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Die Rechtsextremen werden rechts überholt

Die Ini­tia­tive „Ja zu Bran­den­burg“ ist noch radikaler als die DVU – und tritt bei der Wahl an

(Tagesspiegel, Michael Mara, 4.9.04) Pots­dam – „Die Recht­sex­tremen wer­den bei der Land­tagswahl völlig
unter­schätzt“, warnt PDS-Lan­deschef Ralf Christof­fers. Er ist nicht der
einzige Poli­tik­er, der befürchtet, dass die recht­sex­treme DVU gegenüber
der Land­tagswahl 1999 zule­gen kön­nte. Damals bekam sie 5,28 Prozent und
zog mit fünf Abge­ord­neten in den Land­tag ein. Dies­mal kön­nte der DVU,
die im Land bere­its 100000 Plakate gek­lebt hat, der Frust über Hartz IV
zugute kom­men. „Geld spielt keine Rolle“, sagt Lan­deschef Sigmar-Peter
Schuldt, der eine zweite Plakatwelle, neue Flug­blät­ter und eine
Post­wurf­sendung ankündigt. 

Finanziert wird die Kam­pagne laut Ver­fas­sungss­chutz vom schw­er reichen
Münch­n­er Ver­leger der Nation­al-Zeitung Ger­hard Frey. „Er gibt das Geld“,
sagt Ver­fas­sungss­chutz-Chef Hein­er Wegesin. In aktuellen Umfra­gen liegt
die DVU unter fünf Prozent. Doch Mei­n­ungs­forsch­er beto­nen, dass sich
viele in Tele­fon­um­fra­gen nicht als Wäh­ler recht­sex­tremer Parteien outen
wür­den. Bei der Land­tagswahl in Sach­sen-Anhalt 1998 hat­ten die
Demoskopen sechs Prozent für die DVU voraus­ge­sagt, tat­säch­lich holte sie
aber 12,9 Prozent. Sollte die DVU tat­säch­lich deut­lich zule­gen, könnte
bei einem Wahlsieg der PDS sog­ar die absolute Mehrheit für die große
Koali­tion gefährdet sein. 

Allerd­ings gibt es noch eine zweite recht­sex­treme Grup­pierung, die in
den Land­tag will: „Ja zu Bran­den­burg“. Mario Schulz, der sie gründete,
ist für den Ver­fas­sungss­chutz ein alter Bekan­nter. Er war
NPD-Lan­desvor­sitzen­der. Laut Wegesin hat er sich von der NPD getrennt,
weil sie ihm „nicht mehr völkisch genug war“, nach­dem sie bei der
Europawahl einen Bosnier kan­di­dieren ließ. Mit Schulz ver­ließen vor
allem junge Neon­azis die NPD, die sei­ther in Bran­den­burg ges­pal­ten ist.
Hin­ter „Ja zu Bran­den­burg“ ste­ht laut Wegesin die „Bewe­gung Neue
Ord­nung“, die Schulz mit Gle­ich­gesin­nten nach dem Aus­tritt aus der NPD
gegrün­det hat. Sie sei „klar recht­sex­trem­istisch, ihr Pro­gramm geht auf
das der NSDAP von 1920 zurück“. Wegesin bil­ligt ihr allerd­ings „keine
große Reich­weite“ zu. 

Als nicht recht­sex­trem wird die Ini­tia­tive „50 Plus“ ange­se­hen, deren
Spitzenkan­di­dat der Berlin­er Ex-Repub­likan­er- Chef Wern­er Müller ist. Er
habe sich vor Jahren von den Repub­likan­ern getren­nt, sagt er selb­st. „50
Plus“ tritt gegen die etablierten Parteien an und hat einen
Wahlkampfe­tat von 120000 Euro, sicht­bar an ein­er mas­siv­en Plakatierung
im Land. Außer­dem schal­tet „50 Plus“ Anzeigen: „Die neue Mehrheit aus
dem Volk“. Die span­nende Frage ist, ob und wie viel Stim­men beide
Ini­tia­tiv­en der DVU abnehmen können.

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Eisenhüttenstadt: Protest gegen Abschiebepraxis

(MOZ, 4.9.04) Eisen­hüt­ten­stadt (MOZ) Ohne großen Zwis­chen­fälle ver­lief am Fre­ita­gnach­mit­tag die Protest-Tour der anti­ras­sis­tis­chen Ini­tia­tive gegen die Abschiebe­haft für Asyl­be­wer­ber in Eisen­hüt­ten­stadt. Etwa 150
Teil­nehmer des dre­itägi­gen Camps auf einem Pri­vat­grund­stück am Wei­de­hof bracht­en zunächst an der Zen­tralen Anlauf­stelle für Asyl­be­wer­ber (ZAST) in der Post­straße eine Gedenk­tafel an und zogen nach Gesprächen mit
Asyl­be­wer­bern aus der Ein­rich­tung weit­er durch die Innen­stadt zum
Rathaus. Bis zum späten Nach­mit­tag gab es unter Polizeis­chutz mehrere
Zwis­chenkundge­bun­gen. Eisen­hüt­ten­stadt war let­zte Sta­tion der
bun­desweit­en Anti-Lager-Tour, die sich vor allem gegen
Abschiebe­haf­tanstal­ten richtet. 

Immer wieder sprechen die Organ­isatoren der Anti-Lager-Tour von massiver
Verun­sicherung. Mal ist es die Polizei, deren ver­hält­nis­mäßige Präsenz
in Eisen­hüt­ten­stadt zwar als deut­lich angenehmer emp­fun­den wird als
beispiel­sweise in Parchim, wo stets ein Helikopter über den
Demon­stran­ten kreiste, mal ist es die öffentliche Diskus­sion im Vorfeld,
die die vielle­icht 200 Teil­nehmer des anti­ras­sis­tis­chen Camps sog­ar in
die Nähe von Nazis gerückt haben soll. 

In Eisen­hüt­ten­stadt vor der Zen­tralen Anlauf­stelle für Asylbewerber
(ZAST) in der Post­straße geht es am Fre­ita­gnach­mit­tag friedlich zu. Auch
wenn wiederum “mas­sive Verun­sicherung” über­haupt die Ursache der
Protes­tak­tion vor der ZAST ist. 650 Asyl­be­wer­ber kön­nten in der ZAST
unterge­bracht wer­den, 108 Plätze hat die Abschiebe­haft auf gleichem
Gelände. Aus­ge­lastet sind bei­de Ein­rich­tun­gen bei weit­em nicht. “Allein
dieses räum­liche Nebeneinan­der ist zynisch, es löst bei
Erstantrag­stel­lerIn­nen regelmäßig mas­sive Verun­sicherung aus”, heißt es
in einem Extra-Blatt zur bun­desweit­en Anti-Lager-Tour. Das
Antifolterkomi­tee des Europarats, so heißt es darin weit­er, hat bereits
im Jahr 2000 ins­beson­dere zwei Ruhig­stel­lungsräume im dortigen
Abschiebege­fäng­nis mas­siv kri­tisiert. “So wurde z.B. eine Per­son 29
Stun­den unun­ter­brochen fix­iert. Fix­ierun­gen erfol­gen bis heute, es
wur­den lediglich ger­ingfügige Verän­derun­gen vorgenom­men”, schreiben die
Organ­isatoren der Tour, die deshalb Eisen­hüt­ten­stadt als Endstation
ihrer Protes­tak­tion auser­wählt haben.

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Teltow: Ehrendenkmal beschmiert

(MAZ, 4.9.04) Wegen Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organisationen
ermit­telt die Polizei, nach­dem in der Nacht zu Don­ner­stag u.a. ein Ehren­denkmal auf einem Tel­tow­er Fried­hof beschmiert wurde. Der Ver­wal­ter des Fried­hofes im Wein­bergsweg hat die Schmier­ereien am Don­ner­stag gegen 7 Uhr bemerkt und die Polizei ver­ständigt. Die Täter hat­ten das Ehren­denkmal, Gedenk­tafeln, eine Stele und Abfall­con­tain­er mit
Hak­enkreuzen in schwarz­er Farbe beschmiert. Die Schaden­shöhe ist bish­er unbekannt.

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Lübben: Gewalt angedroht

(Lausitzer Rund­schau, 4.9.04) Ein Din‑A 4‑Blatt mit einem Hak­enkreuz und ein­er Gewalt­dro­hung gegen eine Per­son wurde gestern an einem Papierko­rb im Lübben­er Hain von einer
Frau ent­deckt. Sie ver­ständigte die Polizei. Die hat die Ermit­tlun­gen aufgenommen.

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Ei-Wurf auf Kanzler wird wohl nicht geahndet

(Frank­furter Rund­schau, 4.9.04) Neu­rup­pin 3. Sep­tem­ber dpa Der Ei-Wurf auf Bun­deskan­zler Gerhard
Schröder (SPD) im bran­den­bur­gis­chen Wit­ten­berge bleibt ver­mut­lich ohne
strafrechtliche Fol­gen. Der Kan­zler habe bish­er keinen Strafantrag
gestellt, sagte eine Sprecherin der Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin am
Fre­itag. Das Ermit­tlungsver­fahren werde voraus­sichtlich eingestellt. 

Eine Frau hat­te Schröder bei ein­er Demon­stra­tion am 24. August in der
Stadt mit einem Ei bewor­fen, ihn aber ver­fehlt. Daraufhin war
vor­sor­glich wegen Ver­dachts der Belei­di­gung ermit­telt worden.

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Keine Videos vom Postplatz

(MAZ, 3.9.04) HENNIGSDORF Auch in sein­er abgeschwächt­en Form ist der Antrag der
CDU-Frak­tion, den Hen­nigs­dor­fer Bahn­hofsvor­platz mit Videokameras
überwachen zu lassen, von nahezu allen anderen Stadtverordneten
abgelehnt wor­den. Lediglich ein Teil der Bürg­er­bünd­nis-Frak­tion schloss
sich den CDU-Forderun­gen an. CDU-Frak­tion­schef Rain­er Olesch hat­te diese
zuvor bere­its zurück­geschraubt. Nach Abschluss des landesweiten
Mod­el­lver­suchs 2005 solle das The­ma noch ein­mal auf die Tagesordnung
kom­men, hieß es nur noch. Doch auch darauf woll­ten sich SPD, PDSFDP
und Grüne nicht ein­lassen. Denn zuvor hat­te der Oranienburger
Polizei-Schutzbere­ich­sleit­er Michael Scharf unmissverständlich
klargestellt: “Der Post­platz gehört nicht zu den Bren­npunk­ten des
Krim­i­nal­itäts­geschehens.” Und nur solche Bere­iche sind in den
Video-Mod­el­lver­such des Innen­min­is­teri­ums ein­be­zo­gen. Es bet­rifft die
Bahn­hofsvor­plätze von Pots­dam, Erkn­er und Bernau sowie den Platz vor
ein­er Großraumdisko in Rathenow. Die Krim­i­nal­itätssta­tis­tik zeige für
den Post­platz rück­läu­fige Zahlen, so Scharf. Dort ereigneten sich 273
angezeigte Straftat­en im Jahr 2001, im Fol­ge­jahr waren es 230, 2003 noch
189 und im ersten Hal­b­jahr 2004 genau 83. Davon sind 31 Raddiebstähle,
16 Ladendieb­stäh­le, fünf Sachbeschädi­gun­gen sowie neun Fälle von Raub
bzw. Kör­per­ver­let­zung erfasst. Ins­ge­samt ereigneten sich in Oranienburg
dop­pelt so viele Delik­te wie in Hennigsdorf. 

Den­noch soll die Polizeipräsenz in Hen­nigs­dorf erhöht wer­den. Scharf:
“Die Bürg­er wollen nicht mehr Tech­nik, son­dern Polizis­ten, mit denen sie
reden können.”

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Streit um ein T‑Shirt

Lutz Boedes Lieblings-T-Shirt hat die Auf­schrift “Feld­jäger- Jäger”. Dies ver­an­lasste CDU-Frak­tion­schef Götz Friederich, die Stadt­präsi­dentin Bir­git Müller in aller Form aufzu­fordern, etwas gegen die Verunglimp­fung der Bun­deswehrein­heit zu unternehmen. Es gehe nicht an, dass Bürg­er in Uni­form aus der Stadtverord­neten­ver­samm­lung her­aus diskred­i­tiert würden.
Er füh­le sich per­sön­lich ange­grif­f­en. Frau Müller sah sich außer Stande: Wehr­di­en­stver­weiger­er Lutz Boede (Die Andere) habe keine Jacke zum drüberziehen dabei. Andere Maß­nah­men könne sie nicht ergreifen.

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Gewalttäter in Berlin verhaftet

Berlin/Frankfurt (Oder) — Zielfah­n­der des Lan­deskrim­i­nalamtes Brandenburg
haben gestern in ein­er Sparkasse in Berlin-Trep­tow den Gewalt­täter Ronny
B. (28) aus Frank­furt (Oder) festgenom­men, nach dem bun­desweit gefahndet
wurde. Er soll Anfang Juni maßge­blich daran beteiligt gewe­sen sein, einen
23-Jähri­gen in Frank­furt von der Straße in eine Woh­nung zu verschleppen
und dort stun­den­lang zu foltern. Eine Not­op­er­a­tion ret­tete dem Opfer das
Leben.

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Zielfahnder fassten mutmaßlichen Folterer

(Berlin­er Zeitung, 3.9.04) FRANKFURT (ODER). Drei Monate nach der Folterung eines 23-jähri­gen Mannes in Frank­furt (Oder) ist der mut­maßliche Haupt­täter in Berlin
gefasst wor­den. Zielfah­n­der des bran­den­bur­gis­chen Lan­deskrim­i­nalamtes (LKA) nah­men den 28-jähri­gen Ron­ny B. am Mittwoch im Vor­raum ein­er Sparkassen­fil­iale fest. Ron­ny B. soll zusam­men mit mit vier weit­eren Tatverdächti­gen — zwei Män­ner und zwei Frauen — am 5. Juni den 23-jähri­gen Gun­nar S. in eine Woh­nung ver­schleppt und dort stundenlang
gefoltert und miss­braucht haben. Das Opfer hat­te dabei schw­er­ste Dar­mver­let­zun­gen erlit­ten und nur dank ein­er Not­op­er­a­tion über­lebt. Die mut-maßlichen Mit­täter von Ron­ny B. waren kurz nach der Tat gefasst wor­den und sitzen seit­dem in Unter­suchung­shaft. (BLZ)

Zielfah­n­der in Berlin erfolgreich

Mut­maßlich­er Gewalt­täter verhaftet

(MAZ, 3.9.04) FRANKFURT (ODER) Drei Monate nach der Folterung eines Mannes in
Frank­furt (Oder) ist der mut­maßliche Haupt­täter gefasst. Der 28-jährige
Ron­ny B. war nach Mit­teilung der Staat­san­waltschaft von Zielfah­n­dern des
bran­den­bur­gis­chen Lan­deskrim­i­nalamtes (LKA) am Mittwoch in einer
Berlin­er Sparkassen­fil­iale festgenom­men worden. 

Vier der mut­maßlichen Mit­täter, die der recht­en Szene ange­hören sollen,
sitzen bere­its seit Juni wegen des Vor­wurfs der Kör­per­ver­let­zung und
Verge­wal­ti­gung in U‑Haft. Nach B. war sei­ther bun­desweit gefah­n­det worden. 

Die drei Män­ner und zwei Frauen wer­den beschuldigt, den 23-jährigen
Gun­nar S. am 5. Juni auf offen­er Straße ent­führt und in ein­er Wohnung
stun­den­lang aufs schlimm­ste mis­shan­delt zu haben. Dabei soll er auch
verge­waltigt wor­den sein. Das Opfer war mit Rip­pen­brüchen, Verbrennungen
und einem Dar­m­durch­bruch in ein Kranken­haus ein­geliefert wor­den. Nur
durch eine Not­op­er­a­tion kon­nten die Ärzte sein Leben retten. 

Die Zielfah­n­der hat­ten Ron­ny B. in der Woh­nung eines Bekan­nten in der
Berlin­er Onck­en­straße aus­gemacht und daraufhin ver­fol­gt. Zuvor soll der
Mann mehrfach die Ver­stecke gewech­selt haben und zwis­chen Frankfurt
(Oder) und Berlin gepen­delt sein. Gegen B. wurde inzwis­chen Haftantrag
gestellt.

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Nicht mauern, Schily

AktivistIn­nen der Anti-Lager-Tour absolvierten gestern einen Protest­marathon: von Kuners­dorf zur SPD-Zentrale

(TAZ, 2.9.04) Da stand sie wieder, die Berlin­er Mauer. Und zwar zwei Tage lang auf dem
Alexan­der­platz. Aufgestellt wurde sie von Aktivis­ten, die sich “Insti­tut
für Nomadolo­gie” nen­nen. “Nie­mand hat die Absicht, eine Fes­tung Europa zu
erricht­en”, ste­ht auf dem grauen Bauw­erk aus Holz und Sty­ro­por — eine
Anspielung auf das Zitat von Wal­ter Ulbricht, der im Früh­jahr 1961
bestritt, eine Mauer quer durch Berlin ziehen zu wollen. Vor 15 Jahren
hät­ten die Deutschen die neue Bewe­gungs­frei­heit enthu­si­astisch begrüßt,
sagte eine Ini­tia­torin dieser Aktion. Nun seien es Schi­ly und die
Bun­desregierung, die den Mauer­bau forcierten, und zwar an den
EU-Außengrenzen. 

Für Flüchtlinge und ihre Unter­stützer ging gestern ein langer Protesttag
zu Ende. Bere­its am frühen Mor­gen standen Teil­nehmer der “Anti-Lager-Tour
— gegen Abschiebung und Aus­gren­zung” vor den Toren des Flüchtlingsheims
Kuners­dorf in Bran­den­burg, um mit einem “Protest­früh­stück” gegen das
Chip­karten­sys­tem zu demon­stri­eren. Flüchtlinge im Landkreis
Märkisch-Oder­land bekom­men seit einiger Zeit kein Bargeld mehr ausgezahlt,
son­dern erhal­ten eine Chip­karte, mit der aber Anwalt­srech­nun­gen oder auch
Arzneimit­tel nicht bezahlt wer­den kön­nen (die taz berichtete). Trotz
Genehmi­gung der Ver­samm­lungs­be­hörde durfte die Aktion vor dem Heim nicht
stat­tfind­en. Die Polizei hat­te das Gelände weiträu­mig abgesperrt.
Daraufhin zogen die Demon­stran­ten in die nahe gele­gene Stadt Seelow und
protestierten vor dem Sozialamt weiter. 

Bei der Demo am späten Nach­mit­tag auf dem Alexan­der­platz kam es dann zu
Rangeleien, weil Polizis­ten einen Bus mit Flüchtlin­gen kontrollierten.
“Wir wollen nicht wie Krim­inelle behan­delt wer­den”, empörte sich Antoine
Fot­so vom Flüchtling­sheim Kuners­dorf. Eini­gen Flüchtlin­gen dro­hen nun
Anzeigen wegen Ver­stoßes gegen die Res­i­den­zpflicht, weil sie uner­laubt den
ihnen zugeteil­ten Land­kreis ver­lassen haben. Erst als die Hälfte der rund
600 Demoteil­nehmer den Flüchtlin­gen zu Hil­fe eilte, gaben die Polizisten
nach und ließen den Zug zur SPD-Zen­trale ziehen. 

Polizei hat­te im Lan­drat­samt Hausrecht

(MOZ, 2.9.04) Seelow/Kunersdorf (MOZ) Aus­nah­mezu­s­tand gestern in der Kreis­stadt: Seit 7
Uhr war das Zen­trum im Bere­ich zwis­chen dem Lan­drat­samt und der
Polizei­wache in der Hand der Polizei. Eine Hun­dertschaft der
Bere­itschaft­spolizei stand grüp­pchen­weise an den Zufahrtsstraßen. Eine
Hun­de­streife umrun­dete das Are­al. Fünf Beamte standen am Ein­gang zur
Kreisver­wal­tung, weit­ere fünf hat­ten hin­ter der Tür an einem Tisch Platz
genom­men. Die Polizei spielte Ein­lass. Jedoch nur für die Asylbewerber,
für die gestern Zahlt­ag war. 

Die ank­om­menden Aus­län­der wur­den nur einzeln ins Lan­drat­samt eingelassen.
An dem Tisch wur­den die Ausweise kon­trol­liert. Den Beamten lag eine Liste
mit den Namen der Bezugs­berechtigten vor. Nur, wer darauf stand, durfte
zum Sozialamt hin­auf gehen, um seine Chip­karte aufladen zu lassen. 

“Wir haben der Polizei das Haus­recht über­tra­gen”, begrün­dete Jürgen
Krüger, der Press­esprech­er des Lan­drates, auf Nach­frage die Aktivitäten
der Polizei im Haus. 

Eine Wieder­hol­ung des Geschehens von vor vier Wochen, als Asyl­be­wer­ber im
Protest gegen das Chip­karten­sys­tem stun­den­lang das Foy­er des Landratsamtes
block­iert hat­ten (Oder­land-Echo berichtete), sollte ver­mieden werden. 

Das Großaufge­bot an Polizei galt jedoch nicht vor­wiegend den
Asyl­be­wer­bern. Son­dern ein­er Ver­samm­lung, die erst einen Tag zuvor
angemeldet wor­den war. Und zwar für Kuners­dorf und Seelow. Auf ihrer
“Anti-Lager action Tour” wollte die Anti­ras­sis­tis­che Ini­tia­tive Berlin im
Kuners­dor­fer Asyl­be­wer­ber­heim und im Lan­drat­samt Sta­tion machen. 

“Wir haben bei­de Ver­samm­lun­gen nur mit der Auflage ges­tat­tet, dass weder
das Heimgelände noch das Lan­drat­samt betreten wer­den”, erk­lärte Thomas
Wilde, der Press­esprech­er des Polizei-Schutzbere­ich­es. Das Großaufgebot
von ins­ge­samt rund 250 Polizis­ten begrün­dete er damit, dass die
“Berufs-Demon­stran­ten” bei vorheri­gen Aktio­nen “aggres­siv und gewaltsam”
vorge­gan­gen seien und sog­ar Polizis­ten ange­grif­f­en hätten. 

Das sollte in Märkisch-Oder­land ver­hin­dert wer­den. Gegen Mit­tag trafen
rund 50 Demon­stran­ten, aus Kuners­dorf kom­mend, per Bus in Seelow ein. Mit
Trans­par­enten, Trom­mel­wirbel und Sprüchen wie “Bargeld für alle. Chipcard
ist ille­gal” bracht­en sie sowie einige Asyl­be­wer­ber ihre Forderun­gen zum
Ausdruck. 

Die Polizei nahm gestern vier Asyl­be­wer­ber fest: Drei wur­den per
Haft­be­fehl gesucht, ein Afrikan­er provozierte die Polizis­ten in Kunersdorf
mit dem Hitlergruß. 

Stadt befürchtet Ausschreitungen

(MOZ, 2.9.04) Eisen­hüt­ten­stadt (ndt/MOZ) Aufrufe im Inter­net zur “Ran­dalieren und
Action” haben die Stadt nach Aus­sagen ihres Press­esprech­ers Torsten
Gottschlag dazu bewogen, den Ver­anstal­tern des Camps der “Anti-Lager-Tour”
keine kom­mu­nalen Flächen und Gebäude zur Ver­fü­gung zu stellen. Die bis zu
300 Camp-teil­nehmer wer­den nun von heute bis Son­ntag ihre Zelte auf einem
Pri­vat­grund­stück am Wei­de­hof auf­schla­gen. Ziel der bun­desweit­en Tour ist
der Protest gegen Abschiebe­haf­tanstal­ten für Asylbewerber.

Inforiot