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Andacht statt Kundgebung

Im Land­kreis Havel­land stieg in den let­zten Wochen die Anzahl der mit dem Coro­na-Virus Infizierten erhe­blich an. Mit­tler­weile liegt die 7‑Tage-Inzi­denz mit Stand heute bei 295,71. Eine alarmierende Zahl, welche deut­lich über dem Gren­zw­ert von 200 liegt, ab dem Ver­samm­lun­gen, gemäß Bran­den­bur­gis­ch­er Coro­na-Verord­nung, unter­sagt wer­den. Doch in Falkensee, mit etwa 44.000 Ein­wohn­ern immer­hin die bevölkerungsre­ich­ste Stadt im Havel­land, ließen sich Akteure der Telegram-Gruppe: „Das HAVELLAND ste­ht AUF“ etwas ein­fall­en, um sich den­noch tre­f­fen zu kön­nen. Sie nutzten eine „Hin­tertür“ in der Coro­na-Verord­nung und melde­ten ihre Ver­samm­lung ein­fach als „religiöse Ver­anstal­tung“ an. Mit Erfolg – die Kundge­bung durfte am frühen Mon­tagabend am Falken­hagen­er Anger stattfinden.

Ver­samm­lung am Kriegerehrenmal

An ein­er nur sehr schwach beleuchteten Stelle des Gras­platzes, direkt an einem Kriegerehren­mal ver­sam­melten sich dann ab 18.00 Uhr etwa 25 Sym­pa­thisierende von „Das HAVELLAND ste­ht AUF“. Begrüßt wur­den sie vom Falkenseeer Stadtverord­neten Thomas Fuhl (Partei­los), welch­er als Mod­er­a­tor fungierte. Er sprach über die Wahl des Kundge­bung­sortes. Drei Bauw­erke seien ihm zum Beispiel an diesem Ort wichtig. Drei Bauw­erke die – bildlich gese­hen – gle­ich­wohl auch die Eckpfeil­er der neuen Ini­tia­tive bilden kön­nten . Da wäre die alte Schule, welche „Bil­dung“ sym­bol­isiere und gemäß Fuhls Worten „eine ganz, ganz wichtige Säule“ sei, damit die Gesellschaft funk­tion­iere. Als Zweites nan­nte er die Kirche, welche für ihn ganz klar einen Ver­samm­lung­sort sym­bol­isiere. Als drittes, wichtiges Bauw­erk nan­nte Fuhl das Denkmal für die Gefal­l­enen Sol­dat­en des ersten Weltkrieges. Dies habe für ihn schein­bar eine mah­nende Funk­tion. „Wenn Irri­ta­tio­nen ihren Lauf nehmen, enden sie meis­tens in kriegerischen Auseinan­der­set­zun­gen“, so Fuhl. In der Mah­nung kön­nte aber auch ein Appell liegen, eine Ermah­nung zur Einigkeit. Denn wenn Fuhl eines in Falkensee oder Bran­den­burg nicht haben wolle, wären dies „bürg­erkriegsähn­liche Zustände, weil die Leute der ver­schiede­nen Grup­pen nicht mehr miteinan­der reden“.

Ver­schwörungs­the­o­retik­er und Schwur­bler willkommen

Auch die Admin­is­tra­torin der Telegram-Gruppe „Das HAVELLAND ste­ht AUF“, eine Bürg­erin aus Dall­gow-Döberitz, möchte Frieden und darüber hin­aus Liebe und Freude. So bekräftigte es die blonde Frau zumin­d­est bei ihrer Rede am Mon­tagabend. Sie wollen Men­schen – ins­beson­dere im Coro­na-Lock­down – vere­inen. Jed­er sei dazu willkom­men, auch „Ver­schwörungs­the­o­retik­er“ und „Schwur­bler“, wie die Frau expliz­it betonte. Und offen­bar auch Stephan B aus Berlin, ein Sym­pa­thisant extrem rechter Organ­i­sa­tio­nen, der momen­tan als ver­meintlich­er Pres­sev­ertreter für das For­mat: „Volks­bote“ aktiv ist und entsprechend gefärbte Artikel schreibt. Er wurde – gemäß Chat­pro­tokoll –sog­ar per­sön­lich von der Admin­is­tra­torin von „Das HAVELLAND ste­ht AUF“ eingeladen.

Ziel: „Erweck­ung des Havellandes“

Der ange­blich religiöse Hin­ter­grund der Ver­samm­lung spielte hinge­gen nur am Rande – beispiel­sweise beim Beten eines „Vaterun­sers“ durch Thomas Fuhl – eine Rolle. Bere­its im Telegram-Chat hat­te die Admin­is­tra­torin von „Das HAVELLAND ste­ht AUF“ jedoch erken­nen lassen, dass die Ver­anstal­tung eigentlich anderen Zweck­en diene, ins­beson­dere der Ver­net­zung und der Erweck­ung des Havel­lan­des. Dazu wurde auch die Flugschrift „Demokratis­ch­er Wider­stand“ verteilt, deren Autoren im ver­gan­genen Jahr die berüchtigten Berlin­er „Hygien­edemos“ ini­ti­iert hat­ten. Im Telegram-Chat von „Das HAVELLAND ste­ht AUF“ teilte die Admin­is­tra­torin darüber hin­aus auch Artikel des extrem recht­en Compact-Magazins.

Fotos: hier

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