohin es ab Pristi­na geht, ob wir eine Unterkun­ft erhal­ten.» Dies sei mit
Blick auf den nahen­den Win­ter beson­ders erschüt­ternd. Die Fam­i­lie habe auch
nicht das nötige Geld für einen Neuan­fang. «In Forst lebten wir von
Gutscheinen.» Und dass er im Koso­vo arbeit­en gehen kann, glaubt der junge
Mann auch nicht. «Die Arbeit­slosigkeit ist dort sehr hoch.» 

«Unsere Kinder ken­nen ihren Geburt­sort nicht. Für sie ist Forst der zweite
Geburt­sort» , sagt Vater Iljaz. «Meine Heimat ist hier» , ergänzt die
14-jährige Realschü­lerin (Durch­schnitt 2,3) Mirlinda. 

«Ich muss es erst ein­mal ver­dauen» , meint auch Heim­leit­er Andreas Halla.
«Ich habe nicht damit gerech­net, dass die Abschiebung so schnell vollzogen
wird.» Er müsse die Entschei­dung jedoch akzep­tieren, wen­ngle­ich es «von der
men­schlichen Seite» nicht nachvol­lziehbar sei. Die Dra­matik beste­he darin,
dass die Fam­i­lie im Koso­vo kaum eine Grund­lage für den Auf­bau ein­er Existenz
habe, so Hal­la. Die hier ange­wandte «beson­ders große Härte» stelle im
Ver­gle­ich zu anderen Fam­i­lien eine «ungerecht­fer­tigte Behand­lung» dar. 

Ursprünglich soll­ten Cika­js schon vor einem Jahr abgeschoben wer­den, nachdem
das Bun­de­samt für die Anerken­nung aus­ländis­ch­er Flüchtlinge den Asylantrag
abgelehnt hat­te. Sie kon­nten zunächst bleiben, um dem ältesten Sohn den
Schu­la­b­schluss zu ermöglichen. Seit August 2003 erhiel­ten Cika­js insgesamt
vier­mal eine kurzfristige Ver­längerung ihrer «Gren­züber­tritts­bescheini­gung»
. Auch dies­mal suchen sie «krampfhaft nach einem Ausweg» , so Heimleiter
Hal­la. «Aber den wird es wohl nicht geben.»

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Der Feind wird gemacht

Im Prozess um die Ermor­dung von Mar­i­nus Schöberl in Pot­zlow sind die Urteile gesprochen. Die Täter sind »ganz nor­male« Rechtsextremisten.

(Jun­gle World, 45/2003, Jens Thomas) Sebas­t­ian F. hat gut lachen. Mit ein­er Plas­tik­tüte in der einen Hand und ein­er Zigarette in der anderen ver­lässt er grin­send den Gerichtssaal. Der 18jährige muss wegen sein­er Beteili­gung an der Ermor­dung des 16jährigen Mar­i­nus Schöberl im ver­gan­genen Jahr im bran­den­bur­gis­chen Pot­zlow nur für zwei Jahre nach dem Jugend­strafrecht hin­ter Git­ter, die Haft kann er später antreten. Das Gericht wirft ihm lediglich »gefährliche Kör­per­ver­let­zung« und »Nöti­gung« vor. 

Seinen Mit­tätern dage­gen ist das Lachen ver­gan­gen. Regungs­los nah­men Mar­cel S. und sein Brud­er Mar­co S. ihre Urteile ent­ge­gen. Der Haup­tangeklagte Mar­cel S., wie Sebas­t­ian F. heute 18 Jahre alt und zum Tatzeit­punkt noch min­der­jährig, wird für acht Jahre und sechs Monate wegen »Mordes« und »schw­er­er Kör­per­ver­let­zung« in Haft müssen, sein 24jähriger Brud­er Mar­co S. wegen »ver­sucht­en Mordes« und »schw­er­er Kör­per­ver­let­zung« für 15 Jahre. 

Die Urteile im Pot­zlow-Prozess sind am ver­gan­genen Fre­itag vor dem Landgericht Neu­rup­pin ver­hängt wor­den. Bis zu dem Mord war das kleine Dorf Pot­zlow in der Uck­er­mark ein unbekan­nter Fleck auf der Land­karte. Das änderte sich, als Mar­i­nus Schöberl tot in ein­er Jauchegrube aufge­fun­den wurde. In der Nacht zum 13. Juli 2002 bracht­en die drei nun verurteil­ten jun­gen Män­ner den 16jährigen auf bes­tialis­che Weise um. Sie schlu­gen ihn, sie urinierten auf ihn, und sie zwan­gen den Jun­gen, sich als Juden zu beze­ich­nen. Mar­cel S. sprang ihm beim »Bor­d­stein­kick« auf den Kopf und warf anschließend zweimal einen Stein auf den Schw­erver­let­zten, bis er tot war. 

Im Mai dieses Jahres begann der Prozess gegen die drei Angeklagten. Seit­dem ver­sucht­en ihre Anwälte stets, das Straf­maß zugun­sten der Täter zu min­dern. Immer wieder wurde behauptet, die Tat sei nicht poli­tisch motiviert gewe­sen, von Anti­semitismus könne keine Rede sein, Alko­hol sei im Spiel gewe­sen. Der Anwalt des Haup­tangeklagten Mar­cel S. forderte darum max­i­mal acht Jahre, sein Brud­er Mar­co solle mit ein­er Haft »deut­lich unter zehn Jahren« bestraft wer­den. Sebas­t­ian F.s Anwalt wollte gar, dass auf eine Haft­strafe für seinen Man­dan­ten gän­zlich verzichtet werde. Stattdessen sollte es lediglich eine »Verurteilung zu Erziehungs­maß­nah­men« geben. 

Dabei ste­ht fest, dass alle drei Täter Mar­i­nus Schöberl als »Juden« beschimpften, ihn als »Unter­men­schen« und als »nicht lebenswert« ver­achteten. Denn er stot­terte, trug HipHop-Hosen und hat­te blondierte Haare. Mar­co S., der Älteste der drei, war ein stadt­bekan­nter Neon­azi, er schlug nur kurze Zeit nach dem Mord einen Mann aus Sier­ra Leone bru­tal zusam­men. Sebas­t­ian F. besaß Nazide­vo­tion­alien und recht­sex­treme CDs. Die Liste ließe sich fortsetzen. 

Trotz­dem soll die Tat in den Augen der Anwälte und auch der meis­ten Dorf­be­wohn­er nicht poli­tisch rechts motiviert gewe­sen sein. Ein­er der Anwälte erk­lärte, Mar­cel S. habe aus einem »Reflex« gehan­delt. Obwohl das Opfer stun­den­lang gequält wurde. Wie lange soll ein »Reflex« dem­nach dauern dürfen? 

Trotz sein­er außergewöhn­lichen Grausamkeit ist vieles an dem Mord von Pot­zlow typ­isch für das Ver­hal­ten recht­sex­tremer Täter heutzu­tage. Charak­ter­is­tisch ist zum Beispiel, dass sie eher als »lose Gesel­lun­gen« agieren, wie es der Recht­sex­trem­is­mus­forsch­er Richard Stöss nen­nt, mit teil­weise dif­fusen, nicht immer klas­sisch recht­sex­tremen Welt­bildern. Sie sind kaum noch organ­isiert, vielmehr han­deln sie in grup­pen­dy­namis­chen Prozessen, meist unter Alko­hole­in­fluss. In über 80 Prozent der recht­en Über­griffe spielt Alko­hol eine große Rolle, fand der Tri­er­er Sozi­ologe Hel­mut Willems in ein­er Studie her­aus. Und 90 Prozent der ras­sis­tis­chen Tat­en wer­den auf­grund spon­tan­er Entschlüsse began­gen; eine unge­plante Sit­u­a­tion eskaliert, oder organ­isierte Recht­sex­trem­is­ten stiften andere an, ohne dass man sie später als Täter iden­ti­fizieren kann. 

Die Rich­terin Ria Bech­er hat­te Recht, als sie in der Begrün­dung des Urteilsspruchs sagte, die recht­sex­treme Ein­stel­lung der Jugendlichen sei ein Tat­mo­tiv gewe­sen, sie hät­ten darum aus »niederen Beweg­grün­den« gehan­delt. Zu »niederen Beweg­grün­den« zählen eben­so beispiel­sweise Rach­sucht oder Eifersucht. 

Der Begriff der »recht­sex­tremen Tat« ist in jedem Fall irreführend. »Recht­sex­trem­is­mus« ist ein intern­er Arbeits­be­griff der Ver­fas­sungss­chutzämter, kein Rechts­be­griff, und er ist in der Wis­senschaft nicht ein­heitlich definiert. Meist wird er jedoch in Anlehnung an den Ver­fas­sungss­chutz benutzt, der ihn seit 1974 verwendet. 

Dadurch beschränkt sich die Sichtweise meist zu sehr auf den Nach­weis der Mit­glied­schaft eines Täters in ein­er recht­sex­tremen Partei oder Organ­i­sa­tion. Ein Ver­di­enst des Biele­felder Erziehungswis­senschaftlers Wil­helm Heit­mey­er ist es – trotz aller berechtigter Kri­tik an seinen Stu­di­en –, den Blick auf rechte Täter deut­lich erweit­ert zu haben. Heit­mey­er spricht bere­its von ein­er recht­sex­tremen Ori­en­tierung, wenn eine »Ide­olo­gie der Ungle­ich­heit, Gewal­takzep­tanz und Gewal­tan­wen­dung« vorhan­den ist. 

Der Über­gang vom »nor­malen« Dor­fju­gendlichen zum Recht­sex­trem­is­ten ist heute oft­mals fließend. Darum ist die Argu­men­ta­tion, ins­beson­dere viel­er Pot­zlow­er Dorf­be­wohn­er, es han­dle sich bei den Verurteil­ten doch um ganz nor­male Jugendliche, nicht außergewöhnlich. 

In einem Punkt aber hat­ten die Anwälte der drei Angeklagten Recht: Die Beweg­gründe seien nicht auf eine poli­tis­che Tat zu reduzieren, son­dern die Ursachen lägen tiefer. Dage­gen ist nichts einzuwen­den. Auch bei ein­er Verge­wal­ti­gung oder einem Amok­lauf spie­len immer mehrere Ein­flüsse eine Rolle. Das hil­ft allen­falls, eine Tat zu erk­lären, entschuldigt aber gar nichts. 

Der Mord in Pot­zlow war ein­er der grausam­sten recht­sex­tremen Morde seit der Wende. Beson­ders grausam auch deshalb, weil die Täter sich ihr Opfer gewis­ser­maßen selb­st gestal­teten. Mar­i­nus Schöberl war ein guter Bekan­nter der Mörder, und wenn die Feind­bilder, die von der Gesellschaft mit­pro­duziert wer­den, fehlen – in Pot­zlow gibt es so gut wie keine Migranten –, dann schafft man sich eben eigene. Mar­i­nus Schöberl wurde das zum Verhängnis. 

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my Brandenburg — ein Steppenland?

www.mybrandenburg.net

“Bran­den­burg, Bauen, Fontane …” sind die ersten Key­words, mit denen das Land Bran­den­burg die Seit­en, die sie die offizielle Inter­net­präsenz des Lan­des Bran­den­burg nen­nen (brandenburg.de), beschreiben. Joachim Kaiser, Seniorkri­tik­er der “Süd­deutschen Zeitung”, wählt die Head­line “Das ist doch alles Cot­tbus” für seinen Artikel im Spiegel (14/2001), der über das intellek­tuelle Niveau der Berlin­er Repub­lik berichtet. Offen­sichtlich betra­chtet er Cot­tbus als das Syn­onym für Prov­inzial­ität. Gle­ichzeit­ig warnte die AWO Berlin im Jahr 2001 vor Fahrten ins grüne Bran­den­burg für Men­schen, die keine weiße Haut­farbe haben. 

Was ist denn nun eigentlich dieses Bran­den­burg? Wie sieht es in diesem Land aus? Wie sehen Leute, die hier tagtäglich wohnen, ihren Alltag? 

Gemein­sam mit anderen Men­schen aus Bran­den­burg entste­ht hier ein Reise­führer, der Bran­den­burg so vorstellt, wie wir es ken­nen. Wir, das sind junge engagierte Men­schen, die in Bran­den­burg wohnen oder wohn­ten, die sich in diesem Land für Gle­ich­berech­ti­gung und Emanzi­pa­tion, gegen Ras­sis­mus und Recht­sex­trem­is­mus ein­set­zen. Gle­ichzeit­ig wollen wir keinen abgeschlosse­nen Reise­führer ein­er kleinen redak­tionellen Gruppe erstellen, son­dern diese Seite ist für alle da, die wie wir auch etwas zu diesem Land zu sagen haben. Denn uns geht es näm­lich nicht nur um eine — unsere — Sicht auf das Land, son­dern um eine Kom­mu­nika­tion über unser alltäglich­es Leben und das, was uns umgibt. 

Uns inter­essieren hier Sehenswürdigkeit­en, die wir für sehenswürdig hal­ten, und die Geschicht­en, die wir mit ihnen verbinden. Gle­ichzeit­ig geht es uns aber auch um den Ver­such, über die Entwick­lun­gen, die seit der so genan­nten Wende in den Städten, in denen wir wohnen, vor sich gegan­gen sind, zu reflektieren. 

My Bran­den­burg — ein Steppenland?

Vielerorts gab es in diesem Som­mer in Bran­den­burg Empörung, weil erneut das schlechte Image Bran­den­burgs in den Fokus der Diskus­sion gerückt wurde: Erst warn­ten Wis­senschaftler, dass das Land in weit­en Teilen zu verö­den und zu ver­step­pen dro­ht (wegen der Bevölkerungs­flucht aus den Ran­dre­gio­nen und geringer wer­den­der Nieder­schläge), und kurz darauf erken­nen wiederum andere Wis­senschaftler die Gefahr der „Verblö­dung“ Bran­den­burgs, wie Prof. Ulf Matthiesen vom Insti­tut für Regiona­len­twick­lung und Struk­tur­pla­nung (IRS) in Erkn­er. Auch uns sind bere­its an vie­len Orten Phänomene von Verö­dung, aber vor allem kul­tureller Ver­step­pung aufge­fall­en, und so nah­men wir diese Diskus­sion zum Anlass, um uns zu fra­gen: Ist Bran­den­burg bere­its ein Step­pen­land? Mit diesem Reise­führer wollen wir auf die Spur gehen und Ver­step­pungs­fak­toren vor Ort aus­find­ig machen, aber auch den kreativ­en Poten­zialen der Regio­nen nach­spüren und ein Forum bieten. 

Dieser Reise­führer wird ein Buch über Land und Leute, über Sehenswürdigkeit­en und Sehen­sun­würdigkeit­en, über Orte, die fre­undlich sind, und jene, an denen man sich lieber nicht blick­en lässt. Wir pla­nen zunächst eine Online-Ver­sion, aus der später, wenn genü­gend Mate­r­i­al zusam­menge­sam­m­melt ist, ein Buch entste­hen soll. 

Ein­ge­laden zur Mitar­beit sind all jene, die Lust haben, anderen ihre Sicht auf ihre Stadt oder Gemeinde oder Region mitzuteilen. All diejeni­gen, die span­nende Geschicht­en zu bericht­en haben — egal, ob basierend auf einem his­torischen oder aktuell poli­tis­chen Hin­ter­grund oder ein­fach aus per­sön­lichen Erfahrun­gen. Mit­machen kön­nt ihr unter www.mybrandenburg.net — hier kön­nt ihr ein­fach nur Eure Ein­drücke nieder­schreiben, aber auch mit uns in Kon­takt treten und diskutieren. 

Wir inter­essieren uns bish­er vor allem für: 

+ eine Kurzbeschrei­bung dein­er Stadt;

+ die Stadtgeschichte/ ‑entwick­lung;

+ einen Stadtrundgang und/oder eine Stadtreportage;

+ Sehenswürdigkeiten/ SehensUNwürdigkeiten;

+ alter­na­tive Jugendzentren/ ‑pro­jek­ten;

+ Kulturelles;

+ Restaurants;

+ Übernachtungsmöglichkeiten;

+ Kuriositäten / Anek­doten und

+ lokale Besonderheiten

Mit­machen heisst auch Fotografieren, die Idee des Pro­jek­tes weit­er­erzählen oder Leute suchen, die Inter­es­santes bericht­en kön­nen. Meldet Euch, wenn ihr Lust habt unter info@djb-ev.de oder macht ein­fach auf dieser Seite mit. Reg­istri­ert Euch mit Eur­er E‑mail Adresse, und schon kön­nt Ihr Eure Reiseno­ti­zen und ‑ein­drücke veröffentlichen. 

Demokratis­ches Jugend­fo­rum Bran­den­burg e.V.

Inforiot